Harry

Ich war ultimativ erschöpft. Steve war eben doch relativ dick, weswegen mir bereits nach einigen Metern meine Muskeln in Form von starken Krämpfen vermittelten, überanstrengt zu werden. Ich ließ Steve von meinem Rücken gleiten und nutzte seinen leblosen Korpus als Unterlage. Gerade wollte ich mich von den Strapazen erholen, als ich hochschreckte.

Gerhard!

Ich musste ihm so schnell wie möglich Bescheid sagen, dass sich unser Termin auf einen unbestimmten Zeitraum verschieben würde. Hurtig kramte ich nach meinen Mobiltelefon und wählte des Gerhardens Nummer, welche ich auswendig konnte.

Hey Gerti, ich bins, Harri.

Menschenskinder, Harri! Wo bleibst du? Ich habe den letzten vier Patienten schon aus Versehen die Halswirbelsäule gebrochen, weil ich so unachtsam war! Ich war so besorgt, weil du dich so sehr verspätest!

Beruhige dich doch, mein Kleiner! Ich habe traurige Neuigkeiten zu vermelden. Mein treuer Weggefährte, mein Shetlandpony Steve ist soeben auf dem Weg zu deiner Physiopraxis zusammengebrochen und verstorben...

Ich schilderte Gerhard die Vorkommnisse und sobald ich über meinen Stevie-Beefie zu sprechen kam, brach meine Stimme, bis sie schließlich komplett verschwand und ich die letzten Worte nur noch flüstern konnte.

Stevie ist.. ist tot?

Ja, Gerhard, man hat ihn in den Shetlandponyhimmel entführt...

Gerhard und ich trauerten still um unseren Freund Steve, als ich plötzlich an Sarah denken musste. Wenn sie und ich uns jemals getroffen hätten, hätte sie Steve ebenfalls so sehr geliebt, wie ich es getan hatte? Niemals könnte ich eine Frau beglücken, wenn sie nicht die gleiche Liebe zu Steve geteilt hätte. Ich richtete mich auf und ließ Steve alleine, denn weglaufen konnte er mir nicht mehr, haha....

Kurz lachte ich über meinen eigenen Witz, bis ich wieder weinte. Ich machte mich auf den Weg zum nächsten Schreibwarengeschäft, denn ich fühlte mich, als müsste ich Sarah über die Geschehnisse informieren.

Bald darauf kehrte ich, bewaffnet mit Briefpapier und einem Stift, zum toten Steve zurück, lehnte mich an sein Fell um Inspiration zu erfahren und fing an.

Liebes Sarahlein,

Der Grund für mein Schreiben ist kein erfreulicher. Heute hatte ich einen Termin bei meinem Physiotherapeuten, da ich einen stechenden Schmerz im Rücken verspürte. Ich sattelte also mein Pony Steve und wollte mit ihm zur Therapie gelangen. Leider plagten mich heute ebenfalls starke Blähungen, welche Steve zum Verhängnis wurden. Ich saß also auf seinem Rücken, als sich erneut ein Darmgas den Weg in die Freiheit bahnte. Die Druckwelle war zu stark und Steve brach darunter zusammen. Ich wollte erste Hilfe leisten, jedoch konnte ich nur noch seinen Tod feststellen. Sarah, ich fühle mich leer. Nun habe ich niemanden mehr und ich brauche doch jemanden, der mich entertaint... Ich weiß, dieser Aufruf kommt nun sehr plötzlich für dich und ich verstehe es, wenn du dich nicht bereit fühlst, aber in dieser schwierigen Zeit wäre es ein Segen für mich, wenn du mich besuchen könntest.

Ich faltete den Brief und steckte ihn in den Umschlag. Ein letztes Mal atmete ich tief ein und aus, schulterte meinen Steve und begab mich auf den Weg nach Hause, was nicht nur als mein Heim, sondern auch als Steve's letzte Ruhestätte dienen sollte.

Steve ist tot, Gerhard ist in Sorge und Sarah soll alles wieder gerade biegen? Wie wird Sarah auf Harrys Brief reagieren?