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Kapitel 6

Kapitel 6

Ollie

Meine Runde um den Block hat gerade einmal zehn Minuten gedauert. Seither sitze ich auf den Stufen zur Wohnung, mein Handy in der Hand. Wenn Ben mich braucht, bin ich da. Dann renne ich da rein und sage diesem Charles Montgomery meine Meinung. Und wie. Er tut Ben nicht gut. Dass er Bens Vater ist, ist mir wurscht.

Mein Blick fällt auf die Straße vor dem Haus, wo eine dicke, fette, schwarze Limousine parkt. An der Tür lehnt ein Fahrer in einem schicken Anzug. Geht es noch protziger? Wohl kaum. Bens Vater hat doch tatsächlich eine Limousine mit Chauffeur genommen, um seinen Sohn zu besuchen.

Okay, es ist keine Hollywood Limousine, wie sie die Filmstars fahren, aber groß ist sie trotzdem. Kein Wunder, dass die Leute ihn nicht leiden können. Er schmeißt das Geld, das er über den Rücken von hart arbeitenden Menschen gemacht hat, mit beiden Händen zum Fenster raus. Aber mit ein wenig Glück ist das bald alles vorbei und Montgomery bekommt, was er verdient.

Ich sehe gerade auf mein Handy, als ich meinen Namen höre. „Hey, Ollie-bollie!"

Vicky winkt mir zu, als sie die Straße hochkommt. Sie strahlt übers ganze Gesicht. Ich stehe auf. „Hey, Vicky."

Sie beäugt die Limousine, dann hüpft sie praktisch die Stufen hinauf und umarmt mich. „Ah, es tut gut, dich zu sehen." Wir haben uns schon ein paar Tage nicht getroffen. Entweder musste sie arbeiten, oder ich. Deswegen hatte ich mich auch so auf heute gefreut. Ich drücke sie noch einmal an mich. Sie riecht nach Vanille und Apfel. Ihre blonde Mähne hat sie sommerlich geflochten und hochgesteckt. Einzelne Strähnen fallen ihr um das Gesicht. Sie trägt ein blumiges Sommerkleid, das ihr hervorragend steht. Nicht zum ersten Mal frage ich mich, warum sie noch Single ist.

Als sie sich von mir löst, deutet sie mit dem Daumen auf die Limousine. „Geschenk für mich?" Doch als sie meinen Gesichtsausdruck sieht, runzelt sie die Stirn. „Was ist los?"

„Fucking Charles Montgomery, das ist los," murmele ich und werfe der Limousine einen bösen Blick zu.

„Bens Vater ist hier? Wieso?" Sie senkt die Stimme, als ob sie befürchtet, dass der Chauffeur sie hört. Ich kann nur die Schultern zucken.

„Keine Ahnung. Er wollte mit Ben unter vier Augen reden". Ich male Anführungszeichen in die Luft als ich „unter vier Augen" sage.

„Und deswegen sitzt du hier draußen?" Vicky presst die Lippen aufeinander. „Ich habe Bens Vater nie getroffen, aber ich kann ihn nicht leiden." Dann beißt sie sich auf die Lippe. „Sollen wir hochgehen und Ben retten?"

Für einen Moment spiele ich mit dem Gedanken, doch dann schüttele ich den Kopf. „Nein. Ben textet mir, wenn ich zurückkommen soll."

Vicky sieht zur Tür, dann zuckt sie die Achseln und setzt sich auf die oberste Stufe. Sie tätschelt den Platz neben sich. „Na komm, Ollie, setzt dich zu mir."

Ich tue es, dann hackt sie sich bei mir unter und legt ihren Kopf an meine Schulter. Die Sonne ist warm, aber nicht heiß und ich schließe die Augen. Nur zu gerne möchte ich wissen, was dort oben in der Wohnung vor sich geht. Hoffentlich ist alles okay. Ben ist stark und klug und selbstbewusst. Er kann sich seinem Vater entgegenstellen, wenn es sein muss. Ich hoffe nur, dass es eben nicht nötig ist.

Ben

Ich glaube, ich bekomme keine Luft mehr. Oder muss mich übergeben. Dass kann doch alles nicht wahr sein. Das geht doch nicht. Das kann doch nicht rechtens sein!

Mein Vater hat es mir erklärt. Seit meinem vierzehnten Lebensjahr (ab vierzehn ist man, wie sagte er? geschäftsfähig, das war das Wort. Geschäftsfähig) hat mein Vater auf meinen Namen Unternehmen gegründet. Ganze achtundzwanzig. Als mein Vater ist er mein gesetzlicher Vertreter und darf er für mich Verträge unterschreiben. Er darf bestimmen, was ich mache.

In dieser Eigenschaft als mein gesetzlicher Vertreter hat er sich selber als Geschäftsführer dieser Unternehmen eingesetzt und sie geleitet. Immer, wenn es etwas zu unterschreiben gab (Verträge, Jahresabschlüsse, Gesellschafterbeschlüsse etc.) hat er sie mir vorgelegt, und ich habe unterschrieben. Später dann hat er es sich wohl einfacher gemacht und sich selber eine Vollmacht erteilt. Also, ich habe sie ihm erteilt. Durch meine Unterschrift. Und dann konnte er in meinem Namen einfach alles selber unterschreiben.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass das alles legal war, aber mein Vater kam vorbereitet. Er hat mir die Handelsregisterauszüge der Unternehmen gezeigt, die mich als Gesellschafter und ihn als Geschäftsführer ausweisen. Und ein Schreiben seiner Anwälte, aus dem hervorgeht, dass dies alle so passiert ist und rechtens ist.

Die Gewinne aus den Unternehmen, die an mich als Eigentümer gehen sollten, hat er in eine Stiftung eingezahlt, die mein Vermögen verwalten soll. Angeblich machen das viele reiche Familien so. Natürlich ist mein Vater Vorstandvorsitzender der Stiftung und bestimmt, was mit dem ganzen Geld passiert. Keine Ahnung, wie viel es ist, aber Tatsache ist, dass ich davon nie einen Penny sehen sollte. Oder werde. Das muss man sich mal vorstellen. Auf dem Papier bin ich mehrfacher Millionär!

„Verstehst du jetzt, Bentley?" sagt mein Vater und sieht mich eindringlich an. „Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Staatsanwaltschaft auch dich anklagen wird. Wenn wir dich als Zeugen benennen, kann die Staatsanwaltschaft dich nicht aufrufen. Dann bist du als Zeuge gesperrt. So nennen es zumindest die Anwälte. Natürlich können sie dir vor Gericht Fragen stellen und dich ins Kreuzverhör nehmen, aber sie können dich außergerichtlich nicht mehr vernehmen. Außerdem hättest du als mein Sohn das Aussageverweigerungsrecht. Das ist ein Vorteil den wir nutzen müssen."

Ich stehe mit dem Rücken zu ihm vor dem Kamin, die Hände auf die Hüften gestemmt. Meine Gedanken rasen. Das ist alles zu viel. Ich habe Unternehmen? Achtundzwanzig Stück? Im Ausland? Und eine Stiftung? Und die Staatsanwaltschaft könnte mich anklagen? Das kann doch alles nur ein schlechter Scherz sein. Das ist doch nicht möglich. Ganz unmöglich sogar. Ich muss einen Alptraum haben...

„Bentley, hast du verstanden, was ich gesagt habe?"

„Ich denke schon, ja," sage ich und schüttele den Kopf. „Du hast mir gerade erzählt, dass du mich benutzt hast, um Gelder zu waschen und illegalen Geschäften nachzugehen. Deinen eigenen Sohn." Jetzt drehe ich mich um und schüttele den Kopf. „Du bist ein Monster."

Mein Vater zuckt nur die Schultern, als wäre es ihm völlig egal, wie ich über ihn denke. „Nun, wenn du das so siehst. Aber ich versichere dir, nichts an dem, was ich getan habe, war illegal. Sonst hätten es die Notare, Anwälte und Wirtschaftsprüfer nicht abgesegnet."

Ein Schnauben entfährt mir. Ich lasse meine Arme hängen und atme tief durch. „Und was willst du jetzt genau von mir? Ich soll vor Gericht für dich aussagen? Worüber denn? Ich weiß doch von nichts."

„Darüber mach dir mal keine Sorgen. Meine Anwälte haben alles vorbereitet und sie werden dich briefen und vorbereiten. Du sagst nur das, was sie dir sagen. Kein Wort mehr. Wenn du das tust, wird alles so laufen, wie wir uns das vorstellen."

„Und wenn ich das nicht tue? Wenn ich nicht aussage? Was dann?"

„Dann," antwortet mein Vater und steht auf, „werde ich vor Gericht aussagen, dass ich nur auf deine Veranlassung und in deinen Interessen gehandelt habe. Dass du da genauso mit drinhängst wie ich."

„Aber..." Mir bleibt die Luft weg. „Aber ich war vierzehn!" Meine Stimme wird laut, doch ich kann nichts daran ändern. „Ich hatte doch gar keine Ahnung von alledem!"

Wieder das Haifischlächeln. „Vielleicht, vielleicht auch nicht. Du bist schließlich mein Sohn, Bentley. Ein reicher, verwöhnter, arroganter Sohn eines Multimillionärs. Privatschulausbildung. Hattest du nicht Kurse in Management? In Geschäftspraktiken? Letztendlich wird die Frage sein, ob die Geschworenen dir glauben."

„Geschworene?"

„ Ja, Bentley, es ist eine Verhandlung mit einer Jury. Lauter normale Durchschnittsmenschen die entscheiden müssen, ob du genauso bist wie ich."

Er sieht sich im Wohnzimmer um, als er weiterspricht. „Ich muss zugeben, durch diese Entführungsgeschichte und deinen Weggang nach Brighton hast du viel positive Presse über dich zustande gebracht. Vielleicht kannst du davon profitieren. Aber ich erinnere dich daran, dass die Presse genauso schnell zu deinem Feind werden kann. Ein kleiner Skandal, ein Geheimnis, dass ans Licht kommt, dass du bisher verschwiegen hast." Er legt den Kopf schief. „Die Presse wird es ausschlachten und dich als Lügner hinstellen. Als jemand der etwas zu verbergen hat."

Ich weiß, worauf er hinauswill. „Ich habe nie darüber gelogen, dass ich queer bin. Und meine Beziehung zu Oliver habe ich nie versteckt oder verheimlicht."

„Aber offen darüber warst du auch nicht." Mein Vater steckt sich die Hände in die Taschen. „Die Leute werden sich fragen, warum du es verschwiegen hast. Und wenn du über deine Beziehung zu diesem Oliver gelogen hast, worüber hast du dann noch gelogen? Es ist schon schwer vorstellbar, dass jemand jahrelang Unterlagen unterschreibt, ohne diese je zu lesen. Noch dazu, wenn dieser jemand auf eine der besten Privatschulen des Landes ging."

Er wiegt den Kopf hin und her. „Die Leute sind dumm, Bentley. Sie glauben, was sie glauben wollen. Du hast bis heute nicht gewusst, dass du Unternehmer bist. Was glaubst du denn, was für andere Geheimnisse ich an die Presse geben könnte? Huhm?"

Ungläubig starre ich ihn an. Ich kenne ihn gar nicht. Was für ein Mensch – was für ein Vater – tut so etwas?

Mein Vater schürzt die Lippen. „Und die Leute mögen reiche und erfolgreiche Menschen nicht. Wir erinnern sie daran, was für Versager sie sind."

„Vater!" Wie kann er das nur sagen? Hat er nicht gerade gestanden, dass er sein Vermögen mit illegalen Geschäften gemacht hat?

„Wie dem auch sei." Mein Vater richtet seinen Blick auf mich. Auf einen Schlag ist alle Freundlichkeit, die je darin lag, verflogen. „Ich werde nicht ins Gefängnis gehen, Bentley. Auf gar keinen Fall. Und ich werde alles dafür tun, verstehst du? Alles. Du wirst für mich aussagen und das tun, was ich dir sage. Und wenn du es nicht tust, werde ich dafür sorgen, dass du alles verliest, was du dir aufgebaut hat. Alles und jeden. Wenn ich ins Gefängnis gehe, gehst du mit mir, dafür werden ich sorgen."

„Das würdest du wirklich tun? Mein Leben ruinieren nur aus Rache?"

„Ja, täusche dich da nicht, Junge." Ich glaube ihm. Er lügt nicht. Mein Vater meint, was er sagt.

„Warum? Was habe ich dir denn jemals getan?"

„Pah!" macht mein Vater, wendet sich ab und deutet auf die Wohnung. „Du hast das hier für ein Leben an meiner Seite eingetauscht? Das hier ist ein Loch! Und diese Leute mit denen du dich abgibst. Versager, allesamt." Dann dreht er sich wieder zu mir und seine Augen funkeln vor Zorn. „Du hättest so viel mehr werden können, Bentley. Die ganze Welt stand dir offen. Und hierfür entscheidest du dich? Für ein Leben in Mittelmäßigkeit? Nur wegen deiner...deiner....Vorlieben?"

Wut steigt in mir auf und verdrängt die Angst. „Das hier ist mein Leben, Vater. Ich habe es mir alleine aufgebaut. Und ich lebe so, wie ich es will. Weg von dir, ohne dich und deine Bevormundungen. Du hast mich doch nie so leben lassen, wie ich es wollte. Immer musste es nach deinem Kopf gehen. Und sieh dir an, wo mich das hingeführt hat."

„Red dir das nur selber ein, Bentley. Aber das hier hast du dir selber zuzuschreiben. Wenn du in London geblieben wärst, wie ich es dir gesagt habe, wäre das alles hier nie passiert. Dann hätten diese Aasgeier von Reportern nicht herumgeschnüffelt und versucht, mich zu ruinieren. Das ist alles deine Schuld!"

Das verschlägt mir die Sprache. Wir kann mir mein Vater vorwerfen, dass ich entführt wurde? Dass er sich so schlecht verhalten hat, dass die Reporter darauf aus waren, das was er tut, zu hinterfragen? Außerdem hat er illegale Geschäfte gemacht, nicht ich! Bevor ich meine Sprache wiederfinden kann, geht mein Vater zur Tür.

„Meine Anwälte werden dich morgen früh um 9 Uhr anrufen, um alles weitere zu besprechen. Ich sehe dich dann in London." Dann tritt er aus der Tür und ist verschwunden.

Ich schaffe es gerade noch ins Bad, bevor sich mir der Magen umdreht.

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Anmerkung: Ich bin kein englischer Anwalt oder so. Aber ich habe in wenig Recherhiert und es ist zumindest in Deutschland so, dass Eltern wirklich für ihre Kinder Verträge abschließen dürfen. Allerdings werden die Kinder geschützt, damit die Eltern keinen ganz zu großen Mist machen. Im wege schöpferischer Freiheit, habe ich mir herausgenommen, dass das was Bens Vater gemacht hat, so juristisch erlaubt war. ;)

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