19. Wärme
Ruhe
Kälte
Raue
Warme
Tröstende
Hände
Sehnsucht
Dunkelheit umschloss mich wie ein Kokon. Ich in wohliger Wärme. Lag ich immer noch im Hinterhof vor der geschlossenen Tür? War ich endlich alleine? Oder war mein Peiniger noch in der Nähe? Bruchstückhaft kamen nach und nach alle Erinnerungen zurück in meinen Kopf und überrollten mich mit voller Wucht. Ich traute mich nicht, meine Augen zu öffnen. Ich hatte Angst, dass ich nicht alleine war und ich war nicht ansatzweise in der Lage zu flüchten. Vermisste mich denn keiner? Anscheinend war es im Club so voll, dass niemandem auffiel, wie lange ich schon fehlte. Ich hörte in mich hinein, genoss weiterhin die Schwärze, die mich einlullte und versuchte nach dem Schmerz zu greifen um endlich aufzuwachen. Ich hatte das Gefühl zu schlafen und nicht aufwachen zu können. Doch was um mich geschah, bekam ich mit.
Ich lag auf kalten Boden in der dunklen Gasse und konnte mich nicht bewegen. Ich war ganz steif vom eisigen Wind, der um mich wehte. Kurz bereute ich es innerlich, so wenig angezogen zu haben. Doch heute wollte ich schön aussehen und nicht auf die Kälte, geschweige denn auf eine Erkältung achten. Ich hielt den Atem an. Ich spürte eine Präsents um mich. Das eklige Kribbeln, welches vorhin unangenehm meinen Rücken entlang kroch, hatte sich umgewandelt in etwas Gutes. Jemand schien bei mir zu sein. Mein Herz schlug sofort schneller und klopfte unruhig in meiner Brust. Hörte mein Gegenüber das? War ich wieder in Gefahr?
"Ganz ruhig", flüsterte eine samtige, dunkle Stimme und strich mir die Haare aus der Stirn. "Du bist gleich sicher". Mein Herz hörte kurz auf zu schlagen und galoppierte dann noch schneller als zuvor. Eine warme Hand berührte vorsichtig meine Schulter und ein Blitz der Wärme durchschoß meinen Körper. Wer war hier bei mir? Aus einer Hand wurden zwei und derjenige, der hier war, zog mich langsam und vorsichtig zu sich. Innerlich seufzte ich auf und genoss diese liebevolle Art. Ich dachte nicht daran, dass mich jemand Fremdes im Arm hielt und auf mich aufpasste. Ich fühlte mich dafür einfach zu sicher. Beschützt ist auch das richtige Wort und auf jeden Fall geborgen. Jetzt konnte mir doch niemand mehr etwas anhaben, oder?
Ich war immer noch nicht ganz bei mir und schaffte es nicht aus meinem Kokon auszubrechen aber die weichen und doch rauen Hände streichelten vorsichtig über meine Haut und ich glaubte fast, dass der Schmerz nie zurückkommen würde. Ich fühlte mich, als könnte ich fliegen, als die starken Arme mich hochhoben und fest an sich drückten. "Was machst du nur?" murmelte die dunkle Stimme und ich hatte fast das Gefühl, dass die Stimme wütend klang. Mahnend.
War er etwa sauer auf mich? Nein.
Ich hatte doch nichts getan, am Ende hin konnte ich mich nicht mal mehr gegen alles wehren. Trotz der Umstände kroch eine wohlige Gänsehaut über meine Arme. Ich fühlte mich aufgehoben und wollte nicht aus dem Traum aufwachen. War das überhaupt ein Traum, oder bekam ich alles mit was gerade wirklich um mich herum geschah?
In meinem Unterbewusstsein bekam ich mit wie uns die Wärme umfing, doch gleichzeitig auch wieder die Dunkelheit. Diese zog mich wieder tief in seinen Strudel.
Nein!
Ich wollte nicht alleine gelassen werden. Ich wollte das Gefühl noch genießen in diesen Armen, auch wenn sie mir fremd waren. Fremd und doch so als wäre ich genau richtig hier. Die Kälte tief in mir schmolz gerade zu dahin in seinen Armen und ließ mich den ganzen Schmerz, den ich ertragen musste vergessen.
Einmal wollte ich dem unbekannten Retter nur in die Augen schauen. Schließlich konnte ich mir vorstellen, wer mich gerade in den Armen hielt auch wenn ich es nicht mal ansatzweise glauben konnte. Ich spürte ihn noch, doch kurz darauf fühlte ich mich leer und alleine, die Dunkelheit packte mich grob und zog mich mit sich in die Tiefe.
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