Brief Nr. 64
Zu Beginn der achten Klasse hatten wir Sexualkunde in der Schule. Das Peinliche daran war, dass ich ziemlich viel von dem, was die Lehrerin uns dazu erzählt hat, gar nicht so richtig auf dem Schirm hatte. Klar, die Grundsätze von Bienchen und Blümchen wusste ich schon, aber Menstruationszeug, fruchtbare Tage und Spermien- und Eizellreifung? Ne, das war Neuland. Niemand hat es bis dahin für nötig erachtet, mich irgendwie aufzuklären. Und einen Computer haben wir zuhause auch nicht besessen.
Egal.
Auf jeden Fall hat Sebastian – der war unser Klassenclown. Erinnerst Du Dich an ihn? Nein, wieso solltest Du auch – einmal aus Spaß gefragt, wie das denn zwischen zwei Männern und zwischen zwei Frauen funktionieren würde, um unsere Lehrerin in Verlegenheit zu bringen, schätze ich. Keine Ahnung, was ihre Antwort auf seine Frage war, aber in dem Moment wurde mir zum ersten Mal bewusst, dass es vielleicht einen anderen Grund hatte, warum ich nicht nur die Mädchen in der Klasse ziemlich schön fand.
Am selben Tag auf dem Nachhauseweg habe ich dann Josias darauf angesprochen, aber er hat nur darüber philosophiert, wie unhygienisch Jugendliche im Allgemeinen waren, also habe ich aufgegeben. Zwei Monate davor war die Beziehung mit ihm und seiner ersten Freundin – Maike? – in die Brüche gegangen, weil er sie immer nur mit geputzten Zähnen hatte küssen wollen. Als hätte wer in der Schule ständig 'ne Zahnbürste dabei.
Ein Wunder, dass Josias überhaupt jemals seine Jungfräulichkeit verloren hat, findest Du nicht?
Worauf ich aber mit dieser ereignisreichen Geschichte eigentlich hinauswollte-
Huch, ich hab's vergessen. Zu blöd aber auch.
... Du weißt genau, worauf ich hinauswollte, oder?
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