Kapitel III
In ihre neue Uniform gekleidet machte sie sich auf den Weg in die Bibliothek. Sie sah auf ihre Kleidung herab und musste zugeben, dass sie, obwohl ihr die Idee der Schulleiterin gefiel, das Gold und Rot auf Krawatte und Umhang vermisste.
In der Bibliothek angekommen suchte sie sich ein Buch und setzte sich in ihre übliche Nische, von wo aus sie einen schönen Ausblick über die Ländereien des Schlosses hatte. Nach einem kurzen Blick nach draußen schlug sie das Buch über Zaubertränke, Gifte und ihre Gegenmittel auf, das sie sich ausgesucht hatte, und begann darin zu lesen als sich jemand neben ihr räusperte.
Erschrocken blickte sie auf und sah direkt in die schwarzen Augen ihres nicht so toten Professors. "Guten Morgen, Sir," sagte sie schnell.
"Den wünsche ich Ihnen auch, Miss Granger. Dennoch frage ich mich, was sie um diese Uhrzeit bereits in der Bibliothek zu suchen haben. Das Schuljahr hat noch nicht einmal angefangen, also kann es kein Aufsatz oder der gleichen sein?" fragte er ernsthaft.
Es war für die junge Frau mehr als seltsam, dass ihr Professor ohne schneidenden Tonfall und ohne Bosheit in der Stimme mit ihr sprach, von dem fehlenden Sarkasmus ganz zu schweigen.
Krieg verändert Menschen.
"Ich konnte einfach nicht mehr schlafen, Sir"
Er setzte sich auf einen freien Stuhl in ihrer Nähe, bevor er ihr antwortete: "Gibt es einen bestimmten Grund, warum sie nicht mehr schlafen konnten?"
"Ich hatte- ähm, ich hatte Albträume. Hier zu sein bringt vieles zurück, mehr nicht," erklärte sie leicht stotternd und um Worte ringend.
Sie wollte schon zusammenzucken, weil sie wusste, das nun bestimmt ein schneidender Kommentar als Antwort kommen würde, doch er kam nicht. Also schaute sie auf und er tat etwas, was sie nie von ihm erwartet hätte.
Er lächelte müde und verständnisvoll. "Wenn die Albträume nicht bald nachlassen, kommen sie zu mir und ich kann ihnen einen Trank für Traumlosen Schlaf geben. Die einzige Bedingung ist, dass Sie nicht wieder versuchen, welchen auf eigene Faust im Badezimmer der Maulenden Myrte zu brauen. Ich nehme an, Sie können sich noch an letztes Mal erinnern, nicht? Glauben Sie mir, ich fände es sofort heraus."
Bei dieser Bedingung musste sie unverzüglich Lachen, zu lebhaft war die Erinnerung daran, dass sie eine Weile im Krankenflügel lag mit dem Kopf einer Katze.
Überraschenderweise fing auch er an, zu Lachen.
Zuerst war sie schockiert und sah sich schnell um, ob denn noch eine dritte Person anwesend war, die lachte, doch das tiefe, kehlige Lachen kam definitiv aus Severus Snapes Mund.
Als sich beide wieder erholt hatten, sagte Hermine, die Arme vor der Brust verschränkt: "Der Trank war ja nicht falsch gebraut, ich hatte nur fälschlicherweise Katzenhaare in mein Glas gegeben und keine Menschenhaare."
Daraufhin musste er erneut lächeln und sagte: "Da haben Sie wohl Recht, dennoch möchte ich nicht, dass Sie es probieren. Und nun denke ich, dass Ihre Freunde bereits beim Frühstück auf Sie warten werden."
Nickend stand sie auf, räumte ihr Buch ungelesen zurück ins Regal und verließ die Bibliothek unsicher, was sie von dieser Unterhaltung halten sollte.
Vor der Großen Halle stieß sie auf Harry, der gerade mit Neville aus den Kerkern gekommen war und gemeinsam gingen sie hinein.
In der Halle sahen sie die üblichen vier Haustische, den Lehrertisch und nah daneben einen neuen, kleinen Tisch, an dem sie scheinbar Platz nehmen sollten.
Kaum waren alle anwesend, auch ein ziemlich verschlafen aussehender Ronald Weasley, erschien das Frühstück auf dem Tisch und wenige Minuten später kamen Professor McGonagall und Professor Snape auf ihren Tisch zu.
"Ich wünsche Ihnen allen einen angenehmen ersten Morgen zurück in Hogwarts und hoffe, Sie konnten sich schon ein bisschen mit Ihren neuen Unterkünften anfreunden. Wir haben hier vorläufige Stundenpläne für die nächsten zwei Wochen. Innerhalb dieser zwei Wochen sollen Sie sich für fünf Fächer entscheiden, in denen Sie vertieft ausgebildet werden."
"Es wäre ratsam zu überlegen, was Sie nach Ihrem Schulabschluss machen wollen und die Fächer danach zu wählen," ergänzte Professor Snape. "Sie könne immer zu mir und Professor McGonagall für eine Art Beratung kommen. Bis sich jeder entschieden hat, wird es diesen simplen Plan geben. Heute sehen wir uns zum Beispiel zu vier Stunden Zaubertränke nach dem Frühstück. Ich sehe Sie dann dort und seien Sie pünktlich."
Er machte auf der Ferse kehrt und lief zu seinem Platz am Lehrertisch, dicht gefolgt von der Schulleiterin, die zu seiner Rechten Platz nahm.
Nach dem Frühstück gingen die Acht also ihre Zaubertränkebücher holen und warteten anschließend vor dem altbekannten Klassenraum. Kurz bevor es zur Stunde klingelte, öffnete sich die Tür. Nicht krachend und polternd, wie früher, sodass niemand Angst haben musste, von der Tür erschlagen zu werden.
Alle sahen einander verwirrt an. Was war denn mit dem Meister der Zaubertränke passiert, dass er auf einmal, nach so vielen Jahren, die Tür wie ein zivilisierter Mensch öffnen konnte. Immer noch verwirrt betraten sie den Raum und suchten sich ihre Plätze.
"Da stark davon auszugehen ist, dass nicht alle das Studium der Zaubertränke fortführen werden, werden wir uns mit ein paar Basistränken beschäftigen, die wir bereits vor Jahren gebraut haben. So können wir wenigstens die Grundlagen festigen. Sie werden mir heute alle einen Alterungstrank brauen. Das Rezept finden Sie wie immer vorn an der Tafel und die nötigen Zutaten im Schrank. Und bitte, versuchen Sie, keine Kessel in die Luft zu jagen. Ich bin froh, dass alles wieder so rekonstruiert werden konnte. Sie haben die ganzen vier Stunden Zeit, wer eher fertig ist, kann abgeben und gehen. Fangen Sie an," erklärte Professor Snape, bevor er sich vorn an sein Pult setze und über einem neuen Rezept brütete.
Die Schüler lasen sich das Rezept durch und standen dann auf, um die nötigen Zutaten aus dem Schrank zu holen.
Nach einer Weile entschied sich der Professor dafür, herumzugehen und sich die vorläufigen Ergebnisse seiner Schüler anzuschauen. Einige waren noch nicht einmal halb fertig, während Miss Granger nur noch zweimal im Uhrzeigersinn umrühren musste und dann war ihr Trank fertig gebraut.
Sie löschte die Flamme unter ihrem Kessel, als er hinter ihr stand und sagte: "Sehr gut gemacht, Miss Granger. Wie erwartet schnell und präzise gebraut. Ich wäre enttäuscht gewesen, wäre dem nicht so. Ich hoffe wirklich, dass sie ein tieferes Studium der Zaubertränke in Betracht ziehen."
Hermine stand da, wie gelähmt und versuchte zu verarbeiten, was er soeben gesagt hat. "Da- danke, Sir," stotterte sie verwirrt.
Hat er mich gerade gelobt, vor allen anderen?
Der Rest der Klasse schien mindestens genauso verwirrt, wie sie.
Bevor jemand etwas anderes tun konnte, begann es in Pansys Kessel zu blubbern und türkiser Rauch breitete sich rasend schnell im Raum aus.
"In Deckung!" rief Snape den Bruchteil einer Sekunde bevor ein lauter Knall zu hören war.
Er duckte sich blitzschnell und zog Hermine mit sich auf den Boden und warf seinen Umhang schützend über sie.
Alle blieben geduckt auf dem Boden, bis sich der Rauch begann zu verziehen. Erst dann wagte Hermine es, sich aufzurichten. Neville und Astoria taten es ihr gleich, die anderen jedoch nicht.
Kurz darauf fing irgendwo im Raum an, ein kleines Kind zu schreien. Sie liefen durch den Raum und suchten die Quelle des Lärmes. Unter Pansys Tisch fanden sie schließlich ein kleines Mädchen, nicht älter als ein Jahr alt.
Astoria nahm sie schnell auf den Arm und versuchte, das Baby zu beruhigen. Kaum war ihr das gelungen, begann erneut irgendwo ein Kind zu schreien.
"Wir müssen die anderen finden, los!" sagte Hermine sich umsehend.
"Hier ist noch ein Kind, sieht aus wie Ron," sagte Neville kurz darauf, das rothaarige Baby auf den Arm nehmend. "Hier ist Blaise," ergänzte Astoria, als sie ihn auf ihren anderen Arm nahm.
Neville lief weiter und blieb wenig später wie angewurzelt stehen. "Hermine, wir haben hier ein mittelgroßes Problem."
Sie lief zu ihm hin und sah auf den Boden zu seinen Füßen. Dort, in mitten von weißen Hemden und schwarzen Umhängen, saßen drei weiter Kleinkinder. Eins mit blau-grauen Augen und hellblondem Haar und zwei schwarzhaarige, einer mit runder Brille, grünen Augen und Blitznarbe auf der Stirn, der andere mit schwarzen Augen. Der blonde Junge fing an zu weinen und der schwarzhaarige Kleine mit den schwarzen Augen sah ihn nur mit einem genervten und vorwurfsvollen Blick an.
"Oh nein!" rief Hermine, bevor sie die beiden dunkelhaarigen Jungen auf den Arm nahm. Neville hob den weinenden Blonden hoch, als Hermine sagte: "Geh du mit den anderen vor in den Krankenflügel. Ich gehe zur Schulleiterin, sie muss davon sofort erfahren." Neville und Astoria nickten und so gingen sie ihre verschiedenen Wege.
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