2 - Im Bann der Dementoren
Just bevor Travers am harten Stein aufprallte, setzte der Schwebezauber ein und ermöglichte ihm eine sanfte Landung. Travers hatte es tatsächlich geschafft! Er war am Dach des Askaban-Gefängnisses. Mühsam richtet er sich auf, bis er kniete.
Über ihm schwebten sie! Unheimliche, finstere Gestalten. Travers schauderte. Vorsichtig begann er seinen Zauberstab zu schwingen. Fokussieren! Kalte Schweißtropfen rannen ihm übers Gesicht. Seit er das letzte Mal hier ausgebrochen war, war doch schon ein Weilchen vergangen.
Die Dementoren hatten ihn bemerkt. Travers hielt kurz die Luft an. Denk... an ... etwas Schönes! Vorsichtig, aber voller Selbstvertrauen machte er die Zauberstab-Geste. Das Glück durchfuhr ihn so, wie es vorhin beim Einnehmen von Felix Felicis geschah.
„EXPECTO PATRONUM!"
Aus seinem Stab entsprang ein silberweißer Yak. Ein mächtiger Patronus! Jetzt erst richtete sich Travers zu voller Größe auf. Trotz seines leuchtenden Beschützers überkamen ihn schreckliche Szenen: Der Tod von Lord Voldemort, das Urteil, das ihn nach Askaban gebracht hatte und der Verlust seiner Todesser-Freunde. Ein widerwilliges Stöhnen drückte seinen inneren Unmut aus. Dennoch gelang es ihm, Sekunden später wieder konzentriert auf seine Sache zum sein.
Er gelangte zum Eckpunkt, an dem zwei Trackte des dreieckigen Gebäudes zusammenliefen. Travers wagte einen Blick in die Tiefe. Die ungebändigten Wassermassen klatschten an die hohen Gemäuer. Es rauschte und spritzte. Wie aus dem nichts fing Travers an zu lachen – ein ungehemmtes, unheimliches Lachen. Der silberweiße Yak hüpfte immer noch unermüdlich durch die grauen Nebelschwaden. Donner gröllte von der einen auf die andere Sekunde inmitten der schwarzen Wolkendecke.
„BOMBARDA MAXIMA!!", schrie der Zauberer plötzlich mit düsterem Enthusiasmus. Der Fluch schlug wie ein Blitz im Gemäuer der nächstgelegenen Wand ein. Die Mauer zerbröckelte in einer heftigen Explosion und der Schutt regnete herab, ehe er den Fluten zum Fraß vorgeworfen wurde.
Nach kurzem Zögern nahm Travers, nachdem er sein Werk erfreut betrachtet hatte, Anlauf und machte einen Satz hinunter in die Tiefe – mitten in das Loch, das er ins Gebäude gesprengt hatte. Hier unten empfand es Travers noch abstoßender als oberen Teil. Travers hasste diesen dreckigen Ort. Er tastete nach dem Glückstrank, weil er fürchtete, dass die Angst sein ständiger Begleiter werden und ihn in die Knie zwingen könnte. Behutsam zog er das Fläschchen heraus. Mit Erschrecken bemerkte er, dass der Trank gefroren war. Im selben, schrecklichen Moment wurde ihm bewusst, dass er unweigerlich in der Klemme saß. Er hätte diese ganze gewagte Aktion bleiben lassen sollen!
...
Draco sackte zitternd zusammen. Den Rücken an den linken Sitz gelehnt, lümmelte er stieren Blickes da. Die Kutschentür stand nach wie vor offen. Es war kalt, bitterkalt. Der Wind pfiff. Eingeschüchtert suchte Draco seinen Zauberstab in den Manteltaschen. Seine Handschuhe waren – wie sein Schal – bei der wilden Kutschenfahrt aus dem Gefährt geflogen. Was bei Merlins Bart hatte er getan? Er hätte nie, wirklich nie gedacht, dass er bei diesem infamen Unternehmen mitspielen würde! Er spürte seinen Stab.
Doch die Angst durfte nicht siegen. Er zog ganz stillschweigend den Stab heraus – seine Hände zitterten dabei. Er sah vor seinem inneren Auge schon Lucius und Narzissa heraneilen, „Draco!", rufen und dabei erleichtert lächeln.
Plötzlich hörte er – oder spürte? – ein rasselndes Geräusch.
Die Beklemmung nagte sofort an dem hilflosen Jungen. Je größer sein Unwohlsein, desto mehr fühlte Draco, dass etwas hinter ihm war. Etwas Großes, Geisterhaftes. Hektisch drehte er das Haupt. Nebelschwaden zogen am Fenster vorbei. Aber die waren nicht, was ihn so einen Schrecken einjagte, dass er dachte, sein Herz stehe kurz still. Eine mächtige, pechschwarze Kreatur schwebte auf ihn zu!
Draco schnappte nach Luft. In der Hoffnung so nicht gesehen zu werden, rollte er sich dicht zusammen. Die Tür! Die Tür stand offen! Er wagte es nicht, sich zu bewegen. Der Dementor kam nahe zur Kutsche, sein Gewand flatterte im Wind. Langsam drückte das Unwesen eine Skelett-Hand gegen die Scheibe.
Vielleicht ist der Tod gar nicht so schlimm. Seine Eltern konnten wenigstens froh sein, ihn einmal gehabt zu haben. Er war bei ihrer Befreiung dabei, das war alles. Er hatte es versucht, weil er sie liebte.
Wie erwartet erschien der Dementor vor der Öffnung der Kutsche. Da gab es kein Entrinnen! Und mit einem schrecklichen kriechenden Laut begann der Dementor Dracos Seele auszusaugen...
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro