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Mündlich beworben und gleich verdorben

Der Morgen bläst mir seinen frischen Atem entgegen. Noch hat sich der Frühling nicht gänzlich gegen seinen Vorgänger durchgesetzt. Tagsüber klettert das Thermometer gerne über die zehn Grad Marke, aber gestern rieselte am frühen Nachmittag massenhaft Schnee herunter. Ich ziehe mir doch lieber die Jacke an, obwohl mir der kurze Lauf den Schweiß aus den Poren getrieben hat. Eine Erkältung ist das letzte, was ich jetzt brauche.
Ich spare mir das Geld für den Bus und gehe eine halbe Stunde rüber zum Bahnhof. Knapp zwei Euro kostet das Ticket in die Nachbarortschaft Eichgraben. Die Zugfahrt wärmt mich angenehm auf, dauert aber nur ein paar Minuten an.
Ich kenne die Gegend hier nur vage, doch den Weg runter zum Gemeindezentrum, wo ich den Brief bei der Post abgebe, finde ich problemlos. Die Dame hinter dem Schalter hebt eine Braue, als ich ihr den selbstgebastelten Briefumschlag reiche. Ich zahle sie in zehn und zwanzig Cent Münzen aus. Damit schrumpft mein Besitz auf knapp sechs Euro. Zeit, für Einkünfte zu sorgen.
Kürzlich wurde ein neuer Supermarkt hier eröffnet. Als wolle mir das Schicksal einen bösen Streich spielen, wurde er selbstverständlich am westlichen Ende Eichgrabens und nicht zentral gebaut. Im Eröffnungsflyer fand sich ein Vermerk, dass sie Mitarbeiter suchen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Konkurrenzdruck besonders groß ausfällt. Die meisten Leute, die hier leben, pendeln zur Arbeit nach Wien. In der Gegend sind lokale Arbeitsplätze rar gesät. Einer meiner ehemaligen Schulkollegen stand mal vor einer ähnlichen Situation vor den Sommerferien. Seine Mutter hatte ihren Job verloren. Er ging einfach hin und die nahmen ihn mit Kusshand. Jetzt arbeitet er dort schon das zweite Jahr und finanziert die Wohnung mit.
Je länger ich die Hauptstraße entlangwandere, desto selbstsicherer setze ich meine Schritte. Zunächst trieb mich alles zurück nach Hause. Ich bin übereilt abgehauen, wurde von einem Gefühl getrieben und mein Verstand, der laut meiner Mathelehrerin die Größe einer Erdnuss besitzt, schreit mir zu, das zu überdenken.
Doch der Entschluss ist in Granit gemeißelt. Vielleicht läuft alles nicht genau wie geplant, aber eines ist sicher: Ich liege Paps nicht mehr auf der Tasche. Allein das wird ihm das Leben erleichtern. Außerdem wäre eine Rückkehr schlicht peinlich. Erst große Töne spucken und dann zurückgekrochen kommen. Wer nähme mich danach noch ernst?
Endlich erreiche ich den Supermarkt. Der Parkplatz ist rappelvoll mit Autos, als fürchte die halbe Gemeinde einen Nahrungsmittelengpass. Offenbar haben die Eröffnungsangebote ihre Wirkung gezeigt. Sogar Paps hat darüber nachgedacht, bei ein paar Produkten zuzuschlagen, die selbst den Preis des Sozialmarkts schlagen.
Was für ein Gedanke, hier tagtäglich anzutanzen, um mir den Buckel krummzuarbeiten. Meine geplante Wohnung liegt leider nicht unbedingt in Reichweite. Das bedeutet ein weiter Fußweg jeden Tag oder ich besorge mir eine Monatskarte. Paps hat mich Sparsamkeit gelehrt. Er selbst ist mit dem Fahrrad zur Arbeit gefahren. Ich richte die Jacke, die den übergroßen Pullover kaschiert und streiche die Jeans glatt. Ein unauffälliger Fleck findet sich an der Innenseite des linken Oberschenkels. Wenn ich nicht zu breitspurig gehe, dürfte es nicht auffallen.
Ich versuche, möglichst selbstbewusst durch die Schiebetüren zu marschieren. Eine strahlend lächelnde Mitarbeiterin mit sauerstoffblonden Locken drückt mir ein Prospekt in die Hand und reicht mir ein Einkaufskörbchen. Ich schüttele dankend den Kopf. „Ich suche die Filialleitung, bitte."
Sie mustert mich irritiert. „Kann ich Ihnen helfen?"
„Es geht um ein Bewerbungsgespräch", bringe ich holprig hervor.
„Werden Sie erwartet?" Ihr Blick lässt darauf deuten, dass sie darüber nachdenkt, mich lieber zu duzen.
Ich lecke mir über die Lippen. „Das will ich doch hoffen. Sie suchen neue Mitarbeiter, nicht wahr?"
„Ja natürlich, warten Sie einen Moment, ich lasse sie schnell ausrufen."
Sie läuft zur Kasse rüber und kurz darauf höre ich ihre Stimme durch mehrere Lautsprecher schrillen. „Frau Lampke bitte zum Eingangsbereich."
Sie kehrt zu mir zurück. „Einen Moment bitte." Damit verliert sie jegliches Interesse an mir. Eine Weile später kommt die Filialleiterin angetrabt. Eine Frau um die vierzig, streng zurückgekämmtes schwarzes Haar und eine Miene, als wäre jemand hinter ihr her.
„Was ist denn?", fragt sie ihre Mitarbeiterin.
„Dieser Herr hier kommt zu einem Bewerbungsgespräch."
Ich verschränke die Arme hinter dem Rücken und neige das Haupt, als sie mich prüfend taxiert. „Ich erinnere mich gar nicht, für heute jemanden eingeladen zu haben."
„Ich habe Ihre Annonce im Flyer gesehen."
„Haben Sie mir Ihre Bewerbungsunterlagen bereits zukommen lassen?"
Ich lege den Rucksack ab und krame den Schnellhefter mit meinen Zeugnissen heraus. „Ich habe alles dabei."
Sie sieht auf mich herab, als würde ich mir gerade vor ihr einen runterholen. „Ist das Ihr Ernst?"
Eine Kundin kommt herein und ihr Gesichtsausdruck wandelt sich in die Freundlichkeit eines Honigkuchenpferds. „Willkommen", begrüßt sie diese in aller Höflichkeit. Kaum ist die Frau davon, wird sie wieder zu Luzifer persönlich. „Wenn Sie sich für eine Stelle hier interessieren, dann tun Sie es wie alle anderen und mailen Sie Ihren Lebenslauf inklusive Zeugnissen und Bewerbungsschreiben durch." Mit diesen Worten wendet sie sich ab, doch ich eile ihr nach.
„Verzeihen Sie, ich hatte Angst, dass Sie mich ablehnen."
„Damit haben Sie Ihre Chancen auf jeden Fall nicht verbessert."
„Ich bin ein fleißiger Mitarbeiter. Ich werde mich einbringen."
Sie hält inne und dreht sich zu mir um. Ihre Hände fuchteln in der Luft herum, die Miene ist mühsam beherrscht. „Ich glaube Ihnen gerne, dass Sie motiviert sind, aber ich habe jetzt wirklich keine Zeit, Sie einzuschieben."
„Wir können das ganz schnell besprechen." Ich blättere zum letzten Zeugnis zurück, wo meine Noten noch halbwegs akzeptabel waren. „Sehen Sie? Ich bin gut in Mathe und befriedigend in Deutsch. Ich könnte mir alles vorstellen. An der Kasse arbeiten, Artikel einsortieren, Leitungsaufgaben."
„Wie charmant, Sie bieten mir an, meinen Posten zu übernehmen." Sie lacht wenig belustigt auf und öffnet eine Tür, hinter der ich einen Büroraum ausmache. „Erzählen Sie mir das alles doch in Ihrem Bewerbungsschreiben."
„Ich habe kein Internet!"
„Sie können nötigenfalls auch einen Brief schreiben."
Ohne Drucker? Wohl kaum. „Ich bitte Sie. Wie wäre es, wenn Sie mich einen Tag zur Probe arbeiten lassen? Ich kann im Lager helfen."
„Wir sind gut versorgt, danke."
Sie knallt die Tür zu und ich stoße mir fast die Schnauze daran.
Okay, das habe ich mir zu einfach vorgestellt.


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