Für storylover002💓

Wütend pfefferte ich meine Handschuhe in die Ecke. Wie hatte es dazu kommen können, dass wir ausgerechnet gegen Südkorea 2:0 verloren hatten und nun auch noch letzter in der Tabelle waren? Wir hatten erwartet mindestens ins Halbfinale zukommen und nun waren wir schon in der Vorrunde rausgeflogen. Wahrscheinlich wurden wir gerade von der gesamten Nation runtergemacht und das auch noch zurecht. Wir hatten einfach nur scheiße gespielt und ich hatte mich viel zu oft alleine gelassen gefühlt im Tor.

Immer noch wütend schlug ich mit der Faust gegen den Spind. Das laute Scheppern war das einzige Geräusch in der Stille der Kabine.

Jemand zupfte vorsichtig an meinem Arm. Ich drehte mich um und vor mir stand Joshua, immer noch mit Tränen in den Augen. "Manu...", setzte er an, doch ich ließ ihn nicht ausreden, stieß ihn grob zur Seite und stapfte zu den Duschen. Hinter mir hörte ich ein Schluchzen, welches ich sofort als das meines Freundes einordnen konnte, jedoch war ich noch viel zu enttäuscht und wütend, um mich jetzt auch noch um seine Probleme zu kümmern.

Ich stellte das Wasser ein und die Kälte half mir meine Wut langsam zu vertreiben. Das Adrenalin verschwand langsam und ich lehnte meinen Kopf erschöpft an der Wand ab. Es hatte heute viel zu viele Fehler gegeben und insgesamt hatten wir einfach nicht richtig in dieses Turnier reingefunden. So weh es tat, musste ich leider zugeben, dass wir verdient rausgeflogen waren.

Als ich schließlich anfing mit den Zähnen zu klappern, merkte ich erst wie lange ich eigentlich schon unter der Dusche stand. Ich stellte das Wasser schnell ab, wickelte mich in ein Handtuch und ging zurück in die Kabine.

Verwirrt sah ich mich um. Die Kabine war bis auf Thomas komplett leer. "War ich so lange Duschen? Wo sind alle?", fragte ich ihn verwirrt. Thomas hob den Kopf und seine Augen funkelten mich wütend an, da war wohl jemand mindestens genauso wütend wie ich zuvor.

"Nein, sie sind dabei DEINEN Freund zu suchen?", zischte Thomas. "Warum das..."

"Du bist so ein Mistkerl Neuer", unterbrach Thomas mich und zeigte anklagend auf mich. Immer noch verwirrt blickte ich zurück. Thomas war eigentlich nie wütend, sondern immer gut drauf und erzählte selbst in den ernstesten Situation immer einen seiner eher schlechten Witze.

"Was hab..." fing ich an, doch wurde erneut sofort unterbrochen. "Du warst ein ziemliches Arschloch gegenüber deinem Freund." Augenblicklich fiel mir die Situation von vorhin mit Joshua wieder ein, die ich bei meinen ganzen Gedanken an das WM-Aus schon wieder verdrängt hatte.

"Du als sein Freund, hättest doch am allermeisten wissen müssen, wie schlecht es ihm im Moment geht , vor allem nach dem Aus und obwohl es ihm so schlecht ging, wollte er dich noch beruhigen und du stößt ihn stattdessen so stark von dir, dass er hinfliegt." Ich riss die Augen auf und um meinen Magen schlang sich eine kalte Faust. "Ich hab ihn auf den Boden geschubst?", fragte ich entsetzt. Ich wusste zwar, dass ich relativ unsanft gewesen war, aber in meinem Wutanfall hatte ich anscheinend nicht einmal registriert, dass ich meinem eigenen Freund psychisch, aber auch physisch weh getan habe.

"Ja, das hast du und dann ist er rausgerannt und jetzt suchen wir ihn seit zwanzig Minuten, aber keiner findet ihn", rief Thomas anklagend. "Scheiße", murmelte ich, das hatte ich alles nicht gewollt. "Ja, das kannst du wohl laut sagen und beweg mal lieber deinen Arsch und hilf ihn zu suchen."

Ich wusste nicht wie oft ich jetzt schon durch das Stadion gerannt war, auf der Suche nach Josh, doch langsam war ich am verzweifeln. Er war nirgendwo auf zu finden und meine Schuldgefühle fraßen mich immer weiter auf. Die Blicke die mir meine Mannschaftskollegen zu warfen, wenn ich einem von ihnen bei der Suche über den Weg lief, halfen dabei auch nicht wirklich.

Als ich schließlich schon kurz vor dem Aufgeben war, bog ich um eine Ecke und kam ich zu einer Stelle, die ich vorher noch nicht gesehen hatte. Hier war es komplett verlassen und als ich noch ein wenig weiter ging, konnte ich ein leises schluchzen hören. Einerseits brach es mir das Herz, aber andererseits war ich auch erleichtert, dass ich Josh endlich gefunden hatte.

Ich folgte dem Schluchzen und kurz darauf fand ich Joshua, welcher auf dem Boden in einer Ecke kauerte, mit dem Rücken zu mir gewand. Ich ging langsam auf ihn zu und als ich ihn erreicht hatte, beugte ich mich zu ihm herunter, um ihm eine Hand auf die Schulter zu legen. Dieser versteifte sich augenblicklich und schüttelte meine Hand ab.

"Lass mich", zischte er. Es tat weh, ihn so abweisend zu erleben, doch ich hatte es nicht anders verdient. An seiner Stelle wäre ich mindestens genauso angepisst.

Ich setzte mich neben ihn und als er aufspringen wollte, packte ich an der Taille und zog ihn auf meinen Schoß. Auch wenn Josh sich mit Händen und Füßen gegen mich wehrte, konnte ich ihn weiter festhalten, da ich einfach viel größer und stärker war als er. Nach einigen Minuten der Gegenwehr, hörte mein Freund schließlich auf und so konnte ich ihn nun sanfter an meine Brust ziehen. Er war zwar immer noch versteift, aber immerhin ließ er es sich wortlos gefallen.

"Josh, es tut mir so unglaublich leid", flüsterte ich. "Ich weiß nicht, wie das passieren konnte. Ich war so unglaublich wütend auf unsere Leistung heute und, dass wir ausgeschieden sind, dass ich einfach keine Kontrolle mehr über mich hatte. Ich hoffe, du weißt, dass ich dich niemals absichtlich zu Boden schubsen würde", fuhr ich fort.

Nach einigen Sekunden der Stille, schluchzte Josh plötzlich wieder los und drückte sein Gesicht in mein Shirt. Ich hielt in fest und murmelt immer wieder beruhigende und entschuldigende Worte.

"Ich hätte nach dem Spiel für dich da sein müssen und stattdessen schubse ich dich einfach weg, obwohl ich gesehen habe, dass du komplett fertig warst. Ich bin ein schlechter Freund", murmelte ich schuldbewusst und legte meinen Kopf auf Joshuas Haaren ab.

"Ich kann das alles nicht mehr Manu", schluchzte mein Freund plötzlich und mir gefror das Blut in den Adern. Wollte er unsere Beziehung beenden?

"Das mit uns?", fragte ich ängstlich. Josh schüttelte leicht mit dem Kopf. "Nein, du bist die einzige Person, die mir im Moment halt geben kann." "Was dann Josh?", fragte ich nach.

"Dieser ganze Druck", schluchzte mein Freund auf. "Die letzten Wochen waren hart. Ständig war da dieser Druck, vom Verein, von den Medien, von den Fans. Hier in der Nationalmannschaft wurde es auch nicht besser, sondern der Druck wurde nur noch schlimmer und ich habe die ganze Zeit das Gefühl, niemandem zu reichen. Immer ist da dieser Vergleich mit Philipp. Phillip hat die Position über Jahre hinweg geprägt. Alle erwarten von mir, dass ich diesen Platz ausfülle und ein zweiter Philip Lahm werde, aber das möchte ich nicht. Ich möchte ihn nicht kopieren, sondern meine eigene Spielweise entwicklen. Ich will Joshua Kimmich sein und nicht Philipp Lahm 2. Aber vor allem dieses Spiel hat mir mal wieder gezeigt, dass ich lange nicht so gut bin. Es war immer mein Kindheitstraum bei der WM mitzuspielen und jetzt, wo ich es bis hier hingeschafft habe, habe ich einfach nur verkackt."

Wie hatte ich in den letzten Wochen nicht mitbekommen können, wie schlecht es Josh wirklich ging? Klar hatte ich gemerkt, dass er öfters in seinen Gedanken war und auch sonst mehr in sich gekehrt, aber das ihm das alles so zu schaffen machte, hatte ich nicht erwartet.

"Baby, sieh mich an", forderte ich ihn auf und einige Sekunden später kam er meiner Bitte nach. Seine Augen waren rot und geschwollen und aus seinen Augen liefen immer noch Tränen, doch war sein Schluchzen mittlerweile komplett abgeklungen. "Du hast nicht verkackt. Klar du warst nicht in deiner Bestform, aber das war keiner von uns. Außerdem hast du immer gekämpft und alles gegeben. Du hattest eine extrem lange Saison und trotzdem hast du dich kein einziges Mal beschwert, sondern dich mit ganzem Herz in jedes neue Spiel gestürzt. Du hast bei Bayern eine tolle Saison gespielt und jeder der das nicht genauso sieht, hat wirklich keine Ahnung von Fußball. Du gehörst zu den begabtesten Nachwuchsspielern in ganz Deutschland und bei der nächsten WM wirst du allen noch mehr zeigen können, was in dir steckt. Und ich werde immer hinter dir stehen", beendete ich meine Rede und Joshuas Mundwinkel zogen sich minimal nach oben.

"Danke Manu", erwiderte Joshua. "Bedank dich nicht bei mir, dass hab ich heute wirklich nicht verdient", erwiderte ich immer noch schuldbewusst. "Ich weiß, dass du mich nicht mit Absicht geschubst hast. Lass uns das einfach vergessen", schlug Josh vor. Ich konnte wirklich mehr als dankbar sein, diesen Jungen meinen Freund nennen zu dürfen. "Du bist das beste, was mir passieren konnte Joshua Kimmich", flüsterte ich und gab ihm einen sanften Kuss.

"Und jetzt lass uns zum Bus gehen, die anderen machen sich schon genug Sorgen", sagte ich, als wir uns wieder voneinander lösten. Joshua willigte ein und somit trug ich ihn zum Bus. Ich wusste, dass wir dieses WM-Aus noch lange nicht verarbeitet hatten, es würde uns noch lange hinterher hängen und in der Mannschaft würden viele Umbrüche stattfinden, aber das wichtigste war, das ich Joshua an meiner Seite hatte.

Okay sorry, dass alle OS im Moment mit Joshua und alle zum gleichen Thema sind, aber in fast jedem Wunsch zur WM war ein Pairingwunsch mit Josh und meistens noch zum WM aus😂🤷🏼‍♀️mir macht das zwar nichts aus so viele OS mit Josh zuschreiben because er ist mein bae😻🔥😂aber ich verspreche, dass der nächste OS mal wieder mit einem Pair ohne Josh sein wird und mal ein bisschen anders zu den letzten. Mal wieder ein bisschen Abwechslung 😅😂

Ich hoffe euch gefällt der OS trotzdem und ich würde mich über Feedback freuen💖☺️