Kapitel I
Als Minerva McGonagall ihr Büro betrat, sah sie, dass bereits alle vor Ort waren und auf sie warteten.
Die Schüler standen alle auf der einen Seite des Raumes in kleineren Gruppen und unterhielten sich mit gedämpften Stimmen während die Lehrer sich mehr oder minder ruhig über die verschiedensten Themen austauschten. Diese verebbten jedoch jäh, als die Anwesenheit der Schulleiterin bemerkt wurde. Diese lief geradewegs auf ihren großen Schreibtisch zu, als sich die Türen erneut öffneten.
Ein blasser und großgewachsener Mann, komplett in schwarz gekleidet, trat ein. Alle schienen erstaunt über die plötzliche Anwesenheit des Mannes. Alle, außer der Schulleiterin. Er ging geradewegs auf sie zu, während sie bei seiner Ankunft nur lächelte.
"Severus! Danke, dass du doch noch gekommen bist, obwohl dich die Nachricht erst reichlich spät erreicht hat. Ich hatte gehofft, noch jemand Anderes zu finden, der deine Lücke füllen könnte, nur war keiner qualifiziert oder kompetent genug, als dass ich ihn auf die Schüler hätte loslassen können. Ich hätte dir gern mehr Zeit zur Genesung eingeräumt aber wie dem auch sei. Es ist umso schöner, dass du hier bist. Kannst du einer alten Frau noch einmal verzeihen?"
Der Angesprochene nickte kurz während die anderen Lehrer aufgrund seiner Anwesenheit doch sehr verwirrt schienen; verwirrt darüber, dass er offenbar nicht ganz so tot war, wie sie alle es gedacht hatten.
Er begann mit seiner charakteristisch tiefen Stimme zu sprechen und obwohl er nicht laut sprach, hallte seine Stimme ungewollt durch das große Büro.
"Ich verzeihe es dir, aber nur dieses eine Mal, Minerva," antwortete er scherzhaft, womit er die anderen Anwesenden wiederum erneut verblüffte.
"Wenn es mir nicht gut genug gehen würde, als dass ich unterrichten kann, hätte ich dir gar nicht erst zugesagt. Ich muss dir dennoch widersprechen, es gibt durchaus eine Person, die mich hätte würdig vertreten können, auch ohne Ausbildung, Studium oder ähnliches. Sie mag vielleicht noch etwas jung sein, aber sie hätte es geschafft. Nun, ich nehme an, du hast uns nicht nur für ein Kaffeekränzchen hergerufen, oder?" ergänzte er lächelnd. Es war jedoch nicht das Lächeln, das alle gewohnt waren, das höhnische mit der hochgezogenen Augenbraue.
Nein, dieses Mal war es ein ehrliches Lächeln, eines, das viele noch nie bei ihm gesehen hatten, seine Kollegen eingeschlossen. Er wandte sich um und stellte sich neben seine Kollegen, die ihn immer noch verdutzt ansahen.
Er ließ seinen Blick über die Menschen im Raum schweifen. Seine Kollegen hatte er schnell überblickt. Nichts neues hier. Ich habe ja gehofft, dass sie endlich jemand gefunden hat, der Wahrsagen unterrichtet und nicht ganz so lästig ist. Sieht so aus, als müsste ich auch dieses Jahr wieder vor Trelawney auf der Hut sein, falls sie mir mal wieder einen miserabel gebrauten Liebestrank unterjubeln will und dabei darüber faselt, dass wir doch wie füreinander geschaffen seien. dachte er, seinen Blick weiter wandern lassend, nun über die wenigen Schüler, die ihr siebentes Schuljahr wiederholen oder nachholen wollten.
Na toll, Potter. Und ich habe doch tatsächlich gedacht, ich wäre ihn endlich los. Ich kann nur seinetwillen hoffen, dass er niemandem von meinen Erinnerungen erzählt hat. Nun, Zabini steht auch da. Wenigstens ein Schüler, der mir nicht auch noch den allerletzten Nerv rauben wird. Und warum ist Parkinson bitte hier? Longbottom, der wandelnde Misserfolg steht gleich neben Weasley Nummer Sechs. Nun fehlt nur noch Granger. Natürlich ist sie auch wieder da. Wie war das, vielleicht habe ich endlich mal ein ruhiges Jahr? Mit den Dreien vereint wird das wohl doch noch warten müssen. Dann ist da noch Greengrass und mein sogenannter Patensohn. Immerhin sind es nur 8, aber eine interessante Mischung aus Gryffindor und Slytherin.
Professor McGonagall wartete, bis sie die Aufmerksamkeit aller hatte, bevor sie zu sprechen begann, ihr schottischer Akzent klar hörbar.
"Dieses Jahr wird ein sehr außergewöhnliches Jahr, für alle, nehme ich an. Ich bin sehr glücklich über den Umstand, dass alle Lehrer sich entschieden haben, ihre Tätigkeit weiterzuführen, trotz der vielen Verletzungen und Schmerzen, die sie aushalten mussten und die Toten, die zu betrauern waren. Dafür bin ich allen sehr dankbar. Zudem freue ich mich, auch viele bekannte Gesichter auf Seiten der Schüler wiederzusehen. Ich bin mir sehr sicher, dass der Krieg seine Spuren in uns allen hinterlassen hat und viele verändert hat. Darum habe ich mich dazu entschieden, die Häuser zu vereinen. Ich glaube, dass es an der Zeit ist, diese alten Vorurteile und Hausrivalitäten beizulegen. Ihr werdet euren eigenen Gemeinschaftsraum haben und ihr habt sozusagen euer eigenes Hogwartshaus. Ihr gehört damit keinem der anderen Häuser mehr an und euch können keine Punkte gegeben sowie abgezogen werden."
Sie sah den Meister der Zaubertränke bei ihren letzten Sätzen scharf an, was dieser jedoch gekonnt ignorierte.
"Die einzige Bestrafung bei fehlerhaftem Verhalten wäre somit das Nachsitzen, auch wenn ich hoffe, dass so etwas nicht häufig vorkommen wird bei theoretisch erwachsenen Menschen. Die Lehrer, an die ihr euch als Hauslehrer wenden könnt, werden Professor Snape und meine Wenigkeit sein."
Der schwarzgekleidete Mann verzog keine Mine, sondern gab nur ein tiefes, missbilligendes brummen von sich.
"Außerdem habe ich Hermine Granger und Draco Malfoy zu den Schülersprechern dieses Jahr ernannt. Das wäre für heute auch schon alles. Ihr folgt bitte Professor Snape, der euch euren neuen Gemeinschaftsraum zeigen wird," endete die Schulleiterin ihre kleine Rede.
Die anderen Lehrer blieben noch im Büro um wichtige Dinge mit Professor McGonagall zu klären, während Professor Snape sie in die Kerker führte.
Er blieb vor einem großen Bildnis der Schule in der Nähe des Zaubertränkeraumes stehen.
"Um eintreten zu können, müsst ihr die Heulende Hütte berühren und das Passwort sagen. Es lautet Freundschaft. So können nur Leute diese Räume betreten, die Kenntnis von beiden Dingen haben.
Das Bild schwang auf und der Professor hielt die Tür für alle auf, bevor er als Letzter schließlich eintrat.
Im Raum selbst sahen sich alle erst einmal um. An der Wand zu ihrer rechten befand sich ein großer Kamin, in dem bereits ein schönes Feuer brannte, das den ganzen Raum erwärmte. Überall darum herum standen Sofas und Sessel und die Wände waren in Rot- und Grüntönen gehalten und die Teppiche in Gold und Silber. Kurz gesagt vereinte dieser Raum die Farben der beiden ursprünglichen Häuser, die eigentlich nicht wirklich zusammen passten. Überraschenderweise vertrugen sich die sehr unterschiedlichen Farben recht gut miteinander und gaben dem Raum ein sehr gemütliches Flair.
"Mister Potter, Mister Zabini, Ihr Raum befindet sich im ersten Stock auf der rechten Seite. Mister Longbottom, Sie teilen sich mit Mister Weasley den Raum darüber. Miss Greengrass, Sie und Miss Parkinson wohnen im Raum gegenüber dem von Mister Potter und Mister Zabini auf der linken Seite im ersten Stock. Der Raum auf der rechten Seite im dritten Stock steht Mister Malfoy zur Verfügung und der diesem gegenüber steht für Miss Granger bereit. Der Raum im zweiten Stock auf der linken Seite ist leer und kann somit von allen frei genutzt werden. Sie werden Ihren vorläufigen Stundenplan morgen früh beim Frühstück erhalten. Bis dahin wünsche ich Ihnen allen eine Gute Nacht."
Er nickte allen kurz zu bevor er den Gemeinschaftsraum mit wehenden Roben verließ.
Die Schüler entschieden sich alle geschlossen dafür, den ersten Abend mit auspacken zu verbringen und so spalt sich die kleine Gruppe schnell auf.
In ihrem Raum angekommen, begann Hermine sofort damit, ihren Koffer auszupacken, den sie schon vor mehreren Jahren genau wie ihre Handtasche verwandelt hatte. Schließlich barg dieser Koffer alles, was sie besaß.
Sie begann damit, ihre ganzen Bücher auszupacken, was sie jedoch ziemlich schnell erledigt hatte. Die unzähligen Bücher standen nun also säuberlich aufgestapelt überall im Raum herum. Sie war gerade damit fertig, ihre Schulbücher auf ein herbeigezaubertes Regalbrett zu stellen, als es an ihrer Tür klopfte. Neugierig, wer sie jetzt wohl störte, legte sie das Buch in ihrer Hand zurück auf den Stapel neben ihr bevor sie zur Tür ging.
Als sie die Tür geöffnet hatte, sah sie in dem kleinen Flur vor ihrer Tür niemand anderes als Draco Malfoy. Sie hätte nie im Leben gedacht, dass er freiwillig zu ihr kommen würde, geschweige denn, so kurz nach ihrer Ankunft in Hogwarts.
So standen die beiden also da: Sie wie festgefroren, die Tür noch in der Hand und er ihr gegenüber, sichtlich nervös und schon fast unwohl.
Schließlich räusperte er sich und begann, sich im Nacken zu kratzen während er verlegen auf den Boden zu seinen Füßen sah. Ihm war die ganze Situation sichtlich peinlich.
"Ähm, Hermine, ich wollte fragen, ob ich kurz mit dir reden könnte?"
Hermine war schockiert über seine ungewohnte, fast schon schüchterne und höfliche Redensweise ihr gegenüber und er hatte sie sogar beim Vornamen genannt und nicht nur Granger.
Sprachlos trat sie einen Schritt beiseite, sodass er eintreten konnte.
"Entschuldige bitte die Unordnung, ich bin noch lange nicht fertig damit, meine Bücher zu verstauen, wie du siehst. Ich bevorzuge es, alles selbst per Hand zu machen," sagte sie, als sie ihre Sprache wenig später wiedergefunden hatte.
"Keine Angst, mein Zimmer sieht mindestens genauso unordentlich aus, trotz Magie," erwiderte er mit einem ehrlichen Lächeln auf dem blassen Gesicht.
Er zwinkerte ihr zu während sie ihm einen Stuhl heraufbeschwor. Sie selbst setzte sich auf ein freies Fleckchen auf ihrem sonst zugestapelten Bett. "Also, worüber wolltest du mit mir reden?"
"Naja..."
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