Konnichiwa mina-san,

Ich hoffe, ihr hattet alle ein paar frohe Festtage zusammen ^^

Für mich war es das erste Weihnachten ohne Familie, und das erste Weihnachten, das sich trotz dem ganzen Hype hier nicht wie Weihnachten anfühlte. Ich meine, wenn man während seiner Frühschicht am ersten Weihnachtstag Wäsche auf dem Dach aufhängt und dann kurz innehält, um sich zu sonnen, dann kann ich damit schlecht Weihnachten verbinden xD

Naja, aber wie hab ich meine Feiertage verbracht, wenn nicht typisch japanisch?

Zunächst ... 12 Stunden davon waren Arbeit, jeden Tag 4 Stunden Schicht xD

Aber fangen wir am Heiligen Abend an.

Irgendwie war ein gemeinsames Essen angekündigt - wofür die meisten von meinen Kollegen allerdings absagten. Drei nahmen Teil und machten auch einen ziemlich großen Aufwand etwas zu kochen oder Kekse zu backen. Obwohl ich ganz gut kochen kann, war ich darauf nicht vorbereitet x) Außerdem hatte ich auch abgesagt ... ich bin sehr zurückhaltend, was soetwas angeht. Soziale Interaktion im Reallife ... waaaaah!

Allerdings wusste ich auch nichts Besseres mit dem Tag (oder besser gesagt Abend) anzufangen. Meine Familie in Deutschland machte gerademal Mittagessen xD

Jedenfalls saß ich noch gefühlt 20 Minuten im Schlafsaal und hab versucht mich zu überwinden, an dem geselligen Abend teilzunehmen - das ist wirklich nicht leicht für mich und schließlich bin ich auch dazu hier xD Dass ich nichts Tolles gekocht hatte fügte zusätzlich ein schlechtes Gewissen hinzu. Und die Info, dass auch noch die Besitzerin des Hosels aufkreuzen würde, machte es nicht gerade besser x)

Trotzdem habe ich mir ein Herz genommen, meine letzten Vorräte gegriffen, bin zur Managerin gegangen und hab gefragt, ob ich teilnehmen könnte. Hätte zwar nichts gekocht, aber dafür noch typisch deutsche Kekse:

(Übrigens, dieses Kapitel wird unterstützt durch Produktplazierungen ... nicht xD)

Es ist toll, wie man etwas Gewöhnliches in der Ferne für etwas Besonderes veraufen kann. Ich hab noch die Schokolade von Hachez dazugegeben, weil diese typisch für meine Heimatstadt Bremen ist ^^ Schließlich soll man was Besonderes schenken und da es das letzte bisschen Heimat war, war es in dem Moment auch etwas Besonderes.

Die Managerin reagierte like

Und plötzlich saß ich zwischen einem älteren japanischem Herren und einem hyperaktiven Chinesen in meinem Alter, der mal hier gearbeitet hatte.

Dann kamen nach und nach Leute, auch ziemlich viele Japaner, die wohl Freunde der Managerin waren. Und es gab Essen. Reichlich Essen. Schließlich war es ein "shared Dinner". Zunächst bekam ich Suppe, dann frittiertes Hühnchen, irgendwas japanisches mit Reis, croissantes mit Erdbeeren und Lemoncurry (das war so lecker!), wieder frittiertes Hühnchen (der Chinese hat drei riesige Pakete vom nächsten Fastfoodrestaurant mitgebracht - so viel wie er gegessen hat war das auch nötig xD), außerdem Sake und irgendein Getränk, was aber bitter schmeckte - wahrscheinlich weil Zitronen drin waren x_X

Mit dem Essen wartet man in Japan übrigens nicht, bis alle da sind. Es ist nämlich unhöflich, das Essen kalt werden zu lassen. Also auftun und rumschlemmen. Gefällt mir ^^

Und so wurde es doch ein ganz netter Abend ^^ Mein Japanisch half zu einer gebrochenen Kommunikation mit dem Japaner. Mein Sitznachbar zeigte zudem Humor und sprach schön langsam ^^

Irgendwann kamen noch WorkandTraveller wie ich aus einem anderen Hostel dazu. Ein Franzose und ein Italiener.

Und der Chinese nur so:

"Oh, gibt es da nicht Streitereien zwischen Dutschland und Frankreich? Hab ich in der Schule gehört. Da war irgendein Kampf um ein Gebiet zwischen den beiden Ländern im ersten Weltkrieg. Das ist sehr bekannt in China."

Der Franzose und ich starren uns an.

Ich hatte überhaupt keine Ahnng, wovon der Typ redet. Also hab ich dem Chinesen erstmal erklärt, dass es gute deutsche Tradition ist, den ersten Weltkrieg nur zu überfiegen, damit man Zeit hat, den zweiten Weltkrieg ein weiteres Mal durchzunehmen, sofern das noch nicht dreimal geschehen ist.

Seine Reaktion könnt ihr euch denken

Naja, nach dem Essen hab ich dann die Kekse und die Schokolade verteilt. Insgesamt wurde es also ein ganz gemütlicher Abend.

Wobei ich nicht damit gerechnet habe, das ein Teil der Kekse im Backofen mit verschiedenen Sachen überbacken wurden. Ich glaube, eine davon war Käse.

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Die erste Kuriosität begegnete mir dann in der Frühe am 1. Weihnachtstag. Es war kurz vor 11 und damit kurz vor meiner Schicht. Ich kam gerade aus der Dusche und hab mir im Gemeinschaftsraum Frühstück gemacht, da kam ein Japaner herein.

Das an sich ist erstmal nicht ungewöhnlich. Ungwöhnlich war, dass er nichts trug, außer einer Weihnachtsmütze und einer Weihnachtsschürze. Und er grüßte mit "Naked Santa is here"

Ich hab keine Ahnung, wie ich reagiert habe, ich war zu beschäftigt die Reaktionen meiner beiden Kollegen zu beobachten.

Unser mexikanisch amerikanischer Freund hat sich sichtlich erstmal das Lachen verkneifen müssen, während meine canadische Kollegin eher wie die liebe Elza oben reagierte xD Sie hat ihn dann ein paarmal drauf hingewiesen, er möge sich bitte Hosen anziehen, doch naked Santa ging nur an uns vorbei und setzte sich auf eines der Polster - und das nicht ohne allen sein naked Hinterteil zu präsentieren.

Meine Kollegin wiederholte ihren Appel noch ein paarmal, bis unser etwas verkaterter Freund sich dann erhob und den Raum verließ und auch nicht wieder zurückkehrte, woraufhin meine Kollegin erstmal die Sprayflasche zum Säubern griff und das Polster ordentlich einsprühte.

Mein mexikanisch-amerikanischer Kollege fragte nur erheitert:

"Was he drunk?"

Ich hab das mal verneint. Sicher bin ich mir nicht. Fest steht nur, dass sein Heiliger Abend sicherlich um einiges interessanter war als meiner xD Ich würde trotzdem nicht tauschen wollen.

Nach der Schicht hab ich mir dann meine Kamera und mein Stativ gegriffen und mich in die Innenstadt verkrümelt. Weihnachten ist nicht Weihnachten, ohne ein gutes Weihnachtsessen. Und was eignet sich dafür besser, als das bekannte Gericht namens Ramen?

Bin also auf Senpais Emfhehlung hin zu Ichiran Ramen gegangen - wohl das Beste, was man so kriegen kann. Und was soll ich sagen, ich hab's nicht bereut :D

Zunächst kommt man hinein, wird von einer freundlichen jungen Dame begrüßt und bekommt einen Zettel in die Hand. Dann wird man zum Bestellen an einen Automaten weitergeleitet. Da ich keine Ahnung von Ramen hab, hab ich erstmal nur Ramen, etwas Fleisch, Reis und noch eine vinegar Sauce bestellt. Der Automat war so freundlich, mein Geld zu schlucken und anschließend vier Bongs auszuspucken.

Dann durfte ich in den zweiten Stock des Gebäudes gehen, wo mich wieder ein Mitarbeiter empfing, der mir Platz 28 zuwies.

Mir präsentierte sich ein schmaler und langer Flur, in dem die Gäste nach rechts gewandt in einer Reihe an ihren Plätzen saßen. Über ihnen hingen in 5er Abständen rote Laternen mit einer Nummer. Die 30 war ganz hinten. Der Platz sah dann so aus.

Links und rechts waren Klappen, die man einschieben konnte, falls man seinen Sitznachbarn kannte. Stäbchen lagen bereit. An dem Wasserhahn konnte ich mir unbegrenzt Wasser nehmen (Normalerweise ist ein Glas Wasser oder eine Tasse Grüner Tee kostenlos in japanischen Restaurants °-°)

Jedenfalls hatte ich noch besagten Zettel und einen Stift. Ich füllte den einfach mal hauptsächlich empfohlen aus xD

Aber allein schon, dass man so einen Zettel bekommt ... ich meine, schaut euch das mal an, ich kann sogar entschieden, wie ich die Nudeln gekocht haben möchte xD Das ist klasse °-°Aber spicy nehme ich nächstes Mal raus, ich will gar nicht wissen, wie die anderen Level sind xD

Jedenfalls ging irgendwann vor mir die Bambusluke auf und eine Hand schnappte sich Zettel und Bongs und sagte irgendwas auf japanisch. Das letzte entzifferte ich als "einen Moment bitte".

Und es war nur ein Moment. Keine drei Minuten später öffnete sich die Luke erneut und das extra Fleisch wurde hineingeschoben. Dann der Reis und die Soße. Und anschließend eine Schüssel des wundervollst arrangierten Gerichts ever! Bevor sich die Luke wieder schloss, hat sich die Frau dahinter nochmal an die Seite gestellt und um 90 Grad verbeugt - das ist schon ziemlich höflich. 45 Grad ist ja schon sehr höflich. Da bekommt "Der Kunde ist König" eine ganz neue Bedeutung.

Jedenfalls, so sah das Kunstwerk aus ^^

Bestes Weihnachtsessen ever °-°

Wenn ihr mal nach Japan fahrt, ich empfehle Ichirans Ramen! Einfach nur lecker! (Und nein, das Kapitel wird immer noch nicht durch Produktplazierungen unterstützt xD)

Jedenfalls konnte ich sogar noch Nudeln günstig nachbestellen. Für 190 Yen gab es Kae-Dama - den "Noodle Refill". Und das ist Günstig, das Ramen gabs für 890 Yen ^^ Ich hab also den zweiten Zettel zum Nachbestellen ausgefüllt, den ich bekommen hab, Kae-Dama angekreuzt, 190 Yen auf den Thresen gelegt und die Klingel gedrückt.

Wieder kam eine Hand zum Vorschein und nahm das Geld mit. Zwei Minuten später bekam ich eine neue Schüssel mit Nudeln, die ich dann gleich in meiner großen Schüssel verschwinden ließ, in der noch genügend Soße war.

Jedenfalls müssen die Leute bei Ichiran rausbekommen habe, dass ich der Protagonist dieses Blogs bin und dementsprechend auch das typische Shounen-Anime-Protagonisten-Essverhalten an den Tag lege

denn nach dem zweiten Kae-Dama haben sie mir den Zettel zum Nachbestellen weggenommen xD

Man, dabei war der Turm mit den Schüsseln noch nicht so hoch, wie in so einem Anime xD

Nach dem Essen hab ich dann das japanische Touristenverhalten im Ausland kopiert und bin auf Motivsuche gegangen. Gerade Osaka bei Nacht hat einen gewissen Charme.

Das große Gebäude rechts ist übrigens wieder ein Donki. Und die Kugeln darum sind tatsächlich die kleinen Kapseln eines Mini-Riesenrads. Auch nur die Japaner bringen es fertig, eine Art Riesenrad um einen Supermarkt zu legen xD Noch kurioser waren aber die Leute, die vor dem Donki standen und das nervige Donki-Lied mitgesungen haben, dass dort natürlich auf Endlosschleife lief x_X

Nein, da hab ich doch etwas Besseres zum Beobachten finden können: Am Ufer des Kanals war an einer Stelle eine kleine Bühne aufgebaut worden, wo naheinander verschiedene japanisch Girlgroups auftraten. Muss ich erwähnen, dass ich dort etwas länger verweilt habe? :')

Ein bisschen Musik zu hören, war einfach schön und nach dem Essen bin ich in der Regel sowieo immer sehr phlegmatisch xD Jedenfalls nach einem etwas üppigerem Essen wie an diesem Tag :')

Anschließend bin ich noch ungefähr 5 Stunden durch die Stadt gelatscht und hab an allen möglichen Punkten mein Stativ aufgestellt. Ich hatte ja Zeit ^^

Alles in allem war das für mich ein sehr erfolgreicher und schöner Weihnachtstag.

*****

Den 2. Weihnachtstag kann ich in einem Satz abhaken: Ich hab eingekauft, gekocht, gearbeitet und bin dann schlafen gegangen. Wow.

Jetzt aber noch die Kuriosität des Tages.

In Japan ist es gestattet, in den Restauranttoiletten im Stehen zu pinkeln. Es gibt sogar eine Anleitung dafür. Wie ihr seht eine der beiden empfohlenen Arten, die Toilette zu benutzen. Ich will nicht wissen, wie die anderen aussehen ...

~ Fuchsi am 28.12.2018 über den 24/25/26.12.2018 >^..^<