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November 2010

TW: für Kindesmisshandlung 



Wir lagen nebeneinander auf dem Sofa im Wohnzimmer und blickten auf einen ziemlich breiten Fernseher, an den ein DVD-Player angeschlossen war, in dem wiederum eine gebrannte DVD steckte, die uns die gesamte erste Staffel Danny Phantom zeigte. Weil Zara meinte, es würde mehr Sinn machen, die Serie von vorne zu beginnen. Ich stimmte ihr voll und ganz zu.

Aber mittlerweile hatten wir schon fünf Folgen gesehen und immer noch nicht miteinander rumgemacht. Das kam mir komisch vor. Efraim meinte, bei ihm und Viola würde es nie länger als fünf Minuten dauern, bis sie sich gegenseitig auszogen.

Vielleicht sollte ich einfach mal die Initiative ergreifen. „Zara?"

Ihr Kopf schnellte sofort in meine Richtung. „Ja?"

Ich rückte etwas zu ihr auf, schloss die kleine Lücke zwischen unseren Oberschenkeln. „Darf ich dich wieder küssen?"

Statt einer Antwort beugte sie sich ruckartig zu mir rüber und drückte ihre Lippen fest gegen meine, als hätte sie nur darauf gewartet, dass ich das Thema anschnitt. Ich mochte es, dass sie wie auf der Party die Zügel in die Hand nahm und ich nicht mehr tun musste, als zu versuchen, ihr mehr schlecht als recht entgegenzukommen. Und es klappte sogar ein klitzekleines geschmeidiger als letztes Mal. Meine Bewegungen waren nicht mehr ganz so Banane und Zara schien es auch zu gefallen, auf jeden Fall küsste sie mich plötzlich ein ganzes Stück intensiver.

Ich schob mich noch näher an sie heran, wollte mehr Körperkontakt – als sie nach meiner Hand griff. Und sie auf ihrer rechten Brust ablegte.

Ich verlor prompt meinen Rhythmus, als mir klar wurde, in welche Richtung wir hier gingen.

„Judah." Sie flüsterte meinen Namen, ungefähr genauso außer Atem wie ich mich fühlte. „Fass mich an."

Ich hatte sie tatsächlich soweit, dass sie richtig mit mir rummachen wollte, so wie Efraim mit Viola rummachte. Keine Ahnung, wie ich das hingekriegt hatte, aber ich würde es nicht infrage stellen. Josias würde mich loben, wenn ich ihm davon erzählte. Er und Efraim, sie beide.

„Okay." Ich dachte gar nicht daran, ihr zu widersprechen. „Kann ich dich auch darunter anfassen? Unter deinem BH?"

Ich deutete es als Einverständniserklärung, dass sie sich erneut meine Hand schnappte und sie dieses Mal unter ihr T-Shirt schob. Um sie dort langsam nach oben zu führen, immer höher und höher, bis ihr Oberteil sich auf meinem Unterarm aufraffte und meine Fingerspitzen den Bügel ihres BHs erreichten.

Es war aufregend, verdammt aufregend, und ich hatte recht behalten – Efraim hatte mir vielleicht alle ihm nachfolgenden Küsse für die Ewigkeit versemmelt, aber jede andere Berührung war neu und unbefleckt von ihm. Was allerdings auch bedeutete, dass ich keine Ahnung davon hatte, was ich hier überhaupt tat, und ich wollte nicht, dass sie mich zurückwies, falls ich mich dämlich anstellte. Leider tendierte ich generell dazu, Dinge falsch zu machen. Josias musste mich ständig korrigieren. Nur Efraim machte sich nichts daraus, wenn ich mich danebenbenahm.

Wäre er jetzt bei mir, müsste ich mir über all das gar keine Sorgen machen.

Ich schob den Gedanken beiseite und verharrte mit meinem Daumen direkt unterhalb ihres BH-Bügels. Würde ich sie jetzt verscheuchen, hätte ich ein Problem. Sie war das einzige Mädchen, das Interesse an mir hatte. So schnell würde ich keine neue Freundin finden. Das hieß, ich könnte mir irgendwelche sexuellen Erfahrungen in nächster Zukunft abschminken.

„Willst du", Zara lehnte sich ein Stück zurück. Ihre Wangen waren hochrot, „doch lieber nicht?"

Ich schüttelte schnell den Kopf. „Doch, will ich", meinte ich und suchte nach Worten, wusste aber nicht, wie ich mich erklären sollte, ohne preiszugeben, wie wenig Routine ich in diesem Gebiet hatte. „Es ist nur", ich suchte in ihrer Mimik nach Anzeichen von beginnender Ablehnung, konnte sie aber nicht gut genug lesen, „dass ich nicht weiß, was dir gefällt."

Sie blinzelte, dann kicherte sie – war das schlecht? Sollten Mädchen lachen, während man gemeinsam auf Tuchfühlung ging? Mist, ich wusste, ich hätte darauf bestehen sollen, dass Efraim mir vor dem ersten Date zeigte, wie man Mädchen ordentlich verführte!

„Du", Zara stoppte ihr Gekichere und lächelte mich stattdessen an, „bist total süß."

Süß. Kleine Tieren waren süß, aber doch keine Kerle. „Du findest mich süß?", fragte ich zweifelnd, weil ich keine Ahnung hatte, wie genau ich es verbockt hatte. Und aus Fehlern sollte man doch lernen. Oder so.

„Ja." Sie strich sich eine lange Haarsträhne hinters rechte Ohr. „Die meisten Jungs bei uns im Jahrgang sind richtige Machos. Du nicht."

Jetzt war ich nicht nur süß, ich war unmännlich – Josias würde mich nicht loben, sondern rügen. Oder zumindest mit mir schimpfen.

„Das-" stimmt nicht, wollte ich sagen, aber sie kam mir zuvor.

„Deswegen mag ich dich so."

Hä?

Ich zog meine Hand unter ihrem Oberteil hervor und musterte sie skeptisch. „Du magst mich?"

Sie nickte leicht, ihr Gesicht noch ein Ticken dunkler.

„Aber", ich zog zusätzlich die Stirn kraus, „du hast gerade gesagt, du findest mich süß. Ist das nicht was Schlechtes?"

Sie legte den Kopf schief. „Was meinst du?"

Ehrlich gesagt, wusste ich selbst nicht, was ich meinte. Aber ich musste nichtsdestotrotz etwas klarstellen: „Dann sind wir weiter ein Paar, oder? Mit allem Drum und Dran?"

Sie senkte den Blick, biss sich auf die Unterlippe und nickte, bevor sie ihre Lippen erneut auf meine presste und ich zum allerersten Mal richtig auf Tuchfühlung ging.

Besser hätte es echt nicht laufen können!


Ich behielt recht – der Tag wurde nicht mehr besser, sondern beschissener, sehr, sehr viel beschissener.


Mir war sofort klar, dass etwas nicht stimmte, als ich Papa am Übergang zum Wohnzimmer entdeckte, kaum hatte ich die Haustür hinter mir geschlossen. Weil es schwer danach aussah, als hätte er auf mich gewartet.

„Wo bist du gewesen?" Seine Stimme klang abgestumpft, irgendwie leer. Es war kein gutes Zeichen.

Ich umklammerte die Klinke der Haustür fester, rührte mich nicht von der Stelle. „Ich war drüben bei Efraim."

„Nicht bei deiner kleinen Freundin?"

„Nein." Ich war gut im Schwindeln, aber das war egal, weil er sich nicht darum kümmerte, was ich tatsächlich sagte. Die einzige Wahrheit, die für ihn existierte, war diejenige, die er sich in seinem Kopf längst zusammengereimt hatte. Und dort war ich im Unrecht. Immer.

Ich spannte mich an und drückte dabei möglichst unauffällig die Klinke runter, während er sich langsam in Bewegung setzte, ohne Eile, als wüsste er, dass jede Flucht bloß eine auf Zeit wäre. „Überleg dir das lieber zweimal", sagte er und stoppte keine vier Meter von mir entfernt. „Je länger du dich vor mir versteckst, desto wütender werde ich."

Das stimmte nicht. Es gab keine offiziellen Regeln dafür, wann ich wie hart gemaßregelt wurde. Alles war abhängig von seiner Laune – also könnte es intelligent sein, abzuhauen und mich später einem eventuell weniger angesäuerten Vater zu stellen, es könnte aber auch total in die Hose gehen.

Judah." Er sah mich abwartend an. „Komm zu mir."

Es war nicht das erste Mal, dass er mich dazu zwang, mir meine eigene Bestrafung abzuholen, und es war stets aufs Neue merkwürdig. Als würde ich es freiwillig tun. Als würde ich ihm damit die Bestätigung liefern, dass ich es verdiente – was ich nicht tat. Es stimmte einfach etwas in Papas Kopf nicht. Manchmal hatte ich sogar das Gefühl, als würde er mich nicht tatsächlich hassen. Als wäre das alles bloß seine Ausrede dafür, wie sehr er es mochte, mir wehzutun.

Das war vielleicht auch der Grund, weshalb er lächelte, als er meine Resignation bemerkte. „Wir gehen nach draußen."

Ich zögerte, mittlerweile direkt neben ihm stehend, und blickte durch die Fensterfront im Wohnzimmer zum Garten, betrachtete die Flecken Tageslicht, die sich am Boden vor den Glasscheiben tummelten.

Beweg dich." Er schubste mich zu der einen Stufe hin, die Flur und Wohnbereich trennte, ließ mich torkeln und fallen. Der Aufprall tat nicht sonderlich weh, aber er ließ mich schon erahnen, dass ich heute definitiv nicht glimpflich davonkommen würde.

Es war ein gigantischer Fehler gewesen, direkt nach meinem Treffen mit Zara nach Hause zu gehen. Ich hätte zuerst nachprüfen sollen, ob Josias immer noch zum Lernen in der Bücherei oder ob Efraim von seinem eigenen Date mit Viola schon zurück war. Stattdessen hatte ich mich selbst ausgeliefert, obwohl mich Papa höchstpersönlich vorgewarnt hatte, als er mir gestern eine geklebt hatte.

„Ich mach ja schon", murmelte ich und beeilte mich zurück in die Senkrechte, weil es keinen Sinn machte, das Unvermeidlich hinauszuzögern. Zumindest jetzt nicht mehr, wo er mich schon in die Finger gekriegt hatte.

„Dorthin." Er trieb mich weiter durch den Raum und hinaus, bis zur Mitte der kleinen Rasenfläche, die an unsere Terrasse andockte, hielt sich allerdings auf Abstand. Wusste der Geier, ob mich das beruhigen oder noch mehr in Habacht-Stellung versetzen sollte.

Ich grub meine Finger in die seitlichen Nähte meiner Jeans und verfolgte ihn mit meinen Augen, sah zu, wie er zu der hüfthohen Holzmontur am äußersten Ende des Gartens ging, in der sich unsere elektronische Wasserpumpe befand, mit deren Hilfe wir an Grundwasser kamen – was sinnlos war, weil wir keine Blumen zum Gießen besaßen –, und dort kurz herumfummelte, bevor er sich mit einem Wasserschlauch ausgerüstet wieder zu mir umwandte.

„Zehn Minuten", sagte er. „Und bei jedem Ton, den du von dir gibst, füge ich eine Minute hinzu."

Ich hatte keine Sekunde, über seine Worte nachzudenken, keine Sekunde, um zu registrieren, was er meinte, als er den Schlauch auch schon auf mich richtete.

Und die Pumpe startete.


Mir war klar, dass Papa nicht kontrollieren würde, ob ich wieder in Ordnung kam, aber ich rechnete ehrlich nicht damit, dass er mich aussperren würde. Nicht, wenn keine zehn Grad Außentemperatur herrschten und meine Kleidung so nass war, dass sie an mir klebte wie eine zweite Haut.

Grundwasser war nicht kalt, es war eisig.

Ich blickte zu unserer verriegelten Terassentür hoch. Es war windig und jede noch so kleine Brise drang durch meinen Pullover und meine Jeans direkt in meine Eingeweide.

„Arschloch", murmelte ich und schauderte, als ich probeweise mein Oberteil von meiner Brust pflückte.

Im Biologieunterricht hatte ich genug aufgepasst, um zu wissen, dass es nicht intelligent wäre, die nächsten Stunden hier draußen zu verbringen, bis Josias mich fand. Gefühlt schliefen die Nervenenden in meinen Fingern und Zehen jetzt schon ein. Und meine Ohrmuscheln, die ziepten bereits seit mindestens zehn Minuten.

Also schüttelte ich mich einmal heftig durch und entschied mich für die naheliegendste Lösung: Ich entschied mich für Efraim. Auf gut Glück.


„Füße hoch. Nacheinander." Efraim kniete vor mir und zog mich an. Ich konnte ihm von oben dabei zusehen, wie er zuerst ein Paar dunkelblauer Boxershorts über meine Knöchel streifte, erst links, dann rechts, bevor eine Hose folgte, das alles, während ich splitterfasernackt vor ihm stand, mit vor Kälte ziemlich geschrumpften Weichteilen. Es schien ihm gar nicht aufzufallen. Natürlich fiel es ihm nicht auf, er war schließlich hetero.

„Kalt", murmelte ich und folgte mit den Augen seinen Händen, als er sich langsam aufrichtete und mir währenddessen beide Kleidungsstücke von den Unterschenkeln bis zur Taille hochzog. Er friemelte sogar einen Knoten in die Bändel meiner neuen Jogginghose, damit sie mir nicht von den Hüften rutschte.

„Gleich wird dir wieder warm. Hier." Er zerrte sich seinen Hoodie über den Kopf und stülpte ihn daraufhin mir über, half mir in die Ärmel und zupfte am Ende auch noch die Kapuze in meinem Nacken zurecht. „Und jetzt leg dich in mein Bett. Ich hole fix Mas Heizdecke."

Weg war er und da war sein Pullover, warm und weich auf meiner ausgekühlten Haut, aber noch lange nicht warm genug, also stakste ich zu der Leiter an seinem Hochbett und hievte mich dort hinauf, kroch unter seine plüschige Winterdecke, doch auch sie dämmte das Zittern meines Körpers nicht ein. Das machten zwanzig Minuten Dusche mit frostigem Grundwasser aus dem Gartenschlauch und ein zwanzigminütiger Marsch in triefenden Klamotten im tiefsten November wohl mit einem.

Zum Glück war Efraim schon zuhause gewesen. Ich hätte es keine Minute länger ausgehalten, vor allem nicht die knappe Stunde, die Josias mit dem Bus gebraucht hätte, um mich zurück ins Haus zu lassen. Bis dahin wäre ich wahrscheinlich erfroren – wenn mein Handy denn überhaupt funktioniert hätte. Gerade lag es in der Küche in einer Schüssel Reis, weil Papa es mit mir zusammen geduscht hatte.

„Bin zurück." Schritte ertönten, dann Geraschel, das Geräusch eines Kabels, das in einer Steckdose landete, bevor eine weitere Decke auf mir landete. Die angepriesene Heizdecke.

Ich wickelte mich in sie ein, drapierte sie eng um meine Schultern herum bis über meine Ohren und drehte mich dann auf die Seite, um Efraim beobachten zu können, der gerade die letzte Sprosse der Leiter erklomm.

Er war oben ohne, hatte sich nichts Neues übergezogen, nachdem er mir sein Oberteil gegeben hatte.

„Ich hab bei einer Survival-Show gesehen, dass man bei extremer Kälte Körperwärme teilen soll", meinte er und schlüpfte zu mir unter die Decke.

„Okay", meinte ich und fühlte dem Kribbeln in meinen Füßen nach, als allmählich wieder etwas mehr Blut in meine Zehen floss. Mein Verstand verarbeitete seine Worte nicht wirklich, war abgelenkt von den Nadelstichen in meinen Nervenenden – bis da plötzlich sein Arm um meine Hüfte war. Und sein Schlüsselbein an meiner Stirn.

„Andersrum könnte ich dich besser wärmen, aber so geht's auch." Er rubbelte mit einer Hand an meiner Lendenwirbelsäule entlang, wollte damit vermutlich künstlich Hitze erzeugen, aber die Hitze bildete sich an einer ganz anderen Stelle.

Egal, wie oft wir schon nebeneinander in seinem Bett gelegen hatten, wir waren uns noch nie auf diese Weise nähergekommen. Wir hatte noch nie gekuschelt. Kampf-Umarmungen oder ein paar Sekunden bedeutungsloses Wrestling um einen seiner Nintendo-Controller, aber kein Kuscheln. Das taten Jungs nicht miteinander.

Oder?

Ich spürte, wie mein Gesicht heiß wurde, und war mir mit einem Mal sehr sicher, dass meine Lippen nicht mehr länger blau waren, sondern feuerrot, weil sie brannten. Weil mein Gehirn die Idee super fand, mich daran zu erinnern, wie sich seine Küsse angefühlt hatten. Seine Küsse und seine Zähne in meiner Schulter. Den Beweis trug ich mit mir herum.

„Ja!", stimmte ich artig zu und rollte mich hastig herum, damit er mich besser wärmen konnte.

„Das ist bequemer." Als hätte er meine Gedanken gehört und würde mich auf die Probe stellen wollen, schmiegte er sich an mich wie meine Katze, bis seine Vorderseite meine gesamte Rückseite bedeckte, und ja, mir wurde dadurch defintiv wärmer. Aber gleichzeitig wurden auch seine Boxershorts enger, und das war suboptimal, weil seine Hand sich auf meinen Unterbauch geschummelt hatte, tief unten, viel zu tief unten – nicht tief genug unten.

„Hilft das?" Sein Mund berührte meinen Hinterkopf.

„Mhm", machte ich und beging den Fehler, mich minimal zu bewegen – wenn mich nicht alles täuschte, war sein Schritt genau hinter meinem Gesäß.

Ob Viola genauso bei ihm lag, wenn sie bei ihm übernachtete?

„Gut." Er seufzte leise. „Warum gehst du eigentlich immer wieder zurück, obwohl er dir wehtut? Du kannst hierbleiben, das weißt du. Ma wird nichts dagegen haben. Sie hat dich eh schon halb adoptiert."

Imani durfte mich nicht adoptieren, sonst wären Efraim und ich Brüder und dann wären meine Fantasien beim Duschen arg verwerflich.

„Wegen Josias." Ich starrte vor mich an die helle Raufasertapete seiner Wand, um nicht an besagte verwerfliche Dinge zu denken. Dort waren mit einem dünnen, schwarzen Edding kleine Männchen aufgemalt worden, die gegeneinander kämpften. Die hässlichen hatte ich hingekrakelt, die hübschen gehörten Efraim. „Ich kann nicht getrennt von ihm sein."

„Soll er dich halt tagsüber hier bei mir besuchen und zum Schlafen geht er wieder rüber zu euren Eltern. Problem gelöst."

„Ich habe aber noch nie ohne ihn irgendwo geschlafen. Nicht mal damals, als ich mir beide Beine gebrochen hatte und für eine Weile im Krankenhaus bleiben musste."

Efraim schnaubte. „Vielleicht wird's dann mal langsam Zeit. Allgemein", er schob sein linkes Knie zwischen meine, „solltest du auf Abstand zu ihm gehen. Ich meine, du stellst ihn auf ein Podest, obwohl er zulässt, dass dein Dad dich schlägt. Und solche Brüder gehören ganz sicher nicht auf ein verficktes Podest."

Sein Knie fühlte sich verdammt gut an.

„So ist das nicht", murmelte ich abgelenkt. „Wir wollen ja weg, damit Mama und Papa mich endlich in Ruhe lassen. Aber das geht eben erst, wenn wir achtzehn sind."

„Und wieso nicht jetzt schon?"

„Wegen diesem Sparkonto, das Papa angelegt hat." Wenn er sein Bein noch weiter zwischen meine drängte, würde er mich gleich an einer sehr verräterischen Stelle berühren. „Mit achtzehn kriegt Josias Zugriff darauf. Und bis es so weit ist, muss er tun, was Mama und Papa von ihm erwarten."

„Super." Efraim klang irgendwie genervt. „Dann ist es okay, dass du jetzt ein scheiß Leben hast, Hauptsache Josias hat nachher ein gutes. Tolle Logik."

Ich schüttelte leicht den Kopf. „Das Geld teilen wir uns. Wir haben dann beide ein gutes Leben."

„Und das ist es dir wert, dich freiwillig misshandeln zu lassen? Willst du dieses Geld echt so sehr?"

Mir war das Geld egal, aber Josias hatte eine Vision für unsere Zukunft, eine, in der wir zufrieden waren.

Ich streckte meine Hand aus und fuhr eines von Efraims schwarzen Edding-Männchen nach. Es hatte einen Hut, ein Monokel und einen Gehstock. Und Cowboy-Boots. „Josias braucht das Geld."

„Und du? Brauchst du es auch?"

Warum stellte er ausgerechnet heute so viele Fragen? Ich war erschöpft und erregt und das war eine verwirrende Mischung.

„Ich brauche, was Josias braucht, weil es das Beste für uns ist."

Ha." Efraim atmete laut aus. „Hör zu – ich werde dich gleich etwas fragen, und ich will, dass du darüber nachdenkst, bevor du mir antwortest." Er glitt mit seiner Hand von meinem Unterbauch hoch zu meiner Brust. „Okay?"

Ich zuckte mit den Schultern. Hoffentlich bemerkte er nicht, wie schnell mein Herz klopfte. „Okay."

„Gut. Also", seine Nase stupste bei jedem einzelnen Wort gegen meinen Schädel, so unfassbar nah lag er bei mir, „wenn du Josias darum bitten würdest, auf das Geld zu verzichten und mit dir von zuhause abzuhauen, damit deine Eltern dir nicht mehr schaden können, wie würde er sich entscheiden?"

„Da muss ich nicht drüber nachdenken." Ich verdrehte die Augen. „Er würde sich für mich entscheiden, aber", ich wandte mich halb um, linste über die Schulter zu ihm, „das würde ich niemals von ihm verlangen."

Er erwiderte meinen Blick, mit gerunzelter Stirn und seltsam ... enttäuscht? „Manchmal wünschte ich, du könntest dich selbst reden hören."

Ich verstand nur Bahnhof. „Ich kann meine eigene Stimme hören, wenn ich spreche."

„Egal." Seine Hand verschwand, dann sein Knie, sein Rücken und schließlich sein Atem in meinem Haar. „Ich mache dir 'nen Tee, der heizt dich von innen auf."

Die Matratze protestierte, während ich ihm stillschweigend dabei zusah, wie er von der Leiter hüpfte und das Zimmer verließ, unsere geteilte Körperwärme mit sich nehmend, obwohl die laut dieser Survival-Show essentiell fürs Überleben war.

Ich kugelte mich zusammen und vergrub mein Gesicht in seinem Kopfkissen.

Efraim verstand das zwischen Josias und mir einfach nicht. Das lag bestimmt daran, dass er Einzelkind war.


Aber ich war kein Einzelkind.

„Ich habe es satt, dich jeden Tag bei Efraim abholen zu müssen." Josias schob mich ungeduldig Richtung Badezimmer. „Geh dich duschen, du riechst."

Das lag an dem Sweatshirt, das ich trug. Efraim liebte Paprika-Chips und seine Oberteile aßen in der Regel mit.

Ich schälte mich aus meinen Klamotten und stopfte sie in das obere von zwei Löchern innerhalb unseres separaten Extra-Schrankes, in dem wir unsere Schmutzwäsche sammelten. Das untere Loch war für sechzig-Grad-Wäsche gedacht, aber ich vergaß sowieso jedes Mal, meine Sachen korrekt zu trennen, also gab es für mich keine sechzig-Grad-Wäsche. Oder eben nur sechzig-Grad-Wäsche, je nach dem. „Kommst du mit?"

Josias presste die Lippen zusammen, beschwerte sich aber nicht, immerhin könnte es schlimmer sein. Bis vor einem Jahr hatte er noch regelmäßig mein Zeug vom Boden klauben müssen. „Ja, ich wollte ein Bad nehmen."

„Cool." Ich grinste und watschelte unter die Dusche, um mir Efraims Geruch vom Körper zu waschen, damit Josias keine Krise bekam, wenn wir nachher zusammen schlafen gingen.

„Wie lief dein Date mit Zara?" Er kam mir hinterher ins Badezimmer und ließ warmes Wasser in die Wanne laufen.

Fantastisch." Ich drückte die gläserne Duschtür leicht auf und steckte meinen Kopf raus. „Sie hat mir ihre Brüste gezeigt und ich durfte sie sogar anfassen."

„Mh." Er sah dem Wasser beim Einlaufen zu und glitt schließlich hinein, als die Wanne zu einem Drittel gefüllt war. „Das heißt, du musst dich ihr gegenüber angemessen verhalten haben."

„Hab ich", nickte ich und schloss die Duschtür wieder, um meine Haare zu waschen. „Sie sagt, sie findet mich süß, weil ich kein Macho bin. Was auch immer das bedeuten soll."

Dieses Mal bekam ich keine Antwort und es wurde still zwischen uns, während meine Gedanken zu Efraim wanderten, wie sie es ständig taten, wenn ich unter der Dusche stand. Allerdings würde ich heute nichts dagegen unternehmen können – jedenfalls nichts Körperliches –, weil das in Josias' Nähe etwas seltsam wäre.

Also dachte ich in andere Richtungen, an seine Zeichnungen von uns, daran, dass er seine Pommes erst aß, wenn sie so ertränkt in Ketchup waren, dass man sie mit einem Löffel essen musste, und daran, wie er mich bat, bei ihm einzuziehen, weil wir beste Freunde waren und er sich um mich kümmerte. So, wie auch Josias sich um mich kümmerte.

Ich hob mein Gesicht gegen den Wasserstrahl der Brause, lächelte stumm. Es gab keinen wirklichen Grund dafür, weshalb ich die Duschtür erneut aufstieß und das Gespräch wieder aufgriff. Vielleicht war ich einfach gierig geworden und wollte hören, dass ich das Wichtigste in Josias' Leben war. Oder vielleicht hatte ich mir noch einmal selbst beweisen wollen, dass Efraim Unrecht hatte – was es auch war, ich hätte es lieber bleiben lassen sollen.

„Papa hat mich heute wieder auf dem Kieker gehabt", sagte ich. „Und Efraim hat mir angeboten, dass ich bei ihm wohnen kann, damit ich meine Ruhe vor ihm habe."

Es plätscherte lautstark, als Josias sich schlagartig in der Wanne aufrichtete. „Du wirst nicht bei Efraim wohnen, du bleibst hier. Bei mir. Wo du hingehörst."

Da hatte ich es – Josias konnte genauso wenig ohne mich leben, wie ich es ohne ihn konnte.

Ich zuckte mit den Schultern, grinste in mich hinein. „Das hab ich ihm auch gesagt."

„Gut." Er schnaubte, ehe er sich wieder entspannte. „Es sind nur noch knapp zwei Jahre. Egal, was Vater uns in dieser Zeit antun wird, wir werden damit zurechtkommen."

Egal, was er tat?

Ich blinzelte und starrte zu Josias, wie er mit geschlossenen Augen dalag. „Und wenn er etwas wirklich Schlimmes tut?"

„Dann werden wir uns zusammenreißen und es trotzdem aushalten." Er öffnete die Augen, richtete sie auf mich, der Blick scharf. „Wir haben es überstanden, als Mutter versucht hat, dich zu vergiften, und wir werden auch alles andere überstehen. Wir müssen es." Er hob eine Hand und rieb sich kurz über den Nasenrücken. „Ich habe die Summe gesehen, die sich auf dem Konto befindet. Wenn wir sparsam damit umgehen, reicht es bis zur Rente, ohne dass wir je arbeiten müssen. Verstehst du, was ich dir damit sagen will?"

Wenn du Josias darum bitten würdest, auf das Geld zu verzichten und mit dir von zuhause abzuhauen, damit deine Eltern dir nicht mehr schaden können, wie würde er sich entscheiden?

Ich zog die Duschtür wieder zu und fixierte blind den Temperaturregler der Brause.

Verstand ich, was Josias mir damit sagen wollte?

Ich fasste mir ins Haar, ballte die Hände zu Fäusten.

Ich missverstand es, oder? Ich musste es missverstehen, es gab gar keine andere Möglichkeit, weil sein Wohl über meinem stand und meines über seinem.

„Judah." Seine Stimme quälte sich wie ein Stromschlag durch meinen Körper. „Ich habe dich gefragt, ob du verstehst, was ich dir damit sagen will."

Ich löste eine Hand aus meinem Haar, griff nach dem Regler und schraubte die Temperatur hoch, wollte das Grundwasser vertreiben, das sich plötzlich wieder auf meiner Haut befand, obwohl Efraim es längst verscheucht hatte.

Efraim – verstand er es? Verstand er, was Josias damit meinte?

Ich drehte das Wasser gar nicht erst ab, sondern stieg einfach aus der Dusche und grapschte nach einem unserer Handtücher, rubbelte mich unordentlich trocken und stolperte noch währenddessen aus dem Bad. Das Handtuch ließ ich irgendwo vor unserem Kleiderschrank fallen, bevor ich mir die erstbesten Sachen herausfischte und überwarf.

Als ich gerade bei der letzten Socke angekommen war, packte Josias mich an der Schulter. „Weshalb ziehst du Straßenkleidung an? Wo willst du hin?"

Ich sah ihn nicht an. „Mir ist eingefallen, dass ich mein Handy bei Effy vergessen habe. Ich gehe es schnell holen."

„Es ist fast Mitternacht." Er runzelte die Stirn. „Du kannst es dir morgen zurückholen."

Ich wischte seine Hand von meiner Schulter. „Ich habe Zara versprochen, ihr Gute Nacht zu schreiben. Ich will nicht schon am Anfang unserer Beziehung etwas falsch machen."

Er musterte mich noch einen Moment lang, gab dann nach. „Ich vermute, sie könnte deswegen tatsächlich einen Streit beginnen. Ähnliche Schwierigkeiten hatte ich damals mit Maike. Unter anderem."

„Mhm", machte ich, eilte zum Fenster und riss es auf, schwang mich über den Fenstersims und hangelte mich daran in die Tiefe. Keinen Meter unter mir befand sich die Terrassenüberdachung, und von dort war es ein Kinderspiel, auf die Rasenfläche zu springen und über den Gartenzaun auf die Hauptstraße zu klettern.

„Ich lasse das Fenster offen." Josias' dunkle Silhouette war nur schemenhaft vor unserem Fenster erkennbar, als ich von der Überdachung zu ihm hinaufblickte.

Dann werden wir uns zusammenreißen und es trotzdem aushalten – wir, als wäre er derjenige, der den Kopf hinhalten musste.

„Tu das. Ich bin gleich wieder da", sagte ich, aber es war eine weitere Lüge. Ich kam die gesamte restliche Nacht nicht mehr zurück.

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