Fuchsis unheimliche Begegnung mit einem japanischem Amt
Eine Sache, vor der ich vorher von einer Freundin gewarnt wurde, worauf ich auch in der japanischen Botschaft hingewiesen wurde, wo ich aber leider nicht drum herumkomme - ist der Gang zum japanischen Einwohnermeldeamt. Wer meine Geschichte "Das Erbe des Lichtbringers" gelesen hat, weiß ab Kapitel 8 ungefähr, wie ich zu Ämtern stehe.
Aber lasst mich das Ganze schön ordentlich der Reihe nach von vorne aufbauen. Es folgt eine sehr abstruse Geschichte. Nehmt sie wie ich mit etwas Humor.
Also: Ich hab euch ja was über die Formalitäten bei der Botschaft erzählt. Dazu gehörte, eine Auslandskrankenversicherung abzuschließen. An der Botschaft wurde ich darauf hingewiesen, dass es mir in Japan passieren könne, dass man mich in der Nationalen Japanischen Krankenversicherung unterbringen möchte. In Japan gibt es nämlich nur zwei Fälle: Entweder du bist Tourist, oder Gastarbeiter. Working Holiday ist jetzt etwas dazwischen, was da in dieses System nicht so ganz reinpasst und womit die anscheinend nicht umzugehen wissen. Naja. Nun hat mir die Botschaft gesagt, dass mir die japanische Krankenversicherung nicht viel bringt, die leistet wesentlich weniger, als die Auslandskrankenversicherung. Und solange ich in einem Hostel oder Hotel unterkomme, müsse ich da nicht eintreten. Anders liegt der Fall, wenn ich eine eigene Wohnung in Japan miete. Das hab ich schriftlich bekommen!
Das als Vorgeschichte. Jedenfalls hab ich am Flughafen mit Aushändigung meiner Residence Crad ein Papier bekommen, auf dem Stand, dass ich mich auf alle Fälle innerhalb 14 Tagen bei der Kommunalverwaltung melden müsste, um meine Adresse aufzunehmen.
Das wollte ich nicht auf die Lange Bank schieben, also hab ich das Amt gegoogelt, es trotz Google Maps aber natürlich nicht gefunden xD Da komme ich mir jetzt schon beinahe wie Zorro aus One Piece vor:
Fragen war diesmal auch schwer. Niemand konnte etwas mit "Tennoji Ward Office" anfangen. Als der dritte Japaner mir nicht helfen konnte, hab ich einer Frau einfach den Zettel gezeigt, den ich beim Flughafen bekam. Diese war dann so frei, mich direkt zu begleiten und hinzuführen ... zum Tennoji Waado Offissu ... Diese japanisierten Anglizismen killen mich noch x)
So weit so gut. Ich trete in einen großen Raum ein, wo überall kleine Tresen stehen wie bei einem Postamt und Kabinen aufgestellt sind wie in einem Wahllokal. Ich hab natürlich erstmal verwirrt auf die Infotafel gestarrt (Verwirrt durch die Gegend starren ist by the way eine super Strategie, um Hilfe zu bekommen). Es verging nicht einmal eine Minute, da kam eine Japanerin auf mich zu und fragte, ob sie helfen könne.
Ich zeigte ihr den Zettel, woraufhin sie mir zwei Formulare gab - die ich nicht lesen konnte xD Mit einer Mischung aus meinem Japanisch und ihrem Englisch ging das Ausfüllen aber ganz gut. Dann bekam ich eine Nummer und durfte mich auf ein Wartesofa setzen.
Wenige Minuten später war ich auch dran und ging an eine dieser Schalterboxen. Die Beamtin dort war sehr freundlich und sprach mit mir sehr langsam und deutlich, wofür ich sehr dankbar war - alles auf Japanisch. Normalerweise sprechen Japaner nämlich sehr schnell ^^'' Ich hab fast alles verstanden.
Dann kam das Thema Krankenversicherung.
Soweit kein Problem. Ich erklärte ihr, was mir an der Botschaft in Hamburg gesagt wurde, dann telefonierte sie mit einer anderen Beamtin, gab mir einen Hörer und ließ mich am Gespräch teilhaben, dass die andere Frau auf englisch übersetzte. Diese Übersetzte der ersten Beamtin dann das, was die Botschaft mir gesagt hat und damit war der Fall ziemlich klar.
Ich war ziemlich erleichtert, hatte ich doch gehört, dass das schwierig werden würde. Meine Residence Card wurde behalten, damit darauf die Adresse eingetragen werden kann und ich bekam das "Tennoji Pamfuleto" (Ich sollte an dieser Stelle mal erwähnen, dass Tennoji der Name des Stadtteils ist, in dem ich wohne). Die Tüte, in der das "Pamfuleto" steckt sieht sehr niedlich aus. Ich fotografiere sie nachher, jetzt bin ich zu faul zum Aufstehen, weil ich wieder total übermüdet bin (hab mich noch nicht an die andere Zeit gewöhnt). Pamfuleto kennt ihr natürlich auch, damit ist das Pamphlet gemeint. In Deutschland ist das eine Schmähschrift, mit der man versucht, eine politische Haltung oder eine religiöse Ansicht niederzumachen. In Japan ist das eine Infobroschüre xD
Ich hab allerdings noch nicht reingeschaut. Jedenfalls war ich froh, dass das so gut lief und ich mit meinem Japanisch zurecht kam ^^
Zu früh gefreut, Fuchsi.
Ich bekam nämlich noch drei weitere Nummern. Eine, mit der ich meine Residence Crad wieder abholen sollte, eine, die mich an den nächsten Schalter verweist und eine, die meine Warteposition angibt.
Gut. Also zum Schalter vier, ist ja direkt nebenan. Da hab ich dann wieder kurz gewartet, dann wurde ich auch schon aufgerufen. Der Beamte hat gelächelt, sich verbeugt, sich vorgestellt und mich nach meinem Namen gefragt. Ich gab ihm den Namen und die Nummern, die er dankend entgegennahm. Dann kam er mit einer Broschüre mit Informationen zur japanischen Krankenversicherung wieder, die ich skeptisch beäugte. Hatte ich das nicht gerade geklärt?
Ich zu ihm nur "Apaato o karireba, nihon no kenkoohoken ga hitsuyoo dewa arimasen" Oder zu deutsch: "Solange ich keine Wohnung Miete, brauche ich diese Krankenversicherung nicht." Hab ihm dann meine Krankenversicherung gezeigt, woraufhin er sich entschuldigte.
Dann meinte er, eine deutsche Krankenversicherung gelte hier nicht, woraufhin ich sagte "Doitsu Kenkoohoken janai" das ist keine deutsche Krankenversicherung.
Ich musste für die Botschaft ja extra eine internationale Krankenversicherung abschließen, die nur nicht in den USA und Canada gilt, um mein Visum überhaupt zu bekommen. Dass meine deutsche Versicherung gilt ist mir schon klar.
Jedenfalls hat der Beamte dann eine Kollegin geholt, der ich dasselbe erklärte. Die wiederrum hat dann wieder einen anderen Kollegen geholt. Jaaa, Fuchsi mischt das Amt auf, Bewegng tut solchen Leuten gut ^^
Ich erklärte den Fall nochmal, aber irgendwann half mein Japanisch nicht mehr. Der Beamte zeigte Verständnis "Muzukaschi desune?" = "Schwer nicht wahr?" und wechselte dann in perfektes Englisch. Danke, dass ich mich abmühen durfte.
Nah, sauer war ich nicht. Ich will Japanisch ja üben und mich nicht auf Englisch ausruhen. Je weniger Japaner ins Englische wechseln, umso besser für mich.
Jedenfalls hab ich ihm den Fall erklärt. Er zeigte mir dann ein Dokument, auf dem irgendwas in Japanisch stand, wobei ich aber einige Ländernamen erkennen konnte. Doitsu war nicht dabei. Der Beamte meinte, dieser Fall gelte nicht für Deutschland, das müsse ein Missverständnis sein.
Ha! Okay, darauf war ich vorbereitet. Stur bleiben. Ich hab ihn also gefragt, ob er die Arbeit seiner japanischen Kollegen in Deutschland infrage stellen will.
Uh, 1:0 für Fuchsi. Das hat gesessen. Da hat er nur gelacht den Kopf geschüttelt und gelächelt. Deuliche Anzeichen, dass er etwas pissed war x)
Er ließ aber nicht locker. Also hab ich ihm MEIN Dokument gezeigt, und ihm übersetzt, dass da drinsteht, dass ich gar nicht in die japanische Krankenversicherung eintreten KÖNNE solange ich in einem Hostel oder Hoel unterkomme. Und ich hab ihm erzählt, dass eine Freundin auch dieses Problem hatte, weil Working Holiday nicht ins japanische Bürokratiesystem passt.
Da hat er mich nur skeptisch angeschaut und die Achseln hochgezogen, als ob ich ihn verarschen wolle. Er hat mir aber zugestimmt.
Und jetzt kommt sein Gegenschlag: Der hat einfach behauptet, dass die Adresse, die ich angegeben haben, kein Hostel ist, sondern eine Wohnung.
Zurecht empört hab ich gesagt, dass ich mir mit 6 Leuten drei Quadratmeter, eine Toilette und eine Küche teile, das wäre kaum eine eigenen Wohnung. Außerdem stünde Hostel an dem Haus dran und meine Arbeitgeberin hätte es auch Hostel genannt.
Er lächelt und erwidert nur, das wäre ein missverständnis. Das nennt zwar jeder so, aber hier am Tennoji Ward Office haben die das als Wohnung registriert.
Den folgenden Ablauf fasse ich so zusammen, dass ich ihm dreimal erklärt habe, dass das ein Hostel ist und er dreimal dass ich Unrecht habe.
1:1 für den Beamten.
Ich hab dann gesagt, ich würde gehen und meine Arbeitgeberin mitbringe,
Das wollte er nicht.
Ich wollte, dass er bei der japanischen Botschaft in Deutschland nachfragt und sich das bestätigen lässt.
Auch das wollte er nicht. Lieber wollte er mir einen Umschlag schicken, der in vier Wochen ankommt, den ich dann zum Büro bringe, damit ich in die Japanische Krankenversicherung eintreten kann.
Ich hab ihm dann gesagt, dass ich in vier Wochen vermutlich schon woanders wäre.
Da war er ziemlich erstaunt. Ja, wenn man rumreist, dann ist das was anderes. Was glaubt der eigentlich, was Working Holiday bedeutet? Am Flughafen haben sie dafür extra ein zusätzliches Papier in meinen Reisepass getackert, weil sie das auf der Residence Crad nicht eintragen konnten.
Der Beamte bestand trotzdem darauf, mir den Umschag zu schicken, das wäre sein Job, das ist wichtig. Wenn der Umschlag dann da ist, kann ich den natürlich einfach "vergessen" und zu einm anderen Ort ziehen und nicht in die japanische Krankenversicherung eintreten. Dann müsse dort ein neues Amt einen neuen Umschlag machen.
Meine Aussage, dass das Papierverschwendung ist, gefiel ihm nicht.
Meine Frage, ob das legal ist, noch weniger.
Nein, ernshaft. Wichtige Dokumente vergessen klingt ziemlich böse für mich. Die Deutschen kennen da keinen Spaß. Und so wie der Beamte auf seinen Umschlag bestand, die vermutlich auch nicht. Er meinte, das wäre okay, das wäre ja nur eine geringe anzahl an Fällen, wofür es keine genaue Regellung gäbe.
Dann kamen wir beide zu dem Schluss, dass alles geklärt sei (Allen Shintogottheiten sei Dank!) Das einzige, was ich machen müsste, wäre den Umschlag zu prüfen.
Wtf warum? Den sollte ich doch vergessen!
Ich hoffe, das macht nicht noch Probleme ... aber so wie der Beamte auf meine meiner Ansicht nach doch sehr vernünftigen Vorschläge reagierte, hab ich das Gefühl, dass er mich als unwissenden Ausländer wohl einfach abzocken wollte. Ich meine, ohne eine gültige Krankenversicherung hätte ich doch kein Visum bekommen. Und wenn die japanische Krankenversicherung die richtige wäre, hätte man mir die doch an der Botschaft vermittelt, statt darauf zu bestehen, dass ich mir eine internationale besorge.
Vielleicht kriegen die dort Provisionen für jede erfolgreich angedrehte Krankenversicherung. Oder es ist eine Art Sport. Hoffenltich passiert wir das in der nächsten Stadt nicht nochmal x/
Bürokratie. Je zivilisierter das Land, desto furchtbarer wird sie.
Von meiner unheimlichen Begegnung mit einem japanischen Supermarkt erzähle ich euch dann im nächsten Kapitel. Hier ist es beinahe Mitternacht, ich bin jetzt erstmal weg.
Oyasumi nasai!
(= angenehme Ruhe oder besser gesagt: Gute Nacht!)
~ Fuchsi am 17.12.2018
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