14 | Adeyemi x Schlotterbeck
05. September 2021, Deutschland gegen Armenien, Mercedes-Benz Arena
Erleichtert atme ich auf, als das Spiel endlich abgepfiffen wird. Das Spiel gegen Armenien war echt kein Zuckerschlecken, trotz unserem 6-0 Sieg, bei welchem ich sogar ein Tor geschossen habe, mit Vorlage einer meiner besten Freunde, Florian Wirtz. Verschwitzt streiche ich mir über die Stirn und atme tief aus. Ich beobachte meine Mannschaft, welche sich versammelt hat, um unseren Fans Danke zu sagen.
Ich schließe mich der Mannschaft an und laufe mit ihnen über den Platz, winke vereinzelt ein paar Fans zu und rede mit ein paar Mitspielern über das Spiel. Wir sind alle erschöpft und durchlaucht, aber auch extrem glücklich. Zurück in den Katakomben geht jeder schnell zu den Duschen, im September ist es ja auch noch nicht unbedingt kalt und der Schweiß rennt uns allen den Rücken herab. Aus der Dusche zurück in der Kabine bleibe ich kurz in meinem Handtuch auf der Bank sitzen und schaue meine Mitspieler an – Leon wie er „unauffällig" Serges Hand hält, Joshua der mit Marco eine Diskussion darüberführt, was noch besser gemacht werden hätte sollen. Und dann weicht mein Blick zu Nico, welcher betrübt an der Wand lehnt und immer noch in seinem viel zu großen DFB Pullover dasitzt.
Verwirrt und mit der Mission, herauszufinden was mit Nico ist, ziehe ich mich schnell um und setze mich dann neben ihn. Er scheint mich erst gar nicht zu bemerken, als ich jedoch meine Hand auf seine Schulter lege zuckt er zusammen und schaut mich verwirrt an. Ich lächle unsicher, viel gesprochen haben wir noch nicht in dieser Länderspielpause, allerdings hat dieser Mann trotzdem etwas, was mich schon immer in den Bann gezogen hat, schon seit wir uns kennen.
„Was ist los, Nico?", frage ich so ruhig – und so sanft wie möglich den Freiburger neben mir. Statt einer Antwort schaut dieser allerdings nur auf seine Hände und antwortet mir nicht. Seufzend nicke ich, keine Antwort ist manchmal auch eine Antwort, bleibe aber neben ihm sitzen. Nico und ich bleiben so lange in der Umkleide sitzen, bis keiner unserer Mitspieler mehr da war. Müssen wir halt mit dem Taxi zurück ins Hotel, gibt bei unseren Kontoständen sicher auch schlimmeres. Also bleibe ich ruhig sitzen und warte, bis der Freiburger sich seinen Emotionen entledigt – oder auch einfach aus der Umkleide stürmt. Aber er bleibt sitzen und starrt weiterhin auf seine Hände.
„Kennst du das Gefühl, nicht mehr zu wissen, was du eigentlich selber willst? Wenn dir jeder alles vorschreiben will, was du zu tun und zu lassen hast. Wenn von dir so viel erwartet wird, und du eigentlich nur dein Hobby ausleben willst?", flüstert Nico in so einer leisen und gebrochenen Stimme, dass er mir damit, ohne es zu wissen, dass Herz zerreißt. War ich mir bis eben eigentlich sicher, nichts für den Innenverteidiger zu fühlen, hinterfrage ich mich gerade selbst. Aber ich sitze hier nicht um über meine Gefühle oder sonst was nachzudenken, sondern um für Nico da zu sein. Reiß dich zusammen, Karim.
Leise seufze ich, da ich genau dasselbe in den letzten Monaten durchlebt habe, und nicke. „Was wird denn von dir erwartet?", flüstere ich leise zurück, nicht in der Lage, meine Stimme irgendwie zu heben. Ich merke, wie sich Nico neben mir etwas anspannt, und mit den Worten kämpft. „Ob ich wechsle oder nicht. Ob ich bei Freiburg bleibe oder gehe, dieser ganze Transferscheiß. Und eigentlich will ich doch einfach nur Fußball spielen und meine Zeit genießen. Aber mittlerweile fangen sogar meine Eltern, und mein Bruder Keven damit an, mich durchgehend zu fragen, ob ich das Angebot von Dortmund jetzt annehme oder nicht! Und eigentlich habe ich in letzter Zeit auch andere Probleme, als darüber nachzudenken, verdammte scheiße".
Nico spannt sich neben mir immer weiter an, versucht sich in dem übergroßen Pullover zu verstecken also lege ich vorsichtig meine Arme um seinen Körper. Er scheint diese Art der Zuneigung dringend gebraucht zu haben, denn er lehnt sich in die Umarmung, und drückt mich an sich. Dass mein Herz dabei gerade Achterbahn fährt und zeitgleich einen Amoklauf verübt ist dabei egal.
Die Umarmung war aber schon viel schneller vorbei als gewollt, obwohl die Uhr an der Wand mir verrät, dass wir uns über 10 Minuten in den Armen lagen. Nico löst sich leise von mir, die Augen leicht gerötet und das Gesicht immer noch müde und erschöpft, und dieser Anblick tut mir selber im Herzen so unglaublich weh, dass ich nicht mal verstehe, was genau denn ist.
„Was genau ist denn bei dir momentan los?", frage ich leise, ein Wunder, dass meine Stimme überhaupt hörbar ist. Nico schluckt leise, streicht sich durch die blondierten Haare und seufzt dann leise, als würde er mit seiner Antwort kämpfen, und diese dauernd überdenken. Als ich nach einer gefühlten Ewigkeit immer noch keine Antwort bekommen habe, und langsam schon aufgeben wollte, greift Nico nach meiner Hand und verschränkt sie mit seiner. Ich schlucke leise, und als er seine Hand aus meiner lösen will, gefolgt von einem leicht panischen Blick, umklammere ich seine Hand nur noch mehr und setze einen leichten Kuss auf unsere Hände.
Mein Kopf dreht sich zu Nicos, und ich sehe ein leichtes Lächeln, welches sich auf seinen Lippen gebildet hat. „Du also auch?", flüstert er mir zu – und ich antworte ihm nur, indem ich meine Lippen auf seine lege. Ich kann nicht sagen, wie lange der Kuss gedauert hat, aber es war definitiv zu kurz für meine Wünsche.
Ich lehne mich leise nach vorne an seine Brust und muss lachen. „Hat sich dann wenigstens eins deiner Probleme erledigt? Dann kannst du ja jetzt zu mir nach Dortmund wechseln", schmunzle ich leise gegen seine Brust. Nico drückt mich etwas von sich und schaut überrascht in meine Augen. Braun trifft dabei auf braun. „Du wechselst nach Dortmund?", fragt er mich mit seiner unglaublich attraktiven Stimme, und ich nicke nur und antworte ihm, dass alles schon fix ist und nur noch die Unterschrift fehlt. Als wäre ein Stein, oder besser gesagt ein riesiger Felsbrocken, von seinem Herz gefallen, zieht er mich zu sich und legt wieder seine Lippen auf meine, anfangs erst zögerlich, dann aber härter und leidenschaftlicher, als hätte er monatelang darauf gewartet. Ich habe an diesem Tag nicht nur ein Tor gegen Armenien erzielt und einen Sieg gegen sie erhalten, sondern auch meinen Freund lieben gelernt.
Und das war der Anfang unserer Beziehung, welche nun schon seit über einem Jahr hält. Wir beide wohnen mittlerweile in Dortmund, haben die Saison unseres Lebens – Tabellenerster und im Achtelfinale der Champions League – und unser Privatleben könnte nicht perfekter sein. Gut, dass ich damals geblieben bin, denn wer weiß, ob ich mich sonst doppelt so positiv an den Tag erinnern könnte.
-- Autor Anmerkung –
Oh Gott, schon wieder das Shipping – Ups. Aber irgendwie sind die zwei momentan das Nr. 1 Shipping in meinem Kopf – ich kann also nicht versprechen, dass das der letzte OS zu ihnen war. Ich brauch definitiv mehr Content...
Ich hoffe er hat euch gefallen, und dass das Ende dann nicht zu verwirrend war. Bis Ende Woche wird jetzt erstmal nichts mehr kommen, weil ich auf Klassenfahrt bin, deshalb heute die Fütterung mit zwei Kapiteln.
Und ja, es tat definitiv weh, als Bayern Fan diese „Voraussage" (hoffen wir mal nicht...) rauszuhauen, aber man muss ja bisschen kitschig hier werden.
Falls wer es noch nicht mitbekommen hat, habe ich jetzt übrigens ein Infokapitel online gestellt, dort könnt ihr gerne OS-Ideen oder sonstiges abgeben – oder einfach hier.
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