8.2 | Benjamin Pavard x Lucas Hernández
ˡᵃˢˢ ᵈᵃˢ ᵍᵃᶰᶻᵉ ᶰᵃᶜʰᵈᵉᶰᵏᵉᶰ
Benjamins pov
„Was willst du denn hier?" Dumpf drang eine Stimme an mein Ohr und sorgte dafür, dass ich meine Augen öffnete. Neben mir entdeckte ich Lucas, welcher mich entsetzt ansah.
„Du hast mich letzte Nacht angerufen", murmelte ich, um seine Frage zu beantworten, „du warst völlig betrunken."
„Bitte tu mir den Gefallen und geh wieder", war alles, was er daraufhin erwiderte. Sein Gesichtsausdruck zeigte erste Anzeichen von Hass und ich fühlte mich ziemlich fehl am Platz. „Hast du mich verstanden", sagte er etwas lauter, „verschwinde, ich muss mich grade echt nicht mit Leuten wie dir abgeben."
Leute wie ich? Was meinte er damit? Wie in Trance stand ich auf und warf ihm einen letzten Blick zu. Er mied meinen Blick und meinte: „Da ist die Tür, wird das heute noch was?" „Ich hab dir doch nichts getan, ich wollte dir nur helfen", versuchte ich mich zu rechtfertigen, doch er ließ keine Widerrede zu und machte erneut deutlich, dass ich gehen sollte. Wenige Sekunden später schlug ich nicht gerade leise seine Wohnungstür zu und stieg in mein Auto, welches noch immer da stand, wo ich es mitten in der Nacht geparkt hatte.
So schnell ich konnte fuhr ich nach Hause und musste dabei stark die Tränen in meinen Augen unterdrücken. Was hatte es mir denn gebracht, in aller Herrgottsfrühe zu ihm zu kommen, nur um anschließend rausgeschmissen zu werden? Und was war aus seinen angeblich vorhandenen Gefühlen für mich geworden?
Gegen Nachmittag, ich hatte mich den ganzen Tag nicht wirklich vom Sofa runter bewegt, klingelte es plötzlich an der Tür. Ich dachte gar nicht daran aufzustehen, sondern wartete lediglich darauf, dass das Klingeln ein Ende fand, doch das tat es nicht. Genervt stand ich doch auf und ging zur Tür, schwor mir jedoch diese direkt wieder zu schließen, sollte Lucas davorstehen. Andererseits, warum sollte er?
„Du warst zwei Tage nacheinander nicht im Training, alles in Ordnung", war das erste, was ich zu hören bekam, nachdem ich die Tür geöffnet hatte. Ich brauchte einen Moment, um zu verstehen, dass es nicht Lucas war, der dort stand, sondern Corentin, welcher ziemlich besorgt schien. „Alles bestens", meinte ich leicht genervt. „Sicher", fragte mein Landsmann erneut, „Kann es sein, dass es mit Lucas zu tun hat, dass du nicht da warst?" „Möglich", murmelte ich, woraufhin er einfach an mir vorbei in meine Wohnung lief und sich auf die Couch fallen ließ. Verwirrt setzte ich mich zu ihm und er meinte: „Schieß los."
„Lucas hat dir doch sicher alles gesagt, oder nicht", fragte ich unruhig, woraufhin er den Kopf schüttelte. „Schon, aber mich würde die ganze Sache mal aus deiner Perspektive interessieren."
Ich dachte einen Moment lang nach, bevor ich zögernd zu erzählen begann: „Ich... naja ich bin schon... schon mehrere Jahre irgendwie in ihn verliebt. Das hab ich ihm dann letztens gesagt und seitdem hat er mich ignoriert. Dann wollte ich gestern mit ihm reden, aber er hat alles abgeblockt und", ich atmete einmal tief durch, „und letzte Nacht hat er mich angerufen, er war völlig betrunken, das war schlimm, so hab ich ihn vorher noch nie erlebt. Ich bin dann zu ihm gefahren und er wollte, dass ich dableibe und heute Morgen ist er dann aufgewacht und hat mich angeschrien. Er hat gesagt, er müsste sich nicht mit Leuten wie mir abgeben, keine Ahnung was er damit gemeint hat. Ich verstehe ihn einfach nicht, Coco, was hab ich denn falsch gemacht?"
Einen Moment sah er mich nachdenklich an, bevor er meinte: „Lucas kommt nicht damit klar, dass du Gefühle für ihn hast. Wenn du mich fragst, ist er einfach mit seinen eigenen überfordert." „Wie meinst du das", fragte ich unwissend und mein Gegenüber erklärte: „Ich weiß nicht, ob er auch was für dich empfindet, aber selbst wenn nicht, dann weiß er vermutlich einfach nicht, wie er sich dir gegenüber jetzt verhalten soll und die einfachste Möglichkeit für ihn ist nun mal, dir aus dem Weg zu gehen."
„Er hat heute Nacht gesagt, er hätte Gefühle für mich", murmelte ich, „aber wie gesagt, da war er völlig betrunken, vermutlich hat er sich das einfach nur ausgedacht." Wissend begann der Ältere zu grinsen. „Heißt es nicht, Betrunkene sagen immer die Wahrheit? Ich würde ihn an deiner Stelle einfach mal drauf ansprechen."
Vehement schüttelte ich den Kopf. So wie er sich allein heute Morgen verhalten hatte, wollte ich ihm so schnell nicht mehr gegenübertreten.
Eine ewig lange Diskussion ohne sinnvolles Ende später saß ich wieder allein in meiner Wohnung und dachte nach. Ich wollte nicht mit Lucas sprechen, nicht nach allem was passiert war.
Abends schaltete ich bewusst mein Handy auf stumm, um nicht mitten in der Nacht wieder von einem unnötigen Anruf geweckt zu werden. Als hätte ich es gewusst, wurden mir am nächsten Morgen direkt drei verpasste Anrufe und zwei neue Nachrichten angezeigt, allesamt von Lucas. Nervös ging ich auf den Chatverlauf und sah, dass es zwei Sprachnachrichten waren, beide gegen halb zwei morgens gesendet. Beim Anhören der Nachrichten kam mir eine Idee und so stand ich nur eine knappe halbe Stunde später vor Lucas' Haustür und klingelte. Anschließend hörte ich langsame, schwere Schritte aus dem Inneren des Hauses, bis die Tür geöffnet wurde.
„Was willst du denn schon wieder", kam es mit leicht rauer Stimme von Lucas, „ich kann grade wirklich keine Gesellschaft gebrauchen, vor allem nicht von dir." „Du musst nur zuhören, das ist alles", erklärte ich meinen Besuch und er versuchte gar nicht mehr, mir zu widersprechen, sondern deutete mir, ins Haus zu kommen. Ich blieb im Flur direkt hinter der Tür stehen, hatte gar nicht die Absicht, mich sonderlich lang hier aufzuhalten.
„Was ist jetzt", murmelte Lucas und hielt sich den Kopf, er schien wohl einen ziemlichen Kater zu haben. Mir ein Grinsen verkneifend, spielte ich die erste der beiden Nachrichten ab, welche er mir geschickt hatte.
„Benji geh doch endlich an dein Handy, hallo", drang es augenblicklich aus dem Lautsprecher meines Telefons, „warum gehst du nicht ran? Willst du nicht wieder vorbeikommen? Sonst bin ich hier so alleine, ich will nicht alleine sein, vor allem nicht im Dunkeln. Weißt du, ich hab Angst im Dunkeln, weil mein Bruder mich früher immer erschreckt hat, aber das weiß niemand. Eigentlich wollte ich das niemandem erzählen, aber jetzt weißt du es. Sag das aber niemandem, ja? Willst du nicht wieder herkommen?"
Lucas schoss augenblicklich die Röte ins Gesicht. „Was ist das", stammelte er und ich meinte lächelnd: „Das hast du mir heute Nacht geschickt. Warte, es geht noch weiter." Ich begann, die zweite Nachricht abzuspielen.
„Du hasst mich jetzt, oder? Weil ich dich gestern Morgen rausgeworfen habe. Tut mir leid, aber ich wusste nicht, was ich machen sollte." Nun hörte man leises Schluchzen aus meinem Handy. „Bitte komm her, ich vermisse dich, Benji. Ich weiß, dass ich mich wie ein Idiot verhalten habe, aber ich verstehe einfach meine eigenen Gefühle nicht, weißt du."
„Mach das aus, sofort", schrie Lucas beinahe panisch, doch ich schüttelte den Kopf. „Das Wichtigste kommt erst noch."
„Ich glaube ich liebe dich, aber–" Erneut wurde die Aufnahme von Lucas unterbrochen. „Mach das aus, ich meins ernst!" Ich dachte gar nicht daran, auf ihn zu hören und ließ die Nachricht weiterlaufen. „Weißt du ich verstehe einfach nicht, warum ich solche Gefühle für dich habe. Ich hatte sowas noch nie bei Männern. Das ist einfach komisch, ich will das nicht."
„Bitte", kam es nun wesentlich leiser von Lucas, „mach das aus, ich will das nicht hören." Seine Stimme wurde gegen Ende hin brüchig und ich meinte, ein leises Schluchzen zu hören. Zögernd hielt ich die Aufnahme an und blickte in seine Augen, in welchen ich Tränen schimmern sah. „Tut mir leid", stammelte ich, da es ihn anscheinend wirklich verletzt hatte, die Nachrichten anzuhören. Zögernd fuhr ich fort: „Aber... Stimmt das, was du da gesagt hast? War das dein Ernst?"
Er zeigte keinerlei Reaktion auf meine Frage, woraufhin ich mein Handy wieder in meiner Tasche verschwinden ließ. Es war eine bedrückende, scheinbar ewig währende Stille. Knappe fünf Minuten standen mir mindestens da, bis ich irgendwann beschloss: „Na dann kann ich ja gehen, wenn du mich wieder nur verarscht hast."
„Warte", kam es mit zitternder Stimme von Lucas, „ich muss nachdenken." „Lass das ganze Nachdenken, das macht es nur schlimmer", sagte ich ehrlich, da ich, sofern alles stimmte, was er gesagt hatte, mir gut vorstellen konnte, wie er sich gerade fühlte. „Meinst du", fragte er zögernd und ich nickte nur.
Nur den Bruchteil einer Sekunde später spürte ich, wie er mich leicht gegen die Wand hinter mir drückte. Sein Körper war meinem plötzlich unglaublich nah und durch seinen leicht unruhigen Atem, den ich auf meinen Lippen spüren konnte, wurde ich langsam aber sicher nervös. „Dann lass ich das vielleicht einfach mal", hauchte er und ehe ich mich versah, lagen seine Lippen auf meinen. Er schien im ersten Moment etwas unsicher, was sich jedoch änderte, als ich den Kuss zaghaft erwiderte.
Nur wenige Sekunden später löste er sich jedoch wieder von mir und sah mich leicht verlegen an. Ich lächelte einfach nur und fragte leise: „Hast du wirklich Angst im Dunkeln?" „Wehe du sagst das irgendwem", war alles was er noch sagte, bevor er mich vorsichtig erneut küsste.
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Teil 2 ^^
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