James & Cristiano Ronaldo [1/2]
Der erste Tag an einer neuen Schule hatte immer etwas sehr beängstigendes an sich. Die meisten Menschen fällen schnell ein Urteil über dich, ohne überhaupt je mit dir gesprochen zu haben, denn sie urteilen auf Grund von Aussehen, Gestik, Mimik und Gerüchten. In meinem Fall war es meist ein schlechtes Urteil.
„Hast du den neuen gesehen? Ich habe gehört, dass 70 Prozent seiner Haut verbrannt sind."
„Warum humpelt er so komisch? Der ist ja ein richtiger Krüpel."
„Seine Hand sieht schlimm aus. Meinst du der Rest seines Körpers sieht genauso aus?"
Ich versuchte all diese Fragen und Bemerkungen über mich und mein Aussehen, die ich heute an meinem ersten Schultag gehört hatte, zu ignorieren und von mir abprallen zu lassen. Aber es traf mich jedes Mal aufs neue, was die Leute hinter vorgehaltener Hand zu tuscheln hatten. Mittlerweile hatte ich zwar gelernt damit um zugehen, aber wehtun tat es immer noch. Überall, wo ich hinging wurde ich angestarrt wie ein Alien und entweder die Leute bemitleideten mich oder sie ekelten sich vor mir. Es war doch nicht so, dass ich mir ausgesucht hatte so auszusehen, wie ich mittlerweile nunmal aussah.
Vor etwas mehr als drei Jahren, mit fünfzehn, war ich gemeinsam mit meinen Eltern in den Skiurlaub gefahren. Auf dem Weg dorthin war es sehr glatt gewesen und wir hatten eine Kreuzung überqueren müssen. Plötzlich hatte ich nur noch eine heftige Wucht gespürrt und mein Körper hatte sich an gefühlt, als stünde er in Flammen. Und in diesem Fall traf dies auch wortwörtlich zu.
Als wir die Kreuzung überqueren wollten, war ein Auto, welches wegen den glatten Straßen nicht mehr bremsen konnte, in unseres geschlittert und der Aufprall hatte genau an meiner Tür stattgefunden. Daraufhin hatte unser Auto Flammen gefangen und meine Haut hatte wortwörtlich in Flammen gestanden. Danach war ich einige Wochen und unzählige Operationen später in einer Spezialklinik für Verbrennungen aufgewacht und die Ärzte sagten mir, dass es ein Wunder wäre, dass ich überhaupt überlebt hatte. Meinen Eltern war glücklicherweise bis auf ein paar leichten Verbrennungen und einige Prellungen und Platzwunden nichts passiert, mich hatte es jedoch schlimmer getroffen. Ich hatte zahlreiche Prellungen und Knochenbrüche erlitten und hinzu kam, dass 75 Prozent meiner Haut bei dem Unfall verbrannt waren. Die Ärzte hatten mir Haut transplantieren müssen und es waren unzählige hässliche Narben auf meinem ganzen Körper entstanden, einzig mein Gesicht war verschont geblieben. Durch diese Verbrennungen kam es auch dazu, dass ich nun am rechten Bein leicht humpelte und durch diese ganzen Faktoren sofort alle Blicke auf mir lagen, wenn ich das Haus verließ.
Es war schrecklich wie einen die Leute direkt anstarrten, wenn man nicht „normal" aussah und nicht der Norm entsprach.
Beim Mittagessen in der Mensa setzte ich mich bewusst an einen Tisch in der hintersten Ecke und versuchte so unauffällig wie möglich zu bleiben, doch ich merkte wie ich trotzdem von zahlreichen Augenpaaren angestarrt wurde.
Plötzlich trat ein großer Junge in mein Blickfeld und lächelte mich breit an. „Hey, darf ich mich zu dir setzten?", fragte er und deutete auf die freien Plätze an meinem Tisch. Mit schiefgelegtem Kopf musterte ich ihn. Er hatte dunkle Haare, war groß aber schlaksig. Ob er wirklich nur nett sein wollte?
Als ich immer noch nicht geantwortet hatte, fügte der Braunhaarige hinzu:„Keine Sorge, ich bin nicht so wie die ganzen anderen reichen Idioten auf dieser Schule und versuche nicht so heimlich an Informationen über dich zu kommen, um danach jedem davon zu erzählen." Dann, ohne meine Antwort abzuwarten setzte er sich auf den Stuhl mir gegenüber und sagte: „Ich bin übrigens Lucas." Dabei grinste er wieder breit und auch wenn ich ein ziemlich misstrauischer Mensch war, irgendwie war er mir sofort sympathisch.
„Ich bin James", stellte ich mich nun vor und erwiderte sein ansteckendes Grinsen leicht. „Ich weiß. Glaub mir nach ein paar Stunden wusste jeder einzelne hier deinen Namen." Ich schnitt eine Grimasse. „Das macht mich dann wohl zum Star der Schule", sagte ich ironisch und Lucas lachte.
„Also, wie gefällt dir dein erster Tag?", begann er das Gespräch, woraufhin ich erneut eine Grimasse schnitt. „Okay, blöde Frage. Ich kann's mir denken bei den ganzen Blicken, die gerade auf uns liegen. Aber mach dir nichts draus, jeder neue Schüler hier wird am ersten Tag so angestarrt." Daraufhin hob ich eine Augenbraue. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass die alle so angewidert angestarrt wurden, wie ich schon den ganzen Tag mit meinen Narben", antwortete ich sarkastisch. Lucas verzog das Gesicht. „Die Leute hier haben einfach einen Stock im Arsch. Das sind alles nur verwöhnte kleine Kinder, die von Mommy und Daddy immer alles in den Arsch geschoben bekommen und nicht damit klarkommen, wenn jemand nicht genauso ist wie sie. Du willst gar nicht wissen, wie ich angestarrt wurde, nachdem ich mich als homosexuell geoutet habe." Ich lachte. „Dann sind wir beide wohl die Freaks", stellte ich fest. Lucas nickte. „Aber dafür sind wir eindeutig die coolsten hier", lachte er.
Wir begannen zu essen und Lucas erzählte mir etwas über die einzelnen Schüler. Wie an jeder anderen Privatschule, die ich bis jetzt besucht hatte, gab es die unbeliebten, die nur wegen einem Stipendium hier waren, die Musiker, die Sportler und die Nerds. Es war komisch für mich nun zu den „Freaks" zu gehören, denn vor meinem Unfall, gehörte ich immer zu den Sportlern und vor allem zu den Beliebten.
Nun deutete Lucas auf einen anderen Tisch. „Und nun kommen wir zu der ‚High Society' unserer Schule", sagte Lucas und zeichnete dabei Anführungszeichen in die Luft. Ich mochte seine lockere Art und konnte mir vorstellen, dass wir gute Freunde werden würden. Dann folgte ich Lucas' Blick und schaute mir den besagten Tisch genauer an. Es saßen sieben Jungs an dem Tisch und drei Mädchen. Einer sah besser aus als der andere und mein Blick blieb vor allem an einem großen, gut gebauten Jungen mit dunklen Haaren hängen. Neben ihm saß ein wunderschönes blondes Mädchen, welches anscheinend versuchte seine Aufmerksamkeit zu bekommen, aber es nicht schaffte. Der Junge ließ seinen Blick schweifen und plötzlich traf sein Blick meinen. Ich schaute sofort peinlich berührt weg und ich spürte, wie mir Hitze in die Wangen stieg.
Lucas schien die Szene bemerkt zu haben, denn er grinste leicht. „Und das", fing er an, „ ist der ‚King' und Herzensbrecher unserer Schule, Cristiano." Der Name passte zu ihm. „Die meisten Jungs hier wollen so sein wie er. Er ist Kapitän vom Fußballteam und die Mädchen werfen sich ihm reihenweise an den Hals, was er, zu meinem Leidwesen, auch ziemlich ausnutzt", erläuterte Lucas, woraufhin ich ihn fragend ansah. „Wieso zu deinem Leidwesen?", fragte ich. Lucas lächelte gequält. „Er ist mein Stiefbruder. Meine Mutter hat seinen Vater vor zwei Jahren geheiratet und da mein Zimmer ist genau neben seinem ist, kann ich immer ganz genau hören, was er dadrin veranstaltet, wenn du verstehst, was ich meine", erklärte er mir und verzog angewidert das Gesicht. „Er ist dein Stiefbruder?!", fragte ich ziemlich überrascht. Der Dunkelhaarige zuckte mit den Schultern. „Ja ist er, aber er ist eigentlich nicht so schlimm wie man denkt. Er macht zwar immer einen auf Aufreißer und unnahbar, aber an sich ist er ein netter Kerl, auch wenn wir nicht wirklich viel miteinander zu tun haben." Ich redete noch bis zum Ende der Pause mit Lucas und wir tauschten unsere Handynummern aus. Ich hatte jetzt schon das Gefühl den ersten Kumpel seit meinem Unfall gefunden zu haben. So hatte der Tag wenigstens eine gute Sache an sich.
Die weitere Woche verlief genauso wie der erste Tag. Jeden Tag wurde ich angestarrt, die Menschen tuschelten hinter meinem Rücken und starrten auf meine Narben, welche ich so gut es ging unter meiner Kleidung zu verstecken versuchte. Mein einziger Lichtblick in der Schule war Lucas, welcher sich in der kurzen Zeit schon zu einer großen Stütze entwickelt hatte.
Einige Tage später hatte er mich zu sich nach hause eingeladen, um ein bisschen zu zocken und so stand ich nun vor seiner Tür. Die Villa war schon von außen sehr beeindruckend, selbst für mich, obwohl ich in meinem Leben schon viele solcher Häuser betreten hatte.
Als ich an der Vordertür ankam drückte ich etwas unsicher auf die Klingel und wartete bis sich etwas tat. Ich musste nicht lange warten, dann öffnete sich die Tür und Cristiano stand vor der Tür. Ich riss die Augen leicht auf, denn irgendwie war mir nicht ganz klar gewesen, dass ich ihn hier auch treffen würde.
„Du bist James", sagte er und auch wenn es sich eher wie eine Feststellung und nicht wie eine Frage anhörte, nickte ich. Er lehnte sich mit dem Unterarm gegen die Tür und augenblicklich wanderte mein Blick zu seinem Bizeps, der sich unter seinem T-Shirt abzeichnete. Schnell wandte ich den Blick wieder ab und schaute stattdessen in sein leicht amüsiert aussehendes Gesicht. Ich spürte, wie mir Hitze in die Wangen schoss und ich konnte nur hoffen, dass er meinen kurzen Blick nicht bemerkt hatte. Als er mich weiterhin betrachtete, wurde ich langsam nervös und trat von einem Bein aufs andere. „Ist es nicht unhöflich Gäste so lange vor der Tür stehen zu lassen?", rutschte es mir heraus. Daraufhin lachte Cristiano und bei seinem tiefen Lachen lief mir ein Schauer über den Rücken. „Ich hätte nicht gedacht, dass du so eine große Klappe hast bonitão - gefällt mir. Ich hätte wirklich gedacht, dass du eher der schüchterne Typ bist." Ich zog eine Augenbraue hoch. „Und ich hätte nicht gedacht, dass du überhaupt mit Leuten redest, die nicht in deiner ‚high society' Clique sind", entgegnete ich, woraufhin Cristiano erneut heiser lachte. „Du gefällst mir gato. Komm rein, Lucas' Zimmer ist die Treppe hoch und dann das erste auf der linken Seite", sagte er und da er sich keinen Millimeter aus dem Türrahmen bewegte, musste ich mich an ihm vorbei quetschten. Dabei strich sein Hand kurz über meine. Augenblicklich breitete sich eine Gänsehaut auf meinem Körper aus und ich flüchtete schnell nach oben in die Richtung, welche Cristiano mir beschrieben hatte. Dabei folgte mir sein ernste heiseres Lachen und ich spürte wie er mir mit seinem Blick folgte.
Ich war froh, als ich Lucas' vermeintliche Zimmertür erreichte und aus Cristianos Blickfeld verschwand. Der Junge machte mich wirklich nervös. Schließlich klopfte ich an die Tür und fragte: „Lucas?" „Komm rein", ertönte es von der anderen Seite und als ich die Klinke runter drückte sah ich Lucas, wie er auf seinem Bett lag und zu mir schaute. Ich trat in das geräumige Zimmer und nachdem ich mich kurz nach einer Sitzgelegenheit umgesehen hatte, setzte ich mich erschöpft auf seinen Schreibtischstuhl. An sich machte mir mein Bein, außer dem Humpeln, beim Laufen keine Probleme, aber wenn ich zu lange lief oder stand, wurde es ziemlich anstrengend.
„Sorry, ich hab die Klingel nicht gehört. Wer hat dich rein gelassen?", fragte Lucas mich neugierig. Ich seufzte leicht. „Cristiano", erwiderte ich nur. Lucas setzte sich auf. „Oh nein, war er fies?", fragte der Dunkelhaarige. Ich schüttelte den Kopf. „Eigentlich war er ganz nett." Daraufhin registrierte ich, wie Lucas die Augenbrauen hob und mich leicht verwirrt anschaute. Damit hatte er wohl nicht gerechnet. „Lucas? Was heißt bonitāo und was ist das für eine Sprache?", fragte ich. Dass Cristiano mich Katze genannt hatte, hatte ich verstanden, da sich dass Wort nicht vom Spanischen unterschied.
Auf meine Frage hin runzelte er nur noch mehr die Stirn. „Ich kann zwar nicht viel portugiesisch, aber das heißt ‚mein Hübscher' und da du auf dem Weg von dir zu mir wahrscheinlich nicht so viele Portugiesen getroffen hast, gehe ich mal stark davon aus, dass Cristiano dich so genannt hat?" Ich nickte nur und Lucas schaute mich weiterhin verwirrt an. „Hmm, den Jungen werde ich wohl niemals verstehen." Mit den Worten ließ er das Thema auf sich beruhen und wir machten uns einen schönen Nachmittag, wobei mir immer die Begegnung mit Cristiano im Hinterkopf blieb.
Die nächsten Wochen in der Schule passierte nicht viel. Ich lief immer noch, auch wenn es warm war, mit meinen langärmeligen Oberteilen rum, da ich nicht wollte, dass alle auf meine Narben starrten und mich dann noch abschätziger anschauten, als sie es eh schon taten. Ich hörte, wie die anderen immer noch hinter meinem Rücken über mich redeten und Vermutungen aufstellten und keiner außer Lucas traute sich so wirklich in meine Nähe. Auch Cristiano kam mir in der Schule viel unnahbarer vor als bei Lucas Zuhause. Immer wenn ich Lucas besuchte, begegnete ich Cristiano und wir tauschten einige Sätze miteinander aus, aber in der Schule hatten wir absolut nichts miteinander zu tun, was auch an unseren sehr unterschiedlichen Freunden liegen könnte, wobei man in meinem Fall nur von einem Freund reden konnte.
„James", rief mich mein Mathelehrer auf und riss mich somit aus meinen Gedanken. „Ja?", fragte ich, da ich keine Ahnung hatte, was er wollte. „Können Sie mir meine Frage beantworten?", fragte er und ich schüttelte den Kopf. „Tut mir leid, ich war in Gedanken", antwortete ich mit rosa Wangen. „Das habe ich gemerkt. Träumen Sie nicht so viel oder die nächste Klausur wird eine sechs." Ich schluckte und nickte. Ich merkte wie mich einige meiner Mitschüler schadenfroh ansahen und einige wiederum eher mitleidig. „Ich glaub, dass ist der einzige Lehrer, bei dem er nicht den Krüppelbonus hat", hörte ich einen Jungen namens Sergio hinter mir flüstern, woraufhin ein Lachen von seinem Sitznachbarn Diego ertönte. Ich biss die Zähne zusammen und ballte die Fäuste. Wäre ich Kommentare dieser Art nicht gewöhnt, wäre ich nun garantiert in Tränen ausgebrochen, aber so schaffte ich es sie erfolgreich wegzublinzeln und keine Schwäche zu zeigen.
Ich war so erleichtert als es endlich klingelte, dass ich hektisch meine Sachen zusammen packte und auf den Flur hinauseilte. Doch plötzlich spürte ich, wie mich jemand von hinten schubste und dadurch, dass ich durch mein humpelndes linkes Bein nicht die beste Balance hatte fiel ich der Länge nach auf den Boden. Mein immer noch nicht komplett verheiltes Bein begann zu schmerzen, mir schossen erneut Tränen in die Augen und ich hörte, wie einige Leute zu lachen begannen. „Träum nicht so viel Krüppel", hörte ich die Stimme von Sergio hinter mir. Ich versuchte mich aufzusetzen, doch der Schmerz der dabei durch mein Bein schoss ließ mich leicht aufschluchzen - es tat einfach verdammt weh. „Jetzt fängt er auch noch an zu heulen, wie ein vier jähriges Mädchen", zog Diego, Sergios bester Freund mich auf. Gedemütigt senkte ich schluchzend den Kopf und niemand machte auch nur Anstalten mir irgendwie zu helfen.
„James?", fragte dann eine Stimme und als ich aufschaute sah ich Cristiano, welcher von seiner Clique begleitet wurde und mich besorgt ansah. „Was ist hier passiert?", fragte er nachdem er mein vor Schmerz und Scham verzogenes Gesicht registriert hatte. Er sah sich um und alle umherstehenden wichen seinem Blick aus oder machten sich direkt aus dem Staub. Auch Diego und Sergio sahen nun nicht mehr ganz so selbstbewusste aus und als Cristiano die beiden genauer betrachtete, verengte er die Augen. „Ihr wart das", stieß er hervor und er sah aus, als würde er jeden Moment auf die beiden los gehen. Ich wusste nicht, warum er sich so um mich sorgte, aber ich wollte nicht, dass er jetzt meinetwegen auf die beiden losging und sich so möglicherweise einen Schulverweis einhandelte. „Cristiano", hauchte ich gerade so laut, dass nur er mich hörte. Der Portugiese wandte sich daraufhin mit einem letzten bösen Blick, welcher sagte, dass er noch nicht mit den beiden fertig war, von ihnen ab und drehte sich nun ganz zu mir. Sein Blick wurde augenblicklich weicher, als seine Augen die meinen trafen.
„Kannst du aufstehen?", fragte er sanft und ich nickte. Die Schmerzen in meinem Bein hatten glücklicherweise nachgelassen und ich ging davon aus, dass nichts schlimmeres passiert war. Cristiano nahm mir den Rucksack ab, half mir hoch, wobei ich doch nochmal schmerzerfüllt aufzischen musste und stütze mich zum Ausgang der Schule. Dabei spürte ich genau wie viele ungläubige Blicke meiner Mitschüler mir folgten. Es hätte wohl niemand, einschließlich mir, gedacht, dass mich der ‚King der Schule' aus meiner Lage retten würde. „Soll ich dich zu einem Arzt bringen?", fragte er sanft, nachdem er mich über den Parkplatz geschleppt und in sein Auto verfrachtet hatte. Daraufhin schüttelte ich den Kopf. „Ich glaube das ist nicht nötig." „Okay wie du meinst. Sind denn deine Eltern denn Zuhause?" Daraufhin überlegte ich kurz, schüttelte dann aber den Kopf. „Nein, um die Zeit sind beide meistens noch arbeiten." Cristiano startete den Motor und erwiderte:„ Dann kommst du mit zu mir, falls doch irgendwas ist oder du was brauchst kann ich dir helfen."
„Du musst dich nicht dazu verpflichtet fühlen mich mit zu dir zu nehmen, ich werde schon zuhause klarkommen", sagte ich Cristiano als er gerade vom Schulparkplatz fuhr. Der Portugiese schüttelte daraufhin den Kopf. „Ich mach das nicht, weil ich mich dazu verpflichtet fühle, sondern weil ich es möchte. Wie gesagt, ich mag dich bonitāo." Und auf diese Worte hin breitete sich eine wohlige Wärme in meinem Bauch aus und ich lächelte leicht.
„Du kannst dich ruhig hinsetzten oder hinlegen", sagte Cristiano als wir in seinem Zimmer standen und ich verlegen im Türrahmen stand. Daraufhin lächelte ich ihn dankbar an und folgte seinem Angebot, in dem ich mich auf seinem Bett niederließ. „Gehts dir auch wirklich gut oder kann ich dir irgendwas bringen? Was zu trinken, was zu essen oder Eis um dein Bein zu kühlen?", fragte der Portugiese, nachdem er sich neben mich auf die Bettkante gesetzt hatte und mich leicht besorgt anschaute. Ich schüttelte den Kopf und lächelte matt. „Ich muss einfach nur mein Bein ein bisschen entlasten." Daraufhin nickte Cristiano. „Okay, wie du meinst. Möchtest du Netflix schauen?" Ich stimmt seinem Vorschlag zu und wir hatten uns schnell auf die Serie „la casa de papel" geeinigt, da vor ein paar Tagen die neue Staffel herausgekommen war und wir sie beide noch nicht angefangen hatten.
Der dunkelhaarige streckte sich neben mir auf seinem Bett aus und ich musste zugebene, dass es schön war, hier so mit ihm zu liegen und ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, dass seine Nähe mich nicht von der Serie ablenken würde.
„Ist dir nicht warm?", fragte Cristiano mich irgendwann mit einem Seitenblick auf mein langärmeliges Oberteil. Draußen waren es heute 35 Grad und hier drinnen war es, dank der Klimaanlage zum Glück einige Grad kälter, aber eigentlich war es trotzdem viel zu warm für lange Kleidung. Vor allem wenn man bedachte, dass Cristiano nur eine kurze Sporthose und ein Real Madrid Trikot trug, war meine Kleidung ein deutlicher Kontrast. Auf seine Frage hin zuckte ich jedoch mit den Schultern. „Ich habe mich mittlerweile dran gewöhnt sogar im Hochsommer mit lange Sachen rum zulaufen", gab ich zu und versuchte beiläufig mit den Schultern zu zucken. Daraufhin runzelte der Portugiese die Stirn. „Das kann doch nicht angenehm sein James. Hast du angst deine Narben zu zeigen?", fragte er sanft und versuchte mir in die Augen zu schauen, doch ich wich seinem Blick aus. Beschämt nickte ich und hauchte:„ Ich hasse diese mitleidigen oder angewiderten Blick, wenn Menschen mich angucken. Und dabei sehen sie nur die Narben an meinen Händen und mein Humpeln. Die beiden Faktoren sind nämlich eigentlich noch die am wenigsten auffälligen, ich will gar nicht wissen, wie die Leute gucken würden, wenn sie meine kompletten Arme oder sogar meinen Oberkörper oder meine Beine sehen würden." Ich wusste nicht warum ich Cristiano dies erzählte, denn bisher hatte ich darüber nur mit meinem Therapeuten gesprochen. Nichtmal meinen Eltern hatte ich das offen so gesagt, denn ich wusste, sie würden sich nur wieder Vorwürfe machen, auch wenn sie keine Schuld an dem Unfall hatten. Es fühlte sich jedoch gut an, dass offen vor Cristiano zu zugegeben.
„Du musst dich vor mir für nichts schämen bonitāo." Ich spürte wie mir Hitze in die Wangen schoss und ich schaute verlegen zur Seite. „Warum nennst du mich immer so?", fragte ich, um meine Verlegenheit zu überspielen. „Wie? Bonitāo?", fragte er und ich nickte. Cristiano streckte seine Hand aus und strich mir kurz und sanft über die Wange. „Weil du wunderschön bist James", hauchte er und daraufhin stieg mir nur noch mehr Hitze in die Wangen. „Ich glaub das ist das erste Mal, dass du meinen Namen gesagt hast", versuchte ich erneut von meiner Verlegenheit abzulenken und daraufhin lachte der Portugiese heiser. Bei seinem tiefen Lachen fuhr mir erneut ein Schauer über den Rücken. Schließlich schaute mich Cristiano wieder ernst an und seine braunen Augen strahlten eine unglaubliche Wärme aus. „Das war mein voller Ernst bonitāo und deine Narben machen dich nur noch besonderer", hauchte er und seine Hand befand sich erneut an meiner Wange. Ich war davon überzeugt, dass er mich jeden Moment küssen würde, doch dann flog die Zimmertür auf und wir fuhren erschrocken auseinander.
„Heilige Scheiße Lucas, kannst du nicht anklopfen?!", motze Cristiano Lucas an, welcher im Türrahmen stand und uns verwirrt anstarrte. Dann löste er sich aus seiner Starre und fixierte mich mit seinem Blick. „James, ich habe bestimmt hundert Mal versucht dich anzurufen und dir nochmal tausend Nachrichten geschrieben, nachdem ich gehört habe, was in der Schule passiert ist. Geht es dir gut?", fraget Lucas besorgt und ich fühlte mich mies, dass ich seitdem Vorfall nicht einmal auf die Idee gekommen war ihm zu schrieben. Cristiano hatte mich zu sehr abgelenkt. „Ja, Cristiano hat mir zum Glück geholfen", erklärte ich meinem Kumpel, woraufhin Lucas Cristiano einen etwas misstrauischen Blick zuwarf. „Ja, das habe ich auch schon gehört. Das war das Gesprächsthema Nummer eins in der Mensa.
Der Portugiese neben mir stöhnte laut auf. „Haben die Leute keine eigenen Sorgen auf die sie sich konzentrieren können, statt ständig über andere Menschen zu reden?!" Und mit dem Satz wurde er mir nur noch sympathischer, denn genau das selbe fragte ich mich auch ständig. Lucas sah immer noch etwas verwirrt zwischen uns her und fragte dann:„ Habe ich euch eigentlich eben bei etwas gestört? Ihr habt so erschrocken ausgesehen." Daraufhin wurden meine Wangen heiß und wahrscheinlich tomatenrot und ich tat so als wäre die Decke das interessanteste, was ich jemals gesehen hatte. Ein unangenehmes Schweigen breitete sich auf, woraufhin Cristiano seufzte. „Nein hast du nicht. Wir haben nur Haus des Geldes geguckt", sagte er und ich war mir nicht sicher, ob er das nur sagte,um Lucas abzulenken oder ob ich die Situation einfach nur überinterpretiert hatte.
„Oh, die neue Staffel? Ich muss auch endlich weiter gucken", äußerte Lucas sich und so entschieden wir uns dazu, alle gemeinsam weiter zu gucken, was zugegebener Maßen für viele unserer Mitschüler wahrscheinlich ein befremdlicher Anblick wäre. Der „Krüppel", der „Schwule" und der „King" beim gemeinsamen Serien gucken. Das würde uns wahrscheinlich auch keiner abkaufen, wenn wir das jemandem erzählen würden.
„Jetzt mal im ernst James, was ist passiert, als ich gestern in Cristianos Zimmer geplatzt bin?", fragte Lucas am nächsten Tag in der Mensa und sah mich mit großen, neugierigen Augen an. „Wirklich nichts, dass hat er dir doch gestern schon gesagt", seufzte ich. Daraufhin stieß der Spanier ein Lachen aus und sah mich ungläubig an. „Glaub ja nicht, ich hätte deine tomatenroten Wangen und deinen verlegenen Blick nicht gesehen. Ich habe nur nichts gesagt, weil ich die Situation nicht noch unangenehmer machen wollte als sie eh schon war. Also?", fraget er auffordern. „Ich weiß auch nicht", gab ich zu und senkte meine Stimme. Nicht, dass ich die Befürchtung hätte, dass uns jemand in der lauten Mensa belauschte, vor allem, weil die Tische um uns herum frei waren, aber man konnte nie wissen. „Ich hatte einen kurzen Moment das Gefühl, dass er mich küssen wollte, aber vielleicht habe ich mir das auch nur eingebildet. Er ist ja gar nicht schwul." Nun legte mein Kumpel den Kopf schief und schaute mich durchdringend an. „Ja, dass dachte ich auch immer, aber wer weiß. Hättest du es denn gewollt?", fragte er nun und mein verlegener Blick schien ihm Antwort genug zu sein. „Sei bitte einfach vorsichtig. Er ist ein netter Kerl, aber ich habe dir ja schon erzählt, dass er ein ziemlicher Herzensbrecher ist. Ich möchte einfach nicht, dass er dich auch benutzt oder du nur ein Experiment für ihn bist, um seine Sexualität zu erforschen", gestand er mir und vor Rührung musste ich einmal kräftig schlucken. Lucas war seit dem Unfall mein einziger Freund und hatte sich auch zu mein besten Freund entwickelt, denn er war immer für mich da. Es war toll endlich wieder einen echten Freund zu haben. „Ich bin vorsichtig, versprochen", entgegnete ich auf seine Äußerung hin.
„Und wo wir jetzt schon mal bei Thema sind, ich sehe gerade etwas sehr verwirrendes", bemerkte der Dunkelhaarige stirnrunzelnd und schaute über meine Schulter. Als ich mich ebenfalls umschaute, um zu sehen was Lucas so skeptisch betrachtete, fielen mir fast die Augen aus dem Kopf. Die „high society" Clique steuerte, angeführt von Cristiano, und mit ihren Tabletts in der Hand, Lucas und meinen Tisch an. „Ähm, was ist jetzt los?", fragte ich und sah Lucas an, welcher mit einem Achselzucken antwortete. Dann kam die Gruppe auch schon bei uns an.
„Ist hier noch frei?", fraget Cristiano und lächelte mich warm an. Dabei deutete er auf den Stuhl neben meinem. Völlig perplex nickte ich und schon ließ sich der Portugiese neben mich fallen und stellte sein Tablett ab. Auch die anderen setzten sich an unserem Tisch, während ich Cristiano einen verwirrten Blick zu warf. „Guck nicht so bonitāo. Darf ich mich etwa nicht zu euch setzten?" „Doch natürlich, es kam nur ein wenig unerwartet", gab ich zu und versuchte das ganze Getuschel und die Blicke, welche auf uns lagen, zu ignorieren.
„Ich möchte einfach mehr Zeit mit dir verbringen James und vor allem will ich, dass die Menschen hier dich nicht mehr abfällig angucken", gestand er. „Obwohl es auch viele gibt, die dich bewundernd angucken, aber sich nicht trauen dich anzusprechen", fügte er leiser hinzu. Augenblicklich weiteten sich meine Augen und sich Cristiano ungläubig an. „Wer hier guckt mich denn bitte bewundernd an?", schnaubte ich. „Viele. Und willst du auch wissen warum?", fragte er, doch fuhr ohne meine Antwort abzuwarten fort.
„Sie bewundern dich, weil du unglaublich stark bist bonitāo und weil du einer der heißesten Jungs hier an der Schule bist", raunte er. Ich senkte verlegen den Blick und registrierte, dass zum Glück niemand am Tisch, außer vielleicht Lucas, von unserem Gespräch Notiz nahm. An Lucas verstohlenem Grinsen, merkte ich eindeutig, dass er uns zu hörte. Denn auch er wollte mir ständig klar machen, dass ich besonders war und trotz meiner Narben oder laut ihm, gerade durch meine Narben, gut aussah.
„Das sagst du nur, um mein Selbstwertgefühl aufzubessern und um dich ein zu schleimen", entgegnete ich und sah ihm wieder in die Augen. „Nein tue ich nicht", hielt Cristiano dagegen und dann stahl sich ein kleines Grinsen auf seine Lippen. „Okay, vielleicht ist das auch ein kleiner Grund, aber vor allem sage ich dir das, weil es der Wahrheit entspricht und dir das anscheinend nie jemand sagt."
„Naja, so ganz stimmt das nicht. Meine Eltern, mein Therapeut und meine Ärzte sagen mir auch ständig, dass ich unglaublich stark bin und mich die Narben nicht entstellen, aber was sollen sie auch sonst sagen?", fragte ich trocken und Cristiano schüttelte den Kopf. „Glaub mir, irgendwann wirst du mir die Worte schon noch glauben und vor allem wirst du sie auch selbst irgendwann glauben. Ich werde nicht aufgeben, bis ich dieses Ziel erreicht habe." Meinte er das gerade wirklich ernst? Ich war nicht sicher, aber mein Herz begann auf jeden Fall seine Schläge mindestens zu verdoppeln.
Mit einem Blick zu Lucas registrierte ich, dass er anerkennend die Augenbraue hob. „Wehe, dass ist nur ne Masche von dir", sagte er dann zu Cristiano.
Oh wow tatsächlich ein neuer oneshot von mir🥳😂Eigentlich wollte ich ihn direkt komplett veröffentlichen, aber erstens fand ich es ein bisschen zu lang (dieser Teil ist ja eigentlich schon zu lang🤦🏼♀️) und zweitens bin ich noch nicht ganz zufrieden mit dem Ende, weil ich eigentlich noch so viele Szenen reinbringen möchte, aber das würde eindeutig den Rahmen von einem Oneshot sprengen. Ich hoffe ihr verzeiht mir, dass ich das ganze Thema mit den Verbrennungen etc. nur sehr oberflächlich ankratze, aber in nem Oneshot kann man einfach generell nicht so richtig in die Tiefe gehen. Af jeden Fall kommt der zweite Teil dann irgendwann diese oder nächste Woche und dann versuche ich mal wieder ein bisschen kürzere os zu schreiben, weil ich irgendwie immer viel zu lange schreibe😂 Falls es euch aufgefallen ist, der oneshot und das Thema mit den Verbrennungen ist übrigens vom Buch Cinder & Ella inspiriert🙃
Ich hoffe euch gefällt der Oneshot und ich würde mich sehr sehr über Feedback freuen🥰btw könnt ihr auch gerne mal ein paar Pairings dazu kommentieren, die ihr gerne lesen würdet, ich hab nämlich im Moment absolut keinen Plan, welche ich schreiben soll😅
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