"Das letzte Kapitel"~ Leweus
Für marie_brandt09 :)
Marco Reus saß reglos da, während die Abschiedsvideos eines nach dem anderen abgespielt wurden. Es war ein Moment voller Emotionen, ein Mix aus Stolz, Traurigkeit und Unsicherheit. Seine Zeit beim BVB – sein Herz und seine Heimat – ging zu Ende, und das Gewicht dieses Abschieds war in jeder Faser seines Körpers spürbar. Mitspieler, Freunde, und ehemalige Weggefährten hatten sich Zeit genommen, um ihm Botschaften zu schicken. Die Worte waren ehrlich und voller Dankbarkeit, und je länger Marco zusah, desto schwerer wurde ihm ums Herz.
Dann kam das letzte Video, und sein Atem stockte.
Die vertraute Stimme von Robert Lewandowski erklang, und Marcos Brust zog sich zusammen. Robert – oder Lewy, wie er ihn immer genannt hatte – war eine Erinnerung, die er längst versucht hatte zu verdrängen. Seit Jahren hatten sie keinen Kontakt mehr. Nach Roberts Wechsel zu Bayern München hatten sie sich schleichend aus den Augen verloren. Marco hatte sich eingeredet, dass es besser so war, obwohl er genau wusste, dass das eine Lüge war.
Auf dem Bildschirm sah Robert direkt in die Kamera, ein sanftes Lächeln auf den Lippen, das Marco fast den Boden unter den Füßen wegzog.
„Marco", begann Robert, seine Stimme ruhig, aber voller Emotionen. „Ich danke dir für deine großartige Arbeit, deine Hingabe, deine Leidenschaft. Du hast immer gezeigt, was es bedeutet, für etwas zu brennen, und ich werde dich für immer bewundern. Ich danke dir von ganzem Herzen für all die wunderschönen Momente, die wir gemeinsam verbracht haben. Vielen Dank für deine Unterstützung und noch einmal danke für jeden Moment, den ich mit dir genießen durfte. Alles Gute, Legende."
Marcos Hände zitterten, als das Video endete. Die Worte brannten sich in sein Gedächtnis ein, und obwohl er wusste, dass er darauf nicht vorbereitet war, ließ ihn eine Frage nicht los: Warum jetzt?
Die Stunden vergingen, doch Robert war nicht aus seinem Kopf zu bekommen. Marco wusste, dass es verrückt war. Seit Jahren hatte er keinen Versuch unternommen, den Kontakt wiederherzustellen. Doch die Gefühle, die er so lange begraben hatte, kamen jetzt mit voller Wucht zurück. Er hatte immer gewusst, dass Robert mehr für ihn war, als er je zugegeben hatte. Er war sein Fels in den stürmischen Anfangsjahren, derjenige, der ihn verstand, der ihn stärkte. Doch das Leben – und der Fußball – hatten sie auseinandergerissen.
Schließlich nahm er sein Handy zur Hand. Mario Götze war der einzige, der ihm helfen konnte. Ohne viel zu erklären, schrieb er eine kurze Nachricht:
„Mario, kannst du mir Roberts Nummer geben?"
Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Natürlich kam sie mit einem neckischen Zwinker-Emoji, aber Marco ignorierte das. Er starrte eine Ewigkeit auf die Zahlen, bevor er endlich eine Nachricht verfasste.
„Hey Lewy, hier ist Marco. Danke für das Video. Das hat mich echt berührt. Ich hoffe, dir geht's gut. Lass uns mal reden, wenn du Zeit hast."
Es war simpel, aber er wusste, dass jede zusätzliche Silbe ihn noch unsicherer gemacht hätte. Mit zitternden Fingern drückte er auf „Senden".
Die Antwort kam schneller, als Marco es erwartet hatte.
„Marco! Danke, dass du dich gemeldet hast. Ich wollte dich schon lange kontaktieren. Wann passt es dir? Ich würde gerne mit dir reden."
Das Kribbeln, das durch Marcos Körper lief, war beängstigend und aufregend zugleich. Sie vereinbarten, am nächsten Abend zu telefonieren. Als die Uhr schließlich die vereinbarte Zeit erreichte, fühlte Marco sich wie ein Teenager vor einem ersten Date.
Roberts Stimme am Telefon klang warm und vertraut, aber auch ein wenig vorsichtig. Sie redeten über alte Zeiten, tauschten Erinnerungen aus, die Marco längst vergessen hatte, und lachten über Anekdoten aus ihrer gemeinsamen Zeit. Doch irgendwann, als das Gespräch einen ruhigeren Ton annahm, fragte Robert leise:
„Marco... warum gehst du nach L.A.?"
Marco schluckte schwer. „Ich brauche einen Neuanfang", sagte er schließlich.
„Einen Neuanfang?" Roberts Stimme klang scharf. „Marco, du bist Dortmund. Wie kannst du das alles hinter dir lassen?"
„Es ist nicht so, dass ich Dortmund hinter mir lasse!" Marcos Stimme wurde lauter, als er sich verteidigte. „Ich nehme all das mit mir. Aber ich kann nicht ewig hier bleiben, Lewy."
Es entstand eine unangenehme Stille, die wie eine schwere Decke über ihnen lag. Marco hörte Roberts Atmen am anderen Ende der Leitung und wartete darauf, dass er etwas sagte.
„Weißt du, was ich denke?", begann Robert schließlich. „Ich denke, dass du wegrennst. Und ich verstehe nicht, warum."
Bevor Marco etwas erwidern konnte, legte Robert auf.
Marco hatte die Nacht kaum geschlafen, als es am nächsten Morgen an seiner Tür klingelte. Verwirrt stand er auf und ging zur Tür, rechnete mit einem Nachbarn oder einem Paketboten. Doch als er öffnete, stand Robert Lewandowski vor ihm.
„Robert?!" Marcos Stimme klang mehr wie ein Keuchen.
„Ich konnte das nicht so stehen lassen", sagte Robert und trat näher. „Ich musste dich sehen."
„Du bist... hier? In Dortmund?" Marcos Herz schlug wie verrückt.
„Ich habe nach unserem Gespräch nicht schlafen können. Und ich dachte, es wird Zeit, dass wir uns endlich aussprechen."
Robert trat in die Wohnung, und die Luft zwischen ihnen war plötzlich elektrisierend. Marco schloss die Tür hinter sich und drehte sich zu ihm um.
„Warum tust du das, Lewy?" Marcos Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. „Warum jetzt?"
„Weil ich dich nie vergessen habe", sagte Robert leise. „Und weil ich es bereue, dass ich damals nicht mehr für uns gekämpft habe."
Marco war sprachlos. Die Gefühle, die er so lange unterdrückt hatte, brachen in diesem Moment hervor. „Und was jetzt?", fragte er schließlich. „Ich gehe nach L.A. Das ist entschieden."
„Ist es das wirklich?", fragte Robert, sein Blick eindringlich. „Oder versuchst du, dich selbst davon zu überzeugen?"
Die Worte trafen Marco wie ein Schlag. „Was erwartest du von mir, Robert? Soll ich alles absagen, nur weil du plötzlich wieder in meinem Leben auftauchst?"
Robert machte einen Schritt auf ihn zu, seine Augen fixierten Marcos. „Ich erwarte gar nichts. Ich bin hier, weil ich endlich ehrlich zu dir sein wollte. Aber wenn du denkst, dass du ohne mich glücklicher bist, dann geh. Aber sag mir nicht, dass du es wirklich willst."
Bevor Marco etwas sagen konnte, zog Robert ihn an sich. Der erste Kuss war ein Sturm – fordernd, voller unterdrückter Sehnsucht und Emotionen. Marco spürte, wie er sich in Roberts Nähe verlor, wie all die Jahre der Unsicherheit und der verdrängten Gefühle plötzlich keinen Platz mehr hatten.
„Bleib bei mir", flüsterte Robert gegen seine Lippen, als sie sich voneinander lösten.
„Ich weiß nicht, ob ich das kann", sagte Marco ehrlich, seine Stimme brüchig.
„Du kannst", sagte Robert und sah ihm tief in die Augen. „Wir können das schaffen. Zusammen."
Die Stunden, die sie danach verbrachten, waren intensiv und voller Leidenschaft. Alte Wunden wurden angesprochen, neue Pläne geschmiedet. Marco wusste, dass die Entscheidung, nach L.A. zu gehen, komplizierter geworden war. Doch mit Robert an seiner Seite fühlte er sich, als könnte er endlich er selbst sein – und das war alles, was er jemals wollte.
Manchmal war es nicht der Fußball, sondern die Liebe, die den größten Unterschied machte.
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Ende
Wörter: 1160
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