Part 13
„Ich bin froh, dass du Waise bist!", murmelte Eric und ließ sich aufs Sofa fallen.
„Was?!"
Er zuckte die Schultern. „Wenn so normale Familientreffen aussehen, bin ich froh, dass ich das mit dir nicht öfters durchmachen muss. Kein Wunder, das Morde so oft innerhalb der Familie passieren..."
„Weihnachtsessen mit der Familie canceln, alles klar...", murmelte sie.
Eric nickte vehement. „Wäre sowieso nur peinlich für dich, wenn ich am Essenstisch anfange dich übers Holz zu legen um meinen Mund zwischen deine B-"
„Oooookay.", sie lief rot an und Eric strich über ihre Wange.
„Jedes Mal...", grinste er. „Allein dafür würde ich mir ein Familienessen mit Thor antun. Um zu sehen, wie sehr ich dieses rötliche Leuchten aus dir heraus kitzeln kann."
Ashley schnaubte, doch in ihrem Bauch flatterten die Schmetterlinge. Sie schlug ihm vor die Brust.„Eric!"
„Ashley?", er kam näher, zog ihre Beine über seinen Schoß und lehnte sich vor um mit der Nase an ihrem Hals zu nesteln.
„Kannst du nicht einmal ernst sein?", schnaubte sie und war stolz, dass ihre Stimme einigermaßen fest war, obwohl sie auf seine Nähe, wie die ganze Zeit schon, extrem reagierte.
Eric seufzte schwer und lehnte sich zurück.
„Ich bin ernst.", sagte er und schloss die Augen. „Aber mit dir kann ich die Verantwortung auch mal abgeben, einen Moment beiseite legen." Seine Stimme färbte sich vor unterdrückter Emotionen, dass Ashleys verflixte Schmetterlinge weiteren Blödsinn veranstalteten. Was war nur los mit ihr, dass sie so ... aufgeregt war?! „Mein Leben ist sonst durchsetzt mit ernsthaften Problemen, Gewalt, viel Politik und noch mehr Intrigen."
„Du magst Intrigen!", warf sie ein, in dem Versuch den lockeren Ton wieder zu finden. Vielleicht hatte sie zu schnell gesprochen, vielleicht war ihr ein ernster Eric doch nicht so lieb.
„Und noch lieber mag ich Gewalt.", setzte er hinterher.
„Ein wahrer feuchter Traum für Therapeuten.", stimmte sie zu.
Er hob einen Mundwinkel. „Ich bin einfach angestrengt, Ashley."
Mit seiner Hand fuhr er sich übers Gesicht und als er sie wieder fixierte sah sie den Wahrheitsgehalt seiner Aussage in seinen Augen. Er wirkte müde und erschöpft. Sie biss sich auf die Lippe und strich ihm eine Haarsträhne hinters Ohr. „Angestrengt von der Situation oder angestrengt von deinem...", sie zeigte auf seinen Brustkorb und legte eine Hand auf. Jupp, sein Herz schlug immer noch. Er verschränkte seine Finger mit ihren und sah ihr ins Gesicht.
„Du bist auch kaputt.", stellte er fest und umging geschickt ihre Frage, strich ihr über die Wange unter den Augen entlang wo sich, wie sie nach seiner Aussage vermutete, wohl dunkle Schatten abzeichneten.
„Ein wenig...", gab sie zu und beschloss für den Moment nachzugeben und sich einfach an ihn zu lehnen. Eric strich weiter über ihre Wange, ihre Haare, ihren Rücken, während sie mit ihren verschränkten Fingern vor seiner Brust spielte.
Und einen Moment war die Welt in Ordnung.
„Danke!", flüsterte sie nach ungefähr zehn Minuten schweigsamen Beisammenseins und brachte Eric dazu, dass er in seiner Bewegung innehielt. „Hm?"
Wieder stieg ihr das Blut in die Wangen, als sie flüsterte: „Dafür, dass du da bist. Das du mir den Rücken freigehalten hast. Du auf mich aufpasst.", Himmel, sie klang kitschig.
Einen Moment hielt Eric inne, dann nahm er sie an den Schultern und rückte sie ab, dass er ihr ins Gesicht sehen konnte.
„Wieso ist dir das unangenehm?", fragte er und strich über ihr Gesicht. „Weil ich dir geholfen habe?" Eric blinzelte. „Ich weiß, dass du deine eigenen Kämpfe zu kämpfen weißt. Trotzdem muss es mir nicht gefallen, wenn ich merke, dass du dich eingeschüchtert fühlst. Dazu gibt es keinen Grund. Ich halte dir den Rücken frei, damit du gerade stehen kannst."
Das leichte Rot färbte sich in ein ernst zu nehmendes Burgunder.
„Ashley?"
„Oh Gott.", sie versteckte sich hinter ihren Händen, hoffte das brennen so runter kühlen zu können.
Sie musste ihre Gefühl in den Griff bekommen, verdammt nochmal. Er macht ihr ein Kompliment und sie fing fast an zu weinen.
Reiß dich zusammen Ashley!
Eric knurrte. „Verdammte nochmal, hör auf dich vor mir zu verstecken!", im Kontrast zu seinen Worten auffallend sanft zog er ihre Hände von ihrem Gesicht weg, wobei sein Gesicht aufgebracht versteinerte, als er sah, dass ihr Tränen in den Augen standen. Über ihren Blutbund spürte sie seine Verwirrung und Sorge zu ihr hinüber wabern was beinahe den Damm gebrochen hätte.
„Nein, nein!" Etwas unbeholfen tätschelte sie seine Hand an ihrem Arm. „Ich weiß. Ich...", ihr Hals schnürte sich zu. Sie war es nicht gewohnt so aufgebracht zu sein. So verwundbar, so roh. Sie schluckte schwer, als der Druck in ihrer Brust überhand zu nehmen schien. „Du warst einfach...da. Für mich. Für meine Probleme."
Sein steinerner Ausdruck wechselte von Überraschung und ging weiter zu Zorn, als er schlussendlich verstand. „Und das bist du nicht gewohnt. Weil du das sonst nicht hast...", schlussfolgerte er. „Deswegen fühlst du dich mir gegenüber verpflichtet und dankbar."
Ein fast hysterisches, hauptsächlich peinlich-berührtes Auflachen ließ sich nicht mehr zurück halten und sie wischte eine Träne, die sie nicht halten konnte, aus ihrem Augenwinkel. „Wenn du es so sagst, klingt es erbärmlich."
„Es ist erbärmlich.", grummelte er und zog sie wieder näher an seine Brust. „Ein Armutszeugnis für den Zustand der Welt, dass keiner zuvor gesehen hat, was er hier wertvolles direkt vor sich hat."
Ein Satz und ihre Welt zersprang.
Sie wandte alle erlernte Yoga- und Mindfulness-Tricks an, die sie jemals in irgendwelchen Kursen oder Büchern gelernt hatte, um ihre Gedanken und Gefühle vor Eric unter Verschluss zu halten, doch es rauschte durch sie hindurch und breitete sich in ihren Zellen aus, wie Lauffeuer.
Liebe.
Scheiße – Sie war ja sowas von verliebt in diesen Mann.
Sie erwiderte nichts und auch Eric schien nicht länger reden zu wollen und so lagen sie sich einfach nur einen Moment länger auf dem Sofa und hingen ihren eigenen Gedanken nach.
„Vielleicht war es Loki?", schlug Eric später vor als seine Gedanken zurück zu den Erlebnissen des Abends gewandert waren. „Vielleicht hat er sich einen Spaß erlaubt um uns zu verwirren und..."
„Ah, in der Phase „Verleugnung" angekommen, was?"
Eric fand das nicht besonders lustig also seufzte sie und antwortet „Nein, es war nicht Loki. Ich habe seine elektrische Energie gespürt. Das war Thor, ganz sicher.", schüttelte Ashley den Kopf und sah Eric an. Der nickte nur.
„Richtig. Weil Thor dein entfernter Verwandter ist, der einfach immer mal wieder reinschneit und der dir eine ganze Palette unberechenbarer Superkräfte gegeben hat, von denen du mir noch nichts erzählt hattest."
Sie hörte den scharfen Unterton. „Jup."
„Die mich jetzt zum Teil... menschlich... gemacht haben.", er schien sich an dem Wort zu verschlucken. Als hätte man ihm erzählt, er müsse einen Teil seines Lebens als Frosch leben.
„Sorry.", meinte sie nur und lehnte sich zurück. „Dafür finden wir auch noch eine Lösung, ich bin sicher es gibt eine."
Okay, das war gelogen. Thors Auftritt hatte ihr mehr Sorge bereitet, als dass es sie beruhigt hätte, aber die Vorstellung Eric etwas so essentielles wie seine Vampirhaftigkeit geklaut zu habe, brachte ihr halb ausgewachsene Panikattacken. Verleugnung war also auch der Zustand in dem sie zu bleiben gedachte. "Ganz bestimmt!"
„Erzählst du mir noch mehr?", er strich ihr eine Strähne hinters Ohr. Wieder eine so beiläufige Geste
„Wo bleibt das „Erzähl mir alles was du weißt oder ich trage deinen Rippenkorb als Krone?", lachte sie schwach.
„Ich mag dich lieber heiß unter mir bebend als kalt und erstarrt.", grunzte er und legte seine Hand unter ihr Kinn, dass sie ihn ansehen musste. „Also?"
„Ich... muss mich erstmal selber sortieren. Für den Moment weiß ich selber noch nicht wirklich, was das alles zu bedeuten hat."
Diesmal strich er ihr die in Falten gezogene Stirn glatt. „Wie weit bist du denn gekommen?"
„Wie es scheint hast du dir gestern mit deiner Verführungsnummer ein Teil meiner Seele erschlichen, als du mich um den Verstand gevögelt hast.", gab sie sich trocken und drehte den Kopf. Eric wackelte mit den Augenbrauen.
„Der Teil gefällt mir. Wollen wir schauen, ob wir es auf diese Weise auch wieder rückgängig machen können?"
Ashley erschauderte.„Hast du vorhin nicht zugehört? Bei meinem Glück bin ich nach der nächsten Runde schwanger mit einem gruseligen Vampir-Baby. Ich hab Twilight gesehen - Nein, danke!"
Eric kniff die Augen zusammen. Dann stieß er Luft aus und lehnte sich ebenfalls mit geschlossenen Augen in die Sofalehne zurück.„Ein Kind von mir wäre schlecht.", seufzte er.
Es waren weniger die Worte, die Ashley den Kopf herumreißen ließen und mehr der Unterton, den sie zu hören glaubte. „Willst du denn ein Kind?", fragte sie erstaunt.
„Ich... eigentlich nicht? Keine Ahnung. Das ist nichts, worüber ich mir die letzten tausend Jahre wirklich Gedanken gemacht habe..."
Er setzte sich aufrechter hin als sie nicht reagierte und sah sie scharf an, den Blick offen „Willst du etwa Kinder?"
Sie versteifte sich. „Woah. Stopp." Sie stand auf. „Ich weiß gar nicht, wieso wir da eigentlich gerade drüber reden. Nur weil Thor einen blöden Spruch hat fallen lassen um uns zu verunsichern..."
„Du hast da gerade von angefangen.", korrigierte Eric.
„Und jetzt beende ich es." Ihr Herz raste so laut, dass sie über das Rauschen kaum noch ihr eigenes Wort verstehen konnte. Alles in ihrem Kopf wirbelte durcheinander, als hätte jemand einen sorgfältig aufgebauten Jenga-Turm umgeworfen.
„Glaub nicht, das ich nicht bemerke, dass du meiner Frage ausweichst.", Eric sah sie scharf an, doch sie mied seinen Blick – Bis Eric sie am Arm packte und sie mit einer einzigen, festen Bewegung wieder dazu brachte, sich auf seinen Schoß zu setzen.
„HEY! Das ist unfair."
„Das hatten wir schon Ashley. Ich bin unfair. Gewöhn dich dran.", und wie um seine Worte noch einmal zu unterstreichen, verpasst er ihr bei der Gelegenheit auch gleich noch einen dieser intensiven Küsse, für die sie in manchen Ländern verhaftet werden könnten.
„Willst du Kinder Ash?", fragte er erneut, Augen leuchtend.
„Ich glaube nicht.", rutschte ihr entwaffnet raus. Sie musste erstmal wieder zu Luft kommen, ihr war noch immer etwas schwindelig von dem Kuss.
Eric kniff die Augen zusammen. „Du glaubst nicht..."
„Verdammt Eric, lass gut sein."
„Nein."
„Bitte?"
Er biss die Zähne zusammen. „Ich mag es nicht, wenn du mich bittest Ash.", knurrte er, doch bohrte tatsächlich nicht weiter.
Sie sah auf ihre Hände, die vor ihrem Schoss verknotet waren. Sie hatte das Gefühl sich ihm zu offenbaren. Ein Geheimnis mit ihm zu teilen, was ihr unglaublich schwer fiel. Doch mit Erics Hand an ihrem Rücken, die unterstützend festhielt und den letzten paar Tagen die sie so wunderbar mit einander verbracht hatten, gab sie sich einen Ruck und verriet ihm etwas, dass sie in ihrem Leben noch nicht laut ausgesprochen hatte. Ihre Worte kamen schnell und gehaspelt: „Ich glaube nicht, dass ich eine besonders gute Mutter wäre."
So, jetzt war es raus.
Ja - sie hatte tatsächlich schon einmal über Kinder nachgedacht. Und ja, sie hatte den Wunsch bemerkt, der sich in ihr breit gemacht hatte, selbst die Verantwortung für ein kleines menschliches Wesen übernehmen zu wollen. Eine Familie zu haben. Mit allen höhen und tiefen und der Verantwortung. Dem frühen Aufstehen, dem das Leben um ein anderes Wesen planen. Sie machte sich nichts vor: Kinder zu haben würde ihr Leben komplett auf den Kopf stellen und so wahnsinnig anstrengend werden, dass jeder, der sich dieser riesigen Aufgabe stellte, allein dafür eine Medaille verdient hätte... Doch trotz allem war dieser Wunsch da. Tauchte auf. Meldete sich wie ein Wecker Zunehmens wiederkehrend und forderte sie heraus. Doch sie glaubte nicht, in Anbetracht ihres Lebens und ihrer eigenen Vergangenheit, ein besonders gutes Vorbild zu sein. Also hatte sie diesen Gedanken verdrängt. Hatte sich vor 3 Jahren eine Spirale einsetzen lassen und würde auch weiterhin die Tatsachen akzeptieren, wie sie nun einmal waren: Das sie nicht dafür gemacht war, eine Familie zu haben.
Eric sah sie weiter bohrend an. Dann stieß er langsam die Luft aus, die er angehalten hatte – wieder ein so menschliches Verhalten, dass Ashley erneut die Stirn runzeln musste über das offensichtliche Problem, vor dem sie nun standen.
„Ich glaube...", er legte den Kopf schief, „Ich glaube, dass du eine wirklich gute Mutter wärst, falls du es eines Tages versuchen wollen solltest."
Zunächst wurde ihr Blut zu Eis. Darauf langsam warm. Dann brach sie unerwartet in Tränen aus.
„Oder nicht?", fragte Eric verwirrt und drehte sich ihr zu. „Ich sag nicht, das ich der Vater sein muss. Oder sein kann." Misstrauisch sah er sie an, überfordert mit ihrem Gefühlsausbruch. „Denn ein Vampir als Vater wäre schlecht, oder?"
„Doch. Doch das wäre schlecht. Es ist nur.", beinahe hysterisch schluchzte sie und versteckte ihr Gesicht zwischen ihren Händen. Der Stress holte sie ein und sie konnte sich einfach nicht wieder fangen.
„Viel", beendete Eric ihren Satz und zog sie in seine Arme. Toll. Jetzt fiel sie in seinen Armen auseinander und ließ sich von Eric beruhigend über den Kopf streicheln wie ein Kleinkind.
„Ich habs gleich wieder!", schniefte sie und krabbelte ihm dann doch noch weiter auf den Schoss um ihm noch näher sein zu können. Er sagte nichts. Streichelte ihr nur weiter über Haar und Rücken bis sie sich beruhigt hatte und ihr Kopf an seiner Brust lag, wo sie seinem ruhigen, merkwürdigen Herzschlag lauschte.
„Fühlt es sich komisch an?", fragte sie irgendwann und strich über Erics Brust. „Der Herzschlag?"
Eric erschauderte. „Ein wenig.", gab er zu. „Es... kribbelt."
Sie strich ihm weiter über die Brust, über den weichen Pullover. „Tut mir Leid", flüsterte sie. Sie wusste nicht genau, was ihr leid tat. Alles wahrscheinlich. Ihre Reaktion, das sie ihm einen Herzschlag und wer weiß was noch verpasst hatte, das sie nicht ehrlich war...
„Ich wollte dich nicht auf diese merkwürdige Art an mich binden und dich mit meinen Familiendramen überrollen.", sie schniefte noch einmal, aber ihre Tränen hatten sich gelegt. „Ich hab... nur einfach die Kontrolle verloren, schätz ich."
Sie schlug ihm vor die Brust um an ihrem Kampfgeist festzuhalten und sich nicht weiter so roh zu fühlen. „Was wiederum total deine Schuld ist. Ich hatte die Verbindung gekappt. Ich bin in ein anderes Land gezogen und hab dich hinter mir gelassen und dann tauchst du einfach auf meiner Türschwelle auf und... und..."
„Bezwingst mich mit Lebensbejahenden Orgasmen?"
"JA!"Sie musste kichern, dann seufzte sie schwer. „Verdammt Eric, warum bist du wieder aufgetaucht?"
„Weil ich es wollte."
Sie setzte sich aufrechter hin, sah ihn an. Sanft strich sie ihm über die Wange, seufzte. „Eric..." wirr wirbelten ihre Gefühle auf, ihr Herz zog sich vor Zuneigung und Verwirrung zusammen. Sie wollte ihn küssen, sie wollte ihn schlagen, sie wollte ihm den Hals umdrehen und ihn drücken und kuscheln und beißen und schütteln. Stattdessen atmete sie nur tief aus.
„Wieso hast du geweint, als ich dir gesagt habe, dass du eine gute Mutter sein würdest?", fragte er nach, jetzt, wo sie sich etwas beruhigt hatte.
Sie zog die Schultern hoch, wollte sich verstecken. „Ich...", sie leckte sich die Lippen und seufzte „Das du mich so siehst, so wertschätzt...", sie zuckte die Schulter, wie um ihre Wörter runter zu spielen. „Außerdem waren das heftige 48 Stunden. Mein Nervenkostüm ist am Ende..."
Eric griff nach ihren Hüften und setzte sie rittlings auf sich, das sie ihn ansehen konnte. Dann griff er mit seiner Hand fest in ihre Haare und zwang sie dadurch, ihm in die Augen zu sehen und den Blickkontakt zu halten.
„Ich liebe dich!", deklarierte er.
Ihr Herz setzte aus.
Einen, vielleicht zwei ganze Herzschläge blieb es einfach stehen und sie blinzelte ihm ins Gesicht, der Blick direkt wieder tränenverschleiert. Er zuckte mit den Schultern, als hätte er nicht gerade ihre Welt auf den Kopf gestellt und legte seine Hand an ihre Wange.
„Ich glaube das war nach allem wahrscheinlich schon offensichtlich, aber da du so überrascht über wertschätzende Worte bist, wollte ich es dir noch einmal unmissverständlich gesagt haben. In meinem Leben habe ich gelernt, Dinge so zu nehmen, wie sie kommen und wichtiges nicht aufzuschieben, weil es schnell vorbei sein kann." Himmelblaue Augen durchbohrten sie. „Irgendwo, während der letzten vier Jahre, hast du mir Stück für Stück den Kopf verdreht.", er hob einen Mundwinkel. Seine Augen glitzerten amüsiert. „Wahrscheinlich, als du versucht hast mich mit deinen kleinen, kraftlosen Fäusten zu verprügeln, wenn ich dir mal wieder zu nah auf die Pelle gerückt war."
"Ich bin nicht kraftlos", murmelte sie, doch Eric nahm nur eine ihre Hände zwischen seine und legte sie zu einer kleinen Faust, welche sie mit einer seiner Hände komplett umschlagen konnte. Sein Mundwinkel zuckte "Doch, ohne deine Superheldentricks bist du das."
Dann wurde er wieder ernst. „Ich wollte es genau so wenig, wie du.", sie öffnete den Mund um ihm zu widersprechen und schloss ihn wieder, als beim besten Willen kein Ton rauskommen wollte. Eric hob wissend einen Mundwinkel.„Als Vampir zu lieben? Das bedeutet zwangsläufig Schmerz."
Er holte tief Luft. Dann fuhr er mit seinem Daumen über ihre Unterlippe, die sie zwischen ihren Zähnen eingeklemmt hatte um sie am zittern zu hindern. „Doch das Gefühl ist da. Wenn ich dich ansehe. Wenn du in deiner eigene Welt schwebst. Du traurig wirst, oder dich freust. Wenn du keuchst, weil ich in dir bin."
Alles an ihr kribbelte und die dummen Tränen rollten ihr auch wieder über die Wangen. Eric seufzte tief, so unglaublich tief.
„Bitte, oh bitte hör auf zu weinen Ashley.", bat er. Sie schluckte nur, schüttelte den Kopf.
Gott, ich kann sie nicht weinen sehen. Es zerreißt mich. Bitte höre auf zu weinen.
Da war es wieder. Seine Stimme, diesmal in ihrem Kopf. Es war also nicht nur eine einmalige Sache beim Sex letzte Nacht gewesen. Er hörte sie – und sie hörte ihn.
"Bist du bestechlich? Ich kauf dir ein Pony, wenn du aufhörst zu weinen!", schlug Eric vor. Ashley musste lachen, dann kamen die nächsten Tränen. Eric wischte ihr sie weg weg, die Stirn in Falten gelegt. „Bitte nicht weinen..."
Das konnte sie nicht. Dafür konnte sie küssen.
Wieder und wieder drückte sie ihre Lippen auf seine. Knabbernd, saugend, streichend. Küsste seine Lippen, seine Wangen, seine Nase und Augen, seine Stirn. Alles was sie zwischen ihren Händen halten und erreichen konnte. Als sie ihn ansah, wirkte er verletzlicher als sie ihn jemals gesehen hatte. Ihr Herz brach erneut für ihn.
„Ich glaube...", sie schluckte. Sie konnte nicht. Panik befiel sie. Erics Hände an ihren Hüften hielten sie fest.
Komm schon Ash. Sag es!, versuchte sie sich selbst zu überreden. Ich liebe dich auch. Aber die Worte wollten einfach nicht raus kommen.Ashley hatte Angst. Angst vor Zurückweisung. Angst, das letzte bisschen von sich zu verlieren.
Ihre Lippe zitterte.
Eric erkannte es und schloss die Augen.Er hatte nichts gesagt. Doch die Sekunde, die es gedauert hatte die Augen zu schließen hatte sie den verletzten Ausdruck gesehen, darüber das sie geschwiegen hatte. Die darauf folgenden Schuldgefühle erstickten sie fast.
Doch als er die Augen wieder öffnete war davon nichts mehr zu sehen.
„Lass uns ins Bett gehen.", meinte er ruhig. „Es war wirklich ein langer Tag und mein neues menschliches Herz und ich sind erledigt."
Sie nickte bloß und krabbelte von seinem Schoß, doch den Körperkontakt verloren sie nie. Seine Hand wanderte von ihrer Hüfte zu ihrem Handgelenk, wo sie ihre Finger nach ihm ausstreckte und ihn hinter sich herzog, in ihr Schlafzimmer. Eric setzte sich auf die Kante wo Ashley sich vor ihn stellte und ihre Finger in seine Haare fahren ließ.
„Tut mir leid", flüsterte sie noch einmal. Eric sah zu ihr auf, Hände um ihre Oberschenkel und schmiegte sich an sie. Doch sein Mundwinkel hob sich. „Niemals. Dir braucht nichts leid tun."
Als sie den Kopf schief legte, gab er ihr einen Klaps auf den Hintern und brummte. „Los, geh ins Bad und mach dich fertig. Ich warte auf dich."
Sie schnappte nach Luft und wich zurück, rieb sich ihr Hinterteil. „Tyrann", murmelte sie lächelnd und verschwand um zu tun wie gebeten.
Als sie zurück kam lag Eric nackt in ihrem Bett und hatte eins ihrer Bücher in der Hand in dem er blätterte. „Du liest Porno!", informierte er sie sachlich.
Sie krabbelte in ihrem Schlafanzug unter die Decke und drehte sich zu ihm. Er hatte eins der Calender Girl Bücher erwischt. Sie musste lachen.
„In Fachkreisen nennt man das Smut.", murmelte sie.
„Hm, nein. Smut hat Handlung. Das hier ist...", er blätterte eine Seite um und hob eine Augenbrauen. „Das hier ist straight up Erotik."
Seine Augen funkelten.
Ashley musste kichern. „Da kann ich dir wohl nicht mal mehr widersprechen.", sie lehnte sich an seine Schulter und sah, an welcher Stelle er war. Mia lernte gerade die Vorzüge von Mr. Februar kennen. Aufs expliziteste. Eric hob eine Augenbraue und drehte sich zu ihr. „Ich lerne immer mehr Seiten an dir kennen. Gefällt mir!"
Ashley biss ihm sanft in die Schulter. Er gluckste. „Wollen wir das nachstellen?"
Ihr Körper begann bei den Worten zu kribbeln. Sie ermahnte ihn zur Ruhe. So wie ihren Wikinger auch. „Wann anders."
Sie musste wirklich einen weg finden, diese Baby Geschichte aus der Welt zu räumen. Schnell und zuversichtlich. Eric schien es ähnlich zu gehen, denn statt weitere, zweifelsohne erfolgreiche Verführungsversuche zu unternehmen, küsste er nur ihre Nasenspitze und losch das Licht.
„Wann anders", wiederholte er, dann zog er Ashley noch näher an seine Seite und brummte zufrieden. „Mit wann anders kann ich leben."
Überraschend sanft küsste er sie auf die Schläfe und nestelte sich in ihr Haar. „Wir finden eine Lösung, keine Sorge.", raunte er. „Es gibt immer eine Lösung. Auch wenn eine Situation manchmal aussichtslos scheint."
Dann atmete er aus, dass sein kalter Atem über ihren Hals strich und sie genüsslich erschaudern ließ. Und obwohl sie niemals erwartet hätte, das sie es nach einem Tag wie heute können würde: Mit Eric so an sie geschmiegt, seinen zuversichtlichen Worten im Ohr und seinem merkwürdigen Herzschlag im Rücken, wich ihre Anspannung beinahe augenblicklich aus ihren Knochen.
Sie war sie innerhalb von Sekunden mit Eric an ihrer Seite eingeschlafen.
Als sie aufwachte war sie allein.
Die Panik, die mit ihrer Einsamkeit einher ging, gefiel ihr gar nicht. Noch weniger gefiel ihr, dass das ganze Haus leer war, wovon sie sich überzeugt hatte, nachdem sie aus dem Bett gestolpert war.
„Eric?"
Kein Eric. Generell kein Anzeichen von ihm. Der vorherige Abend kam ihr in den Kopf und ihre Panik wuchs. Waren sie komisch geendet. Eigentlich war sie mit dem Gefühl eingeschlafen, dass sie, zumindest bedingt, die Dinge zwischen sich geklärt hatten und gemeinsam nach einer Lösung weiter suchen wollten. Oder hatte sie etwas falsch verstanden.
Er kannte nun ihre Geheimnisse.
War er gegangen?
Nein, das war Unsinn. Immerhin... Er hatte ihr seine Liebe gestanden. Und das war echt gewesen, oder? Man sagte nicht einfach Ich liebe dich und verschwand dann. Sie zumindest nicht. Aber sie sagte diese drei kleinen Worte generell nicht. Niemals. Wie vielen Frauen Eric wohl schon seine Liebe gestanden hatte. Und wie ernst er es gemeint hatte?
Allein bei der Vorstellung wurde ihr schlecht. Aber er hatte es letzte Nacht auch zu ihr gesagt.
Aber sie? Sie hatte nichts erwidert. Hatte keinen Sex mehr mit ihm gehabt. Und jetzt war er weg.
„Shhhh!", schimpfte sie ihre sich drehenden Gedanken von denen sie wusste, dass sie komplett übertrieben waren. Doch sie wollten nicht verstummen, wurden lauter und lauter.
Es ist eine Tatsache. Er ist weg! Endgültig? Hatte er jetzt alles von ihr, weshalb er zu ihr gekommen war?
„In einer Sache hatte er auf jeden Fall recht. Du brauchst professionelle Hilfe.", murmelte Ashley und stampfte in die Küche. „Du verhältst dich gerade komplett irrational!"
Und sie wusste, dass ihre Gedanken nicht der Realität entsprachen. Das sie sich gerade erstklassig und vor allem fast hysterisch in etwas hinein steigerte. Aber ihr Kopf hörte. Einfach. Nicht. Auf.
„Er ist spazieren gegangen. Er kommt nachher wieder. Verdammt – Halt die Klappe!"
Mit zittrigen Händen betätigte sie ihre Kaffeemaschine und versuchte sich zur Ruhe zu ermahnen. Rational betrachtet wusste sie, dass sie gerade aus einer Mücke einen Elefanten machte. Das sie sich nicht davon abhängig machen sollte, wie Eric auf Aussagen von ihr reagieren mochte.
Aber ihre Urangst, die sie über die Jahre entwickelt hatte, die nicht rational war aber ihr einredete, dass jeder sie wieder verlassen würde, die war echt. Und ihre Vertrauensprobleme waren dabei nicht hilfreich.
Als von ihm nach einer Stunde noch immer kein Zeichen kam, wurde es Zunehmens schwieriger ihre innere Stimme zum Verstummen zu bringen. Sie ging an ihr Telefon um WhatsApp zu öffnen. Ihre Finger schwebten über ihren Touchscreen, doch sie löschte die Nachricht wieder. Er war ein erwachsener Mann, er sollte wohl noch einen Spaziergang oder was auch immer machen dürfen, ohne das ihn seine klammernde Freundin hinterher telefonierte. Komisches Bauchgefühl hin oder her.
„Verdammt wo bist du!", knurrte sie und atmete tief durch.
Er würde wieder auftauchen. Das tat er immer. Sie hatte versucht ihn los zu werden, wiederholt, doch wie in Boomerrang war er immer wieder zurück gekehrt.
Das war, bevor er dich ins Bett bekommen hatte!, erinnerte ihn die kleine gehässige Stimme in ihrem Kopf. Die klang erschreckend wie ihre eine Mormonen-Pflegemutter die sie mit 14 als sie ihren ersten Freund gehabt hatte, als kleine Hure beschimpft und sie aus dem Haus geworfen hatte. Ashley knurrte und konterte der Stimme: Und das war allein ein Grund, warum er wieder kommen würde. Denn der Sex war tatsächlich so gut.
Tief atmete sie durch.
Dann wählte sie eine Nummer.
„Hendrik? Ich brauche einen neuen Auftrag!"
Statt durchzudrehen könnte sie genau so gut arbeiten!
Eric kam den ganzen Tag nicht wieder. Als sie auch am nächsten Tag ohne ein Wörtchen und trotz Nachricht, die sie doch noch abgeschickt hatte ohne ein Lebenszeichen von ihm aufwachte, wurde sie langsam wütend.
Gut. Mit wütend konnte sie wenigstens was anfangen.
Das Projekt das Hendrik ihr gegeben hatte war kniffelig und wichtig. Das Stockholmer Museum wollte auf Schwachstellen überprüft werden. Erst digital und später vor Ort. Ashley sollte mit ihren speziellen Fähigkeiten herausfinden, wie angreifbar sie auf mögliche Überfälle waren. Dafür würde sie Ende nächster Woche nach Stockholm reisen müssen, wenn alles soweit nach Plan verlief.
Sie saß den ganzen Tag vorm Computer, ließ Programm nach Programm über die Website laufen und futterte sich mit Müsli, Schokolade, Chips und Nüssen über den Tag, als schließlich Hendrik anrief.
„Geh ins Bett. Ich hab keine Lust die ganzen Überstunden zu bezahlen."
Sein Ton war schroff, aber sie hörte die Sorgen, die er sich um sie machte. Ashley gähnte in den Hörer, das ihr Kiefer knackte.
„Noch ein Durchlauf, dann mach ich Schluss für heute!", versprach sie und Hendrik am anderen Ende schnaubte. „Na gut. Und morgen isst du mal einen Apfel!"
Überrascht hob sie die Augenbrauen. „Woher weißt du...", fragte sie.
„Ach komm schon. Ich kenn dich mittlerweile.", brummte Hendrik. „Außerdem kann ich die Chipstüte über den Hörer knistern hören."
Schuldbewusst zog Ashley die Hand aus der Tüte und wischte sich die Krümmel an ihrer Jogginghose ab. „Wenn du jetzt noch erraten kannst, welche Marke, können wir damit auf Tour gehen!"
Hendrik brummte nur „Morgen Gemüse!", das Ashley schließlich mit „Na gut..." einlenkte.
„Besser!" Dann, nach einer kurzen Pause fügte er hinzu. „Wenn ich dir mit deinen momentanen Problemen irgendwie helfen kann..."
Ashley lachte auf. „Schon mal daran gedacht, eine der Sicherheitsfirmen oder Geheimdienste für die wir die ganzen Überprüfungen durchführen, um eine Stelle zu fragen? Deine zwischenmenschlichen Fähigkeiten sind echt gruselig gut..."
Wieder ein Schnauben. „Die bezahlen Intern nicht so gut. Ich bin lieber reich, mein eigener Boss und delegiere die Aufgaben weiter an meine schlauen Helferlein wie dich.", Ashley wurde unter dem unerwarteten Kompliment rot, als Hendrik schon weiter einlenkte. „Aber schon verstanden, dein Privatleben ist deine Sache schätz ich. Gute Nacht Ashley."
„Nacht Hendrik."
Und damit war sie wieder in ihrer Hütte in der unheimlichen Stille alleine. Es war halb 12 als das letzte Programm durchgelaufen war. Trotzdem ging sie nicht ins Bett, sondern schleppte sich vor dem Fernseher, um ihn an zu machen und laufen zu lassen. Das hatte sie letzte Nacht auch getan. Sie würde es niemals zugeben, doch alleine in ihr Bett zurück wollte sie nicht mehr. Sie hatte sich in den paar kurzen Tagen und Wochen an Erics stetiges Gewicht neben sich gewöhnt. An seine kühle, doch irgendwie auch warme Präsenz in ihrem Rücken und seinem Geruch, der in ihrer Nase kitzelte.
Wahrscheinlich würde sie ihn noch immer riechen können, wenn sie sich jetzt in ihr Bett legen würde, doch das würde ihre ganze Situation nur verschlimmern. Stattdessen schlummerte sie auf ihrem Sofa ein und fiel in einen unruhigen Schlaf über auf einer Wiese spielenden Kindern, die von einem unerwarteten Gewitter heimgesucht wurden, von einer tosenden Welle ins Meer mitgerissen wurden und dabei um Hilfe schrien.
Sie wachte auf, weil es verbrannt roch. Rußig. Giftig. Panisch schlug sie die Augen auf und sah schwarz. Nein. Moment. Wurde sie getragen?
„Shhh.", machte Eric und drückte sie noch näher an sich. „Schlaf weiter."
Seufzend ließ sich sich in seine Arme zurück sinken. Dann erinnerte sie sich.
Sie drückte sich von ihm ab und strampelte mit den Füßen. „Du Mistkerl!", sie versuchte ihn zu treten. „Lass mich sofort runter!".
Er seufzte. „Oder auch nicht."
Vorsichtig ließ er ihre Füße auf den Boden und stellte sie ab, das sie ihn ansehen konnte."Wie kannst du es wagen, nach zwei Tagen ohne ein Wort, ohne eine Nachricht –" Mitten im Satz hielt sie inne. Ashley war gerade dabei ihrer Wut über sein wortloses verschwinden Luft machen zu wollen, als sie ihn im Ganzen betrachtete. Er war es gewesen, der so verbrannt gerochen hatte. Seine ganze Erscheinung war verkohlt - zumindest seine Klamotten. Sein Körper schien erstaunlicherweise unversehrt.
„Hast du Idiot wieder ein Sonnenbad genommen?", fragte sie verwirrt, noch immer vom Schlaf etwas benommen.
„Ich hab dich auch vermisst Schatz."
Sie stieß ihm vor die Brust. Hart. Er atmete hörbar ein. Erschrocken zog sie die Arme zurück. „Was zum Teufel..."
„Versuchs mit einem Wikinger-Gott"
Einen Moment brauchte sie um zu verstehen. Dann verdunkelte sich ihr Blick. „Thor?!"
Eric nickte.
Jetzt betrachtete Ashley Eric genauer. Er war nicht verbrannt und auch seine Haut schien im großen und ganzen makellos, wären da nicht dezente blaue Schattierungen und schwarze Linien in Form von Adermustern unter seiner Haut, die seinen waren Zustand aufzeigten. Er war vom Blitz getroffen worden. Thor hatte ihm das angetan.
Ashley sah rot. Oder eher gelb, wenn man den beschwichtigenden Händen von Eric glauben durfte. „Ganz ruhig Glühwürmchen. Eins nach dem anderen.", er legte seine Hände auf ihre Schultern, als ihre Wut ihre Kräfte zu aktivieren schien. „Lass mich erstmal erklären und beruhig dich wieder, bevor du dein kleines hübsches Haus in die Luft jagst. Ich finds hier ganz gemütlich soweit."
Ashley knirschte mit den Zähnen, konnte sein Argument aber nicht entkräftigen. Sie war tatsächlich so sauer, dass seine Befürchtung eintreffen könnte-. „Spazieren gehen?", schlug sie vor, selbst nicht ganz davon überzeugt, dass sie sich gut unter Kontrolle haben würde.
Eric ließ die Schultern kreisen. „Badewanne?", bat er stattdessen. Er war zwei Tage verschwunden ohne ein Wort, ohne eine Erklärung. Nach einem gemütlichen Abend in der Badewanne war ihr weniger. Das schien auch Eric zu erkennen, denn er steuerte seufzend ihren Tresen an und ließ sich auf ihren Küchenstuhl fallen, der unter seinem Gewicht ächzte.
„Ich glaub Thor mag mich nicht besonders.", fing er an. Ashley schnaubte.
„Ich dich gerade auch nicht.", grummelte sie.
„Ja, das sehe ich an deinem Gesichtsausdruck."
Sie machte keine Anstalten, ihren Ausdruck zu ändern.
Eric begann sich das die Reste des Hemdes aufzuknöpfen, wobei er hier und da zusammenzuckte, wenn er versuchte sich aus dem verkohlten Rest zu schälen. Stellenweise schien es mit seiner Haut verschmolzen zu sein, wo diese aufgeplatzt und mit Stofffetzen eingebettet wieder geheilt war. Zischend riss er die Haut an den Stellen neu auf, das kleine Rinnsale Blut seinen Körper entlang flossen. Fast hätte sie es erweicht, ihm zu helfen.
Fast.
Doch er sollte erstmal erzählen, ehe sie entscheiden würde, ob sie weiter auf ihn wütend sein durfte oder nicht. Sie wippte mit dem Fuß.
„Nachdem du in meinen Armen eingeschlafen warst, habe ich unser Gespräch nochmal Revue passieren lassen. Ich bin nochmal zu Thor gegangen.", gab er zu als er es endlich geschafft hatte, einen Arm aus dem Shirt zu befreien. „Um ihm nochmal auf den Zahn zu fühlen, ob es wirklich nichts gibt was man tun kann, um unsere ...", er sah zu ihr auf und zeigte zwischen ihnen beiden hin und her. „Situation wieder zu beheben."
Er schloss die Augen, schien fast ein wenig zu schwanken, als er auch den Rest des Shirts in einer einzigen Bewegung abriss. Weitere offene Wunden zeigten sich.
Äußerlich blieb sie eiskalt, doch ihr Herz bekam einen Sprung. „Okay..."
„Sag mal, hast du vielleicht ein Tuch oder ähnliches. Irgendwie... scheint das alles nicht so richtig zu heilen.", er sah an seiner Haut hinab, wo eine große Wunde weiter nässte und blutete und er verzog das Gesicht.
Ashley blinzelte und wandte den Blick wieder ab.
„Und was hat er gesagt?", wollte sie wissen und holte ein sauberes Geschirrtuch. Verschränkte die Arme
„Er hatte eine ähnliche Laune wie du gerade, als ich ihn endlich dazu hatte bringen können, mit mir zu reden." Eric schnaubte. „Mag sein, das ein paar Generationen dazwischen liegen, aber man, da erkennt man erkennt eindeutig eine Familienzusammengehörigkeit."
„Wobei wir bei meiner nächsten Frage wären. Wie, um alles in der Welt, hast du ihn dazu bringen können, sich mit dir zu treffen?!", fragte sie verwirrt. Es hatte sie Jahre, viele Bücher und einen ganzen Batzen Geld gekostet, um ihn das erste mal zu sich zu rufen. Dann erst hatte er ihr ihren Ring gegeben, mit der es ihr möglich war, jederzeit ein Portal nach Asgard zu öffnen. Aber Eric hatte, soweit sie wusste, weder die Beschwörungsformel noch einen Ring... Außer, dass sie genau den eben nicht mehr hatte. Dann sah sie auf ihre Hand... und den fehlenden Ring an ihrem Ringfinger.
„Oh, das hast du nicht...", knurrte sie und sah einem stoisch dreinblickendem Eric ins Gesicht, der ihr ihren Ring in seiner offenen Hand hinhielt.
„Aber du brauchst dafür doch..."
Schneller als sie reagieren konnte, bewegte er sich. Als sie ihn wieder sah saß er mit ausgestreckter Hand und einem Tropfen Blut am Finger auf dem Stuhl ihr gegenüber. Erst ein paar Sekunden später spürte sie in minimales Zwicken am Arm. Sie sah hinunter, sah die winzige Wunde aus der ein Bluttropfen Quoll.
„Motherfuck-"
„Es musste sein Ashley!", unterbrach er sie. Der sonstige Charme, das Glitzern in seinen Augen? Es war einer ihr unbekannten Ernsthaftigkeit gewichen.
„Du hast mich benutzt!", keuchte sie. Eric runzelte die Stirn.
„Nein."
„Du hast mich hintergangen, mich bestohlen und mich ohne ein Wort hier sitzen lassen um Dinge über mich, über meinen Kopf hinweg zu besprechen?!"
„Ashley..." Er klang erschöpft. Sah auch so aus, tatsächlich, aber sie war angepisst. Erstklassig, hochgradig angepisst.
"Warum die Eile Eric. Wieso hast du nicht einfach gewartet, bis ich wieder wach war und mit mir besprochen, wie wir weiter vorgehen sollen."
Hatte sie etwas gesagt oder getan, dass seine Eile begründete? Sie hatten geredet, waren ins Bett gegangen und ... sie schnappte nach Luft. "Nur, weil wir einen Abend keinen Sex hatten?"
"Ist es so verwerflich, dass ich mit meiner Freundin schlafen will?, grummelte er. Sie verlor Kontrolle über ihren Kiefer.
"Wirklich? Echt jetzt?" Wenn das der Grund war, dann waren doch wirklich alle Männer auf diesem Planeten gleich. Egal ob 15 oder 1000 wie es schien. Sie schüttelte nur etwas fassungslos den Kopf. Liebe am Arsch. Gott, sie war so aufgebracht, dass sie gar nicht wirklich verletzt sein konnte über sein irrationales merkwürdiges Handeln. Mit verschränkten Armen grollte sie ihn an. „Und? Hat es dir immerhin etwas gebracht, mich so zu hintergehen?"
„Nein."
„Nein?"
„Nein, es gibt keinen Weg, diese Verbindung wieder zu trennen.", raunte er und beobachtete sie bei diesen Worten.
Ashley runzelte die Stirn. Erics noch immer blutende Brust lenkte sie ab.
„Wieso heilst du nicht?", fuhr sie ihn an, als ob er es absichtlich tun würde, nur um ihre Sympathie zu gewinnen. Es war, wie Eric schon immer gesagt hatte: Er spielte nicht fair. Würde es also einen Weg geben, über seine Verletzung weitere Sympathien bei ihr zu gewinnen, so war sie sicher, dass er das für sich nutzen würde.
Das Geschirrtuch sog sich langsam aber kontinuierlich mit Blut voll. Ashley Herz schlug schnell, Sorge mischte sich vor ihre Wut und Enttäuschung. „Brauchst du... Blut?"
Erics Blick verdunkelte sich, als er sie aus schmalen Augen musterte. „Bietest du an?"
Ja.
Nein.
Vielleicht?
Sie hatte kein True Blood. Und sie würde ihn wohl kaum auf einen ihrer Nachbarn loslassen können. Richtig? Ein heißer Stich der Eifersucht machte sich in ihr breit und eine merkwürdige Besitzgier befiel sie, als sie sich vorstellte, ihn von jemand anderem trinken zu lassen. Denn wann immer sie Blut getauscht hatten, war es verdammt intim gewesen. Was der Grund war, warum sie ihm jetzt eigentlich auch kein Blut geben wollte. Oder sich sonst wen mit Eric vorstellen wollte, der ihn damit versorgte...
Eric interpretierte ihr Gefühlschaos richtig und schnaubte. „Und deswegen Blute ich dein Geschirrhandtuch voll."
Sie bekam rote Ohren. Streckte ihren Arm aus. „Nimm!"
Er kniff die Augen zu. „Was?"
„Na los. Beiß schon!", knurrte sie.
„Ashley, es heilt auch so. Es dauert länger und es ist schmerzhafter, aber unterm Strich bin ich in ein paar Stunden wieder der Alte."
Ein paar Stunden, in denen sie ihn so würde sehen müssen. Ihn würde leiden spüren müssen. Gott, war sie wütend auf ihn! Und auf sich, dass sie es nicht ertrug, ihn gerade einmal ein paar Stunden leiden zu sehen.
„Wieso siehst du überhaupt aus wie ein Burger, den jemand auf dem Herd vergessen hat?", lenkte sie sich ab und sah sich um ihn herum nach einem Gegenstand um, den sie würde nutzen können, um ihm sein verdammtes Blut zu geben ohne das er und sein magischer Speichel in ihre Nähe kamen. Ein Messer, ein Becher und dann würde sie das Zimmer verlassen und sich vor ihm in ihrem Zimmer einschließen oder so.
Eric breitete halbherzig die Arme aus und ließ sie wieder sinken. „Ich find die schwarzen Linien eigentlich recht sexy. Hat ein bisschen was von einem Tattoo. Steht da die neue Generation nicht drauf?"
Sie würde ihn nicht schlagen. Sie würde nicht mit ihren Fäusten auf ihn eintrommeln und ihren Frust an ihm abbauen, solange er bereits verletzt war. Sie würde nicht...
Hell erleuchtete sich der Nachthimmel und zusammen mit dem Donnerschlag knallte die Tür auf. Einen Moment hatte sie befürchtet, dass ihr selbst eine Sicherung durchgebrannt war und sie nun doch unfreiwillig ihr Haus würde renovieren müssen. Dann sah sie, wie Thor sich durch den nur noch zum Teil stehenden Rest ihrer Haustür hindurch zwängte, der Blick wild und aufgebracht.
Eric hatte seinen Stuhl umgeschmissen und knurrte, genau so wie ihr gegenüber.
Die Tür hing in den Angeln und dem Stuhl war ein Bein abgebrochen. Außerdem war der Abstelltisch hinter der Tür zerschmettert und ihre Deko lag auf dem Boden. Und sie hatten noch nicht einmal ein Wort miteinander gewechselt.
„Raus!", bellte Ashley. „Ist mir scheiß egal, was ihr beide jetzt schon wieder für ein Problem miteinander habt, aber mein Zuhause macht ihr mir mit eurer Revierpisserei nicht kaputt. Raus!""
Keiner bewegte sich. Beide taxierten sie den anderen.
„Spreche ich eine Fremdsprache? Ich habe gesagt RAUS!"
„Geh von ihm weg, Kleine.", beschwor sie Thor und streckte die Hand nach ihr aus. „Bitte, nur einmal. Vertraue mir." Sein eindringlicher Tonfall ließ sie innehalten. Eric stand nur knurrend da, jede Faser seines Körpers gebannt.
„Wieso?", fragte sie, mehr als ein wenig verwirrt. „Was habe ich damit jetzt schon wieder zu tun? Wieso soll ich von ihm weg?"
Thors Blick hielt sie fest als seine Worte sie schnitten wie ein Messer „Was er auch sagt, glaub ihm nicht. Er liebt dich nicht."
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