
Kapitel VIII
„Das Einrichten wird wohl eine Weile dauern, Sir. Wenn Sie Hilfe brauchen sollten, wissen Sie, wo Sie mich finden können", sagte Hermine, als sie vor der Tür standen, die Hermines Tür gegenüber lag.
„Genaugenommen hat mir Professor McGonagall aufgetragen, Ihre Räume zu vergrößern und bei Ihnen zu wohnen, Miss Granger."
Er schaute auf sie runter, als ob er sie herausfordern würde, ihm zu widersprechen. Sie wusste es jedoch besser und führte ihn stattdessen zu ihren Räumen.
Schweigend traten beide ein, um die schlafenden Kleinkinder nicht aufzuwecken.
„Gut, momentan schlafen die kleinen. Ich gehe mal davon aus, dass Sie noch wissen, wo alles ist. Wenn nicht, fragen Sie mich einfach", sagte Hermine, während sie in ihrem Kleiderschrank eine Hälfte für ihn ausräumte.
Danach nahm sie sich ein paar ältere Sachen aus ihrem Schrank und ging in das kleine Badezimmer, um sich umzuziehen, ihre Zähne zu putzen und ihre Haare in einen Pferdeschwanz zu binden.
Als sie ihr Zimmer wieder betrat, stellte sie fest, dass ihr Professor den Raum bereits erheblich vergrößert und ein Bett samt Nachttisch heraufbeschworen hatte.
An den Türrahmen gelehnt sagte sie: „Ich denke mal, dass Astoria und Neville bald kommen und Blaise holen werden."
Sie sah hinunter auf die drei schlafenden Kinder in den kleinen Bettchen, bevor sie sich herunterbückte und Blaise vorsichtig aus seinem Bett hob. Viel Reaktion bekam sie von ihm nicht, nur einen sehr müden Blick, bevor er wieder einschlief.
„Sie scheinen ziemlich müde gewesen zu sein", stellte Professor Snape fest, genau bevor es an der Tür klopfte. Er nahm ihr seinen ehemaligen Schüler ab.
Sie hingegen ging zur Tür und öffnete sie für ihre Freunde.
„Nev, Astoria. Kommt doch rein. Er ist sehr müde, wie es scheint. Er wird heute nicht viel Aufregung verursachen."
„Guten Abend, Professor", sagte Astoria, als sie ihm den kleinen Jungen abnahm.
„Dankeschön. Er sorgt eigentlich nie für viel Aufregung – er ist ein eher schüchterner Junge, wenn ihr mich fragt. Schlaf gut, Mia. Gute Nacht, Sir."
Davon, dass Neville früher so viel Angst vor dem Professor hatte, dass dieser sogar sein Irrwicht war, war nicht das kleinste Bisschen zu spüren.
Als sie die Tür geschlossen hatte, war ihr Professor gerade mit einem Stapel Kleidung im Badezimmer verschwunden.
Sie setzte sich auf ihr Bett und las wieder in ihrem dicken, äußerst aufschlussreichen, Buch über Zaubertränke.
Wenig später betrat er das Zimmer wieder, bekleidet in einem schwarzen T-Shirt und langen schwarzen Schlafanzughosen. Auf dem Weg zu seinem Bett sah er noch kurz nach den Kindern, die friedlich schliefen, und danach legte er sich ins Bett.
„Ich wünsche Ihnen eine Gute Nacht, Miss Granger", sagte er mit seiner tiefen Stimme, kurz nachdem Hermine ihr Buch zur Seite gelegt und die Lichter ausgeschaltet hatte.
„Das wünsche ich Ihnen auch, Sir."
„Severus."
Ihr Kopf fuhr herum und sie versuchte vergebens, ihn in der Dunkelheit auszumachen.
„Wie bitte?"
„Sie haben mich doch schon vorher Severus genannt. Außerdem werden wir auf unbestimmte Zeit zusammen leben und auf kleine Kinder aufpassen. Solange wir unter uns sind, können Sie mich Severus nennen."
Hermine war überrascht, mehr als das sogar. Nach kurzer Pause sagte sie schließlich: „Gute Nacht, Severus."
Nur wenig später war sie eingeschlafen.
Leblose Körper. Sie lagen überall in der Großen Halle. Körper von Bekannten, von Mitschülern, Ordensmitgliedern und von Freunden.
Sie alle waren umgeben von engen Vertrauten und Familien.
Die Halle war gespenstisch still, nur das ein oder andere erstickte Schluchzen war zu hören.
Sie sah sich um. Sie sah die vielen Gesichter mit eingefrorenen Mienen, Blut und Dreck überall.
Sie sah Lavender Brown, ihr Hals von Greyback aufgeschlitzt.
Colin Creevey.
Fred.
Remus und Tonks, deren Hände sich berührten. Auch im Tod sollten sie vereint sein.
Sie durchquerte die gesamte Halle und suchte nach einem bestimmten Toten.
Als sie ihn nicht fand, rannte sie aus der Halle und über das Gelände der Schule, die in Trümmern lag.
Sie rannte, als würde ihr eigenes Leben davon abhängen, ihn zu finden. Schon von weitem unterband sie das Umherschlagen der Peitschenden Weide und mit hektischen Bewegungen betrat sie die Heulende Hütte.
Da lag er in einer Pfütze seines eigenen Blutes, welches noch immer aus seiner Halswunde trat. Bei dem Anblick seiner noch bleicheren Erscheinung, der geschlossenen Augen und seiner in Fetzen gerissenen Kehle.
Dieser Anblick brachte sie dazu, aufzuschreien.
Jemand rüttelte an ihrer Schulter und sie schreckte aus dem Schlaf hoch.
Eine Stimme redete ruhig auf sie ein, als sie aufwachte.
„Hermine, wach auf. Es ist nur ein Traum."
Hermine sah sich um, ihre Augen immer noch vor Schreck geweitet. Direkt zu ihrer Rechten kniete Professor Snape mit einem besorgten Gesichtsausdruck.
„Professor?", fragte sie leicht verwirrt.
„Ja, ich musste dich aufwecken. Du hast dich im Schlaf hin- und hergeworfen. Du hattest einen Albtraum, stimmt's?"
Sie war nicht wirklich in der Lage ihm zu antworten, doch das war ihm Antwort genug.
Im nächsten Augenblick fing auch schon eines der Kinder an, zu schreien.
Sie wollte aufstehen, um nachzusehen, doch sein Arm hielt sie zurück.
„Du gehst und machst dich frisch. Es ist schon kurz vor sechs. Ich kümmere mich hier drum."
Sie sah unsicher zwischen seinem Gesicht und seiner Hand auf ihrem Arm hin und her, bis er ihn schließlich wegnahm. Sie stand auf und lief auf wackeligen Beinen ins Badezimmer.
Wenig später betrat sie den Raum langsam wieder, bereits in ihrer Schuluniform und sah ihren Professor, der mit beiden Babys auf dem Arm ruhig durch das Zimmer lief.
Sie lief zu ihm mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen und nahm ihm Harry ab. Der fing sofort an, zu weinen, was Draco aufweckte und auch zum Weinen brachte.
Mit zwei schreienden Babys hatten nun beide ihre Hände voll und versuchten sie zur Ruhe zu bringen.
Irgendwann gaben sie das auf und Severus fragte einen Hauselfen, ob er ihnen das Frühstück aufs Zimmer bringen könnte.
Als dann endlich alle satt waren, fragte Severus: „Liegt das nur an mir oder sind sie ein Stück gewachsen?"
Hermine wiederum sah sich die beiden genauer an und stellte fest, dass das tatsächlich der Fall war. Die Kleidung war nun etwas zu klein und musste größer gezaubert werden.
Die junge Schülerin packte gerade ihre Schulbücher für den Tag in eine Tasche, als Harry mit dem Finger auf sie zeigte und „Mama" sagte.
Sie drehte sich zu ihm um und sah ihn mit großen Augen an. Harry stand in seinem Gitterbett und konnte sich gerade so am Gitter festhalten. Dennoch hatte er ein dickes Grinsen im Gesicht.
Verwirrt schaute sie Severus an, der gerade noch mit seinem Patensohn beschäftigt war. Als Antwort bekam sie nur ein amüsiertes Lächeln.
Als sie Harry hochgehoben hatte und er Severus richtig sah, erhob er erneut seinen Finger und zeigte auf den großen Schwarzhaarigen.
„Dada!"
Nun war es an Severus, verwirrt und ungläubig zu schauen.
Hermine lächelte nur und lief weiter mit ihrem besten Freund auf dem Arm.
„Dwayco!", rief der Junge, als der Blonde frustriert anfing, zu Weinen, da er noch immer in seinem Gitterbett gefangen war.
Draco tat es seinem neuen Freund gleich und rief: „Hawwy!"
Beide Kinder fingen an, lauthals zu lachen und hörten damit auch für eine Weile nicht mehr auf.
Die Erwachsenen liefen mit den beiden zum Kamin und flohten kurzerhand in das Büro der Schulleiterin.
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