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.: Louis :.
Schnaufend versuche ich zu ignorieren, dass jemand - bereits zum gefühlt hunderten Male - versucht, meine Decke wegzuziehen, seufze dann zufrieden auf, als ich sie wieder über meinen eisigen Oberschenkel gezogen bekomme. Eine große, wohlig warme Hand schiebt sich kurz darauf über die kühle Haut, leise summt diese samtig tiefe Stimme, welche ich so liebe, ein leises „oooh, kaltes Baby..." in mein Ohr, was ich bloß mit einem zustimmenden Brummen bestätigen kann. Wie von Zauberhand heben sich meine Mundwinkel in die Höhe, als sein wärmender Körper sich so perfekt um meinen schmiegt, als sei er dazu geschaffen, genau mich für immer zu halten. Zärtlich streiche ich über die Hand auf meiner Brust, spüre sanfte Lippen, die meinen Nacken liebkosen, bis wir beide noch einmal wegdösen.
Erst als uns die Sonne sanft das Näschen kitzelt, um uns sachte zu wecken, höre ich Harry sich hinter mir ausgiebig strecken, bevor er sich einmal hin und her zu drehen scheint. „Babe... hey, Love" flüstert er und drückt vorsichtig meine Schulter etwas. „Hmn?" Ich öffne nur langsam ein Auge, um ihn ansehen zu können. „Hast du mitbekommen, das Luke zurück in sein Bett ist?" Ich richte mich ächzend auf, räuspere mich leise und sehe mich um. „Nein, als ich zuletzt die Augen offen hatte, so vor..." Ich hebe meine Applewatch aufgrund der nicht vorhandenen Brille oder Linsen so dicht vor mein Gesicht, dass Harry neben mir frech kichert, „...vor ca. 2 Stunden war er noch hier." murmle ich in Erinnerung an einen kleinen Ellenbogen in meinen Rippen.
Noch ein wenig mehr richte ich mich auf, rufe „Luki?" durch die Wohnung, woraufhin wir ein leises „Mist!" vernehmen. Ein wenig besorgt wandern meine Augen herüber zu Harry, der ähnlich irritiert drein schaut. „Ihr dürft noch nicht wach sein, schlaft weiter!" brüllt er zurück, ich höre Geschirr klappern, weshalb mich Harry mit offenem Mund ansieht. „Er macht doch nicht etwa gerade Frühstück für uns, oder?" flüstert er sprachlos und blinzelt mich an. Ich zucke mit den Schultern, ziehe ihn zurück in die Kissen und drücke meine Lippen auf seine, was ihn etwas erschrocken glucksen lässt. „Was tust du?" kichert er. „Du hast ihn doch gehört, wir sollen weiterschlafen." grinse ich und lasse meine Hand unter seinem Shirt über seinen Rücken gleiten.
Er seufzt genießerisch, lässt sich auf mich fallen und kichert in meine Halsbeuge, als ich seinen Kopf knutsche. Auch ich schließe nach ein paar tiefen Atemzügen die Augen, genieße, wie er, im gleichen Rhythmus wie ich seinen Rücken auf und ab streiche, seine Finger über meiner Brust gleiten lässt und brumme „...bin so froh, mit Euch beiden hier zu sein. Auch wenn es so kurz ist, fühlt es sich an, wie Urlaub. Ich komme wirklich runter und habe nicht einmal an die Arbeit gedacht, seit wir hier sind." Tief atmet er meinen Duft ein, deutlich kann ich seinen Brustkorb sich auf und ab bewegen sehen, bevor er einen zustimmenden Laut von sich gibt. „Es freut mich, dass mein Gefühl mich nicht trübt, ich hatte auch den Eindruck, das du gestern schon wirklich abschalten konntest."
Einen Kuss auf meine Schulter drückend kuschelt er sich noch etwas mehr an mich, woraufhin ich einige Minuten lang einfach bloß seine Wärme, das leichte Hauchen seines ruhigen Atems und unsere gegenseitigen Streicheleinheiten genieße.
Erst, als ich langsame, aber etwas patschende Füßchen auf dem Boden im Flur vernehme, gefolgt von leisem Geschirrgeklappere und dem dezenten Quietschen der Tür, hebe ich langsam etwas den Kopf. „Guten Moooooooorgen!" höre ich ihn strahlend brabbeln, das Tablett in seinen Händen balancierend, als er kurz darauf langsam und mit Zungenspitze im Mundwinkel auf die Tassen schielend zu uns herüber getapst kommt. Auch Harry hat sich aufgesetzt und zu ihm umgedreht, hält sich beim Anblick meines Sohnes, der mit größter Konzentration das Frühstück auf der Matratze abstellt, die Hand vor den geöffneten Mund. „Guten Morgen, du kleiner Meisterkoch! Du bist ja süß, dankeschööööön!"
Deutlich sehe ich, wie die Augen meines Liebsten feucht werden, ich nehme ihn von hinten in den Arm und bedanke mich ebenfalls mit je einem Küsschen auf den Kopf und den Mundwinkel bei meinem kleinen Schatz, der mit schüchternem Lächeln und roten Bäckchen zu uns ins Bett krabbelt.
„Womit haben wir denn so einen tollen Service verdient, hmn?" fragt Harry ihn, während er schmunzelnd die Auswahl an ein wenig krumm und schief geschnittenen Äpfelchen in Joghurt, mit Schokocreme bestrichenen Brotscheiben und Herzwaffelecken plus Marmelade zum dippen betrachtet. Ich setze den, vielleicht ein wenig zuuuu süßen Kakao an und staune, dass dieser sogar warm ist.
„Na, das macht man so, wenn man wen lieb hat, oder nicht?" ein wenig unsicher blinzelt Luke mich an. Ich nicke zustimmend und streichle ihm sanft über den Rücken. „Wir haben dich auch lieb, mein Schatz, dankeschön! Das ist wirklich so lieb von dir." Er lächelt schüchtern. "Und außerdem..." er dreht sich, hibbelig mit dem angewinkelten Knie auf und ab wippend zu meinem Partner, "...habt Ihr gestern gesagt, dass Ihr Stress habt und dann hat Papa das früher für Mama auch immer gemacht und dann hat sich Mama immer ganz doll gefreut und das wollte ich für Euch auch."
"Oh du süße Maus..." Harry fällt ihm, mittlerweile nicht mehr gegen die feuchten Augen ankämpfend, um den Hals. Ich fange so gerade eben noch die Tasse auf, die Luke beim Klettern auf Harrys Schoß fast umtritt, werde dann plötzlich von letzterem im Nacken zu sich gezogen und bekomme einen dicken Knutscher auf die Wange. Luke, der nun Harrys einen Oberschenkel belagert, fällt nun selbst über seine Kreationen her und stimmt erfreut zu, den heutigen Tag erneut an den Strand zu gehen.
Das Wetter scheint uns wirklich wohlgesonnen zu sein, denn die Sonne am Himmel strahlt mit meinen beiden persönlichen Strahlemännchen um die Wette. Lachend lässt mein Sohn sich einfach in den Sand fallen, als er meinen Kampf gegen die Strandmuschel verfolgt, in den sich frecherweise die steife Meeresbrise einmischt. Stolz betrachte ich dann das Ergebnis meines Sieges gegen das aufsässige Strandutensil, lasse mich dann selbst, leider etwas zu euphorisch, auf die Strandliege fallen, die Harry soeben organisiert hat, sodass der mir viel zu vertraute, stechende Schmerz ein weiteres Mal durch mein Steißbein schießt.
Selbst Luke unterbricht schlagartig sein albernes Gekichere, als er mein, vermutlich schmerzlich verzogenes Gesicht sieht und kommt durch den unebenen Sand zu mir herüber gestapft. "Hast du Aua, Paps?" fragt er, verteilt ordentlich Sand auf meinem Knie, als er besorgt darüber streicht. "...'bisschen" presse ich hervor, denn ja, leider geht in dieser Sekunde, wie so oft, absolut nichts mehr und ich möchte am liebsten vor Schmerz aufschreien. Ich spüre, wie sich Harrys Hand auf meine Schulter legt, seine sanfte Stimme, welche mich fragt, ob er mir helfen könne, doch ich weiß, dass ich da nun einfach durch muss, also schüttle ich den Kopf, bedanke mich leise für sein Angebot.
Tief atme ich durch, bevor ich mich unter mir abstütze und mich überwinde, die 2 Sekunden Schmerz auszuhalten, um meine Hüfte in die Höhe zu recken, sodass diese daraufhin das leise, erlösende Knacken von sich gibt. Mit einem erleichterten Seufzen lasse ich mich zurück auf die Liege sinken, auf dessen Fußteil sich auch Harry seitlich sinken lässt und mir zärtlich über mein Schienbein streichelt. "Besser?" Ich nicke, atme ein weiteres Mal tief durch und blicke dann Luke an, der mich anblinzelt. Er sieht zu Harry herüber und wispert "Der Papa knackt." Beide beginnen wir zu lachen, worein auch mein Sohn mit einsteigt.
Während Luke sich selbstverständlich direkt in die, durch die hohen Temperaturen der letzten Wochen, fast angenehm temperierten Fluten des Ärmelkanals schmeißt, entscheiden sich Harry und ich vorerst für die entspannte Variante auf der Liege. Als Harry zu merken scheint, wie schwer es mir allein beim Lesen fällt, die Augen offen zu halten, legt er mir die Hand in den Nacken, massiert ihn sanft und flüstert "Ich hab' ein Auge auf ihn, schlaf ruhig noch ein bisschen - du hast von letzter Woche noch einiges aufzuholen..." Ich drehe mich zu ihm, genieße einige weitere Sekunden die intensive Nackenmassage seinerseits und brumme zustimmend. "Hmn, du hast Recht. Ich glaube, so schwer es mir fällt, muss ich mich doch damit abfinden, dass ich den Schlaf einfach brauche..." Er nickt mit wichtigem Blick, drückt seine Lippen für einige, kleine Küsschen auf meine und flüstert "Gönn dir die Ruhe, Babe. Ich wende dich ab und an, damit du gleichmäßig braun wirst."
Lachend stehle ich mir noch einen weiteren Kuss, bevor ich das Buch zur Seite lege und tatsächlich freiwillig die Augen schließe - und mich nicht mal mehr bewusst erinnern kann, aktiv die Lider gesenkt zu haben, bevor ich schon vor mich hin schlummere.
Nicht sicher, in welchem Universum und Jahrzehnt ich mich befinde, schrecke ich irgendwann komplett verpennt hoch, als mich ein kaltes, glitschiges Monster anzufallen scheint. Wenige Sekunden des meinen-Verstand-wieder-Findens später stellt sich heraus, dass es bloß mein kleines Wassermonster ist, dass seine aufgeweichten, eisigen Runzelfinger auf meinen Bauch gelegt hat, um mich zu wecken. "Kommst du miiiiiiiiit, Paps?" Leise räuspere ich mich, bereits eine plausible Ausrede suchend, so weh es mir auch tun mag, ihn zu enttäuschen.
Zumindest in den nächsten 10 Minuten ist es keine Option für mich, diese Liege zu verlassen und mich mit einem aufgedrehten, mit zu viel Schokocreme-gefüllten Kind ins Meer zu stürzen.
Zum Glück eilt mir allerdings bereits Harry zur Hilfe. "Lass deinen Pa erstmal wach werden, der schläft heute so viel, wie sonst nur Fredolino..." Lachend betitelt mich mein Sohn als 'alte Schlafmütze', was ich mit einem "Das bin ich und zwar mit Stolz!" kontere.
Denn ja, das bin ich wirklich. Es fällt mir sonst so wahnsinnig schwer, abzuschalten und wirklich die Ruhe zu genießen, die sich mir bietet. Doch zum Glück habe ich nun Harry, mit dem es mir deutlich leichter fällt, Aufgaben einfach mal Aufgaben sein zu lassen und loszulassen. Und sollte ich das doch mal vergessen, erinnert er mich immer wieder gern daran - oder lenkt mich geschickt ab, indem er einfach so im Vorbeigehen seine Hose verliert, wenn ich sonntags meinen Laptop auspacken will...
"Ich komme gleich, okay Spatz?" verspreche ich ihm, weshalb er natürlich dennoch ein Schmoll-Schüppchen aus seinen Lippen formt. "Aber alleine ist's so langweiliiiiiiig..." quengelt er, woraufhin ich das schwere Aufseufzen wirklich unterdrücken muss. Doch erneut ist es mein Lieblingsmensch, der sein Buch zur Seite legt, sich aufrichtet und einmal ausgiebig streckt, bevor er aufspringt. "Na komm, gib deinem Papa noch ein paar Minuten, wir fangen einfach schon mal an mit dem Spaß haben." Er nimmt meinen Sohn an die Hand und zieht ihn Richtung Wasser "Komm, wer zuletzt da ist, ist 'ne lahme Ente!" Ein Stück dreht sich Harry noch einmal zu mir um, lächelt mich liebevoll an und erwidert mein leises "Danke, Love..." mit einem "Immer, Baby."
Und wie ich diesen Mann heiraten werde. Und eventuell muss ich mich mittlerweile fast zusammenreißen, ihm nicht ins Gesicht zu schreien, dass ich das tun werde - ob er nun will oder nicht.
Aber ganz vielleicht will er das ja auch...?
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»1809«
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