Ramos x Kroos
Anmerkung:
AU -Spielt um 1588.
In diesem Os werden polit. Meinungen auftauchen, welche ich natürlich nicht vertrete, die aber wegen des geschichtlichen Kontextes notwendig sind. Außerdem sind manche Fakten an den Os angepasst, also nicht geschichtlich korrekt. Dennoch ist viel recheriert worden um ihn möglichst getreu darzustellen.
Ich bewegte mich seit gut einer Stunde in meiner Hängematte monoton mit den Wellen des Ozeans draußen. Hier unter Deck war es wahrlich kein schöner Ort, aber der Körper gewöhnt sich an fast alles. Jedenfalls hatte ich das festgestellt. Es war dunkel, stickig und der Geruch, welcher sich ausbreitete, war eine Mischung aus ungewaschenen und verschwitzten Männern, Furz, leichter Fäulnis und Hinterlassenschaften. Dazu war es eng und stickig. Damit wir nicht in kompletter Dunkelheit versanken gab es vereinzelte Kerzen, die schwaches Licht spendeten.
Nach Jahren im Dienste der Armee des Königs von Spanien, in denen ich schon einige Kämpfe gefochten und gewonnen hatte, war das hier mein erstes mal auf See. Unterscheiden tat es sich nicht wirklich von einem der anderen Feldzüge. Mit wenig Schlaf, viel Kraftaufwandt und noch mehr Arbeit kam ich gut zu Recht, da zahlte sich dann die vorherige Ausbildung aus.
Was sich schon schwerer gestaltete, war die Ernährung. In den anderen Kämpfen war diese alles andere als gut gewesen, doch hatte ich mich nie beschweren können, da ich mich schon früh in die höheren Regimente der Armee vorgearbeitet hatte und so gewisse Privilegien genießen konnte. Auf diesem Schiff aber war ich nicht anderes, als irgendein unerfahrener Soldat im Dienste des Königs. So bekamen wir nur Zwieback, Mandeln, Dörrfleisch und in den ersten Tagen noch Käse. Das reduzierte sich jedoch schnell auf Zwieback und Mandeln, was einen zwar bei Kräften hielt aber auch nicht mehr und nicht weniger.
Wenn ich mir so die leeren Liegeplätze neben mir ansah konnte ich nur froh sein von Mutter Natur und durch den Drill in der Armee über eine gute, wenn nicht sogar für diese Besatzung überdurchschnittliche Konstitution zu verfügen. Viele Matrosen, die bei dem Start der Reise noch Seite an Seite mit mir gelegen hatten, waren gestorben. Woran wusste niemand, aber es interessierte auch anscheinend genauso wenige. Ich konnte mich noch ganz genau an den Geruch von Blut und Erbrochenem und den Schmerzensschreien, der voher nur leicht känklich wirkenden Männern erinnern.
In diesem Moment war ich stolz auf mein Durchhaltevermögen, den Ehrgeiz und meinen Willen alles zu schaffen was ich wollte. Ich hatte diese neue Herausforderung gesucht, also würde ich sie auch schaffen, sowie ich jede Hürde bisher gemeistert hatte. Wenn mich mein Zeitgefühl, bei dem ich mir wirklich unsicher war, Recht hatte, müssten wir auch schon bald die Küste Englands erreichen.
Ich dachte viel in der Nacht nach. Es lohnte sich kaum einzuschlafen, da man eh nach vier Stunden zum Schichtwechel gerufen wurde und wenn man dann nicht sputete, warfen einen die anderen Soldaten wortwörtlich aus der Matte. Das sollte man nun wirklich vermeiden, denn mit Schmerzen seinen Dienst zu tun war etwas, was man nicht unbegingt erzwingen sollte und wollte. Durch den Verlust von unseren Kameraden wurde die Taktung der Zeiten nur noch strenger. Anders kannte ich es jedoch kaum, schließlich war ich seit meinem fünfzehnten Lebensjahr in dem Heer und musste mich durch vieles durchbeißen.
Als jüngster von zehn Brüdern eines Landgrafen blieben einem eben nicht allzu viele Möglichkeiten Karriere zu machen. Ich war jedoch sehr froh nicht in diesen höfischen Trott hinein gedrängt worden zu sein. Wenn ich nur an all die Etiketten dachte, wurde mir ganz anders. Nein, da war mir das Leben für den Schutz des Vaterlandes um einiges lieber. Hier musste ich mich nicht verstellen und die Regeln, an die man sich zu halten hatte, machten wenigstens in irgendeiner Form Sinn. Oder wenn ich an die Strumpfhosen zurückdachte, in die man mich meine ganze Kindheit über gesteckt hatte, da gefiehl mir selbst eine eineinhalb Wochen nicht gewaschene Uniform besser.
Das Holz des Schiffes knarzte immer wieder laut auf und die Schwankungen des Meeres nahmen zu. Viele hätten sich jetzt alles andere gewünscht, nur keine Nachtschicht bei diesem Wetter. Ich aber liebte es der stürmischen See zu trotzen. Es war wie eine immer wiederkehrende Aufgabe, welche ich jeden Tag aufs Neue bewältigen musste und dies spornte mich unglaublich an.
Auf einmal bließ eine salzige Böhe Meereswind in unser Deck und ein sachter Mondschein erhellte die dunkle Ödnis. Die Luke zum Deck war geöffnet worden und einer der ältesten, knochigsten und erfahrensten Seemänner auf diesem Schiff schaute auf uns herab, um den Wechsel zu begutachten. "Piqué, Asensio an Backbord Alba, Casillas an Steuerbord", weiter kurrte er noch andere Namen bis er bei meinem Namen angekommen war. "Ramos auf den Ausguck.", murrte er und deutete mit einer Kopfbewegung nach oben auf das Deck.
So folgte ich den anderen die Leiter hinauf auf die Planken, welche in diesem Moment reinste Freiheit ausstrahlten. Ich hörte schon das Klatschen des Wassers gegen die Bootswand. Während die anderen sich jeweils auf die Seiten des Schiffes verteilten, ging ich in die Mitte und stand nun direkt vor dem Mast und der meterlangen Aneinanderreihung von Sprossen. Ich spannte meine Muskeln an und setzte meinen ersten Fuß auf die leicht glitschige Holzsprosse, darauf folgten meine Hände ein paar Strehlen oberhalb von dieser. Ich drückte mich einmal von den Planken ab und hing nun komplett an dem Mast.
Trotz meiner recht breiten Körperstatur war ich gelenkig und schon innerhalb weniger Minuten bei der Hälfte der Sprossen angekommen. Mit jedem einzelnen weiteren Schritt, den ich weiter hoch tat, zog der eiskalte, kräftige Wind des Ozeans an meinem Körper und ich musste mit aller Kraft dagegen steuern. Endlich hatte ich es geschafft, stand auf der Plattform und nahm tiefe Züge der Luft in meine Lungen auf. Meine Weste plusterte sich auf und ich versuchte meinen breitbeinigen Stand zu halten. Mein Blick schweifte über die kilometerweite, pechschwarze Wasseroberfläche, die wild ihre eigene Wege ging. Hier fühlte ich mich völlig frei und glücklich.
Schon war ich wieder voll konzentiert und starrte grade aus auf den Horizont um eventuell feindlich gesinnte Schiffe erkennen zu können. Ich war mir der Verantwortung dieses Postens durchaus bewusst und wollte das Vertrauen des Kapitäns in mich nur bestätigen. Ich achtete genaustens auf jedes kleine Licht, das nur ansatzweise auf die Fenster eines anderen Schiffes hindeuten könnte. Doch das einzige Licht, welches ich erblickte, war das des Firmarmentes über mir.
Mit den Stunden wurde mein Hemd klamm, die Gelenke steif und meine Finger kalt. Mein Körper interessierte mich jedoch nicht. Das einzige was meiner Konzentration würdig sein sollte, war meine Arbeit. So strengte ich meine Augen noch weitere Stunden an, bis ich den Pfiff zum Schichtwechsel hörte. Ernüchternd war es schon, dass nichts passiert ist, aber ich würde in den nächsten Tagen noch genug Zeit haben mich zu beweisen. Während ich die Streben hinabstieg, schickte die Sonne ihre ersten Strahlen über den Horizont, färbte die unteren Bereiche des Himmels in ein helleres Blau und ließ den Tag beginnen. Für mich das Zeichen etwas Ruhe finden zu können.
So war es zum Glück auch und ich stand erst gegen Mittag auf, da mich das Schreien von Möven weckte. Warte Vögel, dass hieß wir waren nicht mehr weit von der Küste Englands entfernt. Es konnte beginnen. Wir konnten siegen. Ich war schließlich nicht Mitglied irgendeiner Flotte, nein es war die ruhmreiche spanische Armada. Als ob uns diese Engländer etwas anhaben könnten besonders angeführt von einer Frau. Sie wollte uns den Platz als Weltmacht streitig machen, dass ich nicht lache. Sie hatte ja noch nicht einmal die Unterstützung Gottes auf ihrer Seite. Eine dieser Ungläubigen auf einem Königthron war ein warhaftiger Skandal. Ich verstand unseren König nur zu gut, schließlich wollte er England auf den richtigen Pfad zurück bringen. Nicht diese Frau, welche die eigene Cousine und rechmäßige Königin köpfen ließ.
Da war unser Gegenschlag doch mehr als gerechtfertigt, dachte ich, noch bevor ich an Deck gerufen wurde. Schnell kniete ich noch vor das Kreuz, welches an der Wand hing und bekreuzigte mich, denn der Befehl lautete an die Waffen. Ich hatte also Recht, es würde keine viertel Stunde mehr dauern bis die ersten Schiffe in der Mündung zur Themse einfahren würden. Damit konnte dich Schlacht beginnen.
Aber die Winde wurden immer ungünstiger für uns. Ich sah wie sehr unsere Mannschaft gegen den Wind ankämpfte, der uns entgegen bließ. Den anderen Schiffen neben uns schien es nicht anders zu ergehen. Da sah ich die ersten Mastspitzen am Horizont des noch hellblauen Himmels vorfahren, gefolgt von einer Armee bis an die Zähne bewaffneter, schlanker Kriegsschiffe. Ich half nun noch mehr unser Schiff auf Kurs zu halten. Inzwischen türmten sich die Wellen immer höher auf, die weiße Gischt schäumte nur so in Massen. Das Wasser peitschte gegen unser Schiff, wie ein wildgewordener Tiger, der gerade sein Essen gefunden hatte. Das Salzwasser schwappte über die Rehling und flutete das Deck. Unser Kapitän stierte gerade aus mit gerunzelten Augenbrauen und den Kompass fest umklammert, während wir Soldaten Kommandos herumschrien. Meine Muskeln waren unter der nassen Kleidung zum Bersten gespannt und schmerzten fürchterlich. Doch ich würde durch halten.
Ein Knall. Das Splittern von Holz. Schreie. Der erste Schuss war gefallen. Jetzt wurden wir Soldaten in zwei Lager eingeteilt. Die einen sollten sich an die Kanonen machen beziehungsweise sich für den Nahkampf bereit halten, da die anderen das Schiff stabilisieren sollten.
Schon breitete sich der Geruch von verbrennendem Holz und Ruß weiter aus. Schon mehrere unserer Schiffe hatten Schaden genommen. Auf der Gegenseite sah es jedoch nicht besser aus. Sie waren dennoch immer in der günstigeren Position des Windes. Dieser wollte und wollte nicht abflachen. Das erschwerte zum einem die Sicht bei dem Zielen des Revolvers, da die Augen noch zu der rußgeschärzten Luft anfingen zu tränen. Zum anderen verkomplizierte es auch das Anzünden der Kanonen. Wir reizten unsere ganzen körperlichen Reserven aus. Die Arme waren taub, die Beine schwer und starrgefroren. Schweiß rann durchgehend über den Körper. Das Hirn arbeitete nur noch über gewohnte Abläufe und Reflexe, mehr war nicht mehr möglich. So ackerten wir uns tagelang ab. Nicht wissend, ob unser Körper noch existierte oder wann es vorbei sein würde.
Nach drei Tagen im Gefecht waren unsere Schiffe schon um ein Dreiviertel dezimiert worden und es sah nicht aus als würde es sich bessern. Doch wir kämpften verbissen und verbittert immer weiter. Dann wurde unser Kahn von einer Mannschaft der Engländer im Nahkampf angegriffen. Ich hörte es an dem Geräusch von Holz auf Holz, wenn eine Leiter auf das Deck fiel. So legte ich die Hand auf den versilberten Knauf meines Entermessers. Gerade rechtzeitig, da ich schon schnelle Schritte hinter meinem Rücken hörte. Meine Automatismen übernahmen die Kontrolle. Ich drehte mich um hunderachtzig Grad und hob meine Klinge in die Luft. Da ertönte auch schon das Klirren des Metalls und die beiden Waffen kreuzten sich kurz vor meinem Gesicht. Mein Kampfmodus war nun trotz der Erschöpfung angefeuert.
Mit all meiner Kraft stemmte ich mich gegen ihn, sodass er mehrere Schritte zurück taumelte. Vielleicht auch durch die Überraschung meiner Verteidigung trotz seines hinterlistigen Angriffs. Mein Gegenüber fing sich jedoch wieder relativ schnell. Jetzt war der Kampf durch den gleichmäßigen Abstand ausgeglichen.
Wir belauerten uns gegenseitig. Jede einzelne Zuckung des anderen Körpers wurde genaustens beobachtet. Unsere Körper waren angespannt, um jeden Moment bereit zu sein zuzuschlagen. Seine Augen stierten mich an, doch ich erwiderte diesen Blick mit dem selben Ziel. Gewinnen und überleben.
Wir blieben einige Minuten in dieser lauernden Haltung, bis ich nach vorn preschte. Ich löste die Verbindung unserer Waffen und hob meinen Arm zum Hieb an. Meine Klinge rauschte zu Boden und traf auf die seine. Daraufhin hob er mein Messer von unten nach oben und befreite sich mit einer Drehung aus meiner Kampfhaltung. Er war an der Reihe einen Angriff zu parieren. Unser Kampf ging lange und wir waren ebenbürtige Gegner. Wir waren wie in einer Blase gefangen. Nahmen weder die anderen Kämpfe, noch die Schmerzensschreie oder die letzten Seufzer der gefallenen Soldaten wahr. Es war wie eine Art Trancezustand. Mit jeder verstrichenen Minute wurde unser Kampf härter, unfairer und brutaler. Wir wollten beide nur noch das Ende dieses Kampfes, egal was es uns kosten würde.
Unsere Konzentration ließ langsam aber sicher zu wünschen übrig. Ich hatte ihm schon eine ordentliche Schramme auf der rechten Wange hinzugefügt und er hatte mir mein Hemd aufgeschlitzt und einen Schnitt über fast den kompletten Brustkorb gezogen. Dieser brannte wie Feuer, wenn die Unmengen an Schweißtropfen, die meinen Körper herab flossen, darauf trafen. Mein, vor Anstrengung verzerrtes Gesicht, verspannte sich immer mehr und ich presste die Zähne knirschend zusammen. Unser Kampf wurde wieder hitziger, angestachelt von der Kränkung durch die Wunden, welche wir uns zugefügt hatten. Dann jedoch ertönte der Ton einer Fanfare und der Kampf brach plötzlich in einer Phase seiner Überlegenheit ab. Ich blieb starr stehen bevor ich bemerkte, dass auch alle anderen Gefächte zum Erliegen gekommen waren. Alle Engländer hatten fluchtartig unser Schiff verlassen. Schon wollte ich erleichtert aufatmen, als ich einen lauten Knall hörte. Das konnte gar nichts Gutes bedeuten. Es war ein Kanonenknall auf den mehrere Weitere folgten. Da spürte ich auch schon den Untergrund, auf dem ich stand, erbeben. Wir waren getroffen. In den Bauch des Schiffes. Das Todesurteil jeder Mannschaft. Kaum eine Sekunde später kippte unser schwimmendes Zuhause immer weiter nach links. Viele rannten in ihrer Verzweiflung an die rechte Reling, die ein wenig Sicherheit suggerierte. Mir würde das nichts nützen, da der Platz meines Duelles der am weitesten links gelegene Ort des Schiffes war. So betete ich nur noch zu Gott und hoffte, dass ich mich vielleicht schwimmend noch etwas überleben konnte. Ein Hoch auf meine Heimatstadt in Andalusien, welche am Meer gelegen war, was dazu führte, dass jedes Kind egal ob reich oder arm schwimmen konnte. Ich rutschte so relativ schnell das Deck hinunter in Richtung der dunklen See, welche nur darauf zu warten schien mich verschlingen zu können .
Immer weiter rutschte ich mit meinen Füßen auf den nassen Holzplanken, bis zu der Reling, die nur zwei Meter von dem Meer entfernt war. Schließlich fielen meine Beine durch ein Loch von dem zerstörten Holz des Schiffes. Meine Hände krallten sich nur so in das, vom Wasser weich und rutschig gewordenen, Holz. Die Oberarme fingen schon nach kurzer Zeit an zu brennen und meine Fingerknöchel stachen weiß hervor, da sich meine Finger inzwischen so fest in die Streben drückten. Meine Arme waren fast taub und gefühlt jede Sekunde jagte ein stechender Schmerz durch diese. Ich versuchte nicht nach unten zu schauen sondern fokussierte einen Punkt auf dem Deck, um meine Kraft sammeln zu können. Das ging so lange gut, bis unser Schiff mit einem heftigen Ruck weiter in die See sank. Daraufhin lösten meine Hände die Umklammerung und ich fiel.
Das kalte Wasser traf auf meinen Körper und ich sank einige Meter unter dieses. Trotz das ich darauf vorbereitet war, strömte ein Teil des Salzwassers in meine Nase. Ich geriet in Panik und schwamm schnell an die Wasseroberfläche oder besser gesagt so schnell ich konnte. Kurz bevor ich dachte mir würde jegliche Luft aus den Lungen gepresst werden, erreichte ich die Oberfläche. Hektisch atmete ich schnell Luft ein und hustete erst das Wasser aus, während ich versuchte den starken Wellen auszuweichen, um nicht noch mehr Wasser zu schlucken. Zum Glück stabilisierte ich mich und hielt mich mit Schwimmbewegungen über Wasser. Was ich dort sah, ließ selbst mir nach den vielen Jahren im Kriegsdienst das Blut in den Adern gefrieren. Neben mir schwammen mehrere Leichen meiner Kammeraden und von dort aus trat dunkelrotes Blut aus, verteilte sich mit den Wellen in dem weiten Meeres. Teilweise waren diese auch schon aufgedunsen, da sie anscheinend schon länger hier schwammen. Aber in diesem Anblick erweckte in mir gleichzeitig einen unfassbar starken Überlebenswillen. Nein, ich wollte hier nicht als Wasserleiche enden, die irgendwann in den Tiefen des Ozeans versank. Ich wollte leben.
Deshalb schwamm ich einfach darauf los in die Richtung in der viele verschiedene abgesplitterte Holzteile der zerbombten Kähne lagen. Ich konzentrierte mich auf diesen einen Ort. Ich wollte nur noch genug Energie aufbringen können um dort hinzukommen. Jede Welle, jeder Schaum des Meeres, welche gegen meinen Körper peitschten und mich in Richtung der See drückten, störten mich nicht. Endlich war ich dort angekommen. Viele der kleinen Splitter bohrten sich in meinen Oberkörper und die Arme. Auch wenn sie nicht hängen blieben, lösten sie ein unangenehmes Stechen aus. Da sah ich ein großes Stück eines Schiffsbauchs und hing mich daran. Als ich vorsichtig bemerkte, dass mich das Holz über Wasser halten konnte hing ich mich daran und konnte das erstemal seit Tagen entspannen. Sekunden danach fiel ich in eine weiche, schwarze Ohnmacht.
Kurz öffnete ich meine Augen und bemerkte, dass ich wohl immernoch auf dem Meer schwamm, dann kam auch schon wieder die Dunkelheit zurück.
Ich wachte erst wieder auf, als ich eine wohlige Wärme empfand. Das erste, was ich sah, war ein Paar hellblaue, glasklare Seelenspiegel. Für einen kurzen Moment konnte ich mich nicht von ihnen lösen, doch ich schloss schnell die Augen wieder, da mein Kopf davon anfing zu schmerzen. "Sind sie wach?" hörte ich eine weiche und gestelzte Stimme. Ich antwortete nicht. Wer weiß wer das war? Vielleicht war das alles ein Hinterhalt. Man konnte nie wissen. "Sie müssen gar nichts sagen. Ich erkenne es an ihren Bewegungen." Er beobachte mich also. Das konnte nichts Gutes bedeuten. Meine Gewohnheiten sollten nichts über mich preisgeben, aber immer konnte man sich auch nicht verstellen. Er würde mich ergründen. Schnelle beschwingte Schritte verließen nun den Raum. Ich atmete auf und versuchte mir meine Umgebung vorzustellen. Langsam tastete ich mich über das Bett auf dem ich lag. Es war weich, sehr weich. Daunen von Gänsen würde ich behaupten. In Kombination mit dem feinen schlesischen Leinen wusste ich, dass ich hier bei adeligen Menschen untergebracht zu sein schien.
Ich blinzelte viele Male, bis ich meine Augen einen Spalt breit öffnen konnte. Mein schmaler Blickwinkel erfasste eine dunkle Eichenvertäfelung mit grünen, roten Blumenranken und aufwedig geschnitzten Verzierungen an den Kanten der Decke. Weitergehend erfasste ich bunte Butzenfenster durch die ich auf weite grüne Wiesen schauen konnte, daneben hing ein geschmackvolles Landschaftsgemälde aus Ölfarbe. Die Vorhänge meines Baldachins bestanden aus purpurnem Samt mit goldenen Stickereien. Egal, wer diese Person war. Sie war erstens reich und zweitens hatte sie Geschmack.
"Ah jetzt scheinen sie ja wirklich wach zu sein. Der Kopf brummt noch ordentlich oder?" Ich wusste der Kerl war komisch. Woher wusste er von meinen Kopfschmerzen? Das ganze war seltsam. Jetzt kam der Mann in mein Blickfeld. Er war etwas kleiner als ich, blond und soweit ich sehen konnte sehr gut gebaut. Er werkelte jetzt an einem der kleinen, teuren Beistelltischchen herum. Er zog aus einer kleinen Schatulle eine Kristallphiole und träufelte etwas der grünlichen Flüssigkeit auf ein Taschentuch. Er kam auf mich zu. Was wollte dieser Mann von mir? Er war Engländer, also war es nichts was mir helfen würde. Er setzte sich auf meine Bettkante und ich rutschte weiter weg. "Was machst du?" fragte ich ihn unwirsch und achtete nicht auf die Etikette des Siezens. "Ihnen helfen." gab er bestimmt, aber ruhig zurück. "Ich lasse mir doch nicht von einem veräterischen Engländer helfen. Deine Landsleute haben meine Kameraden umgebracht." zischte ich, da ich mich versuchte aufzusetzen, obwohl meine Wunde dadurch schrecklich schmerzte. "Wie gut, dass ich Preuße bin. Sie undankbarer, sturer Schafsbock. "
Ich war in diesem Moment so geschockt, dass ich nicht realisierte, wie er mir das Hemd nun ganz aufriss und nach dem mit der Lösung beträufelten Taschentuch griff. Doch als ich es realisierte, konnte ich mir ein Grinsen nicht verkneifen. "Sei doch nicht so stürmig. Hast wohl bei meinem Anblick die Etikette vergessen." lachte ich. Sein Blick blieb jedoch starr. "Die Etikette vergesse ich eher bei dem Geruch ihrer eiternden Wunde." erwiderte er kalt und drückte das Tuch tupfend auf meine Brustwunde. Ich zischte laut auf, biss jedoch die Zähne aufeinander, um mir nicht noch mehr anmerken zu lassen. Funktionierte anscheinend nicht. "Ach kommen sie schon, ist ihr spanischer Stolz so leicht zu brechen? Ich dachte sie wären doch so stark und mächig." meinte er leicht abfällig, aber mit kühlem Gesichtsausdruck.
Ich fühlte mich schon ein wenig in meiner Männlichkeit gekränkt, weshalb ich erneut versuchte mich aufzurichten. So schlimm konnte dieser Kratzer nicht sein. Trotz dieser stummen und abwährenden Art wurde er immer interessanter für mich. Ich wollte wissen, wer er war. Dieser Gedanke wurde von einem Stechen in meiner rechten Schulter unterbrochen, die er gerade abtastete. Er schien das nicht zum ersten mal zu machen. Er verwendete geübte Griffe. "Wie heißt mein Wunderheiler denn überhaupt?" "Toni." kam es trocken zurück, ohne, dass er sich von der Arbeit abbringen ließ. "Könnte sogar spanisch sein." versuchte ich weiterhin mehr aus ihm heraus zu bekommen. "Ist es aber nicht."
Mit einem neuen Tuch strich er eine Salbe auf eine Verletzung an der Schläfe. Wobei ich bemerkte, dass er verdammt gut roch. Nach Meer, Tannenbäumen und einem leichten Hauch von Leder.
Nachdem er sich um meine Verletzungen gekümmert hatte, wovon ich einige zuerst gar nicht gespürt hatte, drehte er sich um und wusch seine Hände mit dem Rücken zu mir gewand in einer Metallschüssel. "Es steht schlechter um sie, als ich erwartet hatte. Sie haben viele offene Wunden, die entzündet oder geeitert sind, wahrscheinlich durch den Kontakt mit salzigem Meerwasser. Ihre Schulter muss ein paar Tage einfach nur ruhen genauso wie ihr Kopf, der auch einiges erleiden musste. Ich werde meiner Zofe sagen, sie soll ein Bad einlassen. Und nein, sie wird dich nicht entdecken. Dort drüben auf dem Nachttisch stehen einige kandierte Früchte und Weißbrot. Das dürfte für morgen reichen." erklärte er sachlich.
Ich war erstaunt. Entweder war ich hier in etwas weitaus Wichtigeres verwickelt, als ich dachte oder ich war gerettet worden. Aber das konnte nicht sein. Mit kräftigen aber eleganten Schritten ging Toni in Richtung Tür und kurz bevor er hinaus schritt, hielt er inne und meinte "Tun Sie mir einen Gefallen und überleben sie die Nacht." Erst war ich verwundert antwortete aber dann mit einem "Danke." was jedoch von dem Knall der zufallenden Tür verschluckt wurde.
Nach diesem doch etwas verwirrenden Gespräch ließ ich mich zurück in die weichen Kissen fallen. Dieser Mensch war speziell und hatte eine kühle Fassade, die mich interessierte. Es machte Spaß ihn zu nerven. Irgendetwas in mir wollte es damit schaffen sich durch diese Fassade zu schlagen. Den Menschen dahinter entdecken. Was wusste ich denn von ihm? Er war von guter Statur, was für körperliche Betätigung sprach, jedoch war sie nicht so ausgeprägt, wie es bei einem Militär der Fall gewesen wäre. Der Einrichtung des Zimmers nach zu urteilen musste er reich sein oder reich geheiratet haben und er hatte Geschmack, was sich auch in seiner Kleidung wiederspiegelte. Zudem besaß er trotz seines formellen Auftretens Humor und Temperament, dass machte ihn noch spannender. Dieses kleine Necken hatte mich angefixt. Ich wollte mich auf die Suche begeben. Auf die Suche nach ihm.
Das Rauschen von Wasser, das meine Gedanken begleitete, hörte auf und kurz darauf hörte ich kleine, leise Tritte, die von einem Quietschen der Tür begleitet wurden. Jetzt konnte ich in das benachbarte Zimmer, indem sich wohl das Bad zu befinden schien, sehen. Ich schwang meine Beine langsam aus dem Bett um meinen Kopfschmerzen nicht allzu viel Platz zu geben. Funktionieren tat es nicht wirklich, aber ich stützte mich trotzdem von der Bettkante ab und meine Füße berührten den unebenen Holzboden. Kaum war ich aufgestanden, zog ein heftiger Schmerz von meinem Nacken hoch in die Schläfen meines Kopfes. Um diese zu lindern drückte ich sanft mit meinen Daumen über die schmerzenden Stellen. Dabei tapste ich mehr oder minder orientiert auf die schwere Holztür zu und zog sie an dem vergoldeten Knauf auf. Ich trat einen Schritt hinein und Schwaden von heißem Dampf schlugen mir entgegen. Ich roch ein teures Öl, welches wohl in das Wasser gegeben wurde. Der hölzerne Zuber war reichlich gefüllt. Wie lange hatte ich kein Bad mehr genommen? Ich wusst es um ehrlich zu sein nicht mehr. Ich zog mir also meine Hose, Unterwäsche aus und ließ mich in das warme Wasser gleiten, was sich doch als komlizierter herausstellte, da sich meine rechte Schulter weniger bewegen ließ als gedacht. Während ich es geschafft hatte, umschloss mich die wohlige Wärme angenehm. Ich bemerkte jetzt auf meiner rechten Seite eine verzierte Kupferschale mit Lavendelseife, die fantastisch duftete und einem Schwamm. Es war im Moment eindeutig der Himmel auf Erden. Seufzend schloss ich die Augen und blieb so lange in diesem Traum bis das Wasser kalt wurde. Außerdem wusch ich meinen Körper und die Haare mit der Seife. Schließlich stand ich auf und wickelte mir das Leinentuch um die Hüften. So lief ich in das Zimmer und blieb stockend stehen.
Ich hatte mich eigentlich schon damit abgefunden mit meinen alten Kleidern oder einfach nackt zu schlafen. Beides hätte ich nicht das erste mal getan. Aber hier lagen frische glatt gebügelte Leinenhemden und Hosen. An ihrem Geruch erkannte ich, dass sie Toni gehören mussten. Es war ein schöner, betörender Geruch. Ich zog mich schnell an um nicht weiter in dieser Welt zu versinken. Was war nur mit mir los? So ging ich kopfschütteld zu Bett und fand warm umhüllt einen tiefen, ruhigen Schlaf.
Am nächsten Morgen erwachte ich ausgeruht und glücklich. Wie am Abend fand ich frische Kleidung vor. Dieses mal schienen sie doch von jemand anderem zustammen, denn sie sahen nicht zu klein aus. Ich fand es auf eine seltsame Art schön in Tonis Sachen zu schlafen, aber sie waren doch ein paar Zentimeter zu kurz und spannten stark über meiner Brust. Neben diesem Stapel stand auf einer der Ebenholzkomoden eine Emeilleschüssel mit Waschwasser. So machte ich mich für den Tag fertig, was sich als anstrengend herausstellte, da meine Wunden bei jeder kleinsten Bewegung schmerzhaft zogen und meine Schulter zwickte. Irgendwann hatte ich es dann noch geschafft und ließ mich mit dem Rücken zuerst auf das weiche Bett fallen. Ich seufzte und mein Magen knurrte, weshalb ich nach einer der kandierten Feigen griff, die Toni mir besorgt hatte. Ich kaute genüsslich, die eigentlich viel zu süße Speise und dachte wieder darüber nach wie ich hier her gekommen sein konnte.
Als ich so sinnierte, unterbrach mich eine mir jetzt bekannte sanfte Stimme. "Ah wie ich sehe sind Sie schon wach. Sehr gut, ich wollte nur nach Ihren Wunden sehen." Naja ich freute mich ihn trotzdem zu sehen. "Trotzdem fühle ich mich geehrt von deiner Anwesenheit." schmunzelte ich, woraufhin Toni nur die Augen verdrehte. Er setzte sich gerade neben mich auf das Bett, während ich mir dieses mal eine Dattel in den Mund schob und die Arme hinter meinem Kopf verschränkte. "Dafür müssten sie sich aber aufsetzten." meinte er leicht verwirrt. "Das ich gelegen habe hat dich gestern auch nicht gestört." neckte ich ihn. Stand dann aber doch kauend auf. Toni war extrem rot geworden und sah zur Seite. Süß. Sehr süß.
Er schien sich jedoch wieder schnell im Griff zu haben. Sein neutraler Gesichtsausdruck war wieder zurück und er knüpfte geschickt mein Hemd auf. Die Salbe ließ immer noch meine Wunde ziepen, aber es war schon deutlich weniger als gestern. Während er konzentriert arbeitete, beobachtete ich ihn. Eine Stirn war zu einer niedlichen Falten zusammen gezogen, seine Augen folgten klar und präzise seinen Bewegungen und eine Strähne seines goldblonden Haares hatte sich aus seiner Frisur gelöst, hing ihm nun störend in die Stirn. Immer energischer versuchte er diese aus seinem Sichtfeld zu pusten, was ihm doch nur minder gut gelang. So hob ich leicht meine linke Hand und striff die Strähne zurück an ihren Platz. Überrascht hob Toni den Kopf. "Danke Sir..." seine Pause interpretierte ich als Frage undantwortete "Señior Ramos, Sergio Ramos."
Woraufhin er nur nickte. "Sir Ramos. " wiederholte er höflicher Weise. Der Akzent mit der er meinen Namen aussprach, welcher nicht englisch war, klang irgendwie so sanft und bedacht. Ich könnte es noch öfter hören. Danach legte sich eine Stille über uns, die jedoch auf keinen Fall unangenehm war. "Dürfte ich dich etwas fragen?" versuchte ich ein weiteres Gesprächen anzufangen. "Wieso auf einmal so formell? Sie haben mich doch sonst auch immer ohne sich vorher zu erkundigen etwas gefragt." erwiederte er keck. Mir zauberte es ein breites Lächeln auf die Lippen und auch bei ihm zuckten die Mundwinkel leicht nach oben. "Ich wollte mich nur an deine gestelzten englische Ausdrucksweise anpassen. Aber umso besser, wenn ich das nicht mehr muss." lachte ich. "Das habe ich nie behauptet. Sie sind wirklich ein ungehobeltes Schaf." lächelte er nun endgültig, drückte aber gleichzeitig das Tuch, das in eine Tinktur getaucht war, nur noch fester auf meine Brust. Ich zischte laut auf, was er mit einem Schulterzucken kommentierte. Ironisch verdrehte ich die Augen. Dieser Mann war ein Mysterium, aber ich mochte genau das immer mehr. Ich wollte ihn ergründen.
"Na nun fragen sie schon. Ich bin gleich fertig und habe noch anderes zutun." riss er mich aus den Gedanken. Ich schüttelte grinsend den Kopf. Dieser Mensch war ganz nach meinem Geschmack. "Wie bin ich hier her gekommen und wieso?" stellte ich nun die Frage, welche mir schon von Anfang an auf der Seele brannte. Erst stockte mein Gegenüber doch dann seufzte er resigniert. "Wieso Sie hier sind? Das kann ich Ihnen gerne verraten. Nachdem ich erfahren hatte, dass unsere stolze Königin von England die unbesiegbare Armada geschlagen hatte, ging ich mit meinem Pferd und dem Hund ausreiten. Ich wollte durch saftig grüne Wiesen und dichte Wälder streifen, um zum Schluss den Ausblick über die wilde See, die Klippen hinab zu genießen. Genau das tat ich auch. Meinen Hengst brachte ich an einer schönen, weitläufigen Bucht zum stehen. Während ich ihm zu Belohnung auf den Hals klopfte, sah ich etwas dunkles an dem kleinen Sandstreifen liegen. Etwas was normal dort nicht zu liegen hatte. Ich wurde neugierig und ging einen steinigen Trampelpfad hinunter. Dieses besondere Etwas war ein Mensch, welchen ich mir erst über die Schulter legte und dann auf meinen Hengst hiefte. Um Gottes Willen, ich konnte ja nicht ahnen, dass es sich bei diesem Menschen um ein sturköpfiges spanisches Schaf handeln sollte, dass Sir Sergio Ramos heißt." schloss er seine Rede und warf das Leinentuch mit Schwung in die Glasschale.
"Danke." war meine einzige Reaktion hierauf, doch das schien ihm voll und ganz zu genügen. "Machen Sie sich nichts daraus. Schließlich hab ich hier den Ärger damit." Damit stand er auf. "Wie meinst du das?" fragte ich. Anbei knöpfte ich mir das Hemd langsam zu. "Ich werde mir bis morgen einen Plan ausdenken, wie ich meinem Schwager, einem treuen Anhänger des königlichen Armee, einen spanischen Soldaten in meinen Gemächern erklären soll. In dieser Zeit müssten Sie sich sehr zurück halten und niemandem unserer Diener unter die Augen treten. Haben Sie das verstanden?" blickte er mich nur zu eindringlich an. Seine blauen Augen bohrten sich wie Eiskristalle in meine Seele. Vielleicht sah ich auch ein wenig Besorgnis darin? Das bildete ich mir wahrscheinlich nur ein.
"Natürlich aber ich werde mich so langweilen ohne deine reizende Gesellschaft." grinste ich an und genehmigte mir noch eine der Feigen. Toni wandte sich in dieser Zeit einem Regal zu und zog ein dickes in Leder eingebundenes Buch hervor. Bevor ich mich noch weiter wundern konnte, flog eben dieses auf meine Beine. Fragend blickte ich Toni an. "Dieser Schmöker wird dir in meiner Abwesenheit gute Dienste leisten." meinte er mit einem verschwörerischen Lächeln. Ich sah nun auf den Einband des Buches und war erstaunt. Es war in meiner Muttersprache geschrieben. "Du kannst Spanisch? " fragte ich überrascht. "Und Sie lesen." kam es prompt zurück. "Aber um Ihre Frage zu beantworten. Si Señior." und schon war er wieder verschwunden. Ein weiteres Geheimnis des großen Ganzen war gelüftet. So ließ ich mich glücklich in die Daunen fallen.
POV Toni
In was hatte ich mich da nur verrannt?! Manchmal verfluchte ich mein verdammtes Helfersyndrom. Ein Spanier. Hier. Wie sollte ich das denn bitte James erklären. Dieser war von Grund auf ein gerechter und friedliebender Mensch, doch eben auch durch und durch Engländer, der vollstens hinter Elisabeth steht. Einen Menschen von der gegerischen Macht zu beherbergen, welche auch noch angegriffe hatte. Das würde einen guten Plan und viel Überzeugungsarbeit brauchen. Wieso machte ich das eigentlich für ihn? Das war leicht zu beantworten. Dieser Spanier war zwar ein unverbesserlicher Sturkopf und besaß in keinster Weise Manieren, doch vielleicht ließ ihn das so interessant wirken. Dazu kamen unsere Kabbeleien. Es machte wirklich Spaß und sein Humor ließ ihn sympathisch wirken. Man Toni, du musst dir dringend etwas ausdenken, sonst landet Sergio schneller unter dem Fallbeil, als du Spanisch sagen kannst. Ich schüttelte resigniert den Kopf. Viel Schlaf würde ich diese Nacht nicht bekommen.
Ein paar Stunden später stand ich viel zu nervös vor James Kammer und atmete tief durch. Klar, ich mochte ihn und war ihm sehr dankbar, dass ich hier sein durfte, aber er war leicht reizbar. Er hatte diese Nacht wenig geschlafen, da er gegen ein Uhr erst von einer Reise zurückgekehrt war, was bedeutete ich musste noch diplomatischer sein als eh schon. Himmel, dass ich einmal dem Anstandsunterricht in meiner Kindheit mal dankbar sein würde, hätte ich auch nicht mehr gedacht. Ich schloss nun kurz meine Augen und betätigte den versilberten, schweren Türklopfer, indem das Wappen seiner Familie eingeprägt war, und ließ ihn mit einem lauten Geräusch auf die Eichentür fallen.
Ein erschöpftes "Herein." ließ James ertönen. Jetzt war ich nicht mehr nervös, sondern hatte ein schlechtes Gewissen. Ich wollte ihm nicht noch mehr Sorgen bereiten und doch musste er von Sergio wissen. Anders ging es nicht. Also schritt ich über die Türschwelle und wurde schon freundlich begrüßt. "Ah guten Tag Toni, das passt. Ich wollte gerade zu dir, um zu fragen ob in meiner Abwesenheit alles zu deiner Zufriedenheit verlaufen ist." meinte er müde lächelnd. Ich nickte zuerst und fing an ihm seine Antworten zu geben. "Generell ist alles sehr gut verlaufen. An den Dienern oder Beratern habe ich nichts auszusetzten..." kritisch verzog James meine Stirn. "Das klingt doch gut, aber da ist doch noch etwas?" Er kannte mich leider zu gut. Ich wusste ich konnte ihm vertrauen. "Naja ich war gestern mit meinem Hengst ausreiten um dabei noch etwas mein Bogenschießen zu trainieren. Dann ging ich an die Greenwood Bucht. Dort lag ein etwas beziehungsweise ein jemand an der Küste angeschwemmt. Bewusstlos und verletzt. Ich konnte ihn nicht dort liegen lassen und nahm ihn mit. Erst nachdem er aufgewacht war stellte sich heraus, dass er ein spanischer Soldat aus der Schlacht gegen die Armada war." " Ja und wieso ist er dann noch hier?" fragte er skeptisch nach. "Ich dachte, es könnte günstig sein ihn bei uns zu halten, da man so vielleicht leichter an die spanischen Militärstrategien rankommem könnte oder ihn als Faustpfand eventuell irgendwann zur Verfügung stellen könnte. Falls unsere Majestät zu solchen Mitteln greifen müsste. So könntest du auch deinen Platz in ihrem Beraterstab sichern und einen guten Ritter in deinen Diensten kannst du doch immer brauchen." versuchte ich bestmöglich meinen Plan zu erklären. Anstatt noch weiter nach zu fragen, nickte er nur zufrieden. Ich war in diesem Moment einfach nur verwirrt. Wieso hinterfragte er nichts? James schien meine Frage erraten zu können und beantwortete sie direkt.
"Weil deine Ideen wirklich gut sind Toni. Ich habe dir in den letzten Jahren anscheinend einiges beigebracht. Aus dir wird noch mal ein guter Fürst und Politiker, mein Lieber. Aber pass auf, dass dir das hier nicht allzu sehr dazwischen funkt. Viele Menschen spielen gerne mit Zuneigung, also lass es dir nicht von einrm Spanier zerstören. Sie können sehr charmant sein, wenn sie wollen. Sag ihm die Übungsstunden beginnen morgen in der Früh." Dabei deutete er mich einer Handbewegung in die Richtung meines Herzens und sah mich durchdringend an. Ich wusste wirklich beim besten Willen nicht worauf er hinaus wollte, aber da ging er auch schon an mir vorbei . Das war in diesem Augenblick auch zweitrangig, denn mein Plan hatte funktioniert.
POV Sergio
Auch wenn ich es mir nicht wirklich eingestehen wollte, vermisste ich Toni schon jetzt obwohl er sich gerade einen halben Tag nicht bei mir gemeldet hatte. Ich wusste nicht was mich so abhängig von dieser einen Person machte. Ich ließ mich resigniert in die Rückenlehne des Samtsessels neben dem Fenster fallen und ließ meinen Rücken einige Male knacksen, während ich das Buch seufzend in meinen Schoß fallen gelassen hatte. Ich schaute aus dem Fenster, wie sich Toni in seinen Wohnsitz begab. Kurz darauf knarzte die Tür und mein Herzschlag begann unnatürlich zu rasen, denn ich wusste das konnte nur Toni sein. Und was wenn er es nicht war? Niemand wusste von mir.
Meine Zweifel wurden einige Sekunden später aus dem Weg geräumt, als er vor mir stand. "Ich habe auf jeden Fall Nachrichten, ob sie gut sind oder nicht kannst du entscheiden. Du wirst wohl bei uns bleiben. Mein Schwager will dich als Ritter in seinen Diensten. Ich will dir ja nicht in deine Antwort reinreden, aber du weißt was dich sonst erwarten müsste..." fing er an. Natürlich war mir bewusst geworden, dass ich ohne das Wohlwollen des Hausherren nicht lebend aus dieser Sache herauskommen würde. Oder im besten Fall in einem Kerker verrotten würde. Wie schon so viele vor mir. Für mich selbst überraschend war der Gedanke hier zu bleiben weder weit hergeholt noch schlimm. Eher war es ein neutraler Fakt. Ich würde nun hier den Dienst tun, welchen ich schon so lange ausübte nur die Umgebung würde sich ändern.
Es gab wesentlich Schlimmeres besonders wenn man an meine Begleitung hier dachte. Als ich dabei war diese Gedanken zuzulassen glitt mein Blick unbewusst über Tonis Brust, welche durch das weiße Hemd schimmerte. Noch nie vorher hatte ein Mensch eine derart intensive Wirkung auf mich gehabt. Wehren wollte ich mich aber auch nicht, dafür war das Gefühl viel zu spannend und schön auf eine sehr verquere Art und Weise. Schnell brachte ich meine Gedanken wieder zum schweigen. "In Ordnung." erwiderte ich professionell. Daraufhin spürte ich einen verwunderten und fragenden Blick auf mir. Dieser war mir unangenehm. "Deine Übungsstunden beginnen morgen. Die Gewänder werden gestellt und auf deine Verletzung wird Rücksicht genommen." kam es weiter von ihm und wir blieben weiter nebeneinander vor dem großen Fenster stehen. Ich fühlte mich so, als ob ich nichts zu sagen brauchte und trotzdem verstanden wurde. Nach einer Weile verließ er das Gemach nicht ohne mir einmal über den Oberarm zu streichen. Die prickelnde Wärme seiner Berührungen ließen mich bis weit in die Dunkelheit nicht los. Erst die zarten Strahlen des Mondes begleiteten mich in den Schlaf.
Nun war ich schon einige Wochen als festes Mitglied in der Gemeinschaft aufgenommen worden. Es war nicht viel anders als in Spanien, doch so manch einen Stadtbewohner verstand ich nicht immer. Ich war viel unten in der Stadt wenn ich nicht gerade trainierte oder mich mit Toni traf. Dies war jedoch zu einer Seltenheit geworden. Dieser war die letzten zwei Wochen mit dem Herren in London am Hofe Elisabeths gewesen. Schon wieder machte sich ein starkes Gefühl des Vermissens in mir breit, was sich jedoch nur zu gut durch hartes Üben vergessen ließ. Mein Lehrer war der ranghöchsten Ritter von James. Er war mitte vierzig und streng. Doch wie meine Abuela immer zu sagen pflegte. "Junge, was dich nicht umbringt, macht dich nur stärker." Dieser Satz hatte mich schon in vielen Situationen begleitet und das Leben gerettet.
Nun war ich gerade nach einigen harten Übungen auf dem Weg zu den Stallungen. Dort fühlte ich mich wohl. Es erinnerte mich an meine Kindheit. Schon damals war ich oft bei den stattlichen Andalusiern meines Vaters gewesen. Diese Tiere waren einfach wundervoll. Bevor ich gerade in eine der Boxen einbiegen wollte, hörte ich das klappern von weiteren Hufen hinter mir. Ich drehte mich um und sah Toni in einer hellbraunen Lederhose und einem weiten Leinenhemd. Es stand neben einem dunkelbraunen fast schwarzen Hengst und er hatte einen Bogen mit Köcher geschultert. Offensichtlich war er dabei aufzubrechen. So ergriff ich meine Gelegenheit und rief nach ihm. "Toni, warte mal. Wir können zusammen ausreiten, wenn du willst." Er zuckte erschrocken zusammen, wandte sich dann mir zu. "Gerne, in sofern du mit mir mithalten kannst." Empört schnaubte ich auf und holte schnell meine schon geputzte Lieblingsstute. Ich sattelte sie und wurde dabei belustigt von Toni beobachtet, was mich seltsam nervös werden ließ. Meine Hände waren auf einmal kalt und zittrig. Das kannte ich gar nicht von mir. Als ich nun auch soweit war, führten wir unsere Pferde auf den gepflasterten Platz vor den Stallungen.
"Können wir jetzt los, eure Hoheit?" sprach ich und spielte darauf an, dass ich nun als Ritter ihm weit unterstellt war. "Gerne Sir." schmunzelte er. Draufhin schwangen wir uns auf die Rücken der Pferde. Erst ritten wir im Trab auf einen Feldweg bis er jetzt plötzlich das Tempo anzog. Ich folgte ihm nun im Galopp und war relativ schnell mit ihm auf einer Höhe. Fröhlich sahen wir uns kurz an und ritten weiter schnell, nur Staubwolken hinter uns lassend. Irgendwann bog er in eine Grüne Wiese ein. Nun ritten wie querfeldein durch hohe Wiesen, welche nur von ein paar bunten Blumen geschmückt war. Die Sonne schien sanft von dem hellblauen Himmel auf uns herab. Der Gegenwind zerrte an unserer Kleidung. Irgendwann waren wir bei einer Anhöhe angekommen, auf der verschiedene Zielscheiben aus Stroh standen.
"Na wollen Sie mir ihr spanisches Talent am Bogen demonstrieren?" fragte er ironisch. Ich wusste, das konnte nicht gut gehen, denn meine Qualitäten als Bogenschütze beliefen sich auf zwei Stunden als ich um die sieben Jahre alt gewesen sein musste. Aber ich konnte mir vor ihm nicht die Blöße geben und ihm gestehen, dass ich nicht schießen konnte. So griff ich beherzt nach dem Bogen, nachdem wir abgestiegen und unsere Pferde angebunden hatten. Ich stellte mich breitbeinig vor das Ziel den Bogen in die Luft haltend. Der Versuch den Pfeil anzulegen misslang jedoch direkt. Ich hörte ein unterdrücktes Kichern von Toni, welcher neben mir stand. "Du kannst gar kein Bogen schießen, oder?" Ich schüttelte resigniert den Kopf und schaute weiter gerade aus. Auf einmal spürte ich Hände an meiner Hüfte die sie quer zu der Zielscheibe schoben. An dieser Stelle breitete sich eine sanfte Wärme über meine ganze Haut aus. "So müssten Sie sich hinstellen und der Arm muss in diesem Winkel zum Gesicht stehen." Er beugte sich so zu mir, dass er meinen Arm in die Richtung drücken konnte. Ich sah gerade die Chance einen weitere Frage zu stellen, die mir eventuell helfen konnte diesen Mann zu entschlüsseln.
"Wieso bist du eigentlich hier, wenn du Preuße bist?" Erst stoppte er in seiner Bewegung doch dann antwortete er doch. "Meine Schwester wurde als ich zwei Jahre alt war hier hin verheiratet. Doch nach ein paar Jahren starben meine Eltern und da du hier keine Kinder siehst, hat meine Schwester mich damals hier her geholt. Zum einen weil ich alleine war und zum andreren wurde hier ein Stammhalter gesucht. Da ich schon vorher in der englischen Sprache unterrichtet wurde war auch die Umgewöhnung nicht sonderlich schwer.“ Mit so einer Geschichte hätte ich nicht gerechnet. Das war hart. Ich empfand in diesem Moment einen großen Drang ihn zu umarmen, doch wie ich Toni inzwischen kannte, wäre ihm das unangenehm gewesen. Jetzt drängte sich noch ein weitere Gedanke auf. "Wieso ist dein Schwager eigentlich noch mit deiner Schwester verheiratet? Ich kenne das bei Kinderlosigkeit anders...." Tonis Griff verfestigte sich und er zischte "Weil er sonst mit mir Ärger bekommen würde und es, wenn auch selten, echte Liebe gibt." Gegen Ende wurde er leise und nuschelte so sehr, dass ich ihn kaum verstand.
In diesem Moment schaute ich zu ihm herunter und blieb bei seinen Augen hängen. Ich verlor mich in diesen blauen Wirbeln aus Emotionen, von denen ich nicht die geringste Ahnung hatte. Meine Hand wanderte wie von selbst zu seiner Wange und streichelte mit meinem Daumen darüber. Der Blonde schloss seine Augenlieder und lehnte sich in meine Berührung. Erst jetzt fiel mir auf wie weich und einladend seine Lippen aussahen. Ich gab nach etlichen Zeiten wieder meinen Gefühlen ihre Freiheit und legte meine Lippen sanft auf die Seinen. Unsere Bewegungen waren direkt im Einklang und tanzten langsam miteinander. In diesem Kuss lagen all die Emotionen, welche wir vorher nicht zulassen wollten oder konnten. Nachdem wir uns gelöst hatten blieben unsere Augen geschlossen, doch unsere Hände waren immernoch in einander verschränkt. In dieser Position blieben wir einige Minuten so sehen und genossen das allumfassende Gefühl der Geborgenheit, welches uns umgab. Ich hatte noch nie in meinem Leben so intensiv gefühlt. Dementsprechend hatte ich wenig Erfahrung und Geschick in Sachen Gefühle, doch rein aus mein Intuition wusste ich, welches Gefühl ich hier gerade für den Kleineren empfand.
Ich öffnete meine Augen und löste den Körperkontakt zu ihm. Gleich darauf wurde mir unfassbar kalt, obwohl wir eigentlich warme Temperaturen hatten. Durch meine Bewegung schlug auch Toni die Augen auf, welche mich verwirrt ansahen. Ich legte wieder meine Hände um seine Taille und betrachte den Mann vor mir, der für mich einfach nur ein perfektes, wunderschönes Rätsel darstellte, was mir nie langweilig werden konnte. Ich zog ihn enger an mich heran und ein riesiger Schwall aus Glücksgefühlen überzog mich, als er sich in meine Umarmung lehnte, sein Gesicht in meiner Armbeuge vergrub. "Te amo, Toni." flüsterte ich ihm ins Ohr. Diese wichtigsten Worte waren mir noch nie über die Lippen gegangen, doch in diesem Moment fühlte es sich richtig an und ich war mir so sicher wie noch nie in meinem Leben zuvor. Sein Kopf erhob sich von meiner Schulter und er sah mich von unten so voller Zuneigung und mit leicht geröteten Wangen an, dass ich realisierte noch nie etwas Schöneres gesehen zu haben. Kompletiert wurde dieser Moment nur von seinem strahlenden Lächeln, was er trug als er mir mit warmem Atmen ein "Ich liebe dich auch, Sergio." zuhauchte. Es breitete sich ein angenehmer Schauer über meinem Körper aus. Kein Satz auf egal welcher Sprache hatte je besser geklungen. So müssen sich Engelschöre anhören, dachte ich. In diesem Augenblick war einfach alles egal. Es war einfach perfekt. Die restlichen Stunden, bis sich das Abenrot über den Horizont schlich, liefen wir immer weiter durch die Natur. Die beiden Pferde an Zügel neben uns herlaufend. Den ganzen Weg über blieben unsere Hände ineinander verschrenkt.
Kaum kamen wir in die Nähe des Schlosses ließen wir uns los, brachten einen angemessenen Abstand zwischen uns und unsere Gespräche waren nur noch oberflächlich. Wir gingen von den Stallungen über den Hof und zu dem Hauptgebäude die Stockwerke hinauf, bis wir bei meinem Gemach angekommen waren. Die Zeit in dem Gebäude verbrachten wir schweigend und ich wurde zunehmend nervös. Ich wusste nicht damit umzugehen, was wenn es jetzt immer so bleiben würde? Vor der Tür blieben wir kurz stehen und schauten uns beide liebevoll an. Toni sah sich hecktisch um und trat, als er festgestellt hatte, dass keine Person in der Nähe zu sehen war, einige Schritte näher an mich heran. "Sergio, ich hatte zwar noch nie so etwas wie bei dir und ich weiß nicht ob es klug ist aber es fühlt sich zu gut an, um ganz schlecht zu sein." sprach er bevor mich nach unten zog und seine Lippen, die sich perfekt ergänzend auf die Meinen legten, auf meine legte. Eine Antwort, dass es mir genauso ging war vollkommen unnötig, denn ich konnte nicht anders als den Kuss mit genauso viel Gefühl zu erwidern und ihn nur noch zu vertiefen. Er seufzte leicht gegen meine Lippen, was mich nur noch in meinem Tun bestätigte. Irgendwann mussten wir uns dennoch lösen und Toni verschwand mit einem letzten sehnsuchtsvollen Blick im Dunkeln des langen Ganges. Als die Tür, die ich nur einige Sekunden vorher geöffnet hatte, hinter mich zuschlug ließ ich mich an ihr heruntergleiten und setzte mich auf den Boden. Mit geschlossenrn Augen genoss ich das Prickeln auf meinen Lippen, was Toni hinterlassen hatte. Verdammt dieser Mann hatte mir eindeutig und endgültig den Kopf verdreht.
Es waren schon viele Tage vergangen, die ich und Toni nun gemeinsam bestritten. Wir hatten nicht viel Zeit zu zweit aber dadurch waren sie nur noch wertvoller. Er kam oft in der Nacht zu mir in das Bett geschlichen und ging erst Minuten bevor der Morgen kam. In mir war eine reine Freude, wenn ich an unsere Stunden dachte. Manchmal redeten wir bis spät, an anderen Tagen genossen wir unsere Nähe indem wir aneinandergekuschelt und schweigend beieinander lagen. Oft lag ich noch länger wach und beobachtete den Blonden, der sich an meine Brust lehnte beim Schlafen. Es gab für mich nicht Wertvolleres ihn entspannt und losgelöst von all den Pflichen zu sehen. Er sah dann jünger und so niedlich aus, wie er mit einem sachten Lächeln gegen meine Haut atmete. Dieses Geräusch und die Wärme seiner Anwesenheit war alles was ich brauchte.
"Ramos Konzentration!" wurde ich aus meiner jetzt realen Traumwelt geholt. Mein Lehrer forderte wieder meine volle Aufmerksamkeit, die ich auf den Übungskampf richtete. Diese war durch meine geistige Abwesenheit für mich verloren gegangen. "Egal an welchen Rock sie denken. Bei einem Kampf geht es um ihr Leben und ihre Gesundheit, deshalb hat nichts anderes hier auf dem Platz verloren. Verstanden?" predigte er ernst. "Wenn du nur wüsstest." dachte ich innerlich lachend. Der zweite Kampf begann und ich parierte unter Anstrengung den Hieb des älteren Mannes. Unsere Schwerter waren zwar für die Übung stumpf gelassen worden doch Blutergüsse konnten mindestens genauso schmerzhaft sein wie Schnitte. Mein Hemd klebete inzwischen, von Schweiß durchtränkt und durchsichtig, an meinem Körper. Erst seit einer Woche konnte ich wirklich wieder richtig üben, was mich nur noch mehr wurmte. Schlimmer war nur meine davon negativ beeinflusste Konstitution. Ich kämpfte dadurch angetrieben härter unter der für den Monat ungewöhnlich starken und sengenden Sonne. Meine Schritte glitten schnell über den weiten Sandplatz. Immer wieder streckte ich mich und hob zu neuen Schlägen an. Dennoch verlor ich auch die nächsten zwei Duelle. "Ich denke das wird heute nicht mehr weitergehen. Sie sind für heute entlassen." hörte ich die rauere Stimme über mir. Ich war wirklich genervt von mir selbst. Das konnte doch jeder minderjährige Söldner besser. Das war einfach nur Mist, den ich hier veranstaltete.
Wütend zog ich mir das Hemd über den Kopf und warf es auf die Holztribüne, welche den Sandplatz umrandete und bei Turnieren reich von Menschen bevölkert wurde, trat nochmal ordentlich gegen das massive Holz. Mit energischen Schritten ging ich über den Weg, der zum Schoss zurück führte. Dabei kam ich auch an den Strohlagerungen, welche hinter den Stallungen lagen vorbei. Kaum war ich auf ihrer Höhe legten sich zwei zarte Hände auf meinen nackten Bauch und zogen mich näher zu dieser Person. Natürlich erkannte ich Toni sofort an seinem unverwechselbaren, zauberhaften Duft, der mir in die Nase stieg. "Na was machen wir denn hier draußen so ganz alleine?" fragte ich unwissend. "Eigentlich wollte ich meinen Liebsten nur einen wunderbaren Ort zeigen, da dieser wieder viel zu streng mit sich selbst ist. Haben Sie ihn zufällig gesehen?" "Also natürlich weiß ich nicht, wen Sie meinen, aber ich stände Ihnen nur zu gerne zur Verfügung." erwiederte ich, während ich ihn tief küsste und an die Rückwand des Lagers presste. Wenn er mich so neckte, konnte ich mich nicht zurückhalten. "Damit gebe ich mich voll zufrieden." nuschelte er in den Kuss. Meine Hände hatten sich während des Kusses unter sein Gewandt geschoben und spürten die leichte Gänsehaut. Es war immer wieder schön zu sehen, dass ich die gleichen Gefühle bei ihm auslösen konnte, wie er bei mir. Lösen tat sich Toni dann doch, nur um mich bei der Hand zu nehmen und in den Verschlag zu ziehen.
Wir traten einige Meter durch eine freien Spalt zwischen den vielen Heubündeln bis wir vor einer Leiter zum Stehen kamen. "Dort oben ist mein kleines Versteck zum Nachdenken oder einfach alleine sein. Du bist der Erste mit dem ich diesen Ort teile, aber er gehört so zu mir wie du." fing mein Freund an zu reden, schaute jedoch die ganze Zeit auf den Boden vor ihm. Das Vertrauen, welches er mir schenkte war für mich wichtiger als alles andere was man mir geben könnte. Alles was er mir gab war mehr als ich je ertäumt hätte.
So kletterten wir beide hintereinander die schmale Leiter hinauf. Hier oben war das Stroh nicht mehr ordentlich sortiert sondern lag, wie ein Teppich verstreut, auf dem Boden. Die Dielen unter meinen Füßen waren überraschend stabil und dunkel. Es wirkte alles in allem gemütlich und doch rustikal. Es passte zu Toni. Wir legten uns beide auf das Stroh nebeneinander. Er kroch näher zu mir und legte sich seitlich an meinen Oberkörper. Es war ein wunderbares Gefühl ihn so spüren zu können. "Es ist nichts Besonderes aber...." fing Toni an sich zu rechtfertigen, wurde aber von einem kurzen Kuss meinserseits auf die Lippen direkt unterbrochen. "Mi Corazón, das ist perfekt so wie es ist. Es wird alleine dadurch, dass es für dich besonders ist auch für mich wichtig." erwiederte ich und sah in seine Augen. Den Kosenamen hatte ich ihm schon recht an Anfang unserer gemeinsamen Zeit gegeben, als er erwähnt hatte, wie sehr er es liebt, wenn ich auf spanisch sprach. Weiteres Denken war jedoch gleich unmöglich als sich unsere Lippen mit so viel Liebe aufeinander trafen. Seine Lippen bewegten sich liebevoll zu meinen. Jeder Kuss löste in mein einen Sturm aus Emotionen aus und ich hatte nicht das Gefühl, als würde sich das noch ändern. Inzwischen lagen meine Arme um seinen Torso und seine Hände waren tief in meinen Haaren vergraben. Leicht zog er an ihnen, als ich mit meiner Zunge über seine Lippen strich. Ein leichtes Seufzten entfloh mir dabei bevor sich unsere Zungen zu einem leidenschftlichen Spiel trafen. Das alles waren Gefühle, die nur er in mir auslösen konnte und die ich mir nie hätte ausmalen können. Nach diesem fantastischen Kuss ging unser Atem viel zu schnell und hecktisch, doch ich merkte einen starken Sog der mich immer näher zu ihm bringen wollte.
Auch er spürte diese Anziehung anscheindend zwischen uns, denn in seiner Hose hatte sich ein eindeutiges Zeichen abgebildet, was bei mir jedoch nicht anders war. Es war nicht das erste mal, dass wir uns in einer solchen Situation befanden. Bis jetzt hatte es uns immer genügt so zu verbleiben, doch jetzt verspürte ich den Drang ihm noch näher kommen zu wollen. Ob es durch seinen Vertrauensvorschuss entstand oder durch etwas anderes konnte ich nicht sagen. Da ich mir sicher sein wollte, dass er auch so fühlte strich ich erst langsam über seine Brust und dann immer weiter nach unten. Dabei hielt ich beständig Augenkontakt um sein Einverständnis zu haben und küsste ihn immer wieder sanft. Als ich in den Bereich seiner Lenden angekommen war, streckte er sich meinen Bewegungen entgegen und schloss seine Augen. So nahm ich seinen Penis in die Hand und fing an ihn mit Auf- und Abbewegungen zu verwöhnen. Währendessen ich das tat, schwoll er immer weiter in meiner Hand an und aus seinem geöffneten Mund kamen süßeste Geräusche, die mir seine Lust bekundeten. Durch diese Reaktion stieg auch mein Verlangen nach ihm immer mehr. Wir küssten uns immer wieder heiß und gefühlvoll auf die Lippen. Ich nestelte so lange an seinem Hosenbund herum bis er sie sich selbst mitsamt seiner Unterwäsche herrunterschob. Von seinen Beinen schob ich sie und ihr folgte sein Hemd. Ich stockte und betrachtete ihn kurz. Dieser Anblick berauschte meine Gedanken, so wie ich es nie gedacht hätte. Nun schaute er zu mir auf und zog mich zu sich zu sich, sodass unsere beiden Unterleibe aufeinander trafen. Wir beiden stöhnten laut auf und ich warf meinen letzten Rest Verstand über Bord.
Alleine dieser schöne Mann und sein Wille zählten nun. Ich ließ meine Hüfte gegen die seine Kreisen und verstärkte so die Lust zwischen uns ins Unermessliche. Inzwischen waren wir beide viel zu bereit, aber ich wollte es für ihn noch besser machen. So verteilte ich kleine Küsse auf seinem Körper und ließ keinen einzigen Bereich aus. An seinem Hals verweilte ich etwas länger und markierte ihn unter seufzen als den Meinen. Bei den Stellen, an denen ich besonsers starke Reaktionen von ihm wahrnahm, verweilte ich länger um ihm es perfekt zu gestalten. Irgendwann wurde er selbst aktiv und entledigte mich meiner letzten Kleidung. Wir lagen also so wie Gott uns schuf aufeinander und ich war mir sicher, es gab kein besseres Gefühl als dieses hier. Nach weiteren Zuneigungen von mir stöhnte Toni ein "Bitte mehr, Schatz. Mehr von dir." Wer wäre ich ihm das was wir beide wollten zu verweigern? Jetzt war auch ich nervös, soweit war ich noch nicht gegangen, obwohl ich wusste was man tun sollte. Ich nahm zwei meiner Finger und hielt sie ihm vor dem Mund und er nahm sie auf. Gut, auch er wusste theoretisch wie es ging. Mit dieser Erkenntnis verschwandt auch ein großer Teil der Unsicherheit.
Ich entzog ihm meine Finger und ging zu seinem Hintern und führte sie in ihn ein. Erst ganz langsam und mit vielen Pausen, schließlich wollte ich meinem Freund in keinster Weise weh tun. Als ich dann noch lautere und lustgetränkte Geräusche hörte, wurde ich schneller, weitete ihn mit Scherenbewegungen. Er beugte meinen Rücken zu mir durch und hauchte immer wieder ein "Mehr." oder "Schneller.". Auch ich wollte ihn endlich so nahe wie niemand zuvor spüren. Also positionierete ich mich vor seinem Eingang und drückte mich sachte in ihn. Ich war vorsichtig, da Toni erst schmerzvoll aufzischte, dann wechselten diese Geräusche doch zu einem lauten, wollenden Stöhnen. Ich bewegte mich liebevoll und doch bestimmt. Immer wieder küsste ich ihn auf den Mund, diese Küsse wurden jedoch von unseren Lauten unterbrochen. Gleichzeitig bewegte ich meine Hand um sein Glied um ihm noch mehr Erregung zu verschaffen. Was er auch mit noch lauterem Stöhnen kommentierte. Es war wunderschön und emotionsgeladen. Wir kamen beide mit dem laut gestöhnten Namen des Anderen auf den Lippen.
Unbeschreiblich glücklich mit meinem Freund in den Armen lag ich schwer atmend und verschwitzt im Stroh. "Danke Sergio. Dafür, dass du mich akzeptierst und liebst genauso, wie ich bin. Ich könnte mir nicht Besseres wünschen, als dich bei mir." "Mir geht es genauso Toni. Ich weiß gar nicht wie sehr ich deinem Helfersyndrom danken soll, dass er mir dich gebracht hat." flüsterte ich ihm zu und malte kleine Keise auf die Haut seiner Seite. "Du weißt ich kann dir nicht mehr bieten, als diese einzelnen Momente." murmelte er gedankenverloren. "Ja und das ist mehr als genug. Wir werden das schaffen. Te amo mucho, Toni." antwortete ich und verschloss unsere Lippen zu dem letzten kurzen Kuss, bevor wir aneinander gekuschelt einschliefen.
Holla,
Ja ein neuer OS von mir wow ...
Es ist ja mein zweiter geschichtlicher Os und er ist nochmehr eskaliert😂
Trotzdem würde ich mich über konstruktive Kritik und wenn er euch gefällt vielleicht über einen Vote freuen.
Euch noch einen schönen Tag.
Alles Liebe eure Elfe❤️
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