20
Meine Lieben,
Dieses Kapitel ist, wie ihr merken werdet, kürzer als die anderen. So, wie es ist, ist es gut.
Auch bedeutet dieses Kapitel das Ende der Geschichte.
Ihr werdet enttäuscht sein, von mir, von der Geschichte. Doch ich bin es nicht. Ich stehe dazu, dass aus einer geplanten Super FF nur eine Kurzgeschichte geworden ist. Meine Gründe werden in einem gesonderten Kapitel folgen ... so viel, wie ich zu teilen bereit bin. Sind wir mal ehrlich, ich muss keine Gründe angeben, möchte nicht euch dennoch erklären. Aber nun viel Spaß mit dem Finale.
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"Was hast du getan?" Meine Hände beginnen zu schwitzen, mein Kopf ist leer.
Will ich denn wirklich wissen, was John getan hat? Will ich hören, dass ich die ganze Zeit recht hatte? Dass er mir nie und nimmer treu sein könnte?
"Ich bin mir nicht sicher, aber wenn man der Frau glauben kann, dann hab ich mit ihr geschlafen", gesteht er, sichtlich geknickt.
Ich kann die Tränen nicht aufhalten, sie verlassen meine Augen, ohne das ich etwas tun kann. Ich habe es gewusst! Und ich habe mich dazu belagern lassen, ihm eine Chance zu geben. Und was habe ich jetzt davon? Eine Tochter, die ihn und seinen Cousin über alles liebt, Zwillinge, die John vermutlich ebenso vergöttern werden, wie Mia es macht.
"Was heißt, wenn man ihr glauben kann?", presse ich zwischen mehreren Schluchzern hervor.
"Ich war zu, voll mit Alkohol und Tilidin und Codein." Seine Geständnisse machen es irgendwie nicht besser. Wollte er die Drogen nicht lassen? War das nicht meine Bedingung? Gegen ein bisschen Gras habe ich ja wirklich nichts, aber alles andere? Alkohol, auch damit kann ich leben. Aber die Kombination von allem ... nein.
"Raus", flüstere ich.
"Baby, nein!" John greift meine Hände, schaut mir eindringlich in die Augen. Sein Blick brennt sich in meinen. Das glitzern seiner Tränen sind wie ein Spiegel der meinen. "Ich ... es wird nie wieder passieren, Baby, ich schwöre es!"
Mit flattrigem Herzen entziehen ich John meine Hände, stehe auf, versuche ihn dabei nicht mehr anzusehen.
"Du musst jetzt gehen, John", sage ich um Fassung bemüht, doch mein ... was auch immer rührt sich nicht. "Gut, dann werde ich eben gehen. Und wage es dich nicht, mir zu folgen!"
Ohne auf seine Reaktion zu warten, verlasse ich das Haus, steige in meinen Civic und fahre davon.
Wohin? In meiner Wohnung wird John mich zuerst suchen. Zu Mama? Nein, ich will jetzt nichts erklären.
Ich kann nicht sagen, wie ich dorthin gelangt bin, doch plötzlich finde ich mich am Flughafen wieder.
In seiner Stadt wird er mich nicht suchen ... und ich weiß genau, wer mich bei sich aufnimmt.
Drei Stunden später stehe ich vor dem Club, in dem ich John das erste Mal sah. Und muss mich mit einem Türsteher rum ärgern.
"Sorry, Süße, aber wir sind nicht der richtige Laden für dich", sagt er und zuckt mit den Schultern.
"Hol Marten an die Tür, er kennt mich", erwidere ich und ernte einen amüsierten Blick.
"Als nächstes erzählst du mir, Marten wäre der Daddy deines Bratens", lacht der Idiot und zeigt auf meinen Bauch.
Genervt ziehe ich mein Handy, wähle Martens Nummer und warte.
"Das nenne ich eine nette Überraschung, aber du rufst mich nie an." Es tut gut, seine Stimme zu hören. Seit John und ich versuchen, eine ernsthafte Beziehung zu führen, ist Marten so etwas wie mein zweiter bester Freund geworden.
"Stellst du nur Idioten für die Tür ein? Er denkt, du wärst für den Bauch verantwortlich und will mich nicht rein lassen", komme ich gleich zur Sache und grinse dem Türsteher zuckersüß ins Gesicht.
Marten legt auf und keine zwei Minuten später taucht er hinter dem Gorilla auf.
"Merk dir das Gesicht, Ben, sie darf jederzeit rein. Egal, ob wir offen, geschlossen oder private Partys haben." Martens Blick ruht die ganze Zeit auf mir. Schließlich breitet er die Arme aus und ich werfe mich förmlich in seine Arme. Der Gorilla murmelt ein "geht klar, Chef, Sorry", lässt uns aber sonst in Ruhe.
"Spazieren oder meinen Mädchen beim Tanzen zusehen?", lässt Marten mir die Wahl.
"Ein Spaziergang klingt gut." Nickend legt Marten mir einen Arm auf die Schultern und zieht mich vom Club und von St. Pauli weg. Wir laufen lange schweigend, Richtung Nordelbe, setzen uns dort schließlich auf eine Parkbank, etwas abseits der Feiernden.
"Warum bist du hier? John ist, so weit ich weiß, in Berlin."
"Wusstest du, dass er noch immer Drogen nimmt? Und hat er dir erzählt, dass er mich eventuell betrogen hat?" Wieder steigen mir Tränen auf. Ich halte Marten mein Handy hin, sehe, dass John just in diesem Moment versucht mich anzurufen. Martens Blick ist fragend, ich nicke schließlich und er nimmt den Anruf entgegen.
"Hey, Cousin ... nein, ich bin nicht in Berlin ... Keine Ahnung, sie stand vor einer halben Stunde vor meinem Club ... ich konnte noch nichts fragen, Herr Gott nochmal! Ich sag ihr, dass sie dich anrufen soll."
Mit grimmiger Miene reicht er mir mein Handy.
"Ich werde ihn nicht anrufen, Marty. Ich möchte am liebsten nie wider mit ihm reden. Nur kann ich das Mia schlecht antun."
"Was ist passiert?" Also erzähle ich Marten von den vergangen Wochen und insbesondere des letzten Tages. Aufmerksam hört er mir zu, unterbricht kein einziges mal.
"Zeig mir die Schlampe", fordert er schließlich sauer. Ich öffne WhatsApp, zeige ihm die Nachricht. "Auf die kannst du nichts geben. Sie versucht schon seit Jahren bei einem zu landen." Ohne mit mir zu sprechen steht Marten auf, entfernt sich ein paar Meter und telefoniert mit seinem eigenen Handy diesmal.
Einige Minuten später nimmt er meine Hand und zieht mich mit sich.
"Ich bring dich nach Hause", sagt er.
"Ich fahre heute nicht mehr nach Berlin", erwidere ich sauer, werde nur böse von Marten angefunkelt.
"Ich bringe dich in Johns Haus, was schon seit Wochen dein Zuhause sein sollte. Ich versichere dir, Lotti, er hat dich nicht betrogen." Seine Worte sind sanft, wenngleich Martens Blick vor Wut Funken sprüht. "Belogen, was die Drogen angeht, ja, aber er hat dich nicht betrogen." Marten scheint sich sicher zu sein. Warum fühle ich mich nicht besser?
"Lotti, wach auf." Martens Stimme dringt zu mir durch, ich muss in seinem gemütlichen Mercedes eingeschlafen sein. "John, Mia, Max und Elli sind auf dem Weg hierher. Du solltest dich, dem Baby zuliebe noch ausruhen."
Ich verbessere ihn nicht. Johns Cousin sollte nicht vor ihm selbst erfahren, dass es Zwillinge sind.
Ich schlafe unruhig, kann nicht die perfekte Position finden. Deshalb wundert es mich nicht, dass ich hellwach bin, als vor dem Haus Lichter auflackern und wenig später Schritte im Haus zu hören sind. Es ist früher morgen, Mia ist sicher noch völlig fertig von dem gestrigen Tag.
Ich springen nicht gleich aus dem Bett, was so wunderbar nach John riecht. Im Flur ertönen Stimmen, doch sie flüstern, sodass ich nicht verstehe, was gesprochen wird. Geschweige denn, wer mit wem redet.
Leise wird die Tür geöffnet, ich beobachte, wie John nahezu lautlos herein kommt, wie angewurzelt stehen bleibt, als sich unsere Blicke treffen.
Er sieht müde aus, fast, als hätte er geweint.
Mit einem Mal ist meine Wut verschwunden, meine Wunden verschlossen. Seine bloße Anwesenheit lässt mich ruhiger werden. Ganz im Gegensatz zu den Babys, die beginnen Walzer zu tanzen.
Ich winke John stumm zu mir, setze mich ein wenig auf. Als er sich auf die Bettkante setzt, greife ich seine Hand, lege sie auf meinen Bauch, wo ich beide Kinder spüren kann.
"Wow", haucht John. "Kräftiger Kerl."
"Kräftige", flüstere ich. Verständnislos schaut er auf. "Es sind zwei, John."
Besser hätte ich mir den Moment, da John von den Zwillinge erfährt, nicht vorstellen können. Seine Augen leuchten, seine Hand streicht immer und immer wieder über meinen Bauch. Wären die Umstände anders, es wäre der perfekte Moment zwischen uns.
Eine Weile bleiben wir still nebeneinander sitzen, Johns Hand ruht nach wie vor auf meinem Bauch.
"Marten sagt, du hast mich nicht betrogen", breche ich das Schweigen.
"Ich wünschte, ich könnte darauf antworten. Doch da ist nichts, nur Leere."
"John, wenn das wirklich funktionieren soll, wenn du wirklich willst, dass Mia, ich und die Babys hier bei dir einziehen und wir eine echte Beziehung führen wollen ... du musst etwas ändern", rede ich drauf los. Ich muss das los werden, bevor ich an den Worten ersticke. "Alkohol in Maßen, kein Problem. Hin und wieder ein Joint auf einer Party, auch kein Problem. Aber der ganze andere scheiß ... damit kann ich nicht leben."
"Alles, was du willst, Baby."
Ich rutsche ein wenig zur Seite, mache John Platz, sich neben mich zu legen.
"Wo ist meine Prinzessin?", frage ich, während ich mich an ihn kuschele.
"Unten, sie wollte mit Skittlez spielen."
Nickend schließe ich die Augen, als die Tür aufliegt.
"Seid ihr nackt?" Elli tritt ins Schlafzimmer, eine Hand vor den Augen.
"Verpiss dich, Elli", brummt John und wirft ein Kissen nach ihr.
Lachend dreht meine beste Freundin sich um und ruft meine Tochter nach oben.
Mia kommt nach oben, rennt auf das Bett zu und quetscht sich zwischen John und mich. Meine kleine sieht ebenso müde aus, wie ihr Vater. Mit meiner spontanen Aktion habe ich niemandem einen Gefallen getan.
"Du wirst also hierher ziehen?" John flüstert, denn Mias Augen sind bereits geschlossen.
"Wie sollen wir eine Familie werden, wenn wir nicht zusammen sind?"
"Ich habe einen Song geschrieben, vor einigen Wochen", beginnt John leise zu erzählen und holt sein Handy aus der Tasche. "Als er mir in den Sinn kam, war ich high. Es war, kurz nachdem du mir gestanden hast, dass sie mein Kind ist und ich hatte solche Angst, sie nicht sehen zu dürfen. Ich habe ein paar Details geändert, es soll niemand wissen, dass der Song von Mia handelt. Letzte Woche habe ich ihn aufgenommen, würde ihn gern, mit deiner Erlaubnis, mit dem neuen Album veröffentlichen."
John drückt einige Tasten, stellt die Lautstärke niedriger, damit Mia nicht wach wird.
Und ich hab' kein'n Plan, was Mama dir sagt
Oder wann wir uns das nächste Mal seh'n
Doch ich weiß, meine Kleine ist stark
Und wird es früher oder später versteh'n
Ich seh', dein Licht ist noch an
Vielleicht bringt sie dich gerade jetzt ins Bett (Bett)
Lässt mich nicht an dich ran
Weil wahrscheinlich ist sie immer noch verletzt (-letzt)
Hab' so viel verpasst, du wirst acht
Und ich weiß, diese Jahre sind für immer weg (Immer weg)
Mitten in der Nacht, ich bin wach
Würd dir so gerne verraten, was dahinter steckt (-hinter steckt)
Glaub mir, es ist nicht, wie es ist
Und ich hoffe, du vermisst mich wie ich dich (Hollywood)
Und ich hab' kein'n Plan, was Mama dir sagt
Oder wann wir uns das nächste Mal seh'n
Doch ich weiß, meine Kleine ist stark
Und wird es früher oder später versteh'n
Und ja, ich glaube weiter fest an den Tag
An dem sich Mama und ich wieder versöhn'n
Doch bis dahin, wenn man dich nach mir fragt
Sag ihn'n, Papa ist in Hollywood
Wieder ein Bericht in der MOPO
Und alle stell'n dir Fragen (Fragen)
Und ich küsse dein Gesicht auf dem Foto
Damals konnt' ich dich noch tragen (Tragen)
Mit'm Fahrrad von der Schule abhol'n
Auf'm Dom oder einfach bei euch klingeln (Klingeln)
Hänge tagelang im Studio rum oder so
Vermisse deine Stimme (Stimme)
Will dich nur sehen, wo ist was gerecht?
Aber versteh'n tu' ich das nicht (Nein, nein, Hollywood)
Und ich hab' kein'n Plan, was Mama dir sagt
Oder wann wir uns das nächste Mal seh'n
Doch ich weiß, meine Kleine ist stark
Und wird es früher oder später versteh'n
Und ja, ich glaube weiter fest an den Tag
An dem sich Mama und ich wieder versöhn'n
Doch bis dahin, wenn man dich nach mir fragt
Sag ihn'n, Papa ist in Hollywood
Papa ist in Hollywood
Papa ist far away
Far away
Ba-da-ba, da-ba-ba-ba-da
Ba-da-ba, da-ba-ba-ba-da (Hollywood)
Und plötzlich ist es klar. Wir gehören zusammen, wir drei, alle fünf, sind eine Familie. Ich vertraue darauf, dass John einige Gewohnheiten für uns ablegen wird.
Im Gegenzug kann ich ihm nur all die Liebe geben, die mich durchströmt, während ich dem Klang seiner Stimme lausche.
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