Kapitel 21
Kapitel 21
Liam war nicht sehr angetan von unserem Plan. Aber er hatte schließlich genau wie ich keinen Plan B. Also musste es so sein. Außerdem gewöhnte er sich langsam an den Gedanken, das Vertrauen einer Jägerin von Ambrosia gewinnen zu müssen. Natürlich war uns beiden klar, dass das keine risikofreie Aufgabe war. Würde Brenda herausfinden, wer Liam wirklich war, würde sie nicht zögern, ihn zu töten. Ambrosia war erbarmungslos.
Manchmal fragte ich mich, wer von uns beiden nun das Monster war. Ambrosia oder Mutanten?
„Hey Liam!", rief ich nach oben. Er steckte schon seit zehn Minuten in seinem Zimmer und kam nicht heraus. „Phase A von Plan A kann beginnen!"
Aus seinem Zimmer vernahm ich ein genervtes Stöhnen. Und dann öffnete er die Tür. Er stand in Aldrics teurem Hemd vor mir und seiner eigenen Hose. Da Liam größer als Aldric war, war saß das Hemd ein wenig eng. Skeptisch zog Liam eine Augenbraue hoch, als ich ihn betrachtete. „Das kauft die mir niemals ab, Freya!"
„Klar tut sie das!", erwiderte ich.
Liam blieb skeptisch. „Und das Hemd! Das ist zu eng!"
„Ach Quatsch! Das wird ihr gefallen!", sagte ich und klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter.
„Nicht dein ernst.", brummte Liam.
Nun sah ich ihn tadelnd an. „Na und? Dann malst du dich halt darunter ab! Aber du musst dich nun wirklich nicht für deinen Körper schämen!" Ich grinste ihn an. Er seufzte nur. „Du bist unmöglich, was?" Ich nickte. „Immer doch."
Ich runzelte die Stirn. „Da fehlt noch was."
„Ach ja? Was?" Liam sah an sich herunter.
Ich zog Audrics Sonnenbrille hinter meinem Rücken hervor uns setzte sie ihm auf. Lächelnd sah ich ihn an. „So! Jetzt ist es perfekt!"
Liam rückte die Sonnenbrille zurecht und grinste mich an. „Na dann. Ich komme wohl nicht drum herum, was?"
„Nein.", bestätigte ich grinsend. Er verdrehte seine Augen, nahm mich noch einmal in den Arm, so als sei es das letzte mal und wollte dann gehen.
„Halt!", rief ich da und er blieb stehen. Fragend sah Liam mich an.
„Du tust so, als sei das ein Abschied für immer!" Ich schüttelte meinen Kopf. „Brenda wird dich schon nicht töten. Außerdem sollte sie mehr Angst vor dir haben, als du vor ihr! - Verdammt, Liam! Du bist der Löwe! Sie die Maus! Vergiss das nicht!" Streng sah ich ihn an. Er schenkte mir ein kleines Lächeln. „Freya, ich umarme dich, als sei es ein Abschied, weil ich nicht sicher sein kann, dass ich wieder zurück kommen werde." Er drückte mir einen brüderlichen Kuss auf den Scheiten und verschwand nun. Ich konnte ihm nur hinterher sehen. Ich wusste, dass Liam recht hatte. Wir konnten beide nicht sagen, ob er zurück kehren würde. Bei Ambrosia wusste man nie. Man konnte sich nie sicher sein. Das war unmöglich. Und ich wollte Liam nicht verlieren. Also würde ich ihm heimlich verfolgen. Diesen Teil des Planes hatte ich ihm verschwiegen, damit er sich während unserer Mission nicht dauernd nach mir umschaute. Ich war so etwas wie seine Rückendeckung. Würde es doch noch aus der Kontrolle laufen, wäre ich da um Liam zu helfen. Niemand wusste, dass ich da war. Das war mein Vorteil.
Schnell steckte ich mein silberweißes Haar hoch und versteckte es unter einer schwarzen Mütze, damit ich nicht so auffiel. Außerdem würde silberweiß schnell auffallen. Und genau das durfte ich auf keinen Fall. Auffallen.
Ich wartete ein wenig, bis ich mir sicher war, dass Liam das Haus verlassen hatte. Unten erwartete mich schon Audra. Sie und Aldric waren natürlich eingeweiht.
„Sei vorsichtig!", ermahnte sie mich und drückte mir wie Liam zuvor einen Kuss auf den Scheitel. Aldric wäre eigentlich auch hier gewesen, doch er musste arbeiten.
„Natürlich.", sagte ich und Audra öffnete mir die Tür. Wie eine Katze schlich ich mich durch die Straße. Und blieb auch genauso unbemerkt. Liam entdeckte ich am Ende der Straße am Waldrand. Brenda saß dort und beobachtete unser Haus, doch als sie Liam bemerkte, sprang sie erschrocken auf. Jetzt war ich gespannt! Ohne Probleme kletterte ich schnell auf einen der nahen Bäume und beobachtete von oben das Geschehen.
„Entspann dich!", sagte Liam, als Brenda zurückwich. Meine Güte, das Mädchen hatte tatsächlich Angst vor Liam! Lächerlich! Na gut, bei seiner Größe und seinem nun wirklich beeindruckenden Körperbau ... Aber was sollte man da sagen, das lag an seiner Mutation. Das mit den Muskeln. Und bei mir war das ähnlich. Ich war ein wenig athletisch gebaut.
„Nun ja ... E-Es tut mir leid, dass ich dein Eigentum bedroht habe!", entschuldigte sich Brenda.
Liam setzte ein falsches Lächeln auf. „Ach, kein Problem. Sie hat sowieso mal eine Zurechtweisung verdient! Hat ihr immerhin nicht geschadet!" Ich wusste, dass Liam sich gerade selbst für diese Worte hasste. Und ich spürte die Wut, die in ihm aufkam.
Brenda fuhr sich nervös mit der Hand durch das lange rote Haar. „Du hast mich echt erschreckt, weißt du?" Sie lächelte kurz.
„Immerhin brauchte ich sie noch. Immerhin ist sie dafür da, das zu tun, was ich nicht tun will.", sagte er und lächelte sie an. Brenda erwiderte Liams Lächeln. Es sah vielleicht so aus, als wollte Liam nur charmant sein, doch ich kannte ihn gut genug um zu wissen, wie sehr er diese Worte die er da sprach verabscheute. „Sie ist nun einmal Abschaum."
Brenda nickte bestätigend. „Verstehst du, weshalb ich sie hatte töten wollen?"
Liam stockte kurz. Doch dann überwand er sich. „93? Natürlich. Ihr seid überall in den Nachrichten." Sein Lachen erklang.
„93, also, hm? Nun ja. Sie sind alle gescheiterte Experimente. Und gescheiterte Experimente muss man nun einmal entsorgen. Das war von Anfang an klar, dass es schief gehen würde. Sie sind Abfall." Branda spuckte das letzte Wort aus, als sei es Gift. In diesem Moment wollte ich nichts lieber tun, als vom Baum springen und sie zu erwürgen für das, was sie da sagte. Liam schien es nicht anders zu gehen. Ich sah, wie er leicht bebte. Doch er versteckte es, indem er lachte. Sein Lachen klang abgehackt und heiser.
Brenda warf ihm einen besorgten Blick zu.
„Keine Sorge, bin heute schon heiser aufgewacht.", redete Liam sich raus und Brenda wünschte ihm leise gute Besserung. „Und?", wandte Liam das Gespräch nun in eine andere Richtung. „Wie genau bist du auf das Golden Quarter gekommen?"
Brenda war sich sichtlich unsicher. Dennoch war nicht zu übersehen, dass sie Liam gut fand. Meine Güte, hatte der sie schnell um den Finger gewickelt! Das war ja beinahe schon beängstigend! Ich konnte darüber nur den Kopf schütteln.
„Es ist nicht schwer Mutanten zu finden. Die meisten leben bei sehr reichen Leuten.", erzählte Brenda. Liam tat so, als sei er sehr daran interessiert, was die Jäger von Ambrosia taten. Brenda scheinbar gefiel Liams Aufmerksamkeit. „Es war nur eine Frage der Zeit, bis wir in das Golden Quarter kamen. Und nun sind wir hier." Sie breitete ihre Arme aus. Ich spürte, wie sich jeder meiner Muskeln anspannte. Sie sprach in der Mehrzahl. Auch Liam spannte sich kaum merklich an. Sie war nicht allein. Doch was hatte ich denn erwartet? Dass sie hier alleine war? Es war absehbar gewesen, dass hier noch andere waren.
„Und wo schlaft ihr? Ich denke nicht, dass ihr einfach so in einem Hotel eincheckt.", meinte Liam.
Brenda lachte. „Natürlich checken wir nicht in einem Hotel ein! Die Regierung will uns immerhin finden, damit wir aufhören, ihre Mutanten zu töten!" Sie lachte, als sei die Regierung ein schlechter Witz. „Aber sie werden uns nicht davon abhalten können, Mutationen zu töten! Irgendwann wird jeder begreifen, dass es das Richtige ist!" Brenda schien ziemlich überzeugt von dem, was sie da sagte. Liam versuchte sichtlich sich zu kontrollieren um ihr nicht den Kopf abzureißen. Liam wurde sehr leicht wütend. Verdammt, das hatte ich nicht bedacht! Was sollte ich nur tun, wenn er wütend wurde und ausflippte? Vielleicht waren die anderen Ambrosiajäger in der Nähe!
Brenda deutete auf den Wald. „Wir schlafen da, wo uns keine Überwachungskamera filmen kann! Außerdem bietet der Wald genügend Verstecke!" Sie lächelte Liam an. „Willst du dich uns etwa anschließen?" Erwartungsvoll sah sie zu ihm auf.
Liam quälte sich ein Lächeln ab. „Wer weiß?", brachte er hervor, was Brenda zum Strahlen brachte.
„Na dann.", sagte sie und umarmte ihn kurz und schnell. „Ich denke, bis irgendwann mal!" Sie lächelte noch einmal. Die war ja total angetan von Liam! Unglaublich! Ich hätte nie gedacht, dass es so gut funktionierte! Das konnte selbst Liam nicht mehr abstreiten!
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