Part 6
„Verrückt sag ich dir, verrückt!"
„Meine Meinung dazu willst du wirklich nicht hören Ashley...", raunte Björn schlecht gelaunt ins Telefon. „Und ich eigentlich nicht deine über ihn."
Sie biss sich auf die Lippe. Ja, vielleicht war es etwas unfair, das sich sich über Eric bei Björn auskotzte aber er war so ... ugh.
„Ich sollte ihn einfach rausschmeißen, oder?"
Als Björn jetzt antwortete hatte sich eine Stimmung ziemlich direkt wieder gehoben.
„Oh ja, eindeutig. Schmeiß ihn raus. Ich unterschreib die Petition."
Ashley lachte. Dann seufzte sie. Sie vermisste ihn. Vielleicht sollte sie heute Abend...
„Und, was sind deine Pläne noch so für die Woche?", fragte sie unschuldig.
„Wow, du verlierst echt keine Zeit."
Okay, vielleicht war sie doch nicht so unschuldig in ihrem Vorgehen, wie sie gedacht hatte. Aber Erics plötzliches auftauchen hatte etwas in ihr geweckt, das sie für verkümmert gehalten hatte. Ihren sonst eigentlich gut vorhanden Sexualtrieb. Jetzt war er mit voller Macht zurück - und sie horny as fuck.
„Schon gut, ich dachte nur wenn du auch zu Hause wärst heute Abend..."
„Sei um 18 Uhr hier. Ich bin dann zurück.", grummelte er. Sie grinste breit.
„Und da soll noch einmal jemand sagen so ne Freundschaft Plus Sache funktioniert nicht!"
Björn murmelte etwas unverständliches. Ashley war schon drauf und dran nachzuhaken, als sie bei Björn etwas im Hintergrund hörte.
„Verdammt, ich muss Schluss machen. Wir sehen uns nachher, okay?"
Damit hatte er aufgelegt und Ashley sah stirnrunzelnd ihr Handy mit dem unterbrochenen Anruf an. „Bis dann!", murmelte sie noch und legte es auf den Tisch. Die Vampirzähne auf der Hülle sahen sie herausfordernd an und sie erschauderte. Also drehte sie es wieder zurück und puhlte die Schutzhülle ab.
„Ich glaub da riskiere ich lieber ein kaputtes Display, als doch wieder der Versuchung nachzugeben das..."
Sie seufzte tief. Wem machte sie etwas vor. Sie hatte ein echtes Problem! Eric als Mitbewohner zu haben, stellte sich wider erwarten als überraschend angenehm heraus. Tatsächlich machten seine Vampirgewohnheiten zumindest das Putzen eine Leichtigkeit und abgesehen von seinen verwirrten Blicken wenn sie ihn bat sein Bett zu machen oder ihr mal bei Einkäufen zu helfen, benahm er sich wirklich gut.
Seichte Neckereien und Blicke wurden zu ihrer beider Alltag und sie gewöhnte sich schon bald daran den großen Wikinger mit seinem Sexappeal in ihrer Nähe zu haben, wobei sie fast glaubte, das Eric sich tatsächlich an ihre gesetzten Grenzen hielt, doch mit einem Faktor hatte sie nicht wirklich gerecht: Sich.
Es waren die kleinen Momente, die ihr Herz zum Stolpern brachten, die drohten ihr gefährlich zu werden - der Alltag.
Erst war da seine Freundschaftserklärung gewesen. Dann das Schaumbad. Nachdem sie eines Morgens genervt nach dem Wecker klingeln aufgestanden war um sich auf ein neues ans nicht enden wollende Schneeschippen zu machen und endlich ihre Ausfahrt frei zu bekommen hatte er sie wieder überrascht. Und je mehr Zeit sie mit ihm verbrachte, desto mehr... mochte sie ihn. Also wirklich mögen! Es war nicht länger die oberflächlichen Anziehung zwischen ihnen, die sie beim ersten Aufeinandertreffen beinahe dazu verleitet hätte, sich ihm hinzugeben. Die war leider immer noch da und trieb sie in den Wahnsinn, aber das war nur eines der Probleme. Sie hatte ihn einfach unglaublich gerne um sich. Er machte ihren Alltag lustiger, ihr Leben in den Bergen einfacher und ihr Zuhause - wer hätte es ahnen können - wohnlicher! Sie hatte lange nicht mehr mit jemandem zusammen gewohnt, vielleicht lag es also daran, doch sie fand es unglaublich schön, jemanden um sich zu haben. Oder auch nicht um sich zu haben, wie ihr schien, denn er war einfach nicht wieder aufgetaucht.
Ihr Herz machte etwas komisches und krampfte sich für einen Moment unangenehm zusammen. Sie knurrte deshalb. "Oh nein. Wenn er jetzt einfach wieder so unerwartet verschwunden ist, wie er damals an meiner Haustür aufgetaucht ist, dann werde ich ihm bestimmt nicht hinterher trauern und ihn vermissen!"
Reiner Selbstbeschiss, aber wenn sie es laut aussprach, glaubte sie es vielleicht eher.
"Du bist ein Problem los Ashley, wenn er verschwunden sein sollte. Freu dich, verdammt nochmal!"
Doch sie freute sich nicht. Stattdessen ließ sie sie Schultern nach vorne sinken und setzte sich nach ihrer kleinen Mittagspause wieder an ihren PC. Es gab Arbeit zu erledigen und nichts war motivierender, als ihre Gedanken beschäftigt halten zu wollen, um ihre Arbeit ein wenig nach vorne zu treiben.
Als Eric zurück kam, tat er dies mit einem Knall.
Ashley erschrak sich so sehr, als die Tür gegen die Wand knallte, das sie schon ansetzte um Eric den Erdboden gleich zu machen. Doch als sie ihn erblickte verließen sie sämtliche Wut, Elektrizität und Stärke.
Eric brach in ihrem Flur als kleines schwarzes, verbranntes etwas zusammen.
„Scheiße!"
War sie das gewesen? Hatte sie ihn angezündet, bevor sie die Entscheidung bewusst getroffen hatte? Sie schaute auf ihre Hände, zurück zu Eric und dann an ihm vorbei nach draußen durch die offene Tür, in dessen Türrahmen er noch immer so gut wie bewusstlos lag.
Nein, Eric musste schon so zur Tür reingekommen sein. Sie hatte erst danach beschlossen ihn zu Kleinholz zu verarbeiten, sie kann es nicht gewesen sein.
Schnell wischte sie ihre schweißnassen Hände an ihrer Jeans ab und kam auf ihn zugerannt.
„Oh Gott. Okay."
Sie bettete ihn auf ihrem Schoss, nahm seinen Kopf zwischen ihre Finger und strich ihm die Haare aus der Stirn. Er öffnete die Augen. Das blau, welches sie einst beherrscht hatte war blutig und schwarz, als wäre es einfach weggeschmolzen. Alles stank nach Rauch und verbranntem Fleisch. Sie würgte, doch riss sich zusammen.
„Du bist noch immer das schönste, was ich je gesehen habe.", murmelte er verzückt. „In deinen Armen zu sterben ist es fast wert."
Die Angst die sie dann befiel als er die Augen schloss, hatte sie so auch noch nicht gekannt.
„Eric?"
Keine Antwort.
„Ist ja klar, erst raspelt der Kerl Süßholz, aber dann wenns ernst wird, stellt er sich Tod.", piesackte sie ihn und forderte ihn heraus zu sagen: Wie ernst wird es denn liebste Ashley. Doch es kam absolut nichts. Die Angst wuchs.
„Eric, ich schwöre bei allem was mir heilig ist, wenn du mir so etwas sagst und mir dann zwischen meinen Armen einfach stirbst oder das wieder irgendeiner von deinen dämlichen Tricks ist, dann ..."
Keine Panik kriegen. Nicht jetzt. Er wird nicht sterben. Nicht so. „Dann ramme ich die höchstpersönlich noch heute einen Pflock ins Herz!"
Sie gab ihm eine Ohrfeige.
Keine Reaktion. Das war gar nicht gut.
Kurzerhand traf sie einen Entschluss. Einen Entschluss, der sie wohl einiges kosten würde - doch es war ihr egal.
„Nicht bewegen!", wies sie den bewusstlosen Körper in ihrer Diele unnötigerweise an und sprintete in die Küche. Schnell fand sie, was sie suchte und eilte zurück, kam schlitternd neben Eric zum stehen und kniete sich wieder hin, das sie seinen Kopf auf ihrem Schoss betten konnte.
„Wenn du wüsstest, wie gut du es gerade in dieser Position hast, würdest du, wenn du bei Bewusstsein wärst spätestens jetzt die Augen aufschlagen und mir einen dreckigen Spruch zuraunen... na, kriegst du das hin?"
Immer noch nichts. Scheiße.
Ihre Panik wuchs.
„Ich hasse es, das du mir so die Pistole auf die Brust setzt, du Mistkerl. Jetzt kriegst du schon wieder was du willst. Kann nicht einmal ich gewinnen?"
Sie konnte nicht aufhören zu reden, solche Angst hatte sie. Um Eric. Vor dem was sie tun musste.
Ashley könnte ihn einfach nur mit ihrem langweiligen menschlichen Blut füttern - doch in seinem Zustand bezweifelte sie, dass es ausreichen würde. Er brauchte mehr, als sie ihm so zu geben hatte und er war nicht in der Lage, es sich eigenständig zu besorgen.
„Scheiße!"
Mit geschlossenen Augen konzentrierte sie sich, fand das Licht in sich, die Kraft, die Elektrizität die mehr und mehr unter der Oberfläche schlummerte und ließ sie durch ihre Adern fließen. Als sie die Augen jetzt öffnete war alles durch die in ein sanftes, goldenes gelb getaucht. Sie konzentrierte sich auf das Metall, die Beschaffenheit des Messers, während sie Erics Haare streichelte und ihm an den noch nicht verkohlten Stücken seiner Haut den Ruß weg streifte.
Das Messer in der Hand drehend, zögerte sie kurz. Dann schnitt sie sich tief und mit zusammengekniffenen Augen in die Pulsader und legte die topfende Wunde auf seinen Mund.
„Scheiße, das tut weh. Du schuldest mir was!"
Sie konnte an der Spitze sehen, wie sich ihr leuchtendes Blut schwerfällig einen Weg bahnte und auf Erics Mund zu tropfte.
Tue es nicht, tue es nicht - das wirst du noch bereuen!, jammerte ihre Vernunft. Doch die Vernunft war nicht am längeren Hebel, der ihre Taten beeinflusste. Es waren ihre Emotionen und die wollten Eric eindeutig noch länger unter den Untoten wissen.
„Halt einfach die Augen geschlossen und vergiss alles, was heute Abend passiert!", bat sie ihn leise flüsternd und legte ihr offenes Handgelenk auf seinen Mund, beugte sich vor und legte ihren Kopf so gut es in dieser merkwürdigen Position ging an seinen. Eric hatte nicht die Augen geöffnet, doch wenn er es getan hätte, wäre ihm eine golden leuchtenden Ashley begegnet, die ihn aus unergründlichen Augen betrachtete und diese anschließend konzentriert geschlossen hielt während er an ihrem Handgelenk zu saugen begann wie ein Säugling an der Flasche.
Gott sei Dank, er reagierte!
„Es wird alles gut. Alles wird wieder ...", murmelte sie und versuchte den Absprung zum rechten Zeitpunkt zu erwischen und gleichzeitig ihre goldenes Blut, ihr Erbe von ihren Verwandten in ihren Venen aktiv zu halten. Sie spürte ihre Kraft, schwinden, ihre Emotionen abschwächen, während Schluck für Schluck ein Teil ihrer Selbst sie verließen. Ihr wurde kalt. Körperlich wie auch seelisch. Als ihre Finger schlussendlich begannen unangenehm zu kribbeln und zu ziehen, zog sie den Schlussstich.
„Okay, das muss reichen!", entschied sie. Dann nahm sie, kurze Zeit von ihrer aktivierten, glühenden Kraft gestärkt, den bewusstlosen Eric mit ihren elektrischen Impuls gesteuerten vom Boden hoch und legte ihn auf sein Sofa - etwas, das der normalen Ashley nie gelungen wäre.
Seine Haut begann bereits zu heilen, so schnell, das sie zusehen konnte und seine Augen schienen zu flackern. Eric murmelte etwas, doch sie konnte ihn nicht verstehen.
Statt an seiner Seite sitzen zu bleiben, stand Ashley zitternd auf und machte sie daran wie unter Schock die Küche und den Flur aufzuräumen und sämtliche Spuren dessen, was passiert war, wegzuräumen. Alles was sie wirklich noch würde tun können, war warten.
ERIC'S POV:
Als Eric die schweren Augen öffnete, war er allein. Und auf dem Sofa. Mit dröhnendem Schädel lag er auf der billigen Sofagarnitur und glaubte sich zu fühlen, wie Menschen es taten, die einen Abend mit zu viel Alkohol verbracht hatten.
Richtig dreckig.
Ihm fiel es schwer den Kopf zu heben, ohne das sich sein schon langer toter Magen drehte und sich erhob.
„Was zum-„
Behutsam unter einer Decke zugedeckt und mit einem Buch über Wikingerkriege auf dem Sofatisch setzte er sich auf.
Draußen war es dunkel, das Haus wirkte verlassen. Doch das war nicht, was ihn wunderte. Was ihn irritierte. Es war die Wärme, die durch seine Venen floss. Er fühlte sich... menschlich. Oder so. Es war Jahrhunderte, ja ein Jahrtausend her gewesen, das er sich gefühlt hatte wie ein Mensch, deswegen konnte er das Gefühl nicht im ersten Moment zuordnen. Auch sein Herz ruhte noch tot und still in seinem inneren und erinnerte ihn an sein untotes Dasein, doch sein Körper, seine Seele...
„Ashley?!"
Nichts.
Er stand auf doch geriet beinahe ins Straucheln. Gleichgewicht. Straucheln. Schwindel. Übelkeit. Kopfschmerzen.
Das waren menschliche Empfindungen. Schwache Empfindungen. Dennoch spürte er sie. Und er konnte sich nicht erklären warum oder was passiert war. Etwas das ihm ganz und gar nicht bekam - oder gefiel!
„Ashley!", bellte er lauter diesmal. Ungehaltener.
Er war sicher, sie hätte eine Antwort auf das ganze - und versteckte sich wahrscheinlich deshalb vor ihm.
Er knirschte mit den Zähnen. Wahrscheinlich würde er viel daran setzen müssen, auch diese Information aus ihr heraus zu bekommen. Stur wie sie war, schien sie auf sämtlichen Informationen zu hocken und sie vor Eric abzuschirmen. Eine lästige Angelegenheit wie er fand - doch gleichzeitig intelligent.
Er war da nicht anders.
Dennoch nervte es ihn, das sie sich nach allem, was sie auf kurz oder lang zusammen durchgestanden hatten noch immer als ersten Impuls vor ihm versteckte oder verschwand, wenn etwas nicht nach Plan lief...
Knurrend begann er auf ihr Schlafzimmer zu zulaufen und die Tür aufzuschlagen um sie zu einer Erklärung aufzufordern.
Doch wider seines Wesens ließ ihn das, was er im Bett vorfand einfach inne halten. Zusammengerollt und unnatürlich blass lag Ashley auf der Tagesdecke, die eine Ecke über sich zusammen geschlagen, als wäre sie ins Bett gekrabbelt, hätte aber keine Energie mehr gehabt den Überwurf anständig abzuziehen und zwischen die Laken zu kommen. Ihre Haare waren stumpf und strohig, ihre Lippen hatten an Farbe verloren, ihre Augen trugen dunkle Schatten.
Ein weiteres Knurren stieg in ihm auf. Diesmal ein beschützendes. Wer auch immer für ihren Zustand verantwortlich war, konnte sich auf was gefasst machen. Kurzerhand hob er sie hoch, zog die Decke weg und legte sie zwischen ihre eigenen weichen Laken, mit denen er sie bedeckte. Zumindest seine physische Vampirstärke schien erhalten geblieben zu sein, dachte er noch, als er sich erneut seelisch erschöpft und ausgelaugt gegen das Bett lehnen musste. Irgendetwas schien hier mit ihnen beiden ganz und gar nicht zu stimmen. Der Vampir in ihm, der Überlebensinstinkt forderten ihn auf standhaft zu bleiben, die Gegend zu erforschen und die Gefahr auszuschalten. Ein anderer, erstaunlich starker Teil von ihm kämpfte dagegen und wollte das er sich zu Ashley legte um über sie zu wachen, während sie komplett wehrlos und ausgeknockt in ihrem Bett lag.
Wider der Vernunft war es diese Seite, die gewann.
Verwirrt blinzelnd streckte er sich neben ihr aus und verschränkte stoisch die Arme vor der Brust, als der Schlaf wieder an ihm zu zerren und ihn zurück in die Bewusstlosigkeit zu drängen versuchte. Doch für Ashley gab er nicht nach. Die dröhnenden Kopfschmerzen mit denen sie erwachte waren nichts im Vergleich zu der Übelkeit, die sie in dem Augenblick befiehl, sobald sie wieder ins Bewusstsein fand.
„Bitte töte mich jemand!", stöhnte sie mich geschlossenen Augen und traute sich nicht den Kopf zu heben oder die Augen zu öffnen, aus Angst sich über ihr Bett übergeben zu müssen. Heiß stand ihr der Schweiß in der Stirn und ihr Körper schien in Flammen zu stehen.
„Eigentlich habe ich relativ viel Arbeit darein gesteckt, dich am Leben zu halten.", stellte Eric zu ihrer rechten klar, was Ashley beinahe dazu bewegt hätte, die Augen aufzumachen um nach ihm zu sehen.
Dann fiel ihr alles wieder ein.
Eric, der Kohlebriquett.
Ashley die duselige Kuh die ihn unbedingt retten musste.
Ihr Bluttausch.
Von ihr, der lange verschollen Tochter einer nicht unwesentlich wichtigen Gottheit, dessen Blut unter den richtigen Umständen manipulierende vor allem aber unter diesen Umständen wichtiger Weise auch heilende Kräfte besaß... und die sie an ihren obsessiven Vampir-Stalker-Freund gegeben hatte, der nun alles würde erfahren wollen.
Och nö.
Nun, immerhin erklärte ihr teilen ihres Blutes ihren Jahrhundertkater. Sie hoffte, dass es dabei bei den einzigen Nebenwirkungen blieb
Ashley stöhnte nur schwerfällig über seinen lahmen und auch überholten Witz und warf sich einen Arm über die Stirn um diese abzukühlen, was mit ihrem eigenen warmen Körper nicht funktionieren wollte.
„Ich gebe dir mein Erstgeborenes für einen kühlen Lappen auf meiner Stirn!", jammerte sie und einen Moment später lag Erics kühle Hand über ihrem Kopf. Sie seufzte selig. Nicht ganz was sie wollte, aber vielleicht sogar noch besser.
„Ich hoffe dein Erstgeborenes ist nicht so stur wie du. Noch eine dickköpfige Johannsson hält mein totes Herz nicht aus."
Ashley schüttelte sich, während ihre Kopfschmerzen langsam ein wenig abzudämmen schien. „Wenn du solche Sachen sagst, kommt mir dezent mein Frühstück wieder hoch!" ließ sie ihn murmelnd wissen.
Als Eric nichts erwiderte, wurde sie in der Stille des Zimmers auf ein neues schläfrig.
„Darf ich...", sie brach ab. Das war dämlich!
„Darfst du..?"
Dämlich, aber so verlockend. Doch statt die Klappe zu halten redete sie weiter, als sei sie tatsächlich noch auf Restalkohol.
„Darf ich mich ein wenig an dich kuscheln? Du bist so angenehm kühl!" Sie blinzelte durch ihre schweren Lider. Er sah sie überrascht an. Dann nahm er seine Hand von ihrer Stirn und zog sie kurzerhand an seine Seite, wo sie vor Erleichterung schwer atmend gegen ihn sackte.
„Danke!", sie war so erleichtert, dass sie kurz davor war, in Tränen auszubrechen. Ihre Gefühle waren nicht unter Kontrolle zu bekommen wie es schien. Sie ließ die Augen geschlossen und atmete ein paar Mal tief und beruhigend ein. Sie musste eingedöst sein, denn als sie das nächste Mal bewusst die Augen aufschlug, waren ihre Übelkeit und ihre Kopfschmerzen verschwunden.
„Wow!", murmelte sie und drehte den Kopf zur Seite, wo sie einen schlafenden Wikinger fand.
Erics Wunden von zuvor waren komplett verheilt, seine Haut war noch strahlender, noch schöner als zuvor und seine Wangen... seine Wangen hatten mehr Farbe und Leben, als sie je bei ihm gesehen hatte.
Er sah... beinahe niedlich aus.
Eric der Vampir war immer unnahbar, kalt, aber auch verführerisch heiß gewesen.
Eric mit ihrem Götterblut in seinen Venen wirkte zerbrechlicher, noch immer stark doch irgendwie auch... zutraulicher. Einen Moment konnte sie den Mann in ihm sehen, der er einst gewesen sein musste. Ein Mann, in den sie sich ohne Probleme hätte verlieben können...
Sie strich ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht, ihre Finger verharrten an seiner Haut. Er schlug die Augen auf.
„Hi.", murmelte er verschlafen.
„Hi", flüsterte sie zurück und betrachtete ihn. Wie er sie. Einen Moment sahen sie sich nur an.
„Geht es dir besser?", fragte er und zog sie unbewusst näher. Ihre Glieder hatten sich mit einander verheddert und Ashley lag geradezu in seinen Armen an seiner Brust in der er tief und zufrieden brummte.
Sie runzelte die Stirn. „Bist du jetzt fürsorglich?"
Bei ihren Worten setzte er sich überrascht auf und ließ sie los..
„Ich" er sah auf sie. Sah auf das Bett. Sah auf seine Hand, die noch immer in ihren Haaren verheddert war, wo er ihr zuvor als Kühlkissen gedient und ihr danach durch die Haare gestrichen hatte. „Nein?"
Sie setzte sich ebenfalls auf, wollte das Geschehene eigentlich ebenfalls abschütteln, doch gab ihm stattdessen einen Kuss auf die Wange, die fast rosa leuchtete und blieb anschließend wie magisch angezogen in seiner Nähe, fuhr mit der Nasenspitze über seinen Kiefer, atmete seinen waldigen Geruch ein. „Ich mag dich fürsorglich!", rutschte es ihr raus.
Zu nah. Zu viel. Zu intim.
Sie schreckte zurück als Eric ihr überrascht den Kopf zudrehte und sie kam wieder auf die Beine. Etwas das ihrem Körper nicht besonders gefiel. Beinahe greifbar steigerte sich das Gefühl einfach wieder zu ihm zurück krabbeln zu wollen. Erics Nähe brauchen zu wollen. Ihn zu wollen. Doch sie stand auf und ging aus dem Zimmer.
Außerhalb ihres Schlafzimmers war es kalt. Sie erschauderte. Normalerweise war ihr immer zu warm in ihrer kleinen Hütte, doch wie es schien hatte sich das Haus über Nacht wirklich ausgekühlt. Oder war es schon wieder Tag? Es war auf jeden Fall immer noch oder schon wieder dunkel. Schnell machte sie das Licht an und blinzelte gegen die künstliche Helligkeit.
„Magst du vielleicht den Kamin anmachen?"
Eric war ihr ohne ein Wort gefolgt. Und auf ihre Frage mit dem Kamin tat er, zu ihrer Überraschung genau das, was sie von ihm gefordert hatte und holte Holz von der Verander, ehe er sich vor dem Kamin daran machte, das Holz aufzustapeln.
Als er dabei war die Flamme entzünden zu wollen, ging sie schnell dazwischen.
„Der Anzünder zickt manchmal etwas rum. Alle hoch entflammbare Vampire, bitte einen Schritt zurück treten."
Eric schnaubte nur, tat aber wie geheißen. Wieder ohne Widerworte.
Als das Feuer knisternd brannte, drehte sie sich zu ihm um. Er sah gedankenverloren in die Flammen.
„Ist es merkwürdig, das Feuer mir gefallen?", fragte er unvermittelt und taxierte sie auf ein neues. „Wo sie mir doch mit als einziges wirklich gefährlich werden könnten?"
Ashley setze sich neben ihn und überlegte. „Ist es mit den meisten Dingen nicht so? Je gefährlicher und unpassender...", sie sah zu ihm rüber. Er grinste schief.
„Desto besser gefallen sie dir?" Er lachte rau „Na was für ein Glück für mich!"
Sie knuffte ihn. Dann seufzte sie und beantwortete seine Frage, ehe sie näher rutschte.
„Nun, soweit ich mich erinnern kann, hast du auch wunderschöne Holzmöbel."
„Du denkst an den Mahagoni-Schreibtisch in meinem Büro, oder?" Er grinste wieder.
Das einzige Mal, das sie seinen Schreibtisch zu Gesicht bekommen hatte war, als sie ihn im Büro mit einer nackten lateinamerikanischen Schönheit auf besagtem Schreibtisch erwischt hatte. Und er ihr ein äußerst verruchtes Angebot gemacht hatte, sich ebenfalls dazu zu gesellen. Ashley hielt seinem Blick stand, doch ihr Herz schlug bei der Erinnerung trotzdem schneller. Eric hörte es und sein Grinsen wurde breiter. Zeit, das Thema zu wechseln. "Solange du nicht mit tausenden von Silber Piercings behangen in einem Kerker bei Kerzenschein auf einem Bett von Holzpflocks liegst..."
„Das ist ein sehr spezifisches Bild, das du da zeichnest."
„Ich hab so meine Hobbys."
„So langsam werde ich neugierig jedes deiner Hobbys kennen zu lernen.", raunte er und sah sie mit schief gelegtem Kopf an. Sie grinste ihn herausfordernd an und er er erwiderte den Blick. Einen Moment lauschten sie dem kontinuierlichen Knacken des Holzes, als die Flammen an den Holzscheiten zu lecken begannen.
Dann seufzte sie schwerfällig. Die letzten Tage mit ihm waren so ... nett gewesen. So normal und ruhig und ebenbürtig. Es fiel ihr immer schwerer, in Eric noch weiter den bösen Vampir zu sehen, den es galt auf Abstand zu halten. Ihr Herz schien im Takt des Feuers für Eric zu flackern. Flammen reflektierten sich in seinen Augen, die auf sie gerichtet waren.
„Was denkst du?", fragte er und legte neugierig die Kopf schief.
„Ich denke an die Zukunft.", antwortete sie wahrheitsgemäß. „Hast du schon Pläne wie es weiter geht?"
Eric seufzte tief und lehnte sich auf seine Ellenbogen zurück. „Kann nicht alles noch ein Weilchen so bleiben wie es ist?", fragte er und drehte ihr den Kopf zu. „Muss sich immer etwas ändern. Muss ich immer Pläne haben und Intrigen spinnen?"
Nein. Eigentlich nicht. Überraschend gerne hätte sie ihn weiter in ihrer Nähe behalten, sich den Winter eingekuschelt und ihren kleinen Coucoon gebaut, in dem nur sie existierten. Doch die Realität war anders und dem Gefühl der Geborgenheit zu trauen tückisch.
„Du bist nicht zufrieden, wenn du nichts zu tun hast.", wusste sie und lehnte sich ebenfalls auf ihre aufgestützten Ellenbogen zurück. „Du brauchst die Politik und das Drama, die Intrigen und Pläne, das Blut, die Kämpfe und die Frauen..."
Eric sah sie weiter von der Seite an. „So siehst du mich?"
„So kenne ich dich!", sie sah ihrerseits zu ihm und hielt seinen Blick fest. „Liege ich den falsch?"
Eric Blick ging über ihre Gesichtszüge dann zurück zum Feuer ehe er antwortete: „Wahrscheinlich nicht..."
Ashley ignorierte das Ziepen in ihrem Herzen bei den Worten. „Wahrscheinlich nicht.."
Sie streckte ihre Zehen, wackelte mit ihnen nahe des Feuers, das sie wärmte und ließ ihren Kopf schwer zur Seite fallen. Das Nickerchen hatte ihr bereits gut getan, doch sie war noch immer nicht wieder ganz fit. Was auch immer sie getan hatte - was auch immer sie von sich gegeben hatte - es hatte seinen Tribut gefordert. Sie konnte es nicht mit Gewissheit sagen aber etwas zog an ihr. Sie sah zu Eric, der sie aus tiefen, nachdenklichen Augen beobachtete.
„Was ist vorhin passiert Ashley?", fragte Eric dann unvermittelt. Sie schloss die Augen. Darauf hatte sie gewartet.
„Bitte, nimm es einfach hin wie es ist und sei zufrieden.", bat sie. Als Eric nicht antwortete öffnete sie irgendwann wieder die Augen und sah zu ihm hinüber. Er beobachtete sie noch immer.
„Du weißt, das kann ich nicht."
Ja, das hatte sie gewusst.
„Du bist nicht mehr fürs Sonnenbaden geeignet", verriet sie. Weil er es wissen musste, bevor er das nächste Mal zu lange draußen herum wanderte. Weil er ein Anrecht hatte, wenigstens das zu erfahren. Über Erics Blick fiel ein Schatten.
„Ich mochte die Sonne."
Ashley hob entschuldigend die Schultern. „Aber ich befürchte die Sonne mochte dich nicht besonders. Die Welt war einfach noch nicht bereit für einen Vampir mit Bräunungsstreifen..."
Er schnaubte und stand auf. Ging zum Kühlschrank. Öffnete ihn. Schien sich zu erinnern das für ihn nichts hinter die Tür war und schloss ihn wieder. Noch immer hatte sie kein TruBlood auftreiben können. Sie hatten es nicht angesprochen, aber langsam wurde dieser Umstand zum Problem... Wenn sie ihn nicht gerade zu wiederholten Male gefüttert hätte... was er nicht zu erinnern schien. Ob sie... etwas geweckt hatte?
„Hast du Hunger?", fragte sie vorsichtig.
„Ich...", er runzelte die Stirn. „Nein."
Er kniff die Augen zusammen und sah sie an. Dann war er, für ihre Augen zu schnell, wieder bei ihr. Sie erschrak noch immer, wenn er das tat. Wahrscheinlich, weil er es immer wieder einsetzte, wenn er sie überrumpeln wollte.
Nun, es funktionierte.
Sie streckte ihre Hand aus und legte sie abwehrend auf seine Brust, schlug ihn mit der Faust.
„Verdammt, Eric!"
Seine Laune hob sich augenblicklich.
Trotzdem sah er ihr von oben eindringlich in die Augen. „Was hältst du zurück Ashley?", fragte er.
„Wieso kann ich mich nicht erinnern, wie ich von meinem Sonnenbaden auf dem Berg hier aufs Sofa gekommen bin?"
Sie blinzelte. Sie hatte ihn gebeten die Augen zu schließen und alles zu vergessen, während sie ihn, sie schüttelte sich bei dem Gedanken ,„gefüttert" hatte. Das es jedoch wirklich so reibungslos funktioniert hatte...
Eric hatte mitbekommen wie sich ihre Augen kaum merklich weiteten. Seine kniffen sich als Antwort darauf zusammen.
„Ich glaub ich muss dich mal wieder daran erinnern, mit wem du es zu tun hast...", brummte er. Kurzerhand nahm er sie an den Schultern, schoss mit ihr raus in die kalte Nachtluft und hob ab in den Himmel. Sie waren 100 Meter über dem Boden, bevor sie sich überhaupt an die neuen Luft und Licht Verhältnisse gewöhnt hatte und nochmal 100 Meter höher als ihr bewusst wurde das lediglich Erics Hände und Arme sie festhielten... und er sie jederzeit problemlos würde loslassen können, wodurch sie in ihren Tod stürzen würde.
Auch diese Erkenntnis und Schock brauchte eine weitere Sekunde in der sie weiter in den Himmel schossen und mussten ihr aufs Gesicht geschrieben sein. Eric grinste zufrieden.
„Lass mich nochmal fragen...", setzte er an. „Und diesmal mit etwas mehr Risiko und mehr Adrenalin in deinem Blut, das du vielleicht mal etwas leichter zu durchschauen bist..."
Er machte Anstalten sie auf Abstand zu halten, die Arme wo er sie mit seinen Händen hielt, von seinem Körper wegstrecken zu wollen.
Bevor sie Eric gekannt hatte, war es ihr nicht bewusst gewesen, doch mit ihm entwickelte sie langsam aber sicher eine Scheiß Höhenangst!
Vielleicht waren ihre Arme nicht frei, weil er sie umklammert an den Seiten ihres Körper festhielt. Aber sie würde einen Teufel tun und sich komplett auf Erics Güte und Willensstärke verlassen, das er sie nicht fallen ließ. In einer einzigen Bewegung schlag sie ihre Beine nach vorne um seine Hüfte und klammerte sich an ihn mit allem was sie besaß.
Eric lachte auf. „Das ist ja beinahe süß."
„Eric!" quiekte sie. „Lass mich runter."
Er zuckte mit den Schultern, seine Finger begannen sich langsam von ihren Armen zu lösen. Aus ihrem quieken wurde ein ernsthaften kreischen als sie sich jetzt auch mit ihrem Oberkörper nach vorne stürzte und die Arme um seinen Hals schlang wie ein Klammeraffe.
„Wieso vergesse ich immer wieder was für ein Psychopath du bist?", keuchte sie und hielt sich mit allem was sie besaß an ihm fest um nicht in den bodenlosen Abgrund zu fallen.
„Mein Charme wickelt dich ein.", antwortete er trocken. „Und glaub nicht mir fällt nicht auf wie du mich und meinen Knackarsch manchmal durch verhangene Augen beobachtest. Ich gefall dir."
2:0 für ihn. Sie erschauderte. Eric lachte erneut, doch seine Arme waren nun beinahe liebevoll um ihre Rückseite gewickelt und gaben ihr in Form einer Umarmung halt. „Keine Sorge Ash, du gefällst mir auch."
Er seufzte. „Guck mal, es könnte so einfach zwischen uns sein. Wieso musst du immer so schwierig sein Ashley. Ich will dir keine Angst einjagen.", sie wagte es ihren Kopf ein wenig zurück zu lehnen und ihn von der Seite skeptisch anzusehen. Er sah zur Seite und erwiderte ihren Blick, verdrehte schmunzelnd die Augen.
„Na gut, vielleicht macht das schon Spaß. Trotzdem treibt es mich in den Wahnsinn, das du immer deine Geheimnisse vor mir hast. Insbesondere wenn es um mich geht."
Er zwickte sie in den Hintern. Sie knurrte ihm warnend ins Ohr. Sein Brustkorb unter ihr hob sich vor unterdrücktem Lachen. Dann strich er ihr wieder ruhig über den Rücken. „Aber ich mag's, wie du mich umklammert hältst."
Aus seinem raketenähnlichen in den Himmel schießen war ein eher sanftes gleiten durch die kalte Nachtluft geworden.
„Traust du mir etwa nicht, liebliche kleine Ashley?", säuselte er und fing doch tatsächlich an, mit seiner Nase an ihrem Hals herum zu nesteln, während er ihr schwer ins Ohr atmete.
Er spielte mit unfairen Mitteln!
„Eric...", warnte sie ihn erneut.
Sie würde hier oben ganz bestimmt nicht von ihm abrücken, ganz egal was er machen würde - und der Mistkerl wusste das ganz genau.
Sie spürte das Lächeln an seinen Lippen als er an ihrem Ohr flüsterte: „Nicht mehr so taff? Jetzt sag nicht, ich mache dich nervös Ash."
Dann legte er seine Lippen an ihren hämmernden Puls an ihrem Hals. Ganz sanft hauchte er einen feuchten Kuss auf die Stelle und brummte.
Ohne ihr bewusstes Zutun schoss ihr Körper bei dieser Berührung nach vorne - nur das sie ihre Beine bereits um seine Hüfte geschlungen hatte und es kein „nach vorne" mehr gab. Nur ein reiben und kreisen.
„Die Stelle merk ich mir.", murrte Eric und biss direkt noch einmal hinein. Nicht doll, doch so, das es sichtbar sein würde. Er-
„Sag mal hast du mich gerade markiert?"
„Wie eine Landkarte!"
Er stritt es nicht mal ab. Und sie hatte nichts mehr zu sagen. Stattdessen war sie froh der kalten Zugluft ausgesetzt zu sein, das ihr erhitztes Gemüt wenigstens einigermaßen wieder runter kühlte. Erics wachsenden Interesse an ihr war ihr an ihrer Hüfte nicht entgangen und seine Arme um ihren Körper fühlten sich auch immer mehr wie eine innige, intime Umarmung an und weniger wie ein festhalten, um sie vor dem sicheren Tod zu bewahren.
Luft.
Kalte Luft.
Schnee.
Sterne.
Sicherer Tod ein paar Meter unter ihr...
Einatmen, ausatmen.
Einen Moment flogen sie schweigend durch die Luft und sie gewöhnte sich an das Schweben und Gleiten, die Luft und die Höhe. Sich etwas sicherer fühlend harkte sie nach: „Hast du mich nicht eigentlich befragen wollen?"
Eric brummte. Sein Griff um sie festigte sich leicht. „Eigentlich ja. Aber irgendjemand hat mich dabei mächtig abgelenkt und jetzt...", er nahm seinen Kopf wieder etwas zurück, hielt sie sanft im Nacken und sah sie mit funkelnden Augen an. „Jetzt bin ich dafür nicht mehr in der Stimmung."
Ihr Blick verfing sich mich seinem und obwohl sie nicht wusste worauf das alles hinaus laufen sollte, unweigerlich hinaus laufen würde, konnte sie sich nicht direkt überreden, den Blick abzuwenden. Das schaffte sie erst, als etwas in ihr sie drängte, ihn doch endlich zu küssen. Wie ein Magnet zogen seine Lippen sie magisch an, als sie seinen kalten Atem an ihren spürte. Sie drehte den Kopf und atmete durch.
Ashley hatte sich genug vorgewagt, das sie die Stadt unter ihnen betrachten zu können.
Ihre Stadt.
Kaum Lichter erleuchteten die Umgebung, was die einzelnen kleinen Häuschen noch gemütlicher und uriger wirken ließ. Das kleine Tal eingekesselt zwischen den Bergen lag still und vom Schnee verschluckt zwischen der eindrucksvollen Natur, während sich hinter den Bergen die Sterne erhoben und für die restliche Beleuchtung sorgten.
„Wow", rutschte es ihr raus. „Ich wohne wirklich schön!"
Eric brummte wieder. „Soll ich dich in meinen Armen einmal umdrehen, das du alles in Ruhe betrachten kannst?"
Allein bei der Vorstellung eines ihrer festgefrorenen Gliedmaßen von ihm, ihren Sicherheitsanker zu lösen, wurde ihr schwindelig. Sie klammerte sich fester. Eric stöhnte als ihre Beine sich einen festeren Griff um seine Taille suchten und sie an ihm auf und ab rutschte.
„Ja, mir gefällt es so auch besser.", raunte er. Dann sah er in ihr Gesicht und seufzte.
„Halt dich fest. Nicht erschrecken."
Obwohl er sie bereits sicher in den Armen hielt und auch eine Brechzange sie nicht von ihm hätte lösen können, hielt er sie für einen Moment spürbar fest, das sie sich in seinen Armen sicher fühlen könnte. Und auf einmal wirbelte er sie herum. Wirbelte er... sich herum?
Sie keuchte auf.
Er schwebte auf dem Rücken. Unter ihr. Damit sie ihm über die Schulter schauen und das ganze Wunder ihrer verschlafenen Stadt anschauen konnte ohne sich von ihm lösen zu müssen. Es war wundervoll. Sie hob den Kopf, sah sich um, sah ihn an.
Er beobachtete sie.
„Danke!", flüsterte sie überrascht. Sie traute der Kraft des massiven Körpers unter ihr genug, das sie sich ein wenig aufrichtete und einen ihrer Arme löste.
Weil er sie noch immer festhielt.
Sie sicher war.
Sie nutzte die von ihm geschenkte Freiheit, um sich von seiner Brust abzustemmen und umzuschauen.
In ihrem Leben hatte sie noch nicht so einen Ausblick gehabt.
Sie war umgeben von Sternen. Hunderten und tausenden von Sternen, die die Nacht heller erleuchteten als es hätte möglich sein dürfen. Hell reflektierte der Schnee ihre Lichter und warf ihre ganze Umgebung in einem glitzerndem Licht zu ihr zurück. Ein Märchen hätte nicht magischer wirken können - sie war verzaubert.
Mit weit aufgerissenen Augen und wahrscheinlich offen stehendem Mund sah sie sich um, sah dann auf Eric um seine Reaktion zu sehen. Er hatte nur Augen für sie. Etwas in ihrer Brust krampfte und öffnete sich dann. Sie strich ihm mit den Fingern durch die Haare um im Anschluss die Handfläche auf seinem Gesicht liegen zu lassen. Seine Augen funkelten wie die Sterne um sie.
„Danke!", hauchte sie nochmal, inbrünstig diesmal. Er nickte aufrichtig. Für den Rest des Fluges sprachen sie nicht mehr.
BONUS:
Hätte dieses Buch und vor allem die Beziehung zwischen Ashley und Eric einen Song? Dieser wäre es: 🙌🏻🙌🏻🙌🏻
https://youtu.be/fIewrm2Vg10
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