» five «
.: Harry :.
Glücklich giggelnd sehe ich Louis, der ebenfalls grinsend im Bad verschwindet, hinterher, bevor er mich zurück aufs Bett plumpsen lasse. Einige Minuten lang genieße ich einfach bloß dieses verknallte Gefühl, das ich so lang nicht spüren durfte, lasse es mich bis in jede Faser durchfluten, bis ich mich wieder aufrapple, die sandige Hose von meinen Beinen streife und das Leinenhemd um meinen Oberkörper gegen mein Schlafshirt eintausche.
Ich kuschle mich unter die Decke, drücke meine Nase kurz hinein, als ich realisiere, wie gut und wundervoll blumig sie riecht. Es sind diese Kleinigkeiten, die für mich eine Unterkunft perfekt machen.
Einen Moment scrolle ich durch mein Handy, ignoriere gekonnt die zweistellige Zahl, welche an der Mails-App bappt. Ganz sicher liegt diese an meinem geschäftlichen Mail-Konto, das ebenfalls dort hinter hängt und ich habe mir geschworen, die gesamte Zeit hier definitiv an alles zu denken, aber nicht an die Arbeit.
Überrascht, dass Louis so schnell mit Duschen fertig zu sein scheint, hebe ich den Kopf, als ich das leise Quietschen einer sich öffnende Tür vernehme. Anders als vermutet ist es allerdings die Tür zum Flur, anstatt die, welche in unser privates Bad führt. Ich lehne mich etwas über die Bettkante hinaus, da ich niemanden im Türrahmen entdecke, flüstere leise "Luke?", als sich nichts weiter tut. Nur ganz zaghaft schiebt sich die alte Holztür ein wenig weiter auf, sodass ich die verwuschelte Flusenbirne Louis' Sohns entdecke.
"Hey, Cutiepie..." Sanft lächle ich ihn an, doch er beißt sich unsicher auf die Lippe. "Alles okay? Komm ruhig rein." sag ich daher und strecke meine Hand nach ihm aus. "W-Wirklich, oder-... also, ist das o-okay, ich will nicht-..." Schnell nicke ich und setzte mich auf, lege das Handy beiseite und klopfe neben mich auf die Matratze. Vorsichtig tapst er mit seinen nackten Füßen über den weichen Teppich zu mir rüber, fummelt dabei am Saum seines Schlafanzugoberteils herum. Besorgt streiche ich ihm durch die Haare, bin mir mittlerweile sicher, das die Antwort auf meine 'Alles okay'-Frage nicht bejaht würde.
"Kannst du nicht schlafen?" frage ich daher vorsichtig, da ich ebenfalls nicht das Gefühl habe, dass er sofort mit der Sprache rausrücken mag. Anstatt allerdings auf meine Frage einzugehen, flüstert er "Wo ist Papa?" Die Augen, die mich anblinzeln, sehen so wahnsinnig erschöpft aus, also muss ihn irgendetwas beschäftigen, das sie trotz der Müdigkeit offen hält.
"Papa ist noch kurz im Bad, möchtest du auf ihn warten?" Er nickt bloß schüchtern, bevor er meinem erneuten Klopfen aufs Bett folgt und langsam hinaufklettert. Verzweifelt suche ich nach einem Thema, um die Stille zu überbrücken, entscheide mich dazu, ihn auf die unterschiedlichen Dinos auf seiner Hose anzusprechen. "Weißt du, was das für einer ist?" Ich zeige auf einen der kleinen Tierchen, weshalb er etwas abwesend "Hmn?" brummt und zu mir aufsieht. Ich tippe auf den Dino meiner Wahl und ergänze "Der da mit dem langen Hals, weißt du was das genau für ein Dino ist?" Er schüttelt träge den Kopf. "Keine Ahnung, aber sieht aus wie ein Bruno." Perplex starre ich ihn an, als ich verarbeite, was er da gesagt hat. "Wie ein... ein Bruno?" hake ich nach. "Ja. Sieht aus, als würde er Bruno heißen."
Über diesen kindlichen, unfassbar niedlichen Gedankengang schmunzelnd stimme ich ihm zu, will ihn gerade fragen, wie wohl der T-Rex daneben heißt, als er etwas vor sich hin nuschelt. "Hat Papa mich noch lieb?" Ich halte in meiner Bewegung, eines der Urzeit-Reptilien auf seinem Knie anzutippen, inne, mein Puls schnellt in die Höhe und ich richte mich instinktiv noch etwas mehr auf, um in sein Gesicht sehen zu können. "Ob dein-... Oh Spatz, dein Vater liebt niemanden so sehr wie dich, glaub mir."
"Meinst du?" Die Unsicherheit in seiner Stimme bricht mir das Herz. "Absolut, ich war nie zuvor so sicher, versprochen." Er ringt sich ein Mini-Lächeln ab, bevor er erneut am Saum seines Shirts zieht. "Wie kommst du denn darauf, dass er dich nicht mehr lieb haben könnte?" traue ich mich, nachzubohren. Er druckst einen Moment herum, weshalb ich ihm liebevoll über den Rücken streichle.
„Na weil, also... Mama hat ja Phil und... und Papa hat jetzt dich und ich... naja, weil, braucht er mich dann überhaupt noch?" Sofort kommen mir die Tränen, ich streiche ihm durch die Haare und flüstere „Oh Love, natürlich! Das eine hat doch mit dem anderen nichts zu tun, du wirst für deinen Papa immer der wichtigste Mensch auf Erden bleiben, hörst du? Die Liebe, die er mir schenkt, hat er sich extra zusammen gekratzt, an die Liebe für dich geht er nicht dran, das verspreche ich dir."
Leise höre ich ihn wieder „Bist du sicher?" fragen. „Ich war mir nie so sicher, versprochen!" versichere ich ihm erneut mit der Hand auf der Brust. „Aber... reicht dir das denn? Also, ich will nicht, dass du dann traurig bist, weil du... ich teile auch mit dir..." Ohne es verhindern zu können, schiebt sich meine Unterlippe hervor und ich gebe ein entzücktes Seufzen von mir. „Dein Papa hat mehr als genug Liebe für uns beide, glaub mir. Ich bin nicht traurig, ganz im Gegenteil. Dein Papa macht mich ganz doll glücklich, weißt du?" Ein glückliches Milchzähnchen-Lächeln schiebt sich auf die Lippen des Jungen vor mir, bevor er wie selbstverständlich unter meine Decke krabbelt und es sich in meinem Kissen gemütlich macht.
„Und wenn Papa mal doof zu dir ist, dann sag mir Bescheid. Dann hab ich dich einfach doppelt lieb." Ich kichere leise. „Doppelt sogar? Wooooow!" Er nickt eifrig, als er die Decke mit seinen Füßen zu seiner Zufriedenheit zurecht trampelt. „Ja, weil normal lieb hab ich dich ja schon, deshalb doppelt."
Mir egal, ob es richtig oder falsch ist, schon ein solche Bindung zuzulassen, obwohl das mit Louis und mir noch so frisch ist. Dieses Kind weckt Gefühle in mir, von denen ich dachte, mich als schwuler Mann schon lang hätte verabschieden zu müssen. Und ich habe entschieden, das einfach zu genießen, anstatt es zu zerdenken.
Also kuschle ich mich zu ihm in die Laken, lasse mehr als bereitwillig zu, dass er sich gegen meine Brust muckelt und flüstere ein leises „Ich hab dich auch lieb, Luke." Mit einem leisen Schnauben fallen ihm die Äuglein zu. "Wolltest Du nicht unbedingt warten, bis Papa vom Duschen zurück kommt?" necke ich ihn, doch er murmelt verschlafen "...hmn, ich warte mit zu'n Augen." Ich kichere leise. "Ok, ich passe so lange auf, damit Du ihn nicht aus versehen verpasst, hmn?" Lediglich mit einem unverständlichen Grummeln und leicht knittrigen Augenbrauen beteuert er "...'ch pass auch auf, ich schlafe nicht, Harreeeeh..."
Selbstverständlich dauert es keine weitere Minute, bis ich Mister "Ich schlafe nicht, Harreeeeh" leise schnarchen höre, doch als er seinen Arm um meine Taille legt, seine Finger sich um den Stoff meines Shirts wickeln, ziehe ich ihn noch ein wenig dichter zu mir und drücke meine Lippen für einen Moment auf seine weichen Haare, die in Ihrer Wuscheligkeit deren seines Vaters in keinster Weise nachstehen.
„Träum süß, mein kleiner Lieblings-Dino."
.::.
»1148«
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro