Verstecktes Talent
"Was meinst du? Ich trinke doch schwarzen Kaffee." Seine Nervosität sah man ihm förmlich an. "Ich habe gestern gesehen, wie du dir Tonnen von Zucker in den Kaffee gemacht hast", sagte ich sicher. Er schluckte. "Soviel Zucker war das nun auch nicht", beschwerte er sich kleinlaut. "Warum hast du denn gelogen?", fragte ich ihn erneut. "Ich wollte dir nur gefallen." Er sagte es so leise, dass ich ihn fast nicht verstanden hätte. "Indem du mich anlügst?", hackte ich skeptisch nach. "Nein, ich dachte nur, ach egal", winkte er ab. "Was dachtest du?" Nun hatte er meine Neugier geweckt. "Ne, ist gut", versuchte er mich erneut abzuwimmeln. Tja, so einfach wird es nicht werden. Also nervte ich ihn. "Okay, ich sage es ja schon." Geht doch. "Ich dachte, dass ich dich vielleicht irgendwie damit beeindrucken würde und du nicht mehr so abweisend zu mir wärst." Ohne etwas darauf zu sagen wendete ich meinen Blick nach draußen. Irgendwie tat mir mein Verhalten ja schon Leid. Nett ist er, wenn man das Ereignis von gestern ausläuft. Obwohl. Er hat ja nichts gemacht. Es waren ja nur Chanyeol und Baekhyun gewesen. "Wir sind da", riss mich Jongin aus meinen Gedanken. Wie schnell verging die Fahrt bitte? Ich stieg also aus. Auf dem Weg zur Tür kramte ich aus meiner Jackentasche den Schlüssel. Ich schloss sie auf und trat ein. "Gemütlich", vernahm ich Jongins Stimme hinter mir. Wie ein verschrecken Reh wollte ich weg von ihm, fiel dabei aber über meine eigene Füße. Unsanft fiel ich auf den Boden. "Alles okay?", fragte der Größere etwas panisch. "Ja ja, es geht schon." Jongin half mir auf. "Ich gehe mich dann eben fertig machen. Du kannst ja auch eben fahren", versuchte ich ihn aus meinen Haus zu bekommen. "Ich dachte, wir können das vielleicht zusammen machen", sagte er stattdessen. Ich runzelte die Stirn. "Also wenn du meinst, dass du etwas von meinen Klamotten bekommst, hast du dich geschnitten." Abwehren hob er die Hände. "Deine Klamotten würde ich auch niemals anziehen. Die sind furchtbar." Die Worte trafen mich wie ein Schlag ins Gesicht. Viele sagen immer, dass es egal sei, was andere über dich denken, doch bei mir war das eben nicht so. Mir war es gerade bei Jongin wichtig, was er von mir dachte. Ich machte auf dem Absatz kehrt und schlug den Weg in Richtung Badezimmer ein. Dort schloss ich die Tür ab. Er sollte auf keinen Fall hier herein kommen. Somit hatte ich auch die Chance mich in Ruhe fertig zu machen. "Kyungsoo?", hörte ich seine Stimme, ignorierte sie aber gekonnt. War es schlimm, dass ich nicht den Idealen der Gesellschaft entsprach? "Kyungsoo, so habe ich das nicht gemeint." Oh doch, du hast das so gemeint, sonst hättest du es nicht gesagt. "Es tut mir leid." Ich hatte mich mittlerweile frisch gemacht, doch draußen war immer noch Jongin. Überlegend stand ich vor der Tür. Ich atmete einmal tief ein uns öffnete die Tür. Mit meinem Blick stur nach vorne gerichtet ging ich in mein Zimmer. Natürlich versuchte Jongin mit mir zu reden, ich ignorierte ihn. Plötzlich packte er mich an den Schultern und drehte mich ruckartig in seine Richtung. "Man, Kyungsoo! Nimm dir nicht alles so zu Herzen. Es ist doch normal, wenn mal sagt, dass jemanden etwas nicht gefällt! Du musst lernen mit so einer Kritik umgehen zu können!" Meine Augen waren geweitet. Es war irgendwie komisch und auch etwas beängstigend, wenn er böse wurde. Ich ging einen Schritt zurück. "I-ich gehe mich dann m-mal umziehen", sagte ich ehe ich schnell in mein Zimmer ging. Ich stellte mich vor meinen Schrank. Was wäre dann nach Jongins Meinung nach irgendwie cool? Ich schaute mich in meinem Schrank um. Doch alles was ich fand, waren Klamotten, die er eh nicht mögen wird. Frustriert seufzte ich. "Zieh das an." Klamotten landeten in meinem Gesicht. Ich hielt sie hoch. Verwundert sah ich zu Jongin. "A-aber du magst das d-doch nicht", flüsterte ich. Mein Matratze senkte sich etwas neben mir. "Du musst dich wohl fühlen. Und wenn du sowas magst, dann zieh es an. Es steht dir ja auch irgendwie." Liebevoll sah er mich nun an. Trotzdem war ich noch unsicher. Zögernd wollte ich die Sachen nehmen. "Ich warte dann draußen", sagte er noch und verschwand.
"Da seid ihr ja endlich", begrüßte uns Yoongi. "Tut uns lei-" "Ja ja, egal kommt mit", unterbrach er mich. Ohne irgendwas weiter zu sagen, folgten wir beide meinem Chef. "Na ja, viel erklären brauche ich sicher nicht. Fangen wir einfach mal an." Yonngi machte sich bereit und ich versuchte irgendwas anderes zu machen. Jongin wollte mir gerade dabei helfen. "Stopp, was sind das für Klamotten an euch." Verwirrt sahen wir beide zu ihm. "Ihr seid ja das reinste Klischee." Jetzt wo er es sagte, fiel es auch mir auf. Der kleine Streber und er reiche Bad Boy. "Wartet." Wie von der Tarantel gestochen rannte Yoongi weg. Wieder kam er mit den Händen voll Klamotten. "Ich hoffe die passen." Er drückte uns die Sachen in die Hände. "Da sind sowohl Elemente aus Kyungsoos Outfit dabei als auch welche aus dem von Jongin", erklärte er uns. Yoongi schob uns in Richtung Umkleide. Da bin ich aber mal gespannt.
"Okay, dass waren die letzten Bilder." Erleichtert atmete ich auf. Ich hatte es geschafft. Yoongi war direkt verschwunden, um den Bildern den letzten Schliff zu geben. "Und war es so schlimm?", fragte mich Jongin. "Ja", antwortete ich nur knapp. "Wieso? Klar am Anfang hast du dich etwas tollpatschig angestellt, doch du hast es doch voll drauf." Ich lachte spöttisch auf und murmelte ein "wer es glaub wird seelig".
Wieder umgezogen gesellten wir uns zu Yoongi. Schließlich wollten wir die Ergebnisse ja sehen. "Ich bin fertig." Er drehte den Bildschirm zu uns. Er ließ eine Diashow ablaufen. Mit jedem Bild wuchsen meine Augen, denn von Bild zu Bild hatte ich das Gefühl, dass Jongin noch schöner wurde. "Die Ergebnisse können sich echt sehen lassen. Kyungsoo, ich wusste ja gar nicht, dass du so ein Multitalent bist", lobte mich Yoongi. Ich wurde rot, doch meine Lippen zierte ein Lächeln. Wenn Yoongi einen lobte, dann hat mal wirklich etwas gut gemacht. "Es tut mir leid, aber ich muss los", meldete sich nun Jongin zu Wort, doch er ließ keinem von uns beiden Zeit etwas darauf zu erwidern. Er verschwand einfach. Ich sah ihm nach. Was war das denn? "Es tut mir ja leid, das sagen zu müssen, aber ich hätte auch gerne Geld dafür." Nun wurde ich sauer. Wollte er etwa keine Kosten tragen? Er war doch stinkreich. Aber was blieb mir gerade anderes übrig? Also klärte ich mit Yoongi den Preis. Ich sagte ihm dann, dass er es einfach von meinem Lohn abziehen solle. Bevor ich ging, zog ich mir die Bilder noch auf mein Handy. Anschließend zog ich mir noch meine Jacke an, verabschiedete mich von Yoongi und machte mich auf den Weg nach Hause.
Dort zog ich mir die Jacke und Schuhe aus und machte mich auf den Weg in mein Zimmer. Ich schnappte mir meinen Laptop und zog die Bilder von heute drauf. Während das Ganze lud, beschloss ich mir etwas zu trinken zu holen. Ich öffnete den Schrank neben der Spüle und suchte mir einen Beutel meines heißgeliebten Früchtetees heraus. Als dieser fertig war, ging ich wieder in mein Zimmer und schaute nach wie lange mein Laptop. Zu meiner Verwunderung war er fertig. Ich trennte mein Handy von dem Laptop. Dabei fiel mir auf, dass ich eine neue Nachricht hatte.
Jongin: "Würdest du mir die Bilder von heute schicken?"
War klar, dass er nur deswegen schrieb.
Kyungsoo: "Wieso sollte ich?"
Jongin: "Was ist denn mit dir los? Habe ich irgendwas falsch gemacht?"
Da ich jetzt auch nicht die Diva spielen wollte, klärte ich ihn einfach mal auf.
Kyungsoo: "Du hast mich einfach heute auf den Kosten sitzen lassen. Ich dachte wir teilen uns das. Na ja, ich habe mit Yoongi alles geklärt."
Darauf schrieb er nichts mehr. Ich schickte ihm noch die Bilder. Warum war ich auch immer so gutmütig? Doch auch darauf schrieb er mir nichts mehr. Seufzend ließ ich mich in mein Kopfkissen fallen. Ich griff nach meinen bestimmt mittlerweile kalten Tee und trank etwas davon. Kalt schmeckt er wirklich nicht. Gedanken verloren starrte ich die Decke an. Es klingelte. Wer zum Teufel nervt mich denn jetzt? Ich stand auf, damit ich die Person vor der Tür zur Sau machen konnte. Die Tür riss ich förmlich auf und setzte an zu reden, doch ich stoppte als ich einen völlig nassen Jongin vor mir stehen sah. "W-was willst du hier?", fragte ich verwirrt. "Können wir das vielleicht drinnen klären?" Ich nickte und ließ ihn herein. "Warte kurz hier." Schnell rannte ich ins Badezimmer und suchte ein paar Handtücher für ihn heraus. Nachdem ich einen Stapel hatte rannte ich zurück zu ihm und gab sie ihm. dankend nahm er sie an und fing an sich abzutrocknen. "Hast du vielleicht etwas trockenes zum Anziehen für mich?" Wieder nickte ich nur und rannte dieses Mal in mein Zimmer. Wo hatte ich denn die Sachen? ich kramte in meinem Schrank herum. "Da." Ich zog einen Pullover und eine Jogginghose heraus und brachte sie schnell zu Jongin. Vorher schnappte ich noch eine neue Boxershorts und trockene Socken. "Hier. Nicht wundern wegen der Farbe. Das sind die Klamotten, mit denen ich mein Zimmer vor ein paar Jahren gestrichen hatte." Ohne irgendwas zu sagen zog er sich sein Oberteil aus. Schnell wendete ich meinen Blick von ihm ab. "Du kannst dich ruhig im Badezimmer umziehen und dann ruhig in mein Zimmer kommen. Letztes Zimmer am Ende des Flures." Und schon war ich weg. Von Jongin hörte ich nur ein leise auflachen noch.
"So da bin ich wieder." Ich sah von meinem Handy auf. Jongin setzte sich neben mich aufs Bett. "Also was willst du hier?", fragte ich einfach. "Mich entschuldigen. Mein Verhalten war nicht korrekt. Außerdem wollte ich dir das Geld für das Shooting geben."
"Nein passt schon", versuchte ich ihn abzuwimmeln. "Ich bestehe drauf. Schließlich ist das Shooting auf meinen Mist gewachsen." Da Jongin eh nicht locker lassen würde, nahm ich das Geld an. "Woher wusstest du eigentlich, wie teuer es war?", fragte ich etwas skeptisch nach. "Ich bin so schnell ich konnte zurück zum Studio gefahren. Yoongi war glücklicherweise noch dort. Also habe ich nach dem Betrag und deiner Adresse gefragt. Ich hatte sie leider wieder vergessen", erklärte er mir. Mh, klug von ihm. Hätte ich nicht erwatet von ihm. "Aber wieso warst du denn auf einmal weg?", fragte ich nun etwas neugierig. "Kyungsoo, ich möchte es dir noch nicht erzählen." Enttäuschung machte sich in mir breit. Aber wir kannten uns ja noch nicht so lange. Also konnte ich es irgendwie schon verstehen. "Ich hätte noch eine Frage an dich?", riss mich Jongin aus meinen Gedanken. Abwartend sah ich ihn an. "Darf ich dieses Bild auf Instagram von uns stellen?", fragte er mich und hielt mir sein Handy hin.
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