Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

37 - Unterstützung

R U N E

Nach unserem Übereinkommen führt mich Deidre in die Küche im unteren Stockwerk. Anderrson, welcher ihr Vater ist, bleibt im oberen Raum. Er hat noch Dinge zu erledigen. Um die Scherben wollen wir uns später kümmern. Ich schnappe meine Tasche aus dem Flur und folge der braunhaarigen Frau. Deidre ist um einiges kleiner als ich, doch ihren Mut hat sie mir längst bewiesen. Ich schätze sie ein wenig jünger als Toris, also ungefähr Mitte Zwanzig.

„Woher hast du die Speicherkarte?", fragt sie mich erneut, beiläufig, während ich ihr helfe, das Feuer unterm Herd zu entfachen.

„Das ist eine lange Geschichte", weiche ich aus. Trotz unserer Abmachung ist Deidre eine Fremde. Und ich habe nicht vor, sie in meine Lebensgeschichte einzuweihen. „Sagen wir, durch einen unglücklichen Umstand." Über die Flammen hinweg sehe ich, wie sie innehält und eine Augenbraue hebt.

„Ein unglücklicher Umstand?", wiederholt Deidre. „Eher ein absolut glücklicher Umstand. Weißt du, wie wertvoll Informationen aus der Gesellschaft sein können?"

„Woher willst du eigentlich wissen, ob ich wirklich die Wahrheit gesagt habe?"

Die Frau füllt Wasser aus einem Kanister in einen Metalltopf. Geräuschvoll plätschert es hinein. „Für Leute wie uns ist es offensichtlich. Man erkennt es schon am Papier." Ruckartig stellt sie den Kanister wieder am Boden ab.

„Für Leute wie euch?" Ich kneife die Augen zusammen und bin mir nicht sicher, wen sie damit meint. Leute aus der Arbeiterschicht? Die für die Gesellschaft arbeiten?

Deidre schnappt sich ein Messer und reicht mir drei große Kartoffeln. „Andersdenkende", raunt sie und sieht mir dabei in die Augen. „Aufständische. Rebellen. Wie auch immer du uns nennen willst."

Überrascht ziehe ich die Luft ein. „Rebellen? Es gibt Rebellen in der Stadt?"

„Was hast du denn geglaubt? Dass Anderrson euch Lihai aus reiner Wohlgunst hilft?" Deidre lacht, als sie Holz für das Feuer nachlegt. „Nein. Es gibt so viele von uns, Rune. Wir sind überall. In den Slums, in der Arbeiterschicht, in der Gesellschaft. Selbst ihr Lihai in der Wildnis seid eigentlich ein Teil von uns. Auch wenn ihr außerhalb der Stadt lebt und keinen Einfluss habt, ist eure reine Existenz ein Akt des Widerstands." Sie lächelt. „Wir wollen die Gesellschaft zerfallen sehen."

„Das will ich auch." Ich lege die Kartoffeln vor mich. Mein Messer gleitet durch die erste hindurch und verursacht ein dumpfes Geräusch auf der Holzplatte. „Ich will, dass die Gesellschaft für jegliches Leid bezahlt, welches sie zu verantworten hat." Meine Gedanken liegen bei einer Person, einer Person mit dunkelblauen Augen und voller Angst vor dem eigenen Vater.

„Dann haben wir dasselbe Ziel, Rune. Du bist aus der Wildnis und ich aus der Stadt. Doch wir stehen auf der gleichen Seite. Uns verbindet mehr als nur unsere Abmachung." Ich nicke langsam. „Wenn sich auf dieser Speicherkarte das befindet was ich vermute, dann könnten wir viel erreichen. Du und ich, Rune." Die Metallklinge kommt hart auf dem Untergrund auf. Ich betrachte das Messer in meiner Hand und blicke zu Deidre, die mich ernst ansieht. „Gemeinsam mit allen anderen Aufständischen können wir die Gesellschaft zu Fall bringen."

Vor meine inneren Auge sehe ich, wie das System zerbricht, wie es auseinanderfällt. Wie die Mauern aufbrechen und wie sich die Schichten der Stadt vermischen. Wie David einen Schritt in die Wildnis macht, einen Schritt auf mich zu. Wie seine sehnsüchtigen Augen seine Freiheit einfordern. Und er sie tatsächlich findet.

„Dann lass uns das tun", erwidere ich energisch.

Gemeinsam bereiten wir ein Abendmahl zu, obwohl es eigentlich nur Deidre ist, die es wirklich zubereitet. Ich beobachte sie, helfe ihr bei Kleinigkeiten und wir schweigen in Einigkeit. Bevor der Eintopf fertig ist, schickt sie mich mit einem Krug kochendem Wasser in das Badezimmer nebenan, durch welches ich in das Haus eindrang. Ich soll mich nur rasch waschen, meinte sie schlicht.

Ohne zu widersprechen folge ich ihrer Aufforderung. Nach der langen Wanderung und den Nächten im Wald brauche ich wirklich ein Bad. Im Raum angekommen spüre ich augenblicklich den kalten Luftzug. Deidre hat inzwischen die Holzläden vor dem zerbrochenen Fensterglas geschlossen, doch ganz ist die eindringende Kälte nicht abzuhalten. Ich schütte das kochende Wasser in den Holzzuber und fülle zusätzlich kaltes Wasser aus einem Kanister dazu. Da ich nicht zu viel Wasser verschwenden möchte, höre ich auf, als das Wasser ungefähr zwei Handbreit über dem Boden des Zubers steht. Vielmehr bin ich vom Leben bei den Lihai auch nicht gewohnt. Ich schäle mich aus meiner Kleidung und steige hinein.

Das Wasser ist nur noch lauwarm und der kühle Luftzug lässt mich frösteln. In Windeseile fahre ich mit einem Seifenstück über meinen Körper und spüle mich mit den Händen ab. Deidre muss mir zuvor ein Handtuch bereit gelegt haben. Ich trockne mich ab und schlüpfe zurück in meine Kleidung. Dann spüle ich mein Haar mit frischem Wasser durch. Ich hoffe, dass die Wärme des Feuers ausreicht, um es zu trocknen.

Als ich wieder die Küche betrete, liegt ein wunderbarer Geruch im Raum. Deidre und Anderrson warten schon auf mich. Die braunhaarige Frau teilt den dickflüssigen Eintopf mit Kartoffeln und Bohnen aus. Ich lasse mich zu ihnen auf die Bank sinken.

„Vielen Dank", sage ich und nehme die Schüssel entgegen.

„Ich hoffe, es schmeckt dir", entgegnet Deidre schmunzelnd. Ich winke ab.

„Glaube mir, in der Wildnis darfst du keine hohen Ansprüche an deine Mahlzeiten stellen. Solange sie dich satt machen, ist es ausreichend."

„Das sollte ich geschafft haben."

Eine Weile essen wir, ohne etwas zu sagen. Der Eintopf ist wirklich gut und vor allem warm. Nach meinem doch kühleren Bad merke ich, wie die Wärme allmählich in meinen Körper zurückkehrt.

„Wie wird es jetzt weitergehen?", frage ich dann in die Stille hinein.

Deidre schluckt ihren Bissen hinunter. „Ich muss unbedingt an den Inhalt dieser Speicherkarte kommen. Das können wir aber nur in der Gesellschaft." Sie zuckt mit den Schultern, gleichgültig. „Technik. Das können wir dir hier nicht bieten."

„Aber du kennst eine Möglichkeit, wie du sie einsehen kannst?", hake ich nach.

Deidre nickt. „Ich habe mir schon etwas überlegt." Aufmerksam lehne ich mich zu ihr. „Ich arbeite in der Gesellschaft als Dienstbotin. Ich kann dich einschleusen. Ich muss dir nur einen Ausweis besorgen. Das sollte kein Problem sein. Marc unterstützt uns Rebellen immer."

„Marc?"

„Marc Zwin. Mein Arbeitgeber. Er gehört der Gesellschaft an, hat aber nichts für sie übrig. Sein Status in der Gesellschaft ist so niedrig, dass er kaum beachtet wird. Er lebt allein in seiner ... vergleichsweise kleinen Villa. Trotz allem lebt er innerhalb der Mauern. Und kann sich dort frei bewegen."

Ich drehe meine leere Schüssel zwischen den Fingern. „Warum hat er nichts für die Gesellschaft übrig? Werden sie nicht dazu gezwungen, das System zu verehren?"

Deidre wiegt den Kopf und schenkt mir einen anerkennenden Blick. „Du kennst dich also doch mit der Gesellschaft aus."

„Ein wenig."

Die braunhaarige Frau schürzt für einen Moment die Lippen und meine knappen Worte hängen zwischen uns in der Luft. „Marcs Ehefrau gehörte schon vor ihm den Rebellen an. Ich glaube, die beiden waren eines der wenigen Paare, die sich wirklich mochten. Vielleicht ... vielleicht sogar liebten. Auf jeden Fall schloss sich seine Frau damals dem Aufstand an."

Bei den Worten richte ich mich auf. Konzentriert rufe ich mir Davids Erzählungen über die Gesellschaft ins Gedächtnis, über das grausame System der Unterdrückung der Frauen und Verherrlichung der Männer. Mit keinem Wort erwähnte er einen Aufstand. Deidre muss mein nachdenkliches Zögern bemerkt haben, denn sie erklärt: „Die Ältesten vertuschen den Aufstand. Kaum jemand weiß davon Bescheid, von den wahren Geschehnissen. Wir Rebellen haben unsere Augen und Ohren überall,l. Auch in den Gefängnissen."

Ein stolzes Grinsen liegt in ihrem Gesicht. „Auf jeden Fall, der Aufstand fand von ungefähr achtzehn Jahren statt. Er wurde von einer jungen Frau angeführt, ihr Name war Isabelle Rutherford. Und Marcs Ehefrau war eine Bekannte von Isabelle. Nachdem der Aufstand scheiterte ... sah er sie nie wieder. Die Ältesten teilten ihm mit, sie wäre bei einem Unfall gestorben." Deidre tauscht einen Blick mit ihrem Vater neben ihr. „Ein Unsinn. Er weiß ganz genau, dass sie bei der Rebellion ums Leben kam. Die Ältesten brachten sie um."

***

Mit einem unbehaglichen Gefühl helfe ich Deidre, die Küche aufzuräumen. Anderrson zieht sich zurück und Deidre zeigt mir, wo ich schlafen kann. Sie besitzen kein weiteres Bett, doch die junge Frau richtet mir provisorisch ein Schlaflager mit einer groben Strickdecke und einem Polster ein. Am nächsten Morgen ist keiner im Haus, als ich den Weg in die Küche finde. Ich breche mir ein Stück von dem Brot ab, welches Deidre mir gestern bereitlegte und esse meinen eigenen Proviant auf. Anderrson ist bei seiner Arbeit. Wie genau er eigentlich Geld verdient, weiß ich nicht. Deidre hat sich gleich in der Früh in die Gesellschaft aufgemacht, um ihrer Tätigkeit als Dienstbotin nachzugehen. Außerdem will sie sich unauffällig umhören, damit ich ebenfalls bald in die Gesellschaft komme.

Mein Vormittag ist unruhig. Ich wandere in dem Haus herum, in dem es nicht viel zu sehen gibt. Die Einrichtung ist karg und die wenigen Bücher im oberen Stockwerk und Deidres zum Trocknen aufgehängte Dienstkleidung sind die spannendsten Dinge in dem Steinhaus. Ich wage es nicht, hinaus auf die Straße zu gehen. Zwar sehe ich auch durch die Fenster kaum Leute, aber ich gehe lieber auf Nummer sicher. Es hat keinen Sinn, durch die Arbeiterschicht zu wandern und im schlimmsten Falle aufzufliegen, weil die Nachbarn mich noch nie gesehen haben.

Am frühen Abend kommt Deidre mit guten Nachrichten zurück. Zwischen ihren Fingern baumelt ein Ausweis. „Ich war den ganzen Tag unterwegs, um in Marcs Namen deinen Dienstantritt zu beantragen. Zum Glück hat er nur wenige Dienstboten, daher war es kein Problem. Hier." Sie reicht mir den Ausweis. Es ist eine rechteckige Karte aus Plastik.

Ich erkenne einen Namen und darunter schwarz-weiße Balken. „Caroline Veltas?", frage ich.

Die braunhaarige Frau nickt. „Das bist ab heute du. Da du nicht aus der Arbeiterschicht stammst, bürge ich für dich. Du wirst offiziell als meine rechte Hand arbeiten. Aber wir wollen dich vorerst nur hinter die Mauern bringen, damit wir dort die nächsten Schritte planen können." Ich bedanke mich bei ihr. Sie winkt nur ab und meint, morgen werden wir erst sehen ob alles so laufen wird wie gedacht.

Und tatsächlich klappt es. Gleich in der Früh steckt mich Deidre in ein Exemplar ihrer Arbeitskleidung, robuste schwarze Hosen und ein weißes Hemd, welches fein verarbeitet ist. Ich bin erleichtert als ich sehe, dass die Bünde des Hemdes an meinen Handgelenken eng anliegen und meine Tätowierung verbergen. Die Lederarmbänder kann ich nicht weiterhin tragen. Denn ich darf nichts an mir haben, wodurch man auf die Wildnis schließen kann. Mein Körperbau ist schon verräterisch genug. Ich hoffe, er wird durch die zusätzliche Schicht der Jacke so gut es geht versteckt.

Auf Deidres Anweisung binde ich mir meine Haare nach hinten, streng und glatt. Sie erklärt mir, dass die Wachleute immer wieder stichprobenartig die Taschen der Dienstboten untersuchen. Daher lasse ich meine Ledertasche aus der Wildnis bei Anderrson. Doch insgeheim verstecke ich zwei meiner Messer in meinem Hosenbund. Ohne sie will ich nicht aufbrechen. Auch das Papierkuvert mit der Speicherkarte verschwindet in meinem Strumpf. Deidre hängt mir den Ausweis an die Jacke, über meiner Brust. Dann folge ich ihr. Und viel schneller als ich gedacht habe, sind wir innerhalb der Mauern. In der Gesellschaft.

In kleiner Entfernung erkenne ich das erste Gebäude und meine Augen werden groß. Deidre lacht über meinen unfreiwilligen Ausdruck. „Das ist nur eine der kleinen Villen. Ein wenig größer als du gewöhnt bist, oder?"

Ich kann nur nicken und das Gebäude anstarren. Es ist wunderschön. Riesig. Prächtig. Reines Weiß, akkurat geschnittene Hecken. Die folgenden Gebäude tragen nicht dazu bei, meine Faszination zu mildern. Eine Villa ist größer als die andere. Deidre zieht mich rasch weiter. Wir folgen der Mauer, kommen an vier Anwesen vorbei, dann sehe ich die Rückseite eines etwas kleineren Gebäudes. Es steht leicht abseits, nahe der Mauer.

„Komm. Wir sind da. Zeit, Marc kennenzulernen."

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro