7.
Nachdem sich die Tür schloss verbrachte ich den restlichen Tag dann damit auf der Couch zu sitzen und mir meinen Stumpf anzuschauen. Manch einer würde sagen, ich wäre in einer Depression, doch ich sagte dazu eher Loch, denn Depression hörte sich für mich so krass an. Ich war in einem Loch und wusste nicht wie ich da wieder rauskommen sollte, denn ich war eingesperrt in meiner Wohnung, verließ diese nur wenn ich Reha hatte und sonst überhaupt gar nicht. Krebs hatte mein Leben komplett zerstört!
In der Nacht wurde ich nach einem Albtraum schreckhaft wach. Ich schaute mich um und realisierte, dass ich immernoch auf der Couch war. Nicht mal ins Bett hatte ich es heute geschafft. Was war nur aus mir geworden? Ich hatte nur einen Unterschenkel verloren und war so ein Wrack geworden. Ich blieb die restliche Nacht wach. Am nächsten Morgen machte ich mich fertig und ging dann mit meiner Prothese auf dem Rücken und meinen Krücken zum Bus.
Wenig später stieg ich aus und Marius nahm mich mit einem sachten Schlag gegen meine Schulter und einem Lächeln in Empfang. "Guten Morgen Max! Wie geht's dir?" Ich schaute ihn an. "Bin müde..." "Hast du schlecht geschlafen?" "Albtraum gehabt und dann gar nicht mehr geschlafen." "Dann werde ich dich jetzt mal wach machen. Wir fangen heute mal anders an. Aufwärmen und so. Du verstehst?" Ich schüttelte den Kopf. Was wollte er denn jetzt von mir? Wir gingen wieder in den Reha-Raum. Dort setzte ich mich wieder auf einen Stuhl und stellte meinen Rucksack ab. Ich wollte gerade nach meiner Prothese greifen als Marius meinen Rucksack nahm und diesen in eine Ecke des Raumes stellte. "Die brauchst du erst später." Ich schaute Marius verwirrt an. "Stell dich mal hin, aber ohne Krücken. Wir schauen mal wie gut du dein Gleichgewicht halten kannst." "Marius ich gehe duschen ohne Prothese und..." Er unterbrach mich. "Da lehnst du dich an die Wand und jetzt sag mir nicht das Gegenteil, denn es stimmt was ich sage." Er hatte mich ertappt und das sah er an meinem Blick. "So und jetzt stell dich mal hin, ich helf dir auch." Er streckte seine Hand nach mir aus. Ich nahm seine Hand und er zog mich aufs Bein. Ich wackelte etwas, fing mich aber schnell indem ich mich auf Marius Schulter abstützte. "Da hat aber jemand kein Gleichgewicht." Ich nahm die Hand von seiner Schulter, doch verlor sofort wieder das Gleichgewicht und stützte mich wieder auf seine Schulter. Marius setzte mich zurück auf den Stuhl. "Das werden wir jetzt üben mein Lieber." "Aber..." "Kein 'aber'. Du musst dein Gleichgewicht halten können." Ich seufzte. Marius zog mich wieder aufs Bein. Ich schaute ihn an. Als er meine eine Hand losließ hielt ich mich automatisch an seinem T-Shirt fest. Bevor ich nach hinten fiel, packte Marius mein Handgelenk und hielt mich feste. "Konzentrier dich Max. Such dir einen Punkt im Raum und konzentrier dich. Du kannst das, dass weiß ich." Ich nickte und suchte mir einen Punkt im Raum. Ich konzentrierte mich und merkte gar nicht wie Marius erst die eine Hand wegnahm und wenig später auch die andere. Ich stand ohne Hilfe auf meinem Bein. Ich schaute runter. "Gut Max! Sehr gut!" Ich lächelte. Marius nahm wieder meine Hände. "Jetzt such deinen Punkt und schließ die Augen." Ich nickte und machte dies. Wenig später stand ich wieder ohne Hilfe da. "Du kannst die Augen wieder aufmachen." Ich machte dies und schaute Marius an. "Gut Max. Deine Hausaufgabe wird sein dein Gleichgewicht zu halten. Beim nächsten Mal möchte ich, dass das auf Anhieb funktioniert!" Ich nickte. Marius holte meine Prothese aus dem Rucksack. Ich setzte mich und Marius gab mir meine Prothese. Ich zog sie an. Anschließend ging es für mich wieder an den Barren. "10 Schritte will ich sehen! Und kein gemecker! Los!" Marius klatschte einmal in die Hände und ich machte langsam den ersten Schritt. So ging es weiter. Bei 7 Schritten machte ich schlapp. "Max los! Du bist noch nicht fertig!" "Geht nicht...mehr..." "Und ob! Los!" Ich schluckte und setzte an, knickte jedoch weg. Marius fing mich auf. "Nana Max was machst du denn?" "Das was du von mir verlangst..." Er setzte mich auf den Stuhl und gab mir eine Flasche Wasser. Ich trank etwas und schaute Marius an. "Werde ich überhaupt wieder laufen können...?" Marius schaute mich an. "Klar! Was ist dass denn für eine Frage? Meinst du, du kannst nach 3 Tagen laufen oder was?" Ich schüttelte den Kopf. "Lass dir deinem Körper Zeit, die Prothese anzunehmen. Wenn das erstmal passiert ist, läufst du mir hier einen Marathon!" lachte Marius. Ich lächelte ebenfalls. "Ok. Ist für heute Schluss?" Marius nickte. "Du machst deine Hausaufgaben und in 2 Tagen sehen wir uns um 10 Uhr wieder." Ich nickte und zog die Prothese aus. Dann nahm ich meine Krücken und fuhr wieder nach Hause. Dort angekommen pflanzte ich mich auf die Couch.
Ich machte die nächsten Tage meine Hausaufgaben und konnte bald schon mein Gleichgewicht halten. Jetzt fehlte nur noch das Laufen...
Ich hoffe euch gefällt das Kapitel. Lasst gerne Feedback und Votes da. :D
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