• für @Trizchien & @Lubernum_anagyroides

↝ 𝘉𝘪𝘯 𝘪𝘤𝘩 ü𝘣𝘦𝘳𝘩𝘢𝘶𝘱𝘵 𝘨𝘶𝘵 𝘨𝘦𝘯𝘶𝘨 𝘧 ü𝘳 𝘥𝘦𝘪𝘯𝘦 𝘡𝘦𝘪𝘵 ? ↜

Toni's p.o.v

Mit zitternden Händen drücke ich auf „posten" ich habe doch gerade tatsächlich meinen Austritt aus der Nationalmannschaft verkündigt.

Insgeheim stand der schon seit der WM 2018 fest. Ich sagte mir noch ein Turnier. Nur noch ein einziges, zum Abschluss. Doch auch dieses haben wir verkackt.

Zum einen hab ich keine Lust mehr auf diesen Druck, welche uns die Fans und die Medien machen und auf keinen Fall gehe ich im Winter nach Qatar. Wie kommen die bitte auf die bekloppte Idee, die Wm im Winter zu veranstalten und dann auch noch in scheiß Qatar. Außerdem gibt es wichtigere Dinge im Leben.

Denn womit wir unsere Zeit verbringen, definiert wer wir sind.

Doch mein Hauptgrund ist gewesen: Sergio. Sergio und meine Kinder. Real Madrid, La Liga. Und was macht dieser Idiot? Er wechselt. Er wechselt nach fucking Paris nachdem er einer der Hauptgründe ist, weshalb ich meine Nationalmannschaft Karriere beende. Wie kann man so eingebildet sein? Was denkt er sich denn dabei? Ich bin einfach nur sauer, sauer und enttäuscht, dass er unseren Verein verlässt. Nach Paris verschwindet und mich hier alleine lässt. Ich hab zwar meine Kinder, doch wie soll ich das ganze ohne Sergio schaffen? Wie soll Real Madrid ohne ihren Kapitän gewinnen?  Ich weiß es nicht, es scheint Aussichtslos.

Als ich von der gescheiterten EM zurück in Spanien bin, ist er schon längst weg. Natürlich wusste ich schon bevor ich abgereist bin, dass er gehen wird und sobald ich weg war hat er sich wohl auch aus dem Staub gemacht. Keine Nachricht, nachdem wir gegen England verloren haben, er hat sich nicht ein mal bei mir gemeldet.

Klar, ich bin ausgerastet, ich war außer mich vor Wut, doch wir sind seit 3 Jahren ein Paar und mit seinem Wechsel will er das jetzt beenden? Einfach so ohne das wir nochmal über alles reden konnten? Nichtsmehr war noch hier, keine Bilder seiner Kinder, nicht mal ein einziges Kleidungsstück. Es war so, als wäre er nie hier gewesen, als wäre er nie ein Teil meines Lebens gewesen.

Bin ich ihm so wenig Wert, dass er einfach geht? Ohne das wir irgendetwas klären? Ohne sich von mir zu verabschieden? Ich fass es nicht. Ich muss unbedingt mit Marcelo reden. Gott sei dank haben wir nächste Woche schon unser erstes Training, mal schauen ob sich der Spanier bis dahin bei mir meldet.

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Doch nein, es kam nichts. Nichtmal eine Nachricht. Ich wartete auf eine und schaute gefühlt jede Minute auf mein Handy, in der Hoffnung er hätte mir geschrieben.

Die zwei mächtigsten Dinge sind Geduld und Zeit, doch ich habe keines von beidem.

Das einzige was er ernsthaft brachte, war mein Instagrambild zu kommentieren. Irgend ein Gefasel, dass Deutschland ja einen so großen Spieler verliert und ich ja immer noch in seinem Team bin und sowas. Hauptsache für die Öffentlichkeit irgend eine Fakeshow abziehen, aber privat sich nicht bei mir melden. Ekelhaft. Ich dachte er wäre anders. Soll ich mich ernsthaft geehrt fühlen, dass er sich Zeit dafür nimmt meinen Instapost zu kommentieren? Wow. Echt wow, mehr fällt mir dazu gerade nicht ein.

„Ich bin dann beim Training." gebe ich Sonja, meiner Babysitterin bescheid und verschwinde aus der Villa. Seit dem Sergio weg ist, fühlt sie sich noch größer und leerer an als sonst. Ich hasse dieses Haus. Ich glaube, wir sollten ausziehen.

Im Training werde ich direkt von Celo in die Arme genommen. „Tut mir leid, wegen der EM." ist direkt der erste Satz doch ich winke ab. „Ist nicht so wichtig.." murmle ich bedrückt, mein Leben ist gerade einfach nur zum Kotzen.

„Es ist hart.. nh?" ist das nächste was er sagt. Wir mussten nicht aussprechen was er meint, es war klar. Er meint Sergios Wechsel, welchen hier keinen wirklich glücklich macht. „Die Bosse haben ihm nur ein Jahr angeboten, er wollte jedoch zwei. Das wollten sie dann anscheinend nicht." erzählt mir der Brasilianer. Ich kann nicht fassen, dass er selbst mehr weiß als ich und ich bin eigentlich Sergios Freund!!

„Woher weißt du das?" frage ich ungläubig nach. „Er hat es mir gesagt, bevor er nach Paris ist." mein Blick wandert von unserem Abwehrspieler ab. Ihn muss es wohl genau so treffen, erst Cris und jetzt Sergio. Wie die Zeit vergeht... „Er hat sich nicht ein einziges mal bei mir gemeldet." erzähle ich ihm. Geschockt blickt er zu mir „Das meinst du nicht ernst? Das glaub ich nicht, er liebt dich doch über alles!"
„Dachte ich auch, aber anscheinend habe ich mich da geirrt." ist das Letzte was ich sage, bevor ich raus, aufs Feld, laufe.

Das Training macht Spaß, es befreit meinen Kopf etwas und ich fühlte mich kurz frei. Ich hab die Jungs vermisst, naja bis jetzt sind ja noch nicht alle da, einige sind noch bei der Nationalmannschaft.

„Hey Toni! warte noch." ruft Celo nach mir, als ich das Gelände verlassen möchte. „Melde du dich doch bei ihm. Du kennst ihn, er ist stur und nachdem du ihm so viel gegen den Kopf geworfen hast, geht nunmal sein Ego durch." schlägt der Brasilianische Lockenkopf vor, doch ich schüttle nur meinen Kopf. „Celo, nein. Er hat mir versprochen er bleibt und wenn er mich wirklich lieben würde, würde er sich melden und nicht einfach verschwinden ohne auch nur eine Sache in unserem Haus zu lassen." und somit verschwinde ich vom Trainingsgelände. Das ist einer dieser Momente, in denen ich mich Frage, wie ich mein Leben wieder zum besseren drehen kann, ohne dass ich immer allen Menschen um mich herum nachgeben muss.
Wieso gibt es nicht mal einen einzigen Menschen, der um mich kämpft?

Wir müssen alle selbst entscheiden, was wir mit der Zeit tun, die uns gegeben ist. Und vielleicht bin ich niemandes Zeit wert.

Mit Tränen in den Augen, öffne ich die Tür und sofort springen meine beiden Kinder Leon und Amelie auf mich drauf. Sie sind die einzigen die mich noch glücklich machen. „Daddy, hab disch vermisst." spricht meine Kleine. „Wieso bist du traurig? Wo ist eigentlich Sergio?" fragt mich nun auch mein Sohn. „Er wird nicht mehr kommen." meine ich traurig, aber zwinge mir ein Lächeln für meine Kinder auf. „Schade, ich mochte Sese!" äußert sich meine Tochter. „Ja, ich auch. Sehr." antworte ich ihr."Wir können ihn ja mal besuchen!" doch als nächstes zeigt sie mir schon ihr Gebautes Legohaus, worauf sie sehr stolz ist.

Am Abend, nachdem ich meine beiden Kinder zum Schlafen gebracht habe, sitze ich im Wohnzimmer, neben dem Fernseher steht ein Bild von mir und Sergio, neben dran unsere Lieblingsfilme. Seufzend stehe ich auf und schaue mir das Bild genauer an. Das war als wir die Championsleague gewonnen haben, ein toller Moment, welchen ich niemals vergessen werde.

Denn leider, ist Zeit wie ein Fluss, du kannst nicht das selbe Wasser zweimal anfassen, denn der Strom, welcher vorbeizieht wird es nicht noch einmal.

Danach schweift mein Blick zu unseren Filmen, besonders einer sticht mir ins Auge. Das war unser Lieblingsfilm, wir haben ihn früher, als Sergio noch Zeit hatte, fast jede Woche geschaut. Ich öffne die Verpackung und schwups fällt etwas heraus, was da auf keinen Fall reingehört. Schnell möchte ich den Brief, mit zitternden Händen, öffnen.

„Mi amor,
Wenn du das hier gefunden hast, heißt es das du an mich denkst. Wir wollen einen Haufen an Zeit haben, doch nutzen tun wir sie schlecht. Wir tun die Dinge, von denen wir denken, dass sie richtig sind. Doch ich musste jetzt einmal etwas tun, was ich wollte, auch wenn es auf den ersten Moment nicht richtig erscheint. Dich zu verlassen, ist niemals etwas, was ich wollte. Doch meine Zeit am selben Ort, mit den selben Menschen, mit den selben Dingen verbringen, wie all die Jahre zu vor, schien mir das erste mal als Verschwendung meiner Zeit. Und ich schämte mich dafür, so zu denken. Doch ich kann die Zeit nicht zurück drehen und diese Gedanken rückgängig machen, denn sobald sie da waren, gingen sie nicht mehr weg. Also machte ich es, ohne noch weitere Zeit dafür zu verwenden, nachzudenken. Ich möchte ein anderes Land sehen, neue Leute kennenlernen, neue Herausforderungen annehmen, bevor meine Zeit ausläuft. Das könnte sie jede Sekunde, ohne dass ich es bemerke und davor habe ich Angst. Dinge zu verpassen. Ich sehne mich jetzt schon nach dir, deinem Geruch, deiner Anwesenheit und einfach nach allem. Aber du kennst mich. Ich bin stur und der Gedanke an Frankreich ließ mich nichtmehr los. Ich hoffe du kannst mir irgendwann verzeihen.
In Liebe, tu amante."

Mit fließenden Tränen, schnappe ich mir schnell mein Handy, um „cariño❤️‍🔥" anzurufen. Nach wenigen Sekunden höre ich auch, wie er abnimmt. Es ist still, keiner von uns sagt etwas. Ich schließe nur meine Augen, und genieße das Gefühl, dass Sergio gerade am anderen Ende der Leitung war, mein Anruf direkt sah und sich seine kostbare Zeit nahm, ranzugehen.

„mi vida?" fragt er nach einer Weile und in meiner Brust löst sich ein Knoten, nachdem ich seine Stimme endlich wieder höre.
„Bin ich überhaupt noch gut genug für deine Zeit?" stelle ich die Frage aller Fragen. Sie könnte so vieles bedeuten, doch wir wussten beide, was genau gemeint ist.
„Du bist das kostbarste dieser Welt für mich, wenn ich meine Zeit vergebe, dann an dich!"

Entweder wird die Zeit unsere Beziehung heilen, oder töten. Doch wir ließen die Zeit mal machen... JETZT ist die einzige Zeit, die es heute gibt zu genießen.

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freue mich über Kommentare 🤍 & ich hoffe er gefällt euch!:)