Fuchsi ist lebensmüde
Tja, was passiert, wenn man gerade auf dem Berg der Glückseligkeit steht? Ja, man purzelt auch wieder herunter - im wahrsten Sinne des Wortes!
Aber lasst mich wie immer von vorne anfangen ^^
Heute ist mein fünfter Tag im Paradies ... wobei ... ein richtiges Paradies gibt es nicht. Denn man gewöhnt sich an alles und jeder Platz wird irgendwann langweilig. Und wie immer beginnt es mit Kleinigkeiten.
Ich weiß wieder, wieso ich eigentlich lieber ein Einzelgänger bin. In einer Gemeinschaft zu kochen und zu essen ist zwar nice, es ist einfach schön, mal wieder Gesellschaft dabei zu haben ...
ja, da kommt ein aber :P
Ich bin drei Mahlzeiten am Tag nicht gewohnt. Ich mag es nicht, dreimal am Tag einfach nur einen kleinen Teller leer zu futtern. Wenn ich esse, dann will ich mich anschließend in irgendeine Ecke verkreichen und ins Knödelkoma fallen und das Thema für den Tag abhaken können.
Genau so! Das ist aber nicht möglich, wenn nicht so viel da ist (Außer gestern, da hab ich gekocht, höhöhöhö).
Als Folge davon fühle ich mich dauerhungrig - das gefällt mir gar nicht. Überhaupt nicht.
Zudem kann ich alleine entscheiden, wann ich essen will. 20 Uhr finde ich etwas spät ... Naja und gestern war der Toast zum Frühstück alle, obwohl es auf der Tafel steht. Keine Ahnung, wer einkauft und wie oft.
Und das sind Gründe, wieso ich lieber alleine für mich agiere. Nicht umsonst ist eines meiner Mottos "Wenn du willst, dass etwas ordenlich gemacht wird, mach's selbst!" In Gruppen fühlen sich Leute schnell nicht verantwortlich, wenn es nicht genau geplant ist - da gestehe ich mir auch gerne ein, keine Ausnahme zu bilden. Es läuft irgendwann immer darau hinaus, dass eh ich alles mache. Aber ich bin hier noch nicht lange genug, um etwas zu managen und Leute herumzuscheuchen. Die Shops hier sind gefühlt immer zu. Ich frag morgen mal, dann übernehme ich das Einkaufen einfach. Anko droht, alle zu werden, das kann ich nicht zulassen!
Fühlt sich wie in der Schule an - immer muss ich alles machen.
Egal. Das sind kleine Dinge, die mich stören, die ändern sich auch wieder, wenn ich hier am 9ten März wegfahre. Das ist ja das Tolle am Reisen, ich tausche die ganze Zeit über Vor- und Nachteile immer wieder gegen andere aus. Dadurch wird es nie zu viel ^^
Und hier überwiegen nach wie vor die Vorteile. Was habe ich nämlich erfahren dürfen? Japans größtes Skiresort ist gleich m die Ecke. Und das Hostel gibt mir einen free Skipass, mit dem ich dort so gut wie überall ski fahren kann
Und dann scheint an meinem freien Tag auch noch die Sonne :D Besser kann es doch gar nicht laufen.
Naja, da hatte meine Glücksträhne dann ihr Ende.
Zunächst einmal hab ich mich im Busplan verlesen. Japanische Buspläne sind nicht meine Stärke - deutsche sind es schon nicht. Um 8:25 fuhr einer, den hab ich verpasst. Dachte mir 9:37 ist auch okay. Naja, der nächste kam um 10:55. Wow, fahren nicht viele Busse von hier...
Egal, ist ja noch früh.
Übrigens, Busfahren ist ziemlich strange in Japan. Man kauft zieht hier beim Einsteigen ein Ticket wie eine Wartenummer beim Amt. Da steht dann auch eine Nummer drauf. Im Bus gibt es dann eine Anzeigetafel, die sich mit jeder Station aktualisiert und dann für jede Nummer den Preis anzeigt, sodass man beim Hinausgehen einfach nur das Ticket und das Geld vorne beim Busfahrer in einer Schale wirft - ja, man steigt hinten ein und vorne aus. Das sieht ungefähr so aus:
Aber das nur am Rande zum Hinzufügen für eure Sammlung unnützes Wissen - es sei denn, ihr wollt wirklich mal nach Japan fahren, dann wisst ihr hiermit bescheid.
Bin dann an dem Ort ausgestiegen, an dem laut meiner Chefin ein guter Platz für Anfänger sein sollte: Sun Vally. Oder Sanbaree - wie die Japaner es so schön schreiben ^^
Jaa ... sieht nach Anfängerpiste aus. Total.
Außerdem ... das ist Alpin ... ich hab Langlauf gelernt.
Trotzdem mal zur Touristeninformation gelatscht und ein paar Infos eingeholt. Ich bin schließlich schon mal hier und bis wieder ein Bus kommt, der mich zu einem anderen Gebiet bringt, kann ich ewig warten.
Was, in Japan gibt es nur Alpinski? Shit ...
Ich fand dann eine Karte von dem Gebiet (es ist riesig). Und darauf war auch die Schwierigkeit der Strecken markiert. Okay, das was ich hier sehe, ist der Profipfad. Puh, dahinter ist also doch ein Beginnerweg.
Ich wollte jetzt nicht umdrehen, also hab ich mir Ski geliehen. So anders kann das jetzt nicht sein, ich werde schon herausfinden wie es geht.
Wer von euch kennt sich etwas besser mit Ski aus und kann hier einmal in die Kommis schreiben "Fuchsi, was du da vorhast ist eine ganz dumme Idee?"
Danke, das wusste ich bereits vorher :P Aber nennt es einen Anflug von Trotz, gemischt mit dem Gefühl, dass ich jetzt nicht will, dass die Wartezeit und das Geld für den Bus umsonst ist. Werft noch die Vorfrede mit hinein, dann ist die Wageschale schwerer als die mit der Vernunft und der Warnung, dass das eine blöde Idee ist.
Ganz blauäugig bin ich da natürlich nicht hoch gefahren. Hab erstmal geschaut, wie sich die Alpinski so anfühlen. Hey, da hab ich ja viel mehr Kontrolle als bei Langlauf, das ist ja nicht so schwer. Und wie bremst man hier? Einfach ein bisschen die Skier quer stellen? Ist angenehmer, als sich auf den Hintern fallen zu lassen, wie ich das sonst mache. Passt, ich nehm dann mal den Skilift.
Und im Lift hatte ich dann das ganz große Gefühl eine riesengroße Dummheit zu begehen.
Das Gefühl verschwand, als ich oben ankam und die Aussicht genießen durfte °-° Ich würde sie ja gerne mit euch teilen, aber ich hab meine Kamera in weiser Vorraussicht in einem Schließfach im Hotel gelassen, wo ich die Skier geliehen hab. Ich hab mir schon gedacht, dass ich ein wenig öfter fallen werde. Ist schließlich das erste Mal Alpin für mich. Kann euch nur den Blick von unten anbieten:
Trotzdem, der Anfängerweg sah gut aus.
Ging auch gut ^^
Tja, und dann bekam die Anfängerroute plötzlich eine enorme Steigung. Und ich hab mich genauso enorm auf die Fresse gelegt. Wie gesagt ... auch wenn man im Paradies und auf Glückshöhenflug ist ... das ist nie von Dauer, man fällt den Berg immer auch wieder runter. Ich wollte es jedoch nicht so wörtlich nehmen.
Hab mich überschlagen, einer der Skistöcke flog irgendwo in die Pampa, in meinem Arm hat's gezogen, die Zähne schlugen aufeinander und ich glaube, es hat ein winziges Stück meiner Zunge erwischt. Irgendwoher muss das Blut ja gekommen sein, das ich geschmeckt habe.
Okay, ich kann mich noch bewegen, der Arm tut nicht weh, die Zähne wackeln nicht. Gut, das war meine letzte Warnung, ich hab's verstanden. Hab da wirklich realisiert, dass ich mich hier in ernsthafte Gefahr manövriert habe.
Ab da an war ich sehr viel vorsichtiger und hab mich nur noch gefragt, wie ich unverletzt diesen Berg runterkomme. Plötzlich sah der nur noch so aus:
Auf den "nicht so steilen" Strecken war alles gut. Ich konnte bremsen, ich hab sogar schon die ein oder andere Kurve geschafft, aber wenn dann diese steilen Parts kamen bin ich nur noch auf meinem Arsch runtergekrochen. Das muss ziemlich armselig ausgesehen haben ^^'' Aber ich hänge doch etwas zu sehr an meinem Leben und körperlicher Unversehrtheit.
"Beginner" meint in Japan wohl, dass man nicht das erste Mal auf Alpinskiern steht.
1 1/2 später bin ich irgendwie unten angekommen. Für die Strecke, die ich andere in einer Minute ganz gechillt runterfahren sah x)
Tja, ihr könnt euch vorstellen, dass ich die Skier danach erstmal zurückgegeben hab x) Ich hatte für den Tag genug.
Wann kommt der nächste Bus? Was, ich hab den letzten um 7 Minuten verpasst? Ich darf jetzt fast zwei Stunden hier rumstehen?
Großartig ...
Besonders, wenn die Handschuhe durch den Schnee schon ganz nass und kalt sind ...
Wisst ihr, was meine erste Amtshandlung zurück im Hostel war?
Es gibt wohl nichts Schöneres, wenn man nach fast zwei Stunden beinahe zur Eissäule erstarrt ist xD
Und nach so einem Tag bin ich dann doch ganz froh, mal nicht der einsame Fuchs zu sein. Nicht kochen zu müssen und trotzdem was zu essen zu bekommen, ist dann wirklich nice.
Und ich merke langsam, wie mir das Englisch ins Gehirn übergeht. Ich denke inzwischen ziemlich oft in Englisch. Das ist inzwischen so stark, dass sogar meine Flachwitz-affinität in diese Sprache durchsickert. Da bat mich doch meine Kollegen, ihr das Salz aus der Küche mitzubringen, wenn ich eh schon mal auf dem Weg bin. Ja, gern mache ich. Das Salz war nur leider alle.
Ich komme also wieder mit den Worten:
"Sorry, it was salt out!"
Nice, ich komme in eine andere Sprache so weit rein, dass ich langsam die Fähigkeit entwickle, dumme Wortwitze zu machen
Tja, und das war's eigenlich wieder.
Am Ende ist also alles einigermaßen gut ausgangen, obwohl ich mir wohl etwas zu viel zugetraut habe x) Ich darf doch auch mal Glück im Unglück haben, oder?
Fuchsi gained Luck +1 -1
... ähm, so war das nicht gemeint x)
Trotzdem hatte der Tag noch ein weiteres Gutes. Nämlich die Kuriosität des Tages: Ich hab es das erste Mal geschafft, ein Foto von mir zu schießen, das ich tatsächlich mag und welches nicht nur meinen Schatten zeigt °-° Das hab ich bisher noch nicht wirklich geschafft.
Vermutlich freundet sich die Kamera in meinen Händen langsam mit mir an. Wir führen schließlich auch schon seit zwei Monaten eine sehr innige Beziehung miteinander. Normalerweise stehen Kameras und ich nämlich auf Kriegsfuß, sobald es darum geht mich scheues Fuchsi vor die Linse zu bekommen.
So behold!
Fuchsi lädt ein Selfie von sich hoch.
Im Internet!
Und zwar in
3
2
1
Ihr solltet inzwischen wissen, dass ich ein Scherzkeks bin :P
Ich mag diese Skibrille. Sie steht mir xD Schade, dass die nur vom Hostel geliehen ist xD
~ Fuchsi am 26.02.2019 >^..^<
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