~Manuel Neuer & Miroslav Klose~

Manuel:
Meine Sicht verschwimmt. Alles ist dunkel. Stille. Ich bin weg. Bin ich tot?
Nein, oder? Ich schlage meine Augen auf. Bin ich im Himmel? Ich schließe sie wieder und öffne sie wieder. Es ist wieder so hell, wo bin ich? Was ist passiert? Meine Augen müssen sich erst an die Helle gewöhnen, weshalb ich sie erneut schließe und wieder öffne. Irgendwann schaffe ich es sie offen zu halten und sehe mich um. Ich habe immer noch keine Ahnung wo ich bin. Ich weiß gar nichts. Wer bin ich? Wo bin ich? Wieso bin ich hier?
Ich weiß nicht wie lange ich hier lag, mich umsah und versuchte mich zu erinnern, irgendwann ging die Türe auf und ein Mann mittleren Alters trat ein.
"Guten Tag, ich bin Doktor Lüdtke" stellte er sich vor. Ich begrüßte ihn mit einem kurzem "Hallo."
"Wissen sie ihren Namen?" wurde ich von ihm gefragt. Ich wusste es doch, oder? Er lag mir auf der Zunge, aber aussprechen konnte ich ihn nicht. Mein Kopf war wie leergefegt. Ich schüttelte leicht den Kopf. Der Arzt nickte: "Dann nehme ich an, dass sie sich an so gut wie nichts mehr erinnern können?" Ich nickte zur Bestätigung. Also klärte er mich auf: "Sie heißen Manuel Neuer und hatten einen Unfall. Ich vermute stark, dass sie an einer Amnesie leiden." Auch wenn ich nun wusste wie ich heiße, konnte ich mich trotzdem an nichts erinnern. Anschließend untersuchte er mich noch kurz und ging. Er würde später wieder kommen. Ich versuchte die ganze Zeit mich zu erinnern. Was war vor dem Unfall? Aber nichtmal an diesen konnte ich mich erinnern. Es war wie weg. Irgendwann schlief ich ein und wachte wohl erst gegen Abend wieder auf, als mir eine Krankenschwester mein Abendessen brachte. Ich bedankte mich freundlich und aß ein bisschen etwas, auch wenn ich nicht viel herunter bekam. Anschließend kam Dr. Lüdtke wieder. Er untersuchte mich nochmals, stellte mir ein paar Fragen, doch es hatte sich noch nichts verändert. Nachdem er gegangen war, schlief ich wieder ein. Am nächsten Tag wachte ich erst sehr spät auf und hatte das Frühstück wohl schon verpasst, da inzwischen mein Mittagessen vor mir stand. Ich aß ein bisschen davon, aber bekam wieder kaum etwas runter. Danach versuchte ich mich immer wieder zu erinnern, aber es klappte nicht. Plötzlich klopfte es und vier, mir unbekannte Menschen traten ein. Oder waren sie mir eigentlich bekannt und ich kann mich bloß nicht erinnern?
"Hallo Manuel" begrüßte mich eine Frau und kam langsam auf mich zu. Auch die drei Männer begrüßten mich lächelnd. Ich sah sie nur verwirrt an uns mein Kopf ratterte: Kenne ich diese Menschen, habe ich sie je gesehen? Mich kennen sie anscheinend. Mir fiel es nicht ein, also meinte ich: "Entschuldigen sie, aber wer sind sie?" fragte ich verwirrt.
Bevor sie die Frage beantworten konnten, kam der Arzt rein und erklärte diesen Personen meine Lage. Anschließend erklärte er mir wer diese Personen sind und sie stellten sich selbst auch vor. Es stellte sich heraus dass meine Eltern, mein Bruder und mein Mann vor mir standen. Sie erzählten mir einiges, trotzdem konnte ich mich nicht erinnern. Das machte mir Angst. Ich erkenne nicht einmal meine eigene Familie?! Den ganzen Abend dachte ich an all die Dinge die sie mir erzählt hatten, aber ich wusste nichts mehr davon. Das machte mir Angst und es machte mich auch irgendwie traurig.
Am nächsten Tag nach dem Frühstück, klopfte es an der Tür und einer der Männer von gestern kam herein. Soweit ich weiß ist sein Name Miroslav und er ist mein Ehemann, aber mehr weiß ich nicht.
"Hallo Manuel, darf ich mich setzen?" fragt er vorsichtig und ich nicke mit einem Lächeln.
"Wie geht es dir?" fragt er und ich meine nur: "Naja, ganz ok, ausgenommen davon dass ich mich an nichts erinnern kann."
Er nickt und dann herrscht Stille, bis ich mich dann traue ihn etwas zu fragen: "Miroslav?" Er sieht mich fragend an und ich spreche weiter: "Könntest du mir ein bisschen etwas von mir, von uns erzählen? Vielleicht kann ich mich erinnern." "Natürlich" meint er und wirkt dabei etwas überrascht.
Er erzählt mir wie wir uns kennengelernt haben, von unserer Verlobung und unserer Hochzeit. Ich erfahre auch, dass ich Torwart bin, bei einem Verein namens FC Bayern München und auch Miroslav war Fußballer, wir wurden vor fast fünf Jahren Weltmeister. Er zeigt mir auch einige Fotos von uns beiden, von mir und meiner Familie und von der Mannschaft. Hin und wieder dachte ich, ich kann mich wieder erinnern doch diese Gedanken waren schnell wieder weg.
"Miroslav, danke. Ich wünschte ich könnte mich erinnern, aber..." mir kommen die Tränen. Ich spüre wie er meine Hand nimmt, was mich sofort beruhigt.
"Manu, es ist alles okay. Mach dir keine Vorwürfe, irgendwann schaffst du es dich zu erinnern. Wein bitte nicht, es ist alles gut." sagt er und es beruhigt mich wirklich. Er nimmt mich in den Arm und gibt mir einen Kuss auf die Stirn, während ich in sein Shirt weine. Und dann, dieser Geruch, sein Geruch, ein vertrauter Geruch. Sofort schießt mir diese Erinnerung in meinen Kopf und zwar die von jeder seiner Umarmungen. Aber mehr auch nicht.
"Ist alles okay?" fragt er mich nachdem wir uns lösen. Ich nicke und wenig später muss er los.
Ich denke die ganze Zeit an die Umarmung und an Miroslav. Kommen meine Erinnerungen zurück? 
Ich schlafe spät ein und ich träume sogar von dieser Umarmung. Qm nächsten morgen, warte ich nach dem Frühstück auf Miroslav doch er kommt nicht. Erst etwa zwei Stunden nach dem Mittagessen kreuzt er auf. Ich bin ihm nicht böse, nein, ich bin einfach froh dass er vorbeikommt. Dieses mal hat er eine Tasche dabei, aus der er ein Bild herausholt: Er ist zu sehen, ich bin zu sehen und auch einige andere. Er erklärt mir dass dieses Foto bei der Weltmeisterschaft gemacht wurde. Anschließend holt er einige Zeitungen aus der Tasche, in allen stehen wohl Dinge über mich. Ich sehe mir ein paar dieser Artikel an. Sie sind fast alle ziemlich positiv, aber erinnern kann ich mich immer noch nicht. Etwas traurig sehe ich Miroslav an und er seufzt: "Du erinnerst dich nicht, stimmts?" "Es tut mir Leid" entschuldige ich mich. "Nein, entschuldige dich nicht. Du kannst nichts dafür, alles gut. Du wirst deine Erinnerungen zurück bekommen. Ich werde dir dabei helfen!" meint er. Da ist es wieder. Dieses beruhigende Gefühl. Auf einmal holt er ein Foto heraus, auf dem wir uns küssen. "Das war an unserer Hochzeit" erklärt er und nimmt meine Hand. Jetzt erst fällt mir der Ring an seinem Finger auf, den auch ich habe. Er nimmt in kurz ab und zeigt mir dass in die Innenseite der Ringe etwas eingraviert ist: Unsere Namen und unser Hochzeitsdatum. Ich finde es wirklich toll, dass er sich so viel Mühe gibt, mir zu helfen mich zu erinnern. Doch auch dieser Abend neigt sich dem Ende zu und Miroslav geht irgendwann. Ich liege noch lange wach, lese mir die Zeitungsartikel durch, sehe mir das Bild an, denke nach und versuche mich zu erinnern.
Am nächsten Morgen werde ich wach und frühstücke gleich. Kurz darauf kommt der Arzt kurz vorbei und untersucht mich. Nach dem Mittagessen kommt meine Familie, welche auch eine Weile bleiben. Meine Mutter erzählt mir gerade, von ein paar Dingen aus meiner Kindheit, doch trauriger weiße kann ich mich auch daran nicht erinnern. Nachmittags kommt auch Miroslav zu Besuch. Er fragte mich, ob es okay ist wenn morgen einige meiner Mannschaftskollegen vorbeikommen und ich willige ein.
Somit kommen am nächsten Tag ein paar meiner Kollegen namens Thomas Müller, Joshua Kimmich, Mats Hummels, Jeróme Boateng, Robert Lewandowski und Leon Goretzka. Auch an sie kann ich mich leider nicht erinnern. Ich entschuldige mich, jedoch sehen sie das ähnlich wie Miroslav. Sie sind genau wie er und meine Familie für mich da. Kurz nach dem Mittagessen verschwinden sie nach und nach und irgendwann bin ich mit Miroslav alleine.
"Miroslav?" frage ich.
"Ja? Ach übrigens: Nenn mich Miro" meint er.
"Okay, Miro. Ich wollte mich bedanken für all das was du hier für mich tust" sage ich ihm.
Als Antwort nimmt er mich einfach in seine Arme und gibt mir einen Kuss auf die Stirn. Wiedermal hatte ich dieses schöne Gefühl, aber ich spürte auch wie sehr mein Herz schlug. Ich dachte nicht dass es so fest schlagen kann.  Er verabschiedete sich, doch mein Herz schlug und schlug.
Am nächsten Tag wollte ich ihn endlich etwas fragen. Als er gegen mittag zu mir kam redeten wir ein bisschen so wie immer. Plötzlich kamen wir uns näher und ich fragte ich ihn: "Miro darf ich?" Er nickte und wir küssten uns. Es war sehr sanft, als hätten wir Angst, dass der andere zerbricht, aber dieser Kuss war dennoch wunderschön.
Und so passierte es: Dieser Kuss brachte mir einige Erinnerungen wieder: Unser erster Kuss, unsere Hochzeit, unsere Verlobung und unser Outing. Auch viele Erinnerungen mit meiner Familie kamen zurück. Der Arzt meinte ich darf morgen Nachhause, da er meint es geht mir besser, dieser Meinung bin ich auch, obwohl 'zuhause' die Erinnerung ist die noch fehlt. Miro holt mich am Krankenhaus ab und ich gebe ihm einen langen leidenschaftlichen Kuss, worüber er wohl sichtlich überrascht war.
Plötzlich kamen wir an einem Haus an und ich blieb erst eine Weile sitzen, bis ich ausstieg. In diesem Moment fühlte mich mein Kopf wieder so leer an, doch als ich das Haus betrat, war alles wieder da. Ich kann mich an alles erinnern. Ich sprang meinem Ehemann um den Hals und schluchzte: "Danke, für alles! Ich liebe dich!" Leise sagte er: "Ich liebe dich auch!" Und wir küssten uns innig. Das ist alles was ich brauche, ich will nichts davon je wieder vergessen!

Alles gute Miro!