||-40°C
Niall P.o.V
"Lassen Sie mich los!", brüllte ich und schlug um mich, doch der Mann packte meine Oberarme und schleifte mich weiter. Seine Finger bohrten sich in meine Arme, ich zischte auf, als mich der Schmerz erreichte.
"Geh weiter!"
Ich schlug noch ein paar Male aus, bis ich es aufgab und mit Missfallen feststellen musste, dass es nichts brachte.
Ich wurde in ein Büro gestoßen. Es gab nur einen Schreibtisch, dahinter saß ein etwas älterer Mann mit eisblauen Augen, die mich zu durchbohren drohten.
"Hinsetzen!", schnauzte der Typ hinter mir und ohne dass ich irgendetwas sagen musste, drückte er mich mit Leichtigkeit in den Stuhl, als wäre ich nichts.
Irgendwie machten mir diese Leute Angst. Was mache ich eigentlich hier?! Ich wollte doch nur Geld!
"Ich erkläre dir jetzt ein bisschen was und du hörst zu, verstanden?"
Ich nickte. Es würde sowieso nichts bringen und Widerworte hätten es nur noch schlimmer gemacht.
"Du wirst in dem anliegenden Raum für zwei Wochen bleiben müssen, ob du willst oder nicht. Es gibt eine Skala von -10°C bis -110°C. Du hast Glück, weil du erst jetzt kommst. Wenn du den Rest des Experimentes überlebst, hast du das Geld. Wenn du stirbst, dann hast du Pech gehabt. Noch Fragen?"
Ich riss die Augen auf. Die wollen mich da rein sperren?! Nein! Als hätte der Mann meinen Gedanken gehört, griste er mich an und schnipste mit dem Finger. Ich wurde an den Haaren hochgezogen und schrie auf. Es tat so höllisch weh.
"Rein! Und viel Spaß da drinnen!"
Und damit schmiss mich der Mann in den Raum, ich landete auf dem Boden, spürte die eisige Luft. Meine Wange war am Boden und ich schloss für einen Moment die Augen. Schon jetzt war es furchtbar kalt. Wie soll ich das überstehen?!
Langsam rappelte ich mich auf und sah mich um. Es gab nur einen Tisch mit Stuhl, ein Laufgerät und ein Bett, auf dem ein merkwürdiges Bündel lag. Ich sah genauer hin und riss geschockt die Augen auf. Das ist ein Junge!
Und der bewegte sich nicht. Nicht mal ein kleines Heben oder Senken war zu erkennen. Schnell lief ich zu ihm und drehte ihn um, was nur schwer ging, da die Kälte eine Starre in ihm ausgelöst hatte.
"Hey! Hey du, wach auf!", schrie ich ihn fast schon an und schüttelte ihn durch, doch er reagierte nicht. Panisch kniete ich mich vor ihn hin und nahm seine Hand, die in einem Handschuh steckte. Mein Finger tastete nach dem Puls und ich erstarrte. Kein Puls. Nichts.
"WACH AUF!", brüllte ich wieder, hob ihn von diesem Bett und legte ihn nicht gerade sanft auf den Boden. Ich versuchte, ihn wiederzubeleben, aber ich hatte es noch nie gemacht. Tränen flossen aus meinen Augen, als es nicht klappte und ich hatte die Hoffnung aufgegeben, dass er noch leben würde. Bis er auf einmal die Augen aufschlug und mich verwirrt musterte.
***
"Sag doch was!", jammerte ich jetzt schon zum tausendsten Mal, denn er wollte mir einfach nicht antworten.
Er hob den Blick, seine grünen Augen trafen meine und ich erstarrte. Sie waren wunderschön.
"Seit vier Tagen. Ich weiß es nichg genau."
Und wieder erstarrte ich. Seine Stimme ... Wunderschön. Sie war ein wenig rau, aber auch weich. Wie das sein kann? Keine Ahnung.
"U - und ist es schwer?", brachte ich dann doch noch heraus. Was reden wir eigentlich da?!
Sein Kopf war an die Wand gelegt, seine Arme umschlangen seinen Oberkörper. Er war wieder in der vorherigen Position. Als ich daran dachte, wie er da gelegen hatte, bwkam ich eine Gänsehaut. Plötzlich hatte ich das Verlangen, durch seine Locken zu fahren. Ich hob die Hand und legte sie auf seine Haare. So weich ...
"Was m - machst d - du da?", fragte er mit zittriger Stimme. Auch sein Körper bebte. Ich schluckte und ballte meine Hände zu Fäusten. So gerne wollte ich ihn wärmen, ihn vor der Kälte beschützen. Aber es ging nicht. Denn er ist bestimmt nicht hetero. Und ich? Tja, keine Ahnung.
"Tut mir leid.", stotteete ich und zog meine Hand zurück. Ein trauriger Ausdruck legte sich auf mein Gesicht und ich senkte den Kopf. Ich hörte ein hektisches Ein- und Ausatmen, dann einen Knall. Ich riss meinen Kopf hoch und sah den Jungen, wie er wieder auf den Boden zurück fiel. Er wollte anscheinend aufstehen.
"Warte, ich helfe dir!"
Und schon nahm ich seine Hand, zog ihn hoch und schluckte. Ich darf nicht in die Augen sehen!
"Danke.", flüsterte er so leise, dass ich es kaum verstand. Ich nickte nur und setzte mich auf den Boden. Die arme schlang ich um meinen Oberkörper, ich zitterte. Das würde auch einige Zeit so bleiben.
***
Meine Augen waren halb geschlossen und wenn der Junge mir nicht immer gesagt hätte, ich solle nicht einschlafen, dann wäre ich das wahrscheinlich schon lange. Gerade betrat ein Mann den Raum. Er hatte dicke Winterklamotten an und seine Augen waren fast schwarz. Sie glänzten, als er zu dem Jungen sah und dann huschte sein Blick zu mir, der daraufhin einen traurigen Ausdruck annahm.
"Hey Harry!" Die Stimme war tief und glich einem Wasserfall, der nie aufhören würde, zu sprudeln. Es gefiel mir. Harry heißt er also ... komisch, dass ich ihn noch nicht früher gefragt hatte. Der Mann hatte zwei Jacken dabei und Harry nickte. Er lag in einer Ecke des Raumes, zusammengerollt, wie ich, zitternd, wie ich. Wir lagen eigentlich beide gleich da.
"Hier." Er gab uns beiden die Jacke, sah mich dann an und hatte ein kleines Lächeln auf dem Gesicht. Meine Mundwinkel zuckten, doch die Kälte verhinderte, dass ich lächeln konnte.
"Du bist Niall, oder?" Er klang traurig, so, als ob ihm das etwas ausmachen würde. Tat es aber nicht. Sie würden dann doch nicht so eine Scheiße machen, oder? Ich nickte als Antwort und ein Schaudern durchlief meinen Körper. Schnell zog ich mir die Jacke über, auch wenn meine Glieder dabei schmerzten. Ich spürte den Blick des Mannes auf mir ruhen, sah aber nicht auf. Irgendwie war er mir unsymphatisch.
Er lächelte noch einmal, dann drehte er sich um und ging aus dem Raum, ließ uns in dieser Hölle alleine.
"Wir steigen jetzt auf -50°C um. Wenn ihr überlebt, bekommt ihr Winterschuhe."
Ich atmete auf. Winterschuhe. Okay, du schaffst das! Mit dem Gedanken schlief ich schließlich ein, in der endlosen Kälte des Raumes, die niemals wärmer werden würde.
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