Kapitel 2: Großeltern
„Verschwinde von hier, du bist hier nicht mehr erwünscht!"
Ich erstarre, als ich den puren Hass in der Stimme höre.
Ich stehe von meinem Bett auf und gehe langsam und leise die Treppe hinunter. Vorsichtig nähere ich mich der Empfangshalle, während ich auf die Stimmen lausche.
Nun sehe ich sie. Mom steht wie erstarrt vor einer Frau und einem Mann, die ich auf ca. 65 schätzen würde. Der Mann hat graues Haar und, soweit ich das erkennen kann, auch graue Augen. Neben ihm steht eine zierliche Frau mit braunen Augen und braunem Haar, die beruhigend eine Hand auf seinen Arm gelegt hat.
„Simon, Schatz, so beruhige dich doch. Es ist alles in Ordnung."
„Nein, nichts ist in Ordnung! Diese Frau", er zeigt auf meine Mom, „hat uns Aaron genommen und wagt es jetzt, hier aufzutauchen?!" Wutentbrannt starrt er meine Mutter an, welche nur stumm und traurig zurückblickt.
Ich spüre Wut in mir aufsteigen. Wie können sie es wagen, so mit ihr zu sprechen?!
Entschlossen trete ich in die Eingangshalle.
„Ä-chem", räuspere ich mich gereizt. Erschrocken und überrascht fahren sie alle herum.
„Dyla...",murmelt Mom. Ich werfe ihr beruhigende Blicke zu und gehe selbstbewusst auf die beiden Besucher zu, die anscheinend nichts mit mir anzufangen wissen.
„Guten Tag", spreche ich sie übertrieben freundlich an und strecke ihnen die Hand entgegen.
„Ich bin mir SICHER, sie haben einen SEHR guten Grund dafür, MEINE Mom auf UNSEREM Grund und Boden anzuschreien, nicht wahr?" Ich lächele zuckersüß.
„Mom?!", erwidern die Beiden und schauen erst mich und dann meine Mutter geschockt an.
„Ja, mein Name ist Dylara Faith Nightingale, Tochter von Cathlyn und Aaron Nightingale."
„Ihr habt eine Tochter?!" Nun wissen unsere Besucher wohl gar nicht mehr, was Sache ist, denn sie wirken mit der Situation völlig überfordert.
Währenddessen hat sich Mom wieder gefasst und sagt: „Ja, wir haben eine Tochter. Ich habe mich entschlossen, mit Dyla hier zu leben, da auch Aaron hier aufwuchs. Und wir werden auch nicht wieder gehen!" Stolz blicke ich sie an. „Hmpf", macht Simon unzufrieden, „dann macht doch, was ihr wollt! Komm, Alicia."
Alicia blickt uns nochmal noch einmal kurz mit einem Blick an, der zwischen liebevoll und zerknirscht schwankt und verlässt dann auch unser Haus, um Simon zu folgen. 1:0 für uns.
„Wer war das?", frage ich immer noch leicht gereizt meine Mutter. „Das", antwortet sie, „sind deine Großeltern."
Zwei Stunden später räume ich in meinem Zimmer die Kartons aus und denke dabei über diese seltsame Begegnung mit meinen Großeltern nach.
Mom hat mir erzählt, dass sie sauer sind, weil sich Dad dafür entschied, mit ihr zu kommen.
Ich weiß nicht so recht, was ich von ihnen halten soll, einerseits kann ich sie verstehen, aber andererseits ist das doch kein Grund, Mom für alles schuldig zu machen.
Seufzend beende ich das Aufräumen. Ein schöner Spaziergang am Strand wird mir jetzt bestimmt gut tun. Ich verabschiede mich von meiner Mutter, die gerade die restlichen Kisten ausräumt und trete nach draußen.
Die Sonne strahlt hell auf mich herunter und es ist angenehm warm. Ich mache mich auf den Weg zum Strand, der nicht weit weg ist und bemerke die seltsamen Blicke der anderen Leute. Anscheinend sind wir bekannt wie bunte Hunde. Ich grinse, als ich mir Mom und mich als knallbunte Hunde vorstelle. Kopfkino-Alarm!
Am Strand angekommen, bemerke ich ein paar Jungs, die weiter entfernt von einer Klippe springen.
Cool! Das muss ich unbedingt auch mal machen. Morgen ist aber erstmal der erste Schultag und bei diesem Gedanken seufze ich.
Schule und ich-wir sind wie Feuer und Wasser. Ich HASSE Vorschriften und die Schule ist quasi eine EINZIGE Vorschrift. Da ist es nicht gerade hilfreich, dass ich gerne mal die Regeln breche.
Als ich auf die Klippen blicke, sind die Jungs verschwunden, also mache ich mich auf den Heimweg.
In meinen Ohren hallen die Worte meines Opas nach: „Du bist hier nicht erwünscht!"
Ich schüttle den Kopf. Wir mögen hier vielleicht nicht erwünscht sein, aber den Schwanz einziehen würde ich sicher nicht, da konnten sie sich auf den Kopf stellen!
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