10. Toni Kroos x Sergio Ramos
Silent Love
Pair: Toni Kroos x Sergio Ramos
Genre: fluff
Sonstiges: Kursiv bedeutet es wird Englisch gesprochen/ Toni ist Stumm
Words: ca. 3500
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T O N I
Aufgeregt kaue ich auf meiner Lippe und schaue mich nervös um. Heute ist mein erster Tag bei Real Madrid und ich bin ziemlich nervös. Es ist schon eine Ehre und vor allem ein Wunder, dass dieser große Verein mich haben möchte. Mich, einen einfachen Spieler vom FC Bayern München, der gar nicht in der Lage ist zu reden.
In Deutschland war das kein zu großes Problem, ich musste damit aufwachsen, seitdem ich acht bin kein Wort mehr sprechen zu können. Dort konnte ich immerhin auch die Sprache und im Verein habe ich mich schnell eingelebt, die Jungs dort haben mir sofort geholfen und mich so akzeptiert, wie ich bin. Es war für sie nie ein Problem, dass ich nie mit ihnen reden könnte. Das ich nur übers schreiben und Gebärdensprache kommunizieren kann.
Ich könnte es vielleicht irgendwann wieder, doch das ist unsicher und ich bezweifel es. Auch wenn ich seit Jahren dafür in Therapie bin.
Für mich haben sogar einige der Jungs die Grundlagen davon gelernt, damit es einfacher für mich ist. Das rechne ich ihnen bis heute hoch an, da durch haben sie mir meinen Einstieg im Profifußball erleichtern können.
Denn die Presse dort, war am Anfang nicht einfach. Es war eine Sensation in Deutschland, dass ein stummer Fußballspieler spielen durfte. Doch dies war für mich nie ein Problem, ich konnte genau so wie andere Fußball spielen und gelegentliche Interviews wurden mit einem Übersetzer der Gebärdensprache gemacht. Nach einigen Monaten war die Attraktion um mich auch schon vorbei.
Doch jetzt werde ich in Spanien spielen, werde mich neu eingewöhnen müssen und auch die Sprache lernen. Ich hoffe einfach nur, dass meine Mitspieler es gut aufnehmen würden, dass ich nicht sprechen kann. Es wäre nicht das Erste Mal, dass ich Anfeindungen deswegen bekommen würde. Und auf meinen Wunsch hin, hat der Trainer ihnen dieses Detail bereits erzählt, damit sie nicht zu überrascht sind.
Genau dieser steht jetzt neben mir und lächelt mir noch einmal aufmunternd zu, dann öffnet er die Tür der Kabine, aus der bereits lautes Geschrei kommt. Kurz muss ich schmunzeln, es erinnert mich sehr an das Chaos in Bayern. Wir betreten den Raum und sofort wird es still und alle Augen liegen auf uns, besser gesagt nur auf mir. Unsicher lächel ich leicht und schaue mich um.
Die meisten sitzen auf ihren Plätzen, sind gerade Mal halb angezogen und schauen mich mit offenen, neugierigen Augen an. Meine Nervosität, dass ich mit bekannten Fußballgesichtern in einem Raum bin, versuche ich zu unterdrücken.
,,Jungs, dass ist Toni Kroos, er wird uns jetzt im Mittelfeld unterstützen.", fängt der Trainer an auf Englisch zu sprechen. Es ist höflich, dass er mich nochmal vorstellt, immerhin weiß ich, dass er dem Team bereits von mir erzählt hat.
Vorsichtig winke ich leicht in die Runde und lächel unsicher. Auf den ersten Gesichtern breitet sich ein Lächeln aus, was mich unglaublich erleichtert. Und ehe ich mich versehe, ist einer der Spieler zu mir gekommen und umarmt mich feste. ,,Mensch Toni, schön dass du jetzt bei uns spielst. Keine Sorge, die Jungs sind alle nett. Bis auf einige vielleicht.", grinst mir Sami Khedira entgegen, den ich noch aus meiner Zeit in Deutschland kenne. Wir haben uns immer gut verstanden und ich bin froh, ein bekanntes Gesicht hier zu haben.
Den letzten Teil sagt er extra in Englisch, was mir sein freches Grinsen verrät. Sofort beschweren sich die Jungs und rufen Dinge wie ey oder stimmt doch gar nicht. Sofort muss ich ebenfalls schmunzeln und Sami grinst daraufhin zufrieden. Ich erkenne, dass es sein Plan war, mich zum grinsen zu bringen und bin ihm wirklich dankbar.
,,Komm ich stell dir jeden vor.", aufgeregt zieht er mich am Arm mit und ich schaffe es nur dem Trainer noch einem Blick zuzuwerfen, der zufrieden lächelt und die Kabine verlässt. Nach der Reihe stellt er mich jedem Spieler vor und ich bin froh, dass ich die meisten Namen bereits weiß, immerhin habe ich mich vorher so gut es geht vorbereitet.
Jeder begrüßt mich oder heißt mich willkommen, die bereits älteren Spieler, die hier schon lange spielen, bieten mir an, mich bei Fragen oder Probleme an sie zu wenden. Dankbar lächel ich jedem zu. Dann setze ich mich auf meinen Platz zwischen Sergio Ramos und Sami. Ersterer wurde mir als letztes vorgestellt und sein intensiver Blick, der mich nicht verlässt löst eine Gänsehaut auf mir aus. Ich hoffe nur, dass er es nicht bemerkt.
Doch als ich nach meiner Tasche greife und dem Blick von Sergio erneut begegne, liegen dessen Augen auf meinen Unterarm. Wissend grinst er mich an, woraufhin ich rot werde und meinen Blick senke. Als Ablenkung fange ich an, mich umzuziehen. Ich hoffe, dass es niemand anderes bemerkt. Denn das ich schwul bin, weiß niemand und das soll auch so bleiben. Zu sehr habe ich schlechte Erfahrungen damit in meiner Jugend gemacht.
Ein stummer Spieler ist das eine - aber ein stummer, schwuler Spieler wäre zu viel.
Während ich mich also schnell umziehe und Sami neben mir mit einem halben Ohr zuhöre, der mir Dinge vom Verein erzählt, spüre ich den Blick des Spaniers durchgehend auf mir. Was meiner Nervosität nicht wirklich hilft.
Sobald ich fertig umgezogen bin, hole ich mein Handy raus und öffne meine Notizen. Schnell schreibe ich eine Frage an Sami auf, dessen Antwort ich einfach wissen muss.
Haben die Jungs ein Problem damit, dass ich stumm bin?
Sami liest es sich schnell durch und schaut mich dann ernst an. ,,Nein Toni, keiner hat ein Problem damit. Ich habe ihnen erzählt, dass ich dich kenne und du sympatisch bist. Alle waren gespannt dich kennen zu lernen. Das Team ist wie eine Familie, hier wird jeder unterstütz. Egal bei was."
Erleichtert atme ich auf und Sami zieht mich eine kurze Umarmung. Dann zeigt er mir auf Gebärdensprache Du bist hier sicher. Die Worte freuen mich total und auch dass er sich extra die Mühe gemacht hat, um dieses Satz wohl zu lernen. Danke, schreibe ich ihm zurück.
Dann fällt mein Blick wieder auf den Verteidiger neben mich, der mich aufmerksam und leicht besorgt mustert. Schließlich steht er auf und verlässt die Kabine.
,,Scheint, als hätte da jemand ein Auge auf dich geworfen.", trällert Sami neben mir belustigt und zieht mich ebenfalls nach draußen, wir sind schon einer der letzten. Erschrocken schaue ich ihn, doch er schaut nur grinsend nach vorne. Doch meine Angst wird nicht kleiner, dass seine Wörter etwas auslösen könnte, das größer und schmerzhafter ist, als er denkt.
Schwule Fußballer sind nicht gewollt.
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Zwei Monate später
Mittlerweile sind einige Wochen vergangen, ich habe mich gut eingelebt und versteh mich mit allem aus dem Team. Jeder kommt damit zurecht, wenn ich nicht sofort antworten kann und etwas aufschreiben muss. Einige haben hier ebenfalls angefangen die Gebärdensprache für mich zu lernen, während ich angefangen habe Spanisch zu lernen.
Die ersten Spiele habe ich ebenfalls bereits hinter mir und konnte sogar einmal ein Tor schießen. Die Fans haben mich größtenteils gut aufgenommen, nur von wenigen kommen mal Kommentare, dass ich hier stumm nichts zu suchen habe. Doch die aufbauenden Worte meiner Teamkollegen helfen mir dann immer. Und auch Pressekonferenzen oder Interviews habe ich gut hinter mich gebracht.
Wenn ich doch Mal Probleme habe, dann hilft mir Sami oder die anderen aus dem Team. Allen voran Sergio, mit diesem verstehe ich mich am Besten. Er ist immer für mich da und unterstützt mich und war auch der erste im Team, nach Sami, der mir eines Morgens auf Gebärdensprache begrüßt hat. Ich weiß nicht, was das zwischen uns ist und es macht mir immer noch Angst, aber die aufbauende Freundschaft zu ihm möchte ich nicht mehr missen.
Gerade haben wir wieder das Training hinter uns gebracht und grinsend lässt sich Sami neben mich fallen. ,,Gott, tut das gut." Erschöpft lehnt er sich an die Wand an. Lachend beobachte ich ihn und schreibe: Alter Opa.
,,Tzz, du hast ja keine Ahnung. Du warst heute ja eher auf Kuschelkurs mit Sergio, anstatt richtig mitzumachen." Sofort werde ich rot bei seinen Worten, doch kann mir mein Grinsen nicht verkneifen. Denn das heutige Training über war ich tatsächlich eher mit Sergio beschäftigt, als das wir war produktives gemacht haben. Die ganze Zeit haben wir uns umarmt, haben geredet oder Quatsch gemacht. Der Trainer hat es irgendwann aufgegeben uns zu ermahnen und es einfach hingenommen.
,,Was ist mit mir? Lästert ihr auf Deutsch über mich?", mischt sich da auch schon Sergio neben mir ein und schaut uns neugierig an. Schnell weiche ich seinem Blick aus und bin mir ziemlich sicher, dass ich not roter werde.
,,Über dich kann man nur lästern Sergio, sieh es ein.", ruft Marcelo laut durch die Kabine, was die anwesenden Jungs zum Lachen bringt.
,,Halt die Klappe, du hast hier gar nichts zu sagen."
,,Ich möchte Toni nur davor beschützen, zu viel Zeit mit dir Hohlbirne zu verbringen.", grinst Marcelo breit und rennt dann schreiend vor Sergio weg, der mit seinem Tshirt nach diesem schlägt. Lachend beobachten wir das Geschehen.
,,Meine Anwesenheit ist eine Bereicherung für die Menschheit. Stimmts, Toni?", ruft er dann laut und sofort landen alle Blicke grinsend auf mir. Sofort schaue ich ihn mit großen Augen an und weiß nicht, was ich sagen soll.
,,Tonis Meinung ist nicht subjektiv, das zählt nicht.", ruft Marcelo sofort und einige stimmen ihm sofort zu. Unsicher schaue ich auf den Boden, mir ist das total unangenehm. Seit Wochen kann ich mir Sprüche zu Sergio und mir anhören, alle sind liebevoll und aus Spaß gemeint, doch es macht mir jedes Mal klar, dass selbst die Jungs merken, dass da etwas zwischen Sergio und mir ist. Und das macht mir eine Heidenangst.
Ich möchte nicht wieder das erleben müssen, was ich früher erlebt habe. Wo durch meine Stummheit nur noch schlimmer wurde.
Nacho merkt, dass ich mich unwohl fühle und wechselt das Thema, wofür ich ihm dankbar bin. ,,Ey, kommen heute alle denn zum Mannschaftsabend?" Sofort liegt die Aufmerksamkeit aller auf ihm und alle stimmen zu. Heute Abend wollen wir uns bei Nacho treffen, für den monatlichen Mannschaftsabend.
Ich begegne Sergios Blick, welcher aufmerksam auf mir liegt. Schnell ziehe ich mich um, nicke Nacho zu und verlasse dann die Kabine. Die besorgten Blicke, die auf mir liegen, bemerke ich dabei gar nicht. Zu sehr bin ich gefangen in meinen Gedanken und Erinnerungen. In meinen Ängsten und Unsicherheiten.
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Am Abend klingel ich unsicher bei Nacho, es war eine Überwindung heute hier hin zukommen. Obwohl es mir vorhin noch so gut ging, haben die Späße der Jungs wieder Dinge in mir ausgelöst, die ich am liebsten vergessen würde. Zuhause konnte ich nur auf dem Sofa liegen und irgendwann haben meine Tränen dann endlich aufgehört. Ich habe mich einfach nur leer gefühlt.
Als Nacho die Tür öffnet, schaut er mich besorgt an und zieht mich direkt in eine Umamrung. ,,Alles in Ordnung?" Wir wissen beide, dass es nur eine rethorische Frage ist und die Antwort ist uns beiden klar, doch trotzdem nicke ich und lächel ihm zu, als ich mich aus der Umarmung löse.
,,Du weißt, ich bin immer für dich da, wenn du jemanden zum reden brauchst."
Danke, schreibe ich ihm zurück und dann gehe ich ihm hinterher ins Wohnzimmer, in dem anscheinend schon alle sind, dem Lärmpegel nach zu urteilen.
Als ich den Raum betrete, werden mir zuerst laute Begrüßungen zugerufen, bis mich schließlich alle besorgt anschauen. Immerhin sehe ich auch fertig aus, ich bin blass, meine Augen sind immer noch leicht rot und generell sehe ich vermutlich so unsicher aus, wie ich mich fühle.
Schließlich löst sich Sergio von den anderen und geht auf mich zu. Vorsichtig nimmt er mein Gesicht in seine Hände, so dass ich gezwungen bin, ihn anzuschauen. ,,Die Frage, wie es dir geht ist wohl unnötig. Du weißt, dass ich immer für dich da bin. Egal wann, ja?" Ich nicke nur leicht und sofort zieht er mich in seine Arme.
Und ich erlaube mir, diese kurzen Sekunden zu genießen. Seine Wärme beruhigt mich und ich fühle mich sicher und geborgen. Das Gefühl verschwindet sofort, als er sich wieder von mir löst. Dann zieht er mich zu den anderen und lässt sich wieder auf seinen Sessel fallen, den er sich ergattert hat und zieht mich auf seinen Schoß. Das ist das erste Mal, dass er sowas tut und es macht mich unsicher und ängstlich, aber gleichzeitig ist es auch schön.
Und heute habe ich genug gegen alte Dämonen gekämpft, diese Nähe möchte ich kurz genießen.
Die anderen haben wieder angefangen zu reden und ich bin dankbar, dass mich darauf niemand anspricht und alle versuchen mich abzulenken. Das Team ist wirklich schon wie eine Familie für mich geworden.
Je länger der Abend wird, desto mehr wird Alkohol getrunken. Allerdings übertreibt es keiner, immerhin ist morgen wieder Training und wir sind immer noch Profifußballer.
Und dann merke ich irgendwann, dass der Blick von James auf mir liegt und fragend schaue ich zu ihm. Sofort wendet er seinen Blick wieder unsicher ab, weswegen ich ihn stirnrunzelnd anschaue. Dann hole ich mein Handy hervor, öffne die Notizen und schreibe. Der Blick von Sergio, der mitliest entgeht mir natürlich nicht, doch das stört mich nicht. Was ist los?
James liest es und schaut mich sofort wieder unsicher an. ,,Nichts, egal, alles gut." Er lehnt sich wieder an Cristiano, der irgendwie James als seinen Schützling ansieht und auch sofort einen Arm um dessen Schulter legt. Sofort ist auch seine Aufmerksamkeit auf unserem Gespräch. Ich schaue James an und ziehe eine Augenbraue nach oben, aufmunternd lächel ich ihn an.
,,D-darf ich dir eine Frage stellen? ", unsicher schaut er mich an und mittlerweile hören die meisten uns zu und in mir beginnt eine Ahnung, was er mich fragen möchte. Sofort versteife ich mich, was Sergio dazu veranlasst, seine Arme fester um mich zu schlingen. Wann diese überhaupt auf meinen Hüften gelandet sind, weiß ich gar nicht.
Unsicher nicke ich, versuchend die Blicke der anderen zu ignorieren.
,,A-also du musst nicht antworten. Ich will dich zu nichts drängen... aber ich bin neugierig. W-wie kam es dazu, dass du stumm bist? Das bist du ja nicht seit Geburt an."
Die Stimmung im Raum wird angespannt und ich spüre die neugierigen aber auch besorgten Blicke auf mir. Unsicher schaue ich sie an, nicht wissend ob ich bereits dazu bereit bin über diesen Punkt in meinem Leben zu reden. Doch dann spüre ich die Hand von Sergio, die meinen Rücken streichelt und fühle wieder diese Geborgenheit. Und ich spüre, dass es Zeit ist, über meinen Schatten zu springen.
Kurz tippe ich: Liest du vor? und zeige es Sergio, welcher sofort nickt. Dann fange ich an zu tippen und dass dabei die Aufmerksamkeit von allen auf mir liegt und es ruhig im Raum ist, macht es nicht gerade besser. Der Druck schnell zu schreiben steigt, doch gleichzeitig passieren mir dafür immer mehr Fehler. Sergio, bemerkt dies und zieht mich an seine Brust. ,,Beruhig dich, hier möchte dir niemand etwas böses."
Es hilft mir tatsächlich und ich kann ruhig weiter schreiben. Nur am Rand bekomme ich mit, wie Sergio den Jüngeren warnt, seine Frage bloß nicht bereuen zu sollen. Sein Beschützerinstinkt, bringt mein Herz kurz zum klopfen.
Und dann bin ich fertig und halte es unsicher Sergio hin. Doch dieser schaut mir erstmal noch mal in die Augen und scheint mich stumm zu fragen, ob ich mir sicher bin. Entschlossen nicke ich. Das Team ist wie eine Familie für mich geworden, also muss ich anfangen ihn wirklich zu vertrauen.
,,Bis ich acht war, konnte ich ganz normal reden. Aber dann hatte ich einen schweren Autounfall mit meinen Eltern, diese starben dabei. Ich habe sie vor meinen Augen sterben sehen. Ich selber lag mehrere Wochen im Krankenhaus, bis ich wieder gesund war. Seitdem kann ich nicht mehr sprechen, ich könnte es. Aber jedes Mal, wenn ich es versucht habe, kam kein Ton raus. Es ist wie eine Blockade. Ich war Jahrelang in Therapie, doch es hat nichts gebracht. Dann war ich in meiner Jugend einmal kurz davor wieder sprechen zu können aber ein anderer Vorfall hat es verhindert. Ich weiß nicht, ob ich es jemals wieder schaffe zu sprechen.", liest Sergio ruhig meinen Text vor. Unsicher kralle ich mich dabei an seinem Tshirt fest, weswegen er mir nebenbei sanft über den Rücken streichelt.
Als er endet ist es erstmal ruhig und betroffenes schweigen herrscht. Unsicher schaue ich zu den anderen. ,,Unser Beileid, wegen deinen Eltern.", murmelt Isco dann leise und alle stimmen zu.
,,Tut mir leid, dass ich gefragt habe.", murmelt James leise geschockt. Sofort gebärde ich Alles ok, dass können alle Jungs mittlerweile verstehen.
,,Hat der Vorfall etwas damit zu tun, dass du unsicher wirst, sobald es um dich und Sergio geht?", fragt James dann auch schon und schlägt sich danach erschrocken die Hand vor den Mund. Wäre ich nicht so ängstlich wegen seiner Frage, hätte ich schmunzeln müssen über seine Neugierde. Cristiano neben ihm ermahnt ihn sofort, weswegen er mich wieder bedröppelt anschaut und ein sorry murmelt. Auch Sergio hinter mir, hat sich deutlich angespannt.
Doch ich bekomme es kaum mit, zu unsicher bin ich wegen seiner Frage. Immerhin hat er Recht, doch ist es so offensichtlich? Das macht mir erneut Angst.
,,Hey Toni, du musst darauf nicht antworten und generell nicht, wenn du nicht möchtest. Das ist vollkommen in Ordnung. Wir möchten dich zu nichts drängen, nur weil James zu erst spricht und dann denkt.", meldet sich dann Nacho wieder zu Wort.
,,Und du weißt, wir sind für dich da, jederzeit.", sagt auch Marcelo und lächelt mir zu. Zustimmendes nicken kommt von allen Seiten.
,,Weißt du noch? Du bist hier sicher.", spricht Sami und gebärdet es nebenbei. Dankbar schaue ich die Jungs an, die selbst jetzt nur das Beste für mich möchten. Und mir dies auch zeigen.
,,Du brauchst nicht zu antworten, geschweige denn darüber nachzudenken. Ok, menor?"
Doch irgendwie schaffe ich es mich zu beruhigen und vielleicht ist es gut, wenn ich darüber reden würde. Ich kann den Jungs vertrauen, dass weiß ich. Und vielleicht wird es Zeit, meine Ängste zu überwinden. Immerhin haben sie mir gezeigt, dass sie mich für nichts verurteilen.
Also tippe ich wieder und dieses Mal liest Sergio seit Anfang an mit, dass bekomme ich mit. Und je mehr ich schreibe, desto mehr streichelt er meinen Rücken und gibt mir am Ende einen kurzen Kuss auf den Kopf. Dieser lässt mich lächeln, dann liest Sergio für mich vor.
,,Ich vertraue euch und fühle mich bei euch sicher. Ja James, es hat damit etwas zu tun. Ich bin schwul (falls ihr es noch nicht bemerkt haben solltet) und das wird nun Mal im Fußball nicht gerne gesehen. In meiner Jugendmannschaft hatte ich den Mut gefunden, mich zu outen und dachte sie würden es gut aufnehmen. Immerhin war meine Stummheit auch kein Problem für sie. Doch da hab ich mich geirrt. Sie fanden es ekelhaft und abstoßend und zeigten mir das auch. Ich wurde schikaniert, es wurde über mich gelästert und oft haben sie ihre Wut an mir ausgelassen. Das ging Wochenlang so, bis ich den Mut hatte zu wechseln. Aber am schlimmsten war die letzte Attacke. Sie zogen mich in die Duschen, haben heißes Wasser auf mich gelassen, haben mich dann so lange verprügelt, bis ich mich nicht mehr bewegen konnte. Dann haben sie lange Experimente an mir ausprobiert. Ab dem Moment wollte ich nie wieder reden und es hatte sich verschlimmert. Einige Zeit hatte ich Berührungsängste, die habe ich zum Glück mittlerweile überwunden. Aber meine Stimme musste darunter nochmal mehr leiden."
Am Anfang war die Stimmung noch lockerer, angespannt aber trotzdem lockerer, vor allem mein Satz in den Klammern bringt sie zum lachen. Doch je mehr Sergio vorliest, desto geschockter werden sie. Alle Emotionen sind in ihren Gesichtern zu erkenne. Wut, Unglauben. Trauer, Mitleid und vor allem geschockt sind alle. Ängstlich schaue ich sie an.
Sergios Stimme wird von Wort zu Wort wütender, doch seine Berührungen sanfter.
,,Was für Arschlöcher.", durchbricht Cris die Stille und alle stimmen ihm zu.
,,Du bist verdammt stark, Toni. Wirklich.", lächelt James mir zu und alle stimmen ihm zu. Sofort bringt es mich zum lächeln und ich merke, dass es die richtige Entscheidung war, mich zu öffnen.
,,Deswegen bist du immer so unsicher, bei unseren Sprüchen.", murmelt Nando immer noch geschockt.
,,Wir würden dich nie für irgendetwas verurteilen, Toni. Das war der letzte Dreck, den die abgezogen haben. Das passiert dir nie wieder.", murmelt Sami mir zu und dankbar lächel ich ihn an. Auch die anderen bekommen dankbare Blicke von mir.
Und dann fängt Isco an, langsam ein neues Thema in die Runde zu werfen, wofür ich ganz froh bin. Das war gerade eine Achterbahn der Gefühle, die muss ich erstmal verdauen.
,,Toni, ich werde jetzt nicht hier mit dir darüber sprechen. Wir wissen beide, dass da etwas ist. Ich lass dir alle Zeit der Welt. Du bist sicher bei mir, okay?"
Ich weiß, danke dir. Für alles.
Als Antwort zieht er mich in seine Arme und gibt mir einen Kuss auf die Stirn. Lächelnd kralle ich mich an sein Tshirt und genieße das Gefühl von Geborgenheit. Es scheint, als würde das Leben doch noch schöne Dinge für mich vorbereiten. Nur am Rande bekomme ich mit, wie uns alle Privatsphäre lassen und uns nur schmunzelnd beobachten. Mein Blick liegt nur auf Sergio, dem Mittelpunkt meiner Welt.
[27.03.2022|3561 Wörter|19:03]
Menor = Kleiner
Merkt man, dass ich dieses Pair total liebe? Hahaha
Vielleicht mache ich irgendwann auch noch eine Fortsetzung dazu. :D
Meinungen? <3
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