𝐇𝐚𝐯𝐞𝐫𝐭𝐳 𝐱 𝐁𝐫𝐚𝐧𝐝𝐭 (2/4)
Shipping: Kai Havertz x Julian Brandt
Genre: Drama
Triggerwarnung: keine
Für _Emmaaa_24
Zwei Wochen später
-Kai-
Ich starrte die Zimmerdecke an. Die Seite der Matratze auf der eigentlich Sophia schlief, war leer.
Wieder einmal.
Wie so oft in den vergangenen Wochen, fast schon Monaten verbrachte sie die Nacht bei einer Freundin.
Sie hatte Sarah vor einigen Monaten kennengelernt, als sie mit mir essen war.
Sarah war eigentlich nur eine Kellnerin, die uns bedient hatte, doch die beiden hatten sich scheinbar so gut verstanden, dass sie auch danach in Kontakt blieben und sich mittlerweile regelmäßig trafen.
Ich nahm es ihr nicht übel. Ich war froh, dass auch sie hier in London ein kleines soziales Umfeld hatte.
Ich hasste es einfach, mittlerweile fast jeden Abend allein zu sein.
Momentan war meine Frau meine einzige Stütze und obwohl ich wusste, dass ich nicht mehr so wie einst für sie fühlte, war sie mir immer noch unglaublich wichtig und eine der wenigen Personen, bei denen ich mich wirklich geborgen fühlte und denen ich voll und ganz vertraute.
Mit Julian zu reden hatte ich seit unserem Gespräch vor zwei Wochen nicht mehr versucht.
Abgefunden hatte ich mich damit nicht, doch momentan konnte ich eine weitere Abfuhr übers Telefon nicht verkraften.
Ich hasste die Situation.
Ich wollte nichts anderes, als bei ihm zu sein. Ihn in den Armen zu halten, ihn zu küssen, stundenlang über Gott und die Welt zu reden, sein Gesicht anzusehen, seine Haut zu berühren, neben ihm aufzuwachen und einzuschlafen.
All die Dinge, die Leute, die sich liebten taten.
Doch Julians Worte waren klar gewesen.
Ich hatte meine Chance und ich hatte sie nicht genutzt.
Hatte es ein für alle mal verbockt.
Und eigentlich hatte er doch recht. Ich hatte mich für Sophia entschieden und sie geheiratet. Ich sollte glücklich mit ihr als meine Frau sein.
Denn Sophia war eine tolle Frau. Sie war aufrichtig, sie war fürsorglich, sie merkte, wenn es anderen nicht gut ging, sie konnte gut mit Kindern, sie versuchte zu helfen, wo sie konnte und war immer da, wenn mich etwas belastete.
Und ich versuchte es wirklich , mit ihr glücklich zu sein.
Und wäre da nicht der Fakt, dass ich nun mal schon seitdem ich ein Teenager war wusste, dass ich auch Männer mochte und für Julian schon bei unserer ersten Begegnung geschwärmt hatte - was sich über die Jahre in Liebe entwickelt hatte - dann könnte ich das auch sicherlich sein.
Auf einmal wurde ich aus meinen Gedanken gerissen, als ich das Geräusch des Wohnungsschlüssels hörte und infolge dessen, wie die Tür aufgezogen und dann wieder schwungvoll zugedrückt wurde.
Schnelle Schritte näherten sich dem Schlafzimmer, bis Sophia in den Raum trat.
»Soph?«, fragte ich und schaltete die kleine Lampe auf dem Nachttisch neben unserem Bett an.
Sophias dunkle Augen glitzernden verdächtig und waren stark gerötet. Auf ihren Wangen schimmerten Tränenspuren und ihre Lippen zitterten.
Alarmiert setzte ich mich auf.
»Was ist passiert?«, fragte ich besorgt.
Sophia schniefte und presste die Lippen zusammen.
»Ich...ich glaub, ich hab was dummes gemacht«, flüsterte sie.
Diese Worte lösten Angst in mir aus.
In meinem Kopf waren tausend Gedanken, doch ich konnte nicht mal einen klaren Gedanken fassen, was passiert sein könnte.
»Komm her«, bat ich sie zu mir und deutete auf die leere Stelle neben mir.
Zögerlich setzte Sophia sich zu mir auf's Bett.
»Bitte erzähl mir ehrlich, was du gemacht hast, okay?«
»Ich hab alles kaputt gemacht!«, schluchzte die braunhaarige auf und schlug sich die Hand vor den Mund.
Ich wusste nach wie vor nicht, doch ich wusste, dass es ihr wirklich schlecht gehen musste.
Ich hatte das Gefühl selbst schon oft genug und wusste, wie beschissen es sich anfühlte.
Ich legte meine Hand vorsichtig auf Sophias Rücken. »Ist das okay?«, wollte ich sicher gehen. Sie nickte nur.
Dann begann sie mit zittriger Stimme zu sprechen.
»Ich hab mich mit Sarah getroffen. Darüber hab ich dir ja noch bescheid gegeben.
Es war eigentlich wie immer. Wir haben geredet, eine Serie angeschaut und irgendwann sind wir eingeschlafen.
Eigentlich haben wir oft Körperkontakt, umarmen uns, oder kuscheln... irgendwie.«
Sophias Atmung verschnellerte sich und ich sah ihr an, wie die Panik in ihr hochstieg.
Ich nahm ihre Hand und strich ihr über den Handrücken, hoffte, dass diese Geste sie ein wenig beruhigte.
»Also eigentlich ist es nicht selten, dass wir Körperkontakt haben. Aber heute war es irgendwie anders. Und irgendwann hat sie...mich geküsst. Also...so richtig geküsst. Auf die Lippen.«
Die letzten Worte kamen so schnell aus Sophias Mund, dass ich Schwierigkeiten hatte, sie zu verstehen.
So langsam wurde mir klar, was Sophia mir sagen wollte.
»Und du mochtest es?«, vermutete ich.
Sophia raufte sich ihre langen braunen Wellen.
Verzweifelt sah sie mich an.
»Ja! Ja, ich mochte es. Und...ich hab erwidert«, rief sie.
»Ich bin so ein schlimmer Mensch. Bitte...hass mich einfach«, murmelte sie.
Ich seufzte.
Irgendwie verletzte es mich weniger als es sollte, dass meine Frau eine Frau geküsst hatte und es mochte.
Genauer gesagt machte es mir nichts aus.
Überhaupt nichts.
»War das das erste Mal, dass du ein Mädchen-«
»Nein. War es nicht. Kai, ich bin lesbisch.«
Warte...was?
Was?
Ich blinzelte.
»Das, heißt, du hast mich eigentlich nie...geliebt?«
Sophia seufzte, dann schüttelte sie leicht den Kopf.
»Nicht auf die Art. Ich hab es mir lange eingeredet, aber irgendwann ging es einfach nicht mehr«, gestand Sophia. Sie klang unglaublich erschöpft.
»Warum warst du trotzdem mit mir zusammen?«
»Das hat viele Gründe. Zum Einen, weil ich dich nicht verletzen wollte und wollte, dass du dich auf deine Karriere konzentrieren kannst und nicht noch noch wegen einer Trennung die Öffentlichkeit das Maul über dich zerreißt. Und meine Eltern hatten schon immer ein Problem mit Homosexualität. Ich schätze, ich hatte einfach immer Angst davor, dass sie es erfahren könnten und mich dann hassen würden und hab mir deshalb auch selber immer wieder eingeredet, heterosexuell zu sein«, erzählte Sophia.
Ich biss mir auf die Unterlippe.
Um zu verarbeiten, was Sophia gerade offenbart hatte, brauchte ich ein paar Sekunden.
Ich hatte sie jahrelang angelogen, obwohl ich es gar nicht tun hätte müssen.
Weil sie in einer ähnlichen Situation war wie ich.
Doch statt ehrlich zu ihr zu sein, hatte ich eine Beziehung mit Uhr geführt, die weder das war, was sie wahrscheinlich wirklich wollte, noch, was ich wollte. Und nebenbei hatte ich meine Beziehung zu Julian auch noch komplett zerstört und dazu unsere jahrelange Freundschaft.
»Tut mir leid...«, flüsterte Sophia und erhob sich von unserem Bett.
»Ich glaub, es ist am besten, wenn ich jetzt gehe.«
»Nein, warte«, bat ich sie und griff nach ihrer Hand.
»Du solltest sauer sein, Kai. Oder enttäuscht von mir. Oder traurig. Oder...was weiß ich! Warum bleibst du so ruhig?«
Sophias Stimme zitterte.
»Ich weiß, dass viele so reagieren würden. Klar, es irgendwie schade, dass das zwischen uns jetzt dann wohl vorbei ist, weil du mir echt viel bedeutest, aber ... «
Ich schluckte.
»Ich glaub, ich versteh dich besser, als du denkst«, begann ich.
Sophia sah mich fragend an. Sie schien nicht wirklich überzeugt.
Ich versuchte, mir die Worte sinnvoll zurechtzulegen, doch funktionieren tat es nicht wirklich.
»Ich liebe Julian. Schon seit wir beide noch bei Leverkusen gespielt haben.«
Zum ersten Mal in meinem Leben sprach ich diese Worte vor jemanden aus und leugnete meine Gefühle für Julian nicht.
»Wir waren nie wirklich in einer Beziehung, aber wir haben es immer wieder versucht. Wir haben versucht, uns von einander fern zu halten, aber dann haben wir uns wieder geküsst, wieder mit einander geschlafen, wieder für eine kurze Zeit so getan, als würde es nur uns beide geben. Und ich hab immer wieder gesagt, dass wir bald eine richtige Beziehung führen können. Dass ich dich nicht mehr mit ihm betrügen werde, sondern dir die Wahrheit sagen werde.«
Ich bohrte meine Fingernägel in meine Handballen, um mich ruhig zu bleiben.
»Aber es lief so perfekt mit dir. Und ich wollte dir nicht weh tun. Und ich hatte Angst, dass jemand über Jule und mich erfährt und dann die ganze Welt von uns weiß. Und dass sie uns dann hassen werden.«
»Und jetzt scheint es so, als wäre alles was ihr hattet kaputt?«, vermutete Sophia.
Ich nickte.
»Ja! Ich hab alles kaputt gemacht, weil ich so verdammt feige war!«, raufte ich mir die Haare und versteckte mein Gesicht hinter meinen Händen.
»Weil ich nie zu uns gestanden hatte und zu bequem und feige war, um dafür zu sorgen, dass wir eine Chance haben.«
Sophia neben mir seufzte. Dann legte sie ihre Arme um meinen Oberkörper und zog mich enger an sie.
»Ich glaube, wir haben beide ziemlichen Mist gebaut«, murmelte sie.
»Aber ich glaube nicht, dass du alles kaputt gemacht hast«, meinte Sophia.
Fast lachte ich auf.
»Doch, Soph. Natürlich hab ich das. Jule hat es mir selbst deutlich genug gesagt und ich glaube nicht, dass er noch was mit mir zu tun haben will«, widersrprach ich ihr.
»Klar, Jule ist extrem verletzt und will wahrscheinlich einfach nicht nochmal das Gefühl haben, nicht wichtig genug für eine ernsthafte Beziehung zu sein«, begann Sophia.
Hatte ich Jule wirklich das Gefühl gegeben, dass er mir nicht wichtig genug für eine richtige Beziehung war?
»Aber ich kenne dich und auch ihn. Und ich bin mir fast sicher, dass er dich immer noch liebt. Und wenn du ihn wirklich liebst, dann versuchst du, das wieder gerade zu rücken«, beteuerte Sophia.
»Es wird wahrscheinlich lang dauern, bis Julian wirklich Vertrauen fassen kann. Aber wenn du das wirklich willst und dir Mühe gibst und ihm vor allem zeigst, wie wichtig er dir ist, dann bin ich mir sicher, dass ihr das schafft«, sagte Sophia.
Sie lächelte mich aufmunternd an und drückte meine Hand.
»Und wenn du Hilfe brauchen solltest, oder auch, wenn du einfach reden willst, dann kannst du dich immer bei mir melden. Ich bin für dich da.«
Sophias Tränen waren mittlerweile getrocknet und sie lächelte mich nun zuversichtlich an.
»Das heißt, wir bleiben weiterhin Freunde?«, fragte ich hoffnungsvoll.
»Willst du das denn?«, wollte Sophia wissen.
Ich nickte entschlossen. »Ja, ich möchte das.«
Sophia lächelte. »Gut, ich nämlich auch.«
Im nächsten Moment spürte ich, wie sie ihre Arme um mich warf und sich fest an mich drückte. Ich erwiderte die Umarmung.
»Danke«, flüsterte Sophia. »Wofür?«, hakte ich nach.
»Na ja...ich bin ehrlich gesagt davon ausgegangen, dass du sauer oder zumindest schwer enttäuscht bist und mich die nächsten Tage nicht sehen willst. Dass du mich rausschmeißt, weil ich dich betrogen habe«, gab Sophia zu.
»Das würde ich niemals tun. Mir geht's schließlich ähnlich wie dir. Und ich glaube selbst, wenn es nicht so wäre, würde ich versuchen, mich in deine Situation hineinzuversetzen und dir vergeben«, versicherte ich Sophia.
Diese lachte leise auf.
»Du bist viel zu gut für diese Welt.«
»Nein. Ich will einfach nur, dass die Menschen, die mir wichtig sind glücklich sind«, berichtigte ich ihre Aussage lächelnd.
Sophia löste sich ein wenig aus der Umarmung und sah mich an.
»Ich glaube, ich sollte noch mal raus. Muss das mit Sarah klären«, beschloss sie. Ich nickte verstehend.
»Und du solltest dich auch um das, was du mit Julian hattest kümmern«, merkte sie an.
Ich hatte Angst davor. Angst, dass es nichts mehr zum Wiedergutmachen gab. Dass Julian mir nie verzeihen würde und dass zwischen uns alles irreparabel kaputt war.
Doch Sophia nahm mir diese Angst ein Stück weit und würde mir den Mut geben den ich brauchte, wie ich nach diesem Gespräch merkte.
»Ich weiß. Und das werde ich auch machen«, versprach ich.
Sophia lächelte warm. »Ich bin stolz auf dich«, ließ sie mich wissen.
Meine Mundwinkel hoben sich. »Ich bin auch stolz auf dich. Und jetzt los, lass Sarah nicht länger warten«, forderte ich sie auf.
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1940 Wörter
Part zwei ist endlich da, wuhu!
Wahrscheinlich hat der Oneshot hier noch zwei Teile und ich versuch echt, die zeitnah zu schreiben.
Wie hat euch das Kapitel gefallen?
Würde mich wie immer über Feedback freuen.
Macht's gut und passt auf euch auf!
Ciao Kakao <3
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