
|Ein Stock und Donnergrollen|
1850 Wald zwischen Dacia und Ungarn
Ich hörte ein Geräusch und sah auf. Es war Nina, sie kam vorsichtig zu mir, mich in Augenschein nehmend, doch nicht ängstlich. Mit zwei Schritten war sie bei mir, ihre Nase in meinem Fell vergraben. Ich zuckte zusammen und stellte die Ohren auf. Schließlich umarmte mich Nina, ihre Arme lagen um meinem Hals. Mir gefiel dies nicht, egal ob sie es freundlich meinte oder nicht, denn so konnte sie mir als Neugeborene leicht das Genick brechen. Ich schob sie mit der Nase ein Stück von mir weg, als Warnung und sie sah mich an. Sie beschloss, mich nun aufzuheitern wollen, in dem sie blitzschnell schnell einen Ast, dick wie ihr Arm, vom Baum neben mir abbrach und vor meine Nase hin und her schwang. Ich sah sie verwirrt an, ehe sie das Stück Holz in den Wald schleuderte, ein paar Raben flogen panisch auf.
Ich verstand, was sie von mir wollte. Ich sollte den Stock holen, wie ein dressierter Hund. Sie sah sie etwas beleidigt an, ich war doch kein Haustier. Doch weil ich sie nicht kränken wollte, erhob ich mich langsam, trottete in den Wald, packte den Ast mit den Zähnen und brachte ihn ihr wieder. Sie schien sich zu freuen. Schon warf sie ihn wieder, diesmal weiter, sie wollte mich auf den Arm nehmen oder? Schnell wie der Wind und weil ich wollte, das sie endlich zufrieden war, jagte ich dem Stück Holz nach und brachte es ihr. Ich merkte gar nicht, wie ich kurz vergaß, mir über alles Gedanken zu machen, was nun wegen den Dorfkindern passieren kann, stattdessen wollte ich einfach nur diesen blöden Ast dem Neugeborenen Mädchen bringen. Ich wette, das mich der goldäugige Vampir beobachtete und sich rot lachte, da ich wir ein Hündchen zum gefühlt zehnten Mal den Ast Nina vor die Füße legte. Sie klatschte in die Hände und sagte etwas auf ihrer Sprache, ich legte den Kopf schief und versuchte sie zu verstehen. Ich glaube, sie wollte mich loben, weil ich ihr brav den Stock gebracht habe, sie fragte mich immer wieder was, es war stets das gleiche und sie erwartete auch keine Antwort. Die Kommunikation zwischen uns würde noch lange dauern.
Es war nun wirklich spät, irgendwo rief jemand fern ab meinen Namen. Ich zuckte zusammen, verabschiedete mich von Nina, in dem ich ihr spaßeshalber über das Gesicht leckte wie ein Hund und meine Tasche mit den Zähnen aufgriff. Die Wechselsachen hatte ich ja für den Notfall immer dabei, so trottete ich ein Stück, zog mich um und ging den Pfad entlang. Ich erkannte die Stimme, es war Laventes. Ich dachte daran, das es vielleicht nun unsere letzten Stunden zusammen waren und der Gedanke daran zerriss mir das Herz.
Als ich auf dem Hof ankam, fiel mit der Junge erleichtert um den Hals. Es war früher Morgen, doch es schien keine Sonne. "Gott sei dank, es gibt ein schweres Gewitter und du geisterst durch die Wälder, komm schnell rein", er nahm meine Hand und zog mich ins Innere des Gemäuers, die ersten Tropfen fielen schon auf die Erde. Ich setzte mich hin und legte den Kopf schief. Niemand sagte was, haben die Dorfkinder mich noch nicht angeschwärzt? Jeder verhielt sich so wie immer, ich spürte auch keine Anspannung hier in der Runde. Nach dem Essen ging Lavente mit mir in das Zimmer und sah aus dem Fenster. Es regnete jetzt in Strömen und immer wieder zuckten Blitze über den Himmel, oder Donner grollte laut. Ich hoffte, das Nina irgendwo untergestellt war. Die Stunden vergingen. "Weißt du, man kann durch Zählen der Sekunden zwischen Blitz und Donner erfahren, wie weit das Gewitter noch entfernt ist", versuchte er mich von meinem Trübsall abzulenken.
Ich sah auf und hob eine Augenbraue. "Wirklich, das klingt seltsam", meinte ich, doch er grinste, sah nach draußen, wo ein greller Blitz den Himmel spaltete. Er begann zu zählen, doch nicht von 1 auf, sondern 20. Als er bei 24 war, grollte der Donner wie das Brüllen eines Bärens. "Siehst du, es ist noch 24 Kilometer von uns entfernt", er schien zufrieden mit der Leistung zu sein, bis vier rauf zählen zu können, doch ich musste unbewusst lächeln. Er schaffte es mich aufzuheitern, trotz den Gedanken, die ich nun hatte. "Etwas mehr, was ich jetzt weiß", sagte ich leicht lächeln und er warf sich in Pose. "Nenn mich den klügsten Jungen der Welt", er warf die Arme hoch. Dir Natur applaudierte im mit erneuten Donner. Noch 23 Kilometer entfernt. Ach verdammt, jetzt fing ich auch noch damit an. "Ich nenne dich lieber den Donnerzähler" grinsend stieg ich auf das provisorische Bettenlager und er kroch zu mir. "Du hast doch ein Bett Lavente", stellte ich fest. "Aber du bist weicher und wärmer", hauchte er und ich wurde rot. Wir kuschelte uns schließlich zusammen auf sein Bett, während das Gewitter sich über der Landschaft entlud.
"Darf ich dir eine Frage stellen?", meinte er plötzlich und sah zu mir. Ich hob leicht die Augenbrauen. "Was willst du den Wissen? "Ich war etwas überrascht. "Ich will etwas probieren, doch ich habe Angst, das es alles zwischen uns zerstört", meinte er und ich musste lächeln. "Keine Sorge, das wird es nicht", ich schüttelte lächelnd den Kopf. Er nahm meine Hand. Zog mich zögerlich zu sich und drückte ganz zärtlich seine Lippen auf die meinen. Mein Herz pochte, ich wollte mehr, Wärme durchfloss meinen Körper, nie hätte ich sowas zu hoffen gewagt, nie hätte ich geglaubt das er mich auch lieben könnte.
In diesem Moment fühlte ich etwas. Es war Kälte. Tiefe Kälte und keine Wärme. Ich würde ihn verletzten, ich konnte nicht bei ihm sein. Ich bin ein Monster. Nicht mehr lange und ich brächte ihn in Gefahr. Ich löste mich von ihm und sah ihn an. "Wir sollten schlafen gehen, es ist spät",sagte ich und er nickte, er schien sehr glücklich, als er die Augen schloss, mich in seinen Armen. Ich fasste einen Entschluss. Ich würde gehen. Ich bin zu weit gegangen, hatte zu viel zugelassen und falsch gemacht. Er wusste nicht, was ich war und ich wusste, das er mich hassen würde, wenn er es erfuhr. Kaum schlug sein Herz regelmäßig und sein Atem war einer monotonen Abfolge von Lauten gewichen, löste ich sanft seine Arme und stand auf. Ich packte die kleine Tasche voll und sah zu dem schlafenden Jungen. Ich beugte mich vor und küsste seine Wange. Eine Träne kullerte mir über die Wange und landete auf seiner. "Leb wohl Lavente. Es ist das beste für uns beide, wenn du mich nie wieder siehst. Ich will dir nicht weh tun", sie richtete mich auf, ehe ich langsam rückwärts ging und die Treppe hinunter. Ich nahm einen Zettel und einen Stift, ich konnte nicht wirklich lesen oder schreiben, doch ich gab mein Bestes. Ich brachte schließlich ein paar Wörter zusammen. Danke für alles, doch ich bin nicht gut für euch, ich könnt das nicht verstehen und es ist besser so. Ich hatte eine ziemliche Sauklaue, doch ich meinte, dass es lesbar war. Ein letztes Mal sah ich mich um, ehe ich alles auszog, was ich trug, einsteckte und als braune Wölfin im Wald verschwand, der Regen verwischte meine Spuren.
Ich wusste nicht, wie schnell ich war, doch weil ich nicht allzu lange im Regen ausharren wollte, ging ich zu meinem alten Versteck, wo ich mich auf dem kalten Lager zusammen kauerte und auf den heulenden Wind lauschte. Es war seltsam, sein Klagelied anzuhören. Ich spürte, das das Fell um meine Augen mit Tränen verklebt war. Mein Herz schmerzte und ich legte den Kopf auf die Pfoten. Das Unwetter hielt an. Ein Blitz zuckte über den Himmel. Ich begann zu zählen. Bei 28 grollte der Donner laut.
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