6 | fight
Er liegt kalt da. Bleich.
Es ist kalt in der Kapelle. So kalt wie zu Hause.
„Hat er eine Verlobte? Eine Freundin, die wir benachrichtigen müssen, Mister Styles?"
Die Worte hallen immer noch in Harrys Kopf.
„Nein", hatte er geantwortet. „Louis hat nur mich."
Sein Gesicht ist normal. Völlig normal und gesund, doch etwas an ihm stört Harry. Da ist ein Kratzer auf Louis' Wange.
„Vielleicht war es die Katze."
„Das geht nicht. Sie ist den Tag über im Badezimmer, Louis mag sie nicht."
„Vielleicht ist sie entkommen?"
„Das geht nicht. Die Tür war verriegelt und Louis würde sie nie aufschließen."
„Es wurde berichtet, dass Louis den Kratzer noch nicht hatte, als er in die Bibliothek lief..."
„Können Sie bitte endlich still sein."
Die Orgel setzt ein und auch wenn die Kapelle nicht gerade gefüllt ist, so dauert die Beerdigung doch eine ganze Weile.
Vielleicht tut sie das, weil Harry eine halbe Stunde vor Louis' offenem Sarg steht und weint.
Vielleicht tut sie das, weil das Stück, welches die Orgel spielt, so lang und beschwerlich ist.
Vielleicht tut sie das, weil Misses Campbell Harry nicht in Ruhe lässt und versucht ihn aufzuheitern.
Harry würde ihr wirklich gern ins Gesicht schlagen.
Doch Harry weiß nur, das der Gottesdienst ewig dauert und dass Louis' Sarg dann von einigen Männern nach draußen auf den Friedhof getragen wird.
Sein Grab ist nicht schön. Der Grabstein ist einfach nur ein Block, auf welchem steht: „Louis William Tomlinson *24.12 1930, gestorben 23.2.1956."
Wie gern hätte Harry etwas hinzugefügt wie: „Geliebt." Oder „liebevoller Freund", doch natürlich ging das nicht.
Er steht dann stumm da, stumpf wie ein Stück Holz vor einem Stück Stein auf einem Stück Boden.
Die Welt um Harry scheint auseinander zu fallen, als der Pfarrer etwas aus der Bibel liest und immer wieder zu den wenigen Menschen blickt, die dort stehen und um Louis trauern.
Harry, ein paar Nachbarn und ein paar Kollegen vom Amt.
Mehr nicht.
„Mister Styles, hat Louis Familie? Mutter, Vater, Geschwister?", hatte der Beamte gefragt, selbst nachdem Harry ihn gebeten hatte aufzuhören.
„Nur mich", hatte er nur sagen können. „Er hatte nur mich."
Louis' Sarg wird in die Erde gefahren und dann wird alles mit Erde zugeschüttet. Harry schaut in das tiefe Loch, schaut zu wie das Loch bald kein Loch mehr ist sondern ein kleiner Haufen Erde.
Blumen. Einige bringen Blumen und legen sie auf Louis' Grab.
Und nach einer halben Stunde sind alle weg und nur noch Harry steht dort, Tränen in seinen Augen und eine Blume in der Hand, die er vergessen hatte Louis auf seinen Sarg zu legen.
Also legt er sie zu den anderen Blumen.
„Louis, du..." Harry versucht zu sprechen, aber er verschluckt sich an seinen eigenen Worten.
„Du bist der einzige Mensch für mich."
Es ist schwer, aber er muss es sagen.
„Du bist mein Ein und Alles, du bist das Beste meines Lebens. All diese blöden Experimente, die ich... Ich hätte dich mehr beachten sollen. Mehr Zeit mit dir verbringen sollen."
Harry sieht auf die paar Worte und die Daten auf dem Grabstein.
„Die blöden... Experimente..."
Harry stockt.
Dann wird ihm schwindelig und er taumelt ein paar Schritte zurück.
„Meine bescheuerten Experimente, die eigentlich so gut wie nie funktionieren, Louis!", ruft er plötzlich.
Harry wirft seinen Hut auf den Boden und rauft sich durch die Haare.
„Wie kann ich nur so beschränkt sein? Natürlich!"
Es mag von weiterem vielleicht komisch ausgesehen haben wie ein Mann seinen Hut wegwirft und dann wie von einer Tarantel gestochen vom Grab seines Liebsten wegläuft.
Aber für Harry machte das sehr viel Sinn.
was denkt ihr bis jetzt? c: jamie xx
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