7 | Schweinsteiger x Podolski
Verschwitzt stehe ich mitten auf dem Spielfeld und beobachte das Geschehene. 1-0 für Deutschland. Nachspielzeit, zwei Minuten noch. Seufzend beobachte ich den Ball, der gerade auf der linken Seite nach vorne spielt. 2 Minuten noch und wir sind Weltmeister. 2 Minuten noch und Deutschland hat es geschafft, alles dank diesem jungen Dortmunder. Die extremen Schmerzen in der Seite ignorierend laufe ich auf Lionel Messi zu, um ihm den Ball abzunehmen, und grätsche zu stark rein. Der Schiedsrichter kommt angerannt, entscheidet einen Freistoß für Argentinien. Ein Freistoß in einer verdammt guten Position.
Ich schaue dem Schiedsrichter an, während er die Entscheidung verkündet, und spüre plötzlich unglaubliche Schmerzen in meinem Bein. Schmerzverzerrt bleibe ich auf dem Boden sitzen, umklammere mein Bein. Ein Krampf. Nachdem ich mir heute schon ein blutiges Gesicht zugezogen habe, das Spiel meines Lebens gespielt habe, jetzt auch noch ein Krampf. Ich sehe Messi an, welcher neben mir mit dem Schiedsrichter spricht und sich dann den Ball hinlegt, während ich mich aus der Schussbahn ziehe. Wenn der jetzt reingeht, und wir deshalb ins Elfmeterschießen rutschen, und Deutschland deshalb die WM verliert, dann ist das alles meine Schuld. Das Ärzteteam rennt zu mir, hilft mir grob beim Krampf und stabilisiert mich, so dass ich die letzten Minuten noch spielen kann. Die Nachspielzeit müsste sicher vorbei sein, ohne das Foul wären wir schon Weltmeister.
Mit immer noch krampfendem Bein gehe ich aus Messis Schussbahn und will gar nicht hinsehen. Geht der rein, und der geht bei Messi eigentlich immer rein, ist das alles meine Schuld. Ich stelle mich an den Seitenrand, hoffend, bettend, dass dieser Ball nicht reingeht. Und tatsächlich! Messi schießt einige Meter über das Tor!
Ich weiß in diesem Moment nicht, ob ich lachen oder weinen soll, ob ich glücklich sein soll oder einfach verzweifelt mein Ball halten soll. Aber der Schiedsrichter pfeift nicht ab. Er lässt das Spiel weiterlaufen. Schmerzverzerrt laufe ich zurück zu meiner Mannschaft, um ihnen in dieser Nach-Nachspielzeit noch zu helfen, sehe den weiten Ball von Manu auf Thomas – dann den Ball des argentinischen Torwarts auf seine Spieler. Ich schaue kurz an den Spielfeldrand, sehe unsere Mannschaft, sehe ihn, winkend, schreiend, dass der Schiedsrichter das Spiel doch abpfeifen soll, aber er tut es immer noch nicht. Ein weiterer Schuss und wieder spüre ich einen unglaublichen Schmerz und lande auf dem Boden. Ein Argentinier hat mich im Zweikampf umgeworfen. Der Schiedsrichter kommt zu mir, dreht sich dann um, verschafft sich einen Blick über das Spielfeld und pfeift endlich ab.
Wir haben es geschafft. Deutschland ist Weltmeister. Ich sehe die Spieler in ihren weißen Trikots, welche sich alle auf einen Haufen, auf einen riesigen Haufen, alle übereinanderwerfen. Ich will schreien vor Glück, vor Schmerz, vor Emotionen. Ich höre das Jubeln der Fans, das Jubeln meiner Mannschaft, sehe, wie sie sich langsam von dem Haufen lösen und sich gegenseitig umarmen, sich gegenseitig gratulieren. Ich werde in eine Umarmung gezogen und erwidere diese sofort. Ich sehe in die strahlenden Augen von Lukas, welcher mich sofort fest an sich drückt. Ich spüre seine Freude, ich spüre seine Emotionen. Ich sehe sein Grinsen, ich sehe sein Wissen darüber, dass er unsere Wette gewonnen hat.
Die anderen lösen sich aus unserer 4er-Umarmung, aber Lukas hält mich immer noch fest. Immer noch schmerzverzerrt, aber auch unglaublich glücklich, drücke ich mich an meinen Freund und spüre seine starken Arme um mich. Ich sehe die Mannschaft, jubelnd, wie sie sich alle um Mario scharen, diesem gratulieren und danken. Überglücklich sehe ich zu Miro, welcher heute eines seiner letzten Spiele für diese Mannschaft hatte. Ich bin so unendlich glücklich und spüre die Hände des Polens um mein Gesicht. Er grinst mich an, zieht mich an sich und legt seine Lippen auf meine. Vor allen. Vor der Mannschaft, vor den Fans, vor Kameras, sogar vor Merkel.
Ich muss sofort grinsen und erwidere den Kuss. Das war unsere Wette. Wenn wir die WM gewinnen, outen wir unsere schon ewig lange Beziehung öffentlich. Gewinnen wir nicht, bleibt das alles privat. Einfach nur grinsend und mit Freudentränen küsse ich meinen Freund und höre das Jubeln der Mannschaft. Wir lösen uns langsam, wir wollen ja keinen schmutzigen Film auf dem Spielfeld drehen, und meine Hand verbindet sich direkt mit Lukas Hand. „Ich hoffe, ich sehe auf den Bildern gut aus, das wird nämlich sicher in den Medien sein", grinst mir Lukas flüsternd ins Ohr. Einige Fans jubeln, einige finden diese Aktion sicher total kacke. Manu klopft mir auf die Schulter und Thomas ruft nur „Ich wusste es doch!". Einfach nur überglücklich drücke ich erneut meine Lippen auf Lukas, löse mich dann von ihm und feiere mit der Mannschaft den neuen Titel, bis wir unseren Pokal überreicht bekommen. Voller Emotionen geladen drücke ich einen Kuss auf den wunderschönen Pokal, für den wir so lange gekämpft haben, und halte ihn in die Luft. Alle Last ist von mir geflogen. Schöner als gerade, kann es gar nicht sein.
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Erschöpft lehne ich mich an Lukas, welcher selbst an unserem Hotelbett anlehnt. Er streicht mir durch die Haare, hält meine Hand. Ich lege meinen Kopf an seine Brust, gähne leise. „Na ist da jemand müde?", höre ich seine Stimme amüsiert lachend. Ich nicke einfach nur und gähne erneut. Lukas schaltet das Licht aus, macht es sich gemütlich und zieht mich stärker an sich. „Na dann Herr Schweinsteiger, kuscheln Sie sich an mich und schlafen Sie, Sie haben es verdient." Müde lache ich an seine Brust und spüre noch einen sanften Kuss auf das Pflaster unter meinem Auge. Wir sind wirklich Weltmeister. Wir sind wirklich geoutet. Gott, wir sind geoutet Weltmeister!
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Naaa, wir wissen doch alle, wo wir an dem Tag waren, oder? :)
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