Neymar x L. Messi

Wortanzahl: 1.640

"Told you once I can't do this again"

L I O N E L

Die Tränen rinnen unkontrollierbar über meine Wangen. Egal wie sehr ich mich anstrenge, egal wie sehr ich es versuche, sie sind nicht aufzuhalten. Meine linke Hand klammert sich an das Geländer meines Balkons, die rechte umklammert das Handy in meiner Hand viel zu stark. So stark, dass man denken könnte, ich zerbreche das Handy gleich mit so einer Wucht, wie es nur Hulk könnte. Tief ein- und ausatmen beobachte ich die ruhige Atmosphäre Qatars in der Hoffnung, dass mich diese etwas zur Ruhe bringt.

Ich sollte glücklich sein. Ich sollte bei meiner Mannschaft sein, tanzen, die Sau rauslassen und feiern. Ich sollte den Finaleinzug feiern, meine letzte Weltmeisterschaft, das baldige letzte Weltmeisterschaftsspiel meines Lebens, in welchem ich auf dem Platz stehe. Das wird nach Sonntag nie wieder der Fall sein, 2026 in der USA bin ich nicht mehr dabei. Aber das kann ich nicht, im Gegenteil, ich stehe hier, auf dem Balkon meines Hotelzimmers und kämpfe damit, nicht irgendwas kaputt zu schlagen - kämpfe damit, nicht irgendwas von diesem gottverdammten Balkon zu werfen. Ein letztes Mal atme ich tief ein, ziehe einen tiefen Zug der frischen Abendluft, dann trete ich zurück und schließe meine Balkontür, das Handy dabei immer noch fest umklammert.

Eine kurze Weile stehe ich unschlüssig im Raum, keine Ahnung, was genau ich tun soll. Doch dann überwinde ich mich und setze mich auf das große Bett in der Mitte des Raumes und seufze leise, der Blick auf das Handy gerichtet. Das Sperrbild, welches mich und ihn zeigt, auf welchem wir beide so wirken, als gäbe es keine Probleme auf dieser Welt. Als wären wir unzerstörbar, als wären wir in einer kleinen Blase, nur ich und er. Doch diese sichere Blase wurde hier in Qatar einfach zerplatzt. Unsensibel mit einer Nadel zerstochen. Und das nicht von mir oder von einer außenstehenden Person. Er hat diese Blase zerplatzt, als wäre sie ihm nie wichtig gewesen. Als wäre sie nicht sein Safe Place, der einzige Ort, an dem er sein kann, wer er wirklich ist.

Wir haben viel mitgemacht, Neymar und ich. Viele schöne Dinge, viel Liebe, aber auch unfassbar viele negative Dinge. Viel Hass, viele Streiterein und viel Eifersucht. Und diese Eifersucht war anscheinend immer gerechtfertigt. Denn während ich in Qatar sitze und auf das Finale warte, ist er nach Brasiliens Ausstieg aus der Weltmeisterschaft schnurstracks zurück nach Paris geflogen - anstatt bei mir zu bleiben. Bescheid gesagt hat er mir auch nichts. Erfahren habe ich es dann, als er schon in unserer Wohnung in Paris war - und das auch nur durch Zufall. Aber was tut er in Paris? Mit irgendwelchen wildfremden Frauen rumknutschen, und als würde das nicht reichen, postet er dies auch noch in seine Instagram Story. Ich wollte feiern, ich wollte wirklich unseren Einzug in das Finale feiern. Wir haben es verdient, wir haben so hart dafür gekämpft. Doch als mir Kylian ein Foto der Story geschickt hat und mich gefragt hat, WAS genau da jetzt los ist, war mir die Motivation für die Feier absolut vergangen. Ich hatte versucht, Ney anzurufen und zu fragen, was das soll, aber niemand geht ans Telefon. Vermutlich ist er anders beschäftigt.

Ich lege meinen Kopf auf das Kopfkissen und seufze. Diese Situation ist ein absolutes Déjà-vu. Wir haben diese Situation nicht nur einmal durchgespielt, sondern zweimal, und jedes Mal hat es mit einer Trennung geendet. Zweimal hat mich Ney betrogen, indem er irgendwelche Frauen abknutscht und mit ihnen halb im Bett gelandet ist. Und jedes Mal war seine "Entschuldigung", dass es ja nur Frauen sind, und er das für die Öffentlichkeit ja tun müsse. Damit niemand von uns erfährt. Er müsse öffentlich irgendwelche Frauen flachlegen, damit man ihm glaubt, dass er Hetero ist. Ein wahrer "Aufreißer", ein "Frauenliebhaber". Wenn er das nicht tut, dann würde man denken, dass er schwul ist, und dass mit ihm irgendwas nicht normal ist - seine Worte, nicht meine. Normal. Schwul sein ist nicht normal. Natürlich ist es nicht einfach, als Fußballer schwul zu sein. Du musst dich jederzeit verstecken, kannst dich niemals so ausleben, wie du es willst. Vor allem nicht in so einem Land wie Qatar hier, wo du um dein Leben fürchten musst, wenn du eine Person mit dem selben Geschlecht nur zu lange ansiehst. Aber zu sagen, dass wir nicht normal sind, weil wir schwul sind... Vielleicht hätte ich da schon überdenken sollen, ob das zwischen uns überhaupt sein soll.

Zweimal bin ich zurück zu ihm gekrochen. Zweimal zurück, weil ich dachte, ich sterbe ohne ihn. Weil mir ohne ihn die Luft zum Atmen fehlt. Weil ich ohne ihn nur ein Häufchen Elend in einer riesigen Welt bin. Ich habe ihm zweimal verziehen, zweimal versucht zu vergessen, was er getan hat. Als ich nach Paris gekommen bin, hat er mir hoch und heilig versprochen, dass er sowas nicht wieder tut. Dass er meine Gefühle absofort respektiert, und ich für ihn der wichtigste Mensch bin. Da jetzt, wo wir beide nicht mehr lange professionelle Fußballer sind, nicht mehr so viel auf dem Spiel steht. Ich habe ihm geglaubt, ich habe ihm wirklich geglaubt, und seinen Worten vertrauen geschenkt. Doch er hat es wieder getan. Für ihn mag es nichts sein, kein Betrug. Aber für mich ist zweimal die Welt zusammengebrochen - und jetzt ein drittes Mal. Ich habe keine Ahnung, was ich tun soll, wie ich mich fühlen soll. Aber eine Sache ist klar - so geht es nicht mehr weiter. Das mache ich nicht mehr mit. Ich bin keine Puppe, die man verwenden kann, wenn man will, und wenn man anderes Spielzeug hat, wirft man das alte in eine Ecke um mit dem neuen zu spielen. Das Handy, welches auf meiner Brust liegt, fängt an zu vibrieren. Ich lasse es kurz klingeln, ehe ich die Kraft finde, es in meine Hand zu nehmen und nachzusehen, wer der Anrufer ist.

> Ney <

Schluckend starre ich auf mein Handy. Soll ich drangehen? Soll ich eine Streit riskieren, so kurz vor dem Finale? Soll ich riskieren, dass ich mit einem vermutlich angetrunkenen Neymar eine Diskussion anfange? Leise beobachte ich, wie der Anrufbildschirm verschwindet - und kurz danach wieder erscheint. Er meint es also wirklich ernst mit dem Anruf. Mit zitterndem Körper setze ich mich auf und nehme den Anruf an. Doch in der nächsten Sekunde, bereue ich das auch schon. Das Handy ans Ohr gelegt höre ich ein Stöhnen im Hintergrund. Erst ist es leise, doch es wird immer lauter. Je mehr Sekunden vergehen, desto lauter wird das Stöhnen - desto näher kommen die stöhnenden Personen an den Lautsprecher. In Schockstarre schaffe ich es nicht, den Anruf abzubrechen. Ich schaffe es nicht, mein Handy wegzulegen. Nein, ich sitze hier, irgendwo allein in Qatar und höre, wie mein Freund mir schon wieder fremdgeht. Ein erneutes Mal. Obwohl ich ihm gesagt habe, dass ich das nicht noch einmal schaffe - dass ich das nicht noch einmal überlebe. Irgendwann, ich weiß nicht wie viel Zeit vergangen ist, und wie viel Gestöhne in der Zwischenzeit aus den Mündern der Personen am anderen Ende kam, bin ich aus meiner Schockstarre erwacht. Mein ganzer Körper bebt und zittert, und erst schaffe ich es nicht, den roten Knopf zu drücken.

Auch eine Weile nach dem Auflegen schaffe ich es nicht, mich zu bewegen. Mein ganzer Körper zittert und ich habe das Gefühl, als würde ich in eiskaltem Wasser ertrinken. In mir zerbricht mein Herz gerade in tausend Teile, wird zerdrückt, wie es sonst nur die böse Königin aus Once Upon a Time tut. Das ist das Ende. Diese Wunde hat keine Möglichkeit, geheilt zu werden - sie ist zu tief, zu stark, um jemals geheilt werden zu können. Mein Handy hat schon längst den Weg auf den Boden gefunden - meine Hände haben ihre Kraft verloren, und es ist auf dem Boden gelandet.

Ich hatte Neymar vertraut, ich habe ihm alles gegeben, ich habe ihm mein Herz geschenkt. Und was macht er? Nimmt es ein drittes Mal und tritt darauf herum, wie ein Kind auf einem Trampolin. Wie sagt man so schön - alle guten Dinge sind drei? In meinem Fall, ist der dritte Punkt eher mein innerer Tod. Der Herzbruch, von welchem ich mich niemals erholen werde. Beruhigen tut sich mein Körper nicht, doch irgendwann ist er so erschöpft, dass er sich gegen die Bettlehne lehnt und einschläft. In der Hoffnung, dass dies hier alles nur ein Traum ist, dass mein Freund mich nicht gerade mit irgendeiner Frau betrügt, sondern am Sonntag mit einem argentinischen Trikot auf den Tribünen sitzt und mir zujubelt. Die Hoffnung stirbt doch bekanntlich zuletzt, oder nicht?

- .. -

Ney: "Lionel, ich glaub wir müssen dringend sprechen. Bitte ruf mich an, wenn du Zeit hast, ich kann dir alles erklären".

Die einzige Reaktion, die ich am nächsten Morgen auf diese Nachricht habe, ist, dass ich sie lösche und ihren Absender blockiere. Ich brauche keine Erklärung dafür, wieso er mit einer Frau im Bett gelandet ist und wieso er mich dabei anruft. Ich brauche keine Erklärung dafür. Er hat mir was versprochen, und dieses Versprechen ohne schlechtes Gewissen gebrochen.

Müde schleppe ich mich aus dem Bett und schaue in den Spiegel und dann auf die Uhr, und ich weiß nicht was schlimmer ist. Dass ich aussehe, als wäre ich totkrank, oder dass ich das Frühstück und das Training komplett verpennt habe. Und das alles, wegen einer Person, die einmal die Welt für mich bedeutet hat. Der ich gesagt habe, dass ich so eine Sache nicht mehr überleben kann. Dass mich so eine Situation auffressen wird, und mein Herz in winzige Teile zerreißen wird. Und es war ihm egal. Er hat es trotzdem gemacht.

Ich weiß nicht, was ich machen werde. Aber ich werde ihn bereuen lassen, dass er mein Vertrauen ein drittes Mal gebrochen hat, dass er mich behandelt hat, wie ein Stück Scheiße. Er wird es bereuen, koste es, was es wolle.

< -- A U T H O R S - N O T E -- >

Heeeeey!

Heute mal mit zwei Kapiteln kurz nacheinander. Irgendwie brauche ich diese Pausen zwischen dem Lernen gerade - hilft, nicht komplett durchzudrehen. Hab jetzt auch endlich irgendwie ein Layout, welches ich akzeptabel finde, also nicht wundern, wenn ich in den kommenden Tagen die ganze Story hier update haha.

Die Idee des OS kam durch honeybadger26, die mir geholfen hat, wie genau ich die Idee umsetzen kann, also danke an dich haha.

Ich hoffe, der OS gefällt euch - ist mal wieder ein etwas längerer - und auch mal kein kitschiger, was eine waschechte Prämiere für mich ist.

Song: Love Me Again, John Newman

Enjoy :)