Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

🎄Weihnachtswichtel🎄

Liebe juli_bauer264 🥰

Mir wurde die Ehre zu Teil, dir deinen Wichtel OS zu schreiben. 😋📝
Tatsächlich hatte ich Ideen zu allen deinen Paaren, habe mich dann aber für das Paar entschieden, welches ich a) noch nie geschrieben habe b) sich gedanklich mit der Idee durchgesetzt hat.
🎄🎄🎄🎄🎄🎄
Mir bleibt zu hoffen und zu wünschen, dass dir der OS gefällt. 🥺 Es ist eine Mischung aus Drama, Liebe, Freundschaft und Geschwisterliebe.☺️🙈
🤶🎅🤶🎅🤶🎅

🌟„Am Himmel leuchten die Sterne so hell und so klar, ich wünsch Dir ein frohes Fest und ein gutes neues Jahr!"🌟

🌟🎅🤶🎄

Uhrzeiten während des Schreibens des Telefonats.

Monaco – 14.12 Uhr
Christchurch – 02.12 Uhr (Neuseeland)
Maringá – 10.12 Uhr (Brasilien)

🥁🥁🥁
A- Arthur
M- Marcus
L- Liam
F- Felipe
C- Clem
🥁🥁🥁

(A) „Es tut mir so leid, Marcus. Ich habe vergessen, dass Liam und du in Neuseeland seid."

(M) „Alles gut, Arthur. Liam und ich sind noch wach gewesen."

Lächelnd blickte ihm der Neuseeländer entgegen, was es Arthur trotzdem nicht angenehmer machte, dass er seinen Kollegen mitten in der Nacht angerufen hatte, nur weil er wieder einen Zusammenbruch hatte. Während der Saison hatten sowohl Liam als auch Marcus immer wieder erwähnt, dass diese über die Feiertage in der Heimat sein würden. Erst in Christchurch bei den Eltern von Marcus und dann in Liams Geburtsstadt Hastings, bevor es zu den Eltern von Liam nach Pukekohe gehen würde. Wie hatte er das nur vergessen können?

(A) „Ihr seid um 2 Uhr morgens noch wach? Wart ihr unterwegs?"

(M) „Nein, wir haben gezockt. Liam ist nicht losgekommen."

Für einen kurzen Moment musste Arthur schmunzeln. Er kannte die beiden Neuseeländer sehr gut. Auch wenn sie in unterschiedlichen Rennklassen unterwegs waren, hatte sich eine großartige Freundschaft entwickelt. Und er wusste aus eigener Erfahrung, dass man Liam des Öfteren von seiner Konsole wegschleifen musste. Für einen winzigen Moment beruhigte es ihn wirklich, dass er die beiden nicht geweckt hatte. Wobei er den blonden Neuseeländer noch nicht gesehen hatte, sondern gerade nur mit Marcus facetimet.

(M) „Es ist wegen Charles?"

(A) „Ja."

(M) „Ach Arthur. Charles ist dein Bruder, er liebt dich. Er würde dir niemals den Kopf abreißen."

(A) „Ich habe einfach Angst, Marcus. Was, wenn er enttäuscht ist? Oder wütend? Wenn er nichts mehr mit mir zu tun haben will?"

(L) „Hey, Arthur ..."

(A) „Hey, Liam ..."

Er nickte dem Blondschopf zu, der sich neben Marcus ins Bild drängte und sich glucksend an den Brünetten schmiegte. Wie gerne würde er mit seinem Freund auch so unbeschwert agieren, aber zurzeit fühlte er sich einfach überfordert. Nicht wegen seines Freundes, nicht wegen ihrer Liebe.

(L) „Du hast es Charles noch immer nicht gesagt?"

(A) „Nein, auch meiner restlichen Familie nicht. Ich habe einfach Angst."

Klopf klopf

(A) „Jungs, wartet mal ... da ist ein Anruf ..."

Rasch schaute Arthur auf den eingehenden Anruf, konnte so das Lächeln der beiden Neuseeländer nicht sehen, die scheinbar sehr genau wussten, wer da versuchte, durchzukommen.

(F) „Hola ..."

(A) „Felipe?"

(F) „Kleine Vögelchen haben mir gezwitschert, dass es dir nicht gut geht, dass wir im Bruder-Dilemma stecken."

Unschuldig blinzelten ihm Liam und Marcus entgegen, als sich nun auch noch Felipe über Facetime ins Gespräch einklickte.

(C) „Wird das jetzt eine Therapiestunde? Wie bekommen wir Arthur dazu, keine Angst zu haben?"

(F) „Du bist Rennfahrer. Angst wäre da schon ein ziemliches Hindernis."

(A) „Vorm Fahren habe ich auch keine Angst. Aber davor, meinen Bruder zu verlieren."

(M) „Arthur, die Familienbande bei euch ist so stark, so fest. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Charles dir böse ist."

(C) „Enttäuscht vielleicht. Ich wäre es wohl schon etwas, wenn mein Bruder mir verschweigen würde, seit drei Monaten einen Freund zu haben. Und dann nicht nur irgendeinen Freund."

Augenblicklich sackte Arthur etwas zusammen. Das war jetzt nicht unbedingt förderlich für sein eh schon schlechtes Gewissen gewesen. Aber seit er Clément nun auch besser kannte, wusste er, dass der Franzose schonungslos ehrlich und direkt war. Sonst wäre dieser wahrscheinlich auch nicht seit gut einem Jahr an der Seite von Felipe und würde sie nun ebenfalls anblicken. Etwas müde, zerknautscht und leicht sabbernd legte sich der Kopf des Franzosen auf die Schulter von Felipe, blinzelte immer wieder gegen die Müdigkeit.

(M) „Clém, ihr habt bei euch nach 10 Uhr und du siehst aus, als seist du gerade aus dem Bett gefallen."

(C) „Hmmm ... Liam hat mich geweckt mit seinem Anruf ..."

Gähnend rieb er sich die Augen, kuschelte sich sichtlich näher an seinen brasilianischen Freund und Ex-Teamkollegen.

(A) „Und wenn Charles so richtig enttäuscht ist? Dann redet er vielleicht nie wieder ein Wort mit uns. Immerhin ist es meine Schuld."

(F) „Ist es nicht."

(A) „Doch, Felipe. Ich habe Pierre darum gebeten, nichts zu sagen, obwohl Charles wohl etwas ahnt. Ständig fragt er Pierre über sein Liebesleben aus, fragt nach, ob es jemand Neues an seiner Seite gibt. Nur weil ich ein Feigling bin, hat Pierre noch nichts gesagt."

„Petite chérie, das stimmt nicht. Und das weißt du auch."

Arme legten sich um seinen Hals, verschränkten sich vor seiner Brust. Sanfte Küsse wurden auf seinen Haaren platzierte, bevor er den warmen Atem seines Freundes neben sich spürte, als dieser das Kinn auf seiner rechten Schulter abstützte und den anderen vier zunickte.

Ein einstimmiges Hallo, Pierre kam als Antwort zurück.

(A) „Pierre ist sein bester Freund. Ich habe immer geglaubt, das gibt es nur in Büchern und Filmen, dass sich ein Geschwisterteil in den besten Freund, die beste Freundin des Bruders oder der Schwester verliebt."

Seufzend lehnte sich Arthur etwas nach hinten, brauchte die Nähe und Wärme von Pierre momentan dringender als zuvor. Die Weihnachtstage standen vor der Tür und er hatte keine Ahnung, was er machen sollte. Weihnachten war immer ihr Familienfest gewesen. Und seit dem Tod ihres Vaters war dieses Fest für seine Brüder und Mutter noch wichtiger geworden. Sie vier verbrachten eine schöne Zeit mit Erinnerungen und leckerem Essen und später würden Freunde und restliche Familienmitglieder dazustoßen - und dieses Jahr hatte er jemanden, den er gerne mitbringen würde. Die Person, die er fast schon sein halbes Leben lang kannte und die sich heimlich in sein Herz geschlichen hatte. Der Mensch, in den er sich unsterblich verliebt hatte, ohne es bewusst bemerkt zu haben. Er brauchte erst seine vier chaotischen Freunde, um zu schnallen, dass er Hals über Kopf in den besten Freund seines Bruders verliebt war.

(C) „Wenn du weiter so guckst, bleibt das vielleicht so."

Pierre lachte leise neben ihm, während Arthur rasch blinzelte und Clément entgeistert anschaute. Es war eben nicht so einfach. Oder doch? Dachte er einfach zu kompliziert? Machte er sich zu viele Gedanken? Hatten seine Freunde und Pierre nicht eigentlich recht? Charles war sein Bruder. Schon immer hatte dieser auf ihn aufgepasst, hatte ihn beschützt und war immer für ihn da gewesen. Auch als er sich damals als erstes gegenüber Charles geoutet hatte, war dieser an seiner Seite geblieben, hatte ihn beim Outing gegenüber Lorenzo und ihrer Mutter unterstützt. Charles war immer an seiner Seite gewesen.

„Arthur hat Angst, dass Charles und ich keine besten Freunde mehr sein können, wenn er erfährt, dass wir zusammen sind. Er will mir Charles nicht wegnehmen."

(L) „Aber wieso sollte dich Arthur wegnehmen? Du und Charles seid die besten Freunde, kein Paar.

Der Gedanke, dass sich sein Bruder ausgegrenzt fühlen konnte, war einfach zu festgefahren. Seit er denken konnte, gab es Pierre und Charles zusammen. Die beiden waren beste Freunde, teilten viele Hobbys und die Leidenschaft für den Rennsport. Gegenseitig hatten sie sich in den Rennserien gepusht und sich immer für den anderen gefreut, wenn es Siege und Punkte gab. Und das war auch heute noch so, wo beide schon seit langem in der Formel 1 unterwegs waren.

(L) „Was geht dir durch den Kopf, Arthur?"

Sicherlich war es nicht Liams Absicht, ihn mit der Frage zu ärgern oder ihn dazu zu bringen, die Tränen nicht mehr zurückhalten zu können. Warm lief die salzige Flüssigkeit über sein Gesicht, sorgte für besorgte Blick seiner Freunde, aber auch seines Freundes, der nun beide Hände an sein Gesicht legte und ihn dazu brachte, den Kopf in dessen Richtung zu drehen.

„Petite chérie."

Behutsam wischte Pierre die Tränen mit den Fingern weg, lehnte seine Stirn gegen die von Arthur und gab seinem Freund einen Augenblick. Dass Liam, Marcus, Felipe und Clem sie dabei sahen, störte Pierre nicht wirklich. Sie alle hatten in den letzten Monaten so einiges von ihren Monegassen mitbekommen, obwohl von den Vieren keiner in der Formel 3 fuhr. Pierre war dankbar, dass die anderen für Arthur da waren, wenn er selbst es nicht konnte.

🥁

Sanft fuhr er durch die weichen Haare, streichelte mit der anderen Hand über den Rücken, während Arthur den Eindruck vermittelte, sich noch kleiner an seiner Brust zusammenrollen zu wollen. Nachdem der sich Jüngere wieder halbwegs beruhigt hatte, entschuldigte sich dieser bei seinen Freunden, wünschte diesen schöne Feiertage und beendete danach die Facetime-Gespräche. Seitdem lagen sie zusammen auf der Couch und kuschelten.

„Charles hat gestern geschrieben. Er fragt, wo ich bin. Weil offensichtlich bin ich nicht in Monaco."

Seit gut einer Woche war Arthur nun schon bei ihm in Rounen. Sie hatten sich bewusst für sein Anwesen in Frankreich entschieden, weil sie hier viel Ruhe und Erholung hatten. Dubai war Arthur einfach zu laut, zu stressig und zu viele Menschen waren dort unterwegs. Pierre wusste, dass sie nicht mehr lange haben würden, um Charles und dem Rest der Familie endlich die Wahrheit zu erzählen. Unrecht hatte sein junger Freund nämlich nicht. Er selbst hätte schon von Anfang mit offenen Karten gespielt und allen erzählt, dass er mit Arthur zusammen war - mit diesem süßen, schüchternen, jungen Mann, der einst nur der kleine Bruder seines besten Freundes gewesen war. Aber Arthur hatte panische Ängste.

„Pierre, er hasst Lügen. Charles ist Ehrlichkeit wichtig und ich konnte immer zu ihm, egal was war. Wenn ich als Kind Mist gebaut habe, war es Charles, zu dem ich gegangen bin. Als ich mich auch für Rennfahren entschieden habe, war es Charles, dem ich es als erstes erzählt habe. Als ich merkte, dass mich Jungs sexuell mehr ansprechen als Mädchen, war es Charles, dem ich es erzählt habe. Ich bin immer zu Charles gegangen. Bei meinem ersten Freund, beim Kaufen von Kondomen war es Charles, der sie mir geholt hat. Charles saß neben mir, hat mit mir Eisbecher gegessen, als meine erste Beziehung kaputt ging. Und jetzt? Ich lüge meinen Bruder an, sage ihm, dass es niemanden in meinem Leben gibt, dass er sich das nur einbildet. Pierre, er wird so enttäuscht sein. Warum habe ich nicht direkt das Gespräch mit Charles gesucht, nachdem die vier Chaoten mich schon drauf aufmerksam gemacht hatten, dass ich in dich verliebt bin?"

Dass die beiden Brüder eine sehr enge Bindung hatten, wusste Pierre im Grunde schon, seit er an der Seite von Charles die Familie hatte kennenlernen dürfen. Auch mit Lorenzo verbanden beide ein enges Band, aber zwischen Charles und Arthur war es noch mal um einiges fester. Seinem Freund lag sehr viel daran, die Meinung seines großen Bruders zu hören. Oft suchte Arthur Hilfe bei Charles, egal bei welcher Lebenslage oder Entscheidung. Dass es ausgerechnet Arthur gewesen war, der sich Charles bezüglich ihrer Beziehung nicht anvertrauen wollte, hatte Pierre tatsächlich sehr überrascht und es gefiel ihm persönlich überhaupt nicht, seinen besten Freund anzulügen, wenn dieser versuchte, herauszufinden, ob es in Sachen Liebe etwas Neues gab. Aber wie oft hatte er Charles in den letzten drei Monaten auch versetzt? Zu oft und mittlerweile merkte Pierre, dass sich Charles ihn eben nicht mehr um Verabredungen fragte, nicht mehr um Meinungen. Dass sich dieser aus ihrer Freundschaft entfernte. Wie oft hatte er Charles mit Mick gesehen? Sogar mit Max unternahm sein langjähriger bester Freund erstaunlich viel.

„Wir müssen mit Charles reden. Noch vor Weihnachten. Wir hätten schon lange mit ihm reden müssen. Er fragt mich nicht mehr nach Neuigkeiten in meinem Leben, fragt nicht mehr, ob ich vorbeikommen will, damit wir was zusammen machen können. Ich verliere meinen besten Freund – wenn ich es nicht schon getan habe. Du weißt, dass ich dich liebe, aber Charles war vor dir da und ich habe ihn die letzten Wochen belogen. Auch ich weiß, dass er das Lügen nicht mag. Ich weiß nicht, ob er uns das verzeihen wird."

Schweigend biss sich Arthur sich auf die Lippe. Es war allein seine Schuld. Er hatte Pierre immer wieder angefleht, nichts zu sagen, hatte einen Keil zwischen Charles und seinen Freund getrieben. Und warum? Nur weil er Angst hatte? Oder gab es nicht noch viel banalere Dinge? Beschämt drehte sich Arthur um, schlang die Arme fest um seinen Körper, als mit einem Mal beschämende Gedanken auf ihn einprasselten. Hatte er es nicht gewollt, um Pierre für sich allein haben zu können? War er so ein narzisstisches und egoistisches Arschloch? Gönnte er Charles und Pierre ihre gemeinsamen Momente nicht mehr?

Egal was Pierre versuchte - Arthur ließ es nicht mehr zu, dass er diesen anfassen konnte. Irgendwann war es so schlimm, dass er seufzend das Bett verließ, das Schlafzimmer und sich in sein Büro zurückzog. Sie waren drei Monate zusammen. Drei wunderbare Monate und jetzt standen sie vor den Scherben? Weil sie eine Beziehung in Geheimen führten und daran scheinbar zugrunde gehen würden. Nicht mal seine Eltern wussten, dass er mit Arthur zusammen war. Für einen winzigen Moment keimte Wut in Pierre auf. Dass Liam, Marcus, Clem und Felipe wussten, dass Arthur und er zusammen waren, war überhaupt kein Problem, aber er selbst durfte und sollte sich niemandem anvertrauen?

„Wie blöd ich doch war."

Kopfschüttelnd fuhr er sich durch die Haare. Er hatte sich im wahrsten Sinne des Wortes von der Liebe blenden lassen, hatte alles für den Jüngeren machen wollen, damit sich dieser wohl fühlte. Aber wo war er da? Hatte er keine Rechte? Hatte er nicht auch das Bedürfnis, sich jemandem anzuvertrauen? Jemandem davon zu erzählen, dass er einen wunderbaren, jungen Mann an seiner Seite hatte? Wäre es nicht Charles gewesen, zu dem er als erstes gegangen wäre, um diesem von diesen schönen Neuigkeiten zu erzählen?

„Pierre?"

Schniefend und mit roten Augen lugte Arthur in das Büro, hielt sich fast schon krampfhaft an der einen Spaltbreit geöffneten Tür fest.

„Cherié, komm her."

Schniefend öffnete Arthur die Tür, rieb sich über die tränennassen Augen und schlich unsicher zu seinem Freund, der die Arme geöffnet hatte. Aber er zögerte, sich auf den Schoß zu setzte, hatte ein so schlechtes Gewissen, dass ihm richtig schlecht geworden war.

„Verlässt du mich jetzt?"

„Nein. Aber wir müssen etwas unternehmen."

Nickend ließ er sich auf den Schoß ziehen, schmiegte sich an die warme Brust des Älteren und schloss gequält die Augen. Was für eine beschissene Vorweihnachtszeit. Endlich war Winterpause und sie hatten richtig Zeit füreinander und dann kamen die Entscheidungen, die er getroffen hatte, mit Wucht zurück und hielten ihm eiskalt den Spiegel vor Augen. Dass Pierre an dem ganzen Dilemma keine Schuld trug, war noch immer seine feste Überzeugung.

🥁

„Ähm. Ihr?"

„Hast du Zeit? Können wir kurz reinkommen?"

„Ich weiß nicht. Ich bin gerade etwas überrascht. Wochenlang habt ihr beide keine Zeit für mich und heute steht ihr beide vor meiner Tür?"

Misstrauisch beäugte Charles seinen Bruder und den neben diesem stehenden Pierre. Fast hätte er gedacht, es ist eine Halluzination, als er die beiden vor seiner Tür vorgefunden hatte. Aber es war ja auch nicht damit zu rechnen, dass ausgerechnet die beiden Menschen gemeinsam vor seiner Tür standen, die ihn über Wochen mit Ausreden und Absagen abspeisten. Da war es wohl sein gutes Recht, dem Ganzen sehr argwöhnisch gegenüberzutreten.

„Im Grunde will ich keinen von euch hier haben. Außerdem bin ich noch mit Mick verabredet. Er ist zwar gerade bei Max, wollte danach aber hierherkommen."

„Bitte, Charles. Es ist wichtig."

Schnaubend lachte Charles auf. „Ach?"

Arthur stand die Verzweiflung ins Gesicht geschrieben und er spürte mehr denn je, wie sehr er seinen älteren Bruder vermisst hatte. Keine lustigen Nachrichten, keine Videos oder Anrufe, bei denen es um Gott und die Welt ging. Kein freudiges Lächeln und in die Arme ziehen. Charles war offensichtlich nicht erfreut, dass sie plötzlich auftauchten, und zeigte dies auch sehr deutlich mit seiner Körperhaltung - und trotzdem ließ er sie murrend in die Wohnung treten.

„Muss ich mich setzen? Wird es mich umhauen? Aber vorher was anderes. Warum steht ihr beide vor meiner Tür?"

Weiter als bis in den Flur hatte sein Bruder sie beide nicht gelassen, behielt auch weiterhin die abwehrende Haltung bei. Noch nie hatte er so eine Wut in den Augen von Charles gesehen. Aber es war nicht nur diese. Klar und deutlich konnte er auch Enttäuschung und das Unverständnis erkennen.

„Es ist nicht die Schuld von Pierre. Nur meine."

„Arthur ..."

„Ich hatte Pierre darum gebeten, ihn angefleht, dir nichts zu erzählen. Er wollte es."

„Komm zum Punkt, Arthur."

„Wir sind zusammen und ich wollte nicht, dass Pierre es dir erzählt, weil ich Angst vor deiner Reaktion hatte."

Sein Herz raste, sein Mund wurde ganz trocken. Arthur nahm nur nebenbei die Hand in seinem Rücken war, die versuchte, ihm etwas Halt zu geben.

Pierre schluckte hart. Sie hatten lange überlegt, wie sie es Charles sagen sollten. Direkt oder lieber erst mal ein bisschen erklären? Arthur hatte sich scheinbar für die schnelle, direkte Art entschieden. Aber ob das jetzt besser war, konnte er nicht sagen. Charles sagte nichts. Die Stille war schrecklich. Sie war dröhnend und unangenehm.

„Ihr seid zusammen?"

„Ja."

„Wie lange?"

Nervös biss sich Arthur auf die Unterlippe, ließ sich instinktiv in die Hand fallen, die seinen Rücken stützte. Es war ihm nicht möglich, Charles zu lesen. Dieser hatte die Arme vor der Brust verschränkt und musterte sie gefährlich ruhig.

„Charles ..."

„Wie lange verarscht ihr mich schon?"

„Wir sind seit über drei Monaten ein Paar."

Diesmal war es an Pierre, das Ruder zu übernehmen. Er spürte, wie schwer es Arthur fiel, nicht in Tränen auszubrechen, und auch ihm war richtig schlecht. Es waren unwahrscheinlich viele Emotionen in den braunen Augen zu erkennen.

„Oh, drei Monate. Und weil ich das größte Arschloch der Welt bin - sowohl als Bruder als auch als bester Freund -, ist es natürlich verständlich, dass ihr mir nichts gesagt habt? Richtig?"

„Nein, nein, so ist es nicht. Bitte, Charles. Ich hatte solche Angst, dass du böse wirst, weil Pierre dein bester Freund ist."

Beide mussten sehen, wie sehr Charles um Fassung rang und die Hände fest zu Fäusten ballte.

„Überrascht? Ja, das wäre ich sicher gewesen. Hätte ich euch Steine in den Weg gelegt? Scheinbar ja. Gut zu wissen, dass mein Bruder so denkt. Hätte ich das Kotzen bekommen, weil ihr beide in meiner Gegenwart die Finger nicht voneinander hättet lassen können? Wäre es mir zuwider gewesen, euer Gerede zu hören? Oder noch besser, Arthur, wäre ich vielleicht sogar neidisch gewesen, weil mein bester Freund nur noch für dich da gewesen wäre? Sag mir, Arthur, waren es diese Ängste?"

Charles zitterte so stark, dass seine Muskeln schon wehtaten und am liebsten hätte er etwas kurz und klein geschlagen. Wochenlang hatte er sich den Kopf darüber zerbrochen, was er Pierre und Arthur getan hatte. Hatte hin- und herüberlegt, ob er einen der beiden auf den Schlips getreten war, weswegen komischerweise beide den Kontakt auf einmal zu meiden begannen. Es gab so viele Szenarien, in denen er die Schuld bei sich gesucht hatte, hatte darüber schon mit seiner Mom und Lorenzo geredet, sogar mit Mick und Max. Wahrscheinlich wäre er als letztes auf die Idee gekommen, dass sich sein kleiner Bruder und bester Freund verliebt hatten und ein Paar geworden waren. Aber wieso nicht? Alles war möglich. Aber hätte er die beiden verbannt, verstoßen und ignoriert? Niemals!

„Ich kann verstehen, dass du sauer bist."

„Oh nein, mein Lieber! DU kannst nicht verstehen, dass ich sauer bin! DU bist der Ältere von euch beiden und so wie ich herausgehört habe, war es Arthur, der nichts sagen wollte. Hattest du keinen Schneid, keine Eier in der Hose? Bin ich dir als bester Freund mit einem Mal egal geworden? ICH habe mir wochenlang durch den Kopf gehen lassen, was ich dir getan habe. Anfangs, als du plötzlich keine Zeit hattest, dachte ich mir nichts dabei. Kann passieren. Wir haben einen vollen Terminkalender. Als dann für mich wichtige Tage kamen, an denen du keine Zeit hattest, gemeinsame Tage, die wir jedes Jahr zusammen verbracht hatten, wurde ich skeptisch. Was hatte ich getan, dass du überhaupt keine Zeit mehr hattest? Kein gemeinsames Mittagessen. Kein Kinobesuch oder unser Besuch für Toni. Gott, ey, ich habe gedacht, du hättest mich ersetzt, weil ich etwas verbrochen hatte. Dabei hattest du nur keinen Mumm, um mir zu sagen, dass du meinen Bruder datest. Du hältst scheinbar auch nichts von mir."

„Es tut mir leid, Charles. Es tut mir so leid."

„Schön für dich. Und ich dachte, wir hatten immer ehrlich zueinander sein können. Du bist mein Bruder, du weißt genau, wie wichtig mir Ehrlichkeit ist. Wir haben immer über alles geredet."

Schnaubend schüttelte Charles den Kopf. Wann hatte er es verpasst, dass Arthur scheinbar schon lange nicht mehr die Gespräche mit ihm suchte? Hatte er eine Abzweigung verpasst, an der sein Bruder beschlossen hatte, dass er eben nicht mehr wichtig genug war? Vielmehr als der Schmerz, dass zwei ihm so wichtige Menschen ihn belogen hatten, schmerzte es ihn, wie Arthur tatsächlich auf die Idee kam, Angst vor ihm haben zu müssen. Noch nie hatte der Jüngere Angst haben müssen, egal um was es ging.

„Du hast wirklich geglaubt, dass ich dir Pierre streitig machen könnte? Das ist doch der Grund deiner Angst, oder? Hast du geglaubt, ich würde mich ausgeschlossen fühlen, weil ihr nun zusammen seid? Das wäre der Fall gewesen, wenn du Pierre tatsächlich keinen Freiraum mehr für sein eigenes Leben gegeben hättest. Und so wie es aussieht, hast du ihm das ja auch erfolgreich genommen. Oder, mein bester Freund? Bin ich der einzige Dumme, der nichts von eurer Beziehung wusste? Wissen es deine Eltern, deine Brüder? Freunde? Oder durftest du es überall nicht erzählen? Wow. Es gab Zeiten, da haben wir als beste Freunde alles teilen können. Ich weiß gar nicht, wer von euch beiden mich gerade mehr anwidert und mehr enttäuscht hat. Aber ich weiß, dass ich euch hier nicht mehr sehen will. Verschwindet!"

🥁

Die Tage nach dem Besuch bei Charles waren grauenhaft. Arthur hatte sich in eines der Gästezimmer von Pierre zurückgezogen, wollte unter keinen Umständen im Schlafzimmer schlafen. Egal mit was für Engelszungen Pierre auch versucht hatte, auf seinen Freund einzureden - Arthur blieb in dem Gästezimmer und wurde immer mehr ein Schatten seiner selbst.

Nachdem er es selbst nicht mehr ausgehalten hatte, rief er seine Eltern an, berichtete diesen alles. Es war kaum zu vermeiden gewesen, dass auch seine Eltern ein wenig enttäuscht waren, dass ihr eigener Sohn meinte, seine Beziehung geheim halten zu müssen. Unweigerlich stellten sich Eltern wohl die Frage, was sie falsch gemacht hatten, damit ihr Kind ihnen nicht mehr vertraute. Sehr lange hatten sie miteinander geredet und es hatte Pierre gut getan zu wissen, dass seine Eltern ihn natürlich immer noch liebten, und mit Arthur hatte Pierre ja auch echt einen großartigen Freund an der Seite. Die Beweggründe des Monegassen konnten sie zwar selbst auch nicht verstehen, aber sie wollten und würden Arthur für seine Entscheidung nicht verurteilen, auch weil sich dieser damit selbst die meisten Schmerzen zugefügt hatte.

„Deine Mom fragt, ob du nach Hause kommen möchtest. Du weißt, dass du jederzeit zu Hause willkommen bist."

Die Tage in Frankreich waren kalt geworden und Pierre wusste um die kleine Sucht seines Freundes, wenn es um heißen Kakao ging. Nachdem Arthur schon drei Tage in dem Gästezimmer wohnte, hatte er sich mit zwei Bechern Kakao bewaffnet, stellte diese auf den Nachttisch und setzte sich an den Rand der Matratze.

Vorsichtig legte er eine Hand auf den Kopf des Jüngeren, streichelte ruhig durch die strohigen Haare.

„Deine Mom fragt, wann du zu Weihnachten eintreffen wirst."

„Gar nicht."

„Ich habe ihr gesagt, das wüsstest du noch nicht."

„Ich gehe nicht hin. Es reicht, dass ich Weihnachten so schon kaputt gemacht habe, da will ich nicht noch in die enttäuschten Gesichter von Mom und Lorenzo schauen müssen. Ich weiß auch so durchaus, was ich angerichtet habe."

Er war Anfang 20, hatte zwar noch nicht viele Beziehungen gehabt, aber darauf kam es ja auch nicht an. Aber die Beziehung zu dem älteren Franzosen hatte er meisterlich allein gegen die Wand gesetzt. Von allen Seiten hätte er Unterstützung gehabt. Von seiner Mom, von Lorenzo und von Charles. Niemand von denen hätte ihn dazu gedrängt, die Beziehung mit Pierre zu beenden oder lieber noch mal zu hinterfragen. Nur er allein war es, der nicht bereit war, seiner Familie zu zeigen, dass seine neue Liebe der beste Freund seines Bruders war. Wie erbärmlich konnte man sein?

„Petite cherié, deine Familie liebt dich. Charles liebt dich. Gib ihm etwas Zeit."

Achtsam schob er sich hinter Arthur auf das Bett und legte die Arme schützend um seinen Freund. Dass ihre Beziehung von Anfang an etwas anders verlief als seine bisherigen, hatte er ja schnell begriffen und irgendwie schämte sich Pierre auch sehr, dass er nicht energischer auf Arthur eingeredet hatte. Nicht am Ball geblieben war, als dieser sofort abblockte, Charles von der Beziehung zu erzählen. 

Pierre wusste genau, dass Charles keine Probleme gehabt hätte. Vielleicht hätte er ein paar neckende Spitzen verteilt, mehr nicht. Wahrscheinlich hätte sein bester Freund ihn zur Seite genommen und in bester „Ich bin sein Bruder, wenn du ihm wehtust, lernst du mich kennen"-Manier deutlich gemacht, dass er es wohl lieber ernst mit Arthur meinte. Genauso wenig hätte sich Charles von Arthur verbieten lassen, dass sie beiden weiterhin ihre Unternehmungen machten, sich trafen. Immerhin war es als Paar nicht verpflichtend, dass der Partner bei jeglichen Unternehmungen dabei sein musste.

Aber irgendwie schien er das nicht gesehen zu haben. Es war schon ein Stück Freiraum verloren gegangen, weil er immer darauf achtete, dass sich Arthur wohl fühlte und keine Angst hatte.

„Ich liebe dich, Arthur. Gerade sieht es alles andere als großartig aus, aber wir schaffen das. Du wirst sehen, auch Charles wird uns verzeihen."

Ein leichtes Zittern erfasste den Körper seines Freundes. Es tat Pierre weh, dass Arthur so litt und die ganze Schuld auf sich nahm. Aber noch mehr schmerzte es ihn, dass von dem Monegassen schon lange keine Erwiderung der drei kleinen magischen Worte kam. Es war, als hätte sich Arthur als Strafe auferlegt, diese Worte nie wieder zu sagen.

Auch wenn er sich selbst am liebsten eingeigelt hatte, kam das nicht in Frage. Erst mal musste er für Arthur stark sein und diesem zeigen und sagen, dass er ihn nach wie vor liebte und mit ihm zusammen sein wollte. Gleichzeitig musste er selbst an seine Worte glauben und darauf hoffen, dass Charles ihnen wirklich verzieh. Sollte dies nicht der Fall sein, wusste Pierre nicht, was er machen sollte. Dann hätte er nicht nur seinen besten Freund verloren, sondern auch den Mann an seiner Seite. Da war er sich sicher.

🥁

„Schätzchen, du bist ganz blass und schrecklich dünn."

Besorgt besah sich Pascale ihren jüngsten Spross von oben bis unten. Augenringe zierten das blasse Gesicht und es war wohl auch nur Pierre zu verdanken, dass ihr Junge hier in ihrem Wohnzimmer stand.

„Er hat ziemlich wenig gegessen, egal was ich versucht habe."

„Es ist nicht deine Schuld, Pierre. Bitte mach dir keine Vorwürfe. Setzt euch erst mal. Ich hole eben ein paar selbstgebackene Kekse und heißen Kakao."

Schweigend ließ er sich neben Pierre nieder, hielt sich konstant an dessen Hand fest. Die letzten Tage waren ein Auf und Ab. Manchmal musste sein Freund ihn fast schon zwingen, was zu essen. Duschen gingen sie nur gemeinsam, genauso wie sie kleine Spaziergänge im Garten unternahmen.

„Danke, dass du mitgekommen bist."

Lächelnd setzte Pierre einen Kuss auf die Haare des Jüngeren. Es war harte Arbeit gewesen, seinen Freund davon zu überzeugen, wie jedes Jahr die Weihnachtstage zu Hause bei der Familie zu verbringen. Erst als er Arthur daran erinnerte, dass sie es für seinen Dad taten, dass dieser dieses Fest über alles geliebt hatte, war es ihm möglich, eine Zustimmung seitens des Jüngeren zu bekommen.

Von Charles hatten sie weiterhin seit Tag X nichts mehr gehört, wussten aber von Lorenzo und Pascale, dass sich dieser im Allgemeinen sichtlich abgekapselt hatte. Charles hatte nichts verraten, hatte weder seinem älteren Bruder noch seiner Mom erzählt, was vorgefallen war, hatte nur eine Meinungsverschiedenheit angegeben und dass er sich nicht sicher war, dieses Jahr Weihnachten zu Hause verbringen zu wollen.

„Vielleicht gibt es ja ein kleines Weihnachtswunder. Ich habe mir noch nie mehr denn je gewünscht, dass dieser Aberglaube ein Körnchen Wahrheit enthält. Nach Dads Tod war Weihnachten noch wichtiger für uns als Familie. Wir brauchten nicht das große Tamtam. Es reichte vollkommen, wenn wir Zeit als Familie verbringen konnten. Charles und ich sind das ganze Jahr unterwegs. Charles sogar noch mehr als ich. Lorenzo hat auch echt viel zu tun. Diese Weihnachtstage haben uns wieder Kind sein lassen. Wir haben über schöne Erinnerungen geredet. Dad war immer mit eingebunden."

Fürsorglich legte er die Arme um seinen Freund, spendete Trost und Wärme. Charles ging es nach dem Tod seines Vaters richtig schlecht. All die Zeit war er damals für seinen besten Freund da gewesen, hatte sich mit Charles gefreut, als dieser erzählte, dass sein Dad Weihnachten geliebt hatte und dass sie als Familie daraus etwas noch Besonderes machen wollten. Jahr um Jahr hatte sich das bei Familie Leclerc eingebürgert.

„Da bin ich wieder. Die Kekse sind noch warm. Greift zu."

Lächelnd verteilte Pascale einige Etagere auf dem Tisch und stellte Becher und eine Kanne frisch gemachten heißen Kakao dazu.

Der vertraute Duft der Kekse versetzte Arthur sofort in glückliche Zeiten. Bunte, lustige Erinnerungen kamen hoch und bevor er sich versah, wischte er sich schnell mit dem Handrücken über die Augen, um nicht zu weinen. Charles und er hatten so oft Bauchweh, weil sie heimlich den rohen Teig genascht hatten, wenn ihre Mom auch nur für wenige Momente die Küche verlassen hatte. Manchmal sah die Küche aus wie ein Schlachtfeld, als sie versucht hatten, selbst Teig herzustellen. Aber es war immer lustig gewesen.

„Ach Schätzchen. Nicht weinen. Es ist Weihnachten, du bist mit deinem liebenswerten Freund hier und es schneit sogar richtig heftig. Das werden mal richtig schöne weiße Weihnachten."

„Und Charles?"

„Das weiß ich leider nicht. Gestern haben wir noch telefoniert und er war noch immer unentschlossen."

Das traurige Lächeln seiner Mom versetzte ihm einem Stich ins Herz. Alles hatte ihre Mom für sie getan, war immer für seine Brüder und ihn da gewesen, hatte nach dem Tod ihres Vaters alles übernommen und wünschte sich im Grunde nur, dass sie als Familie alle glücklich waren. Dass seine Mom keine Probleme damit hatte, dass er Pierre mitgebracht hatte, ließ ihm etwas leichter ums Herz werden. Auch die Tatsache, dass seine Mom sie beide nicht beurteilte oder verurteilte, nahm ihm einiges an Schuldgefühlen, die ihn noch immer sehr präsent verfolgten.

„Arthur, er ist dein Bruder. Charles liebt dich. Es wird sich alles wieder zusammenfinden."

„Wäre ich sofort ehrlich gewesen, gäbe es diese Misere nicht. Ich hatte geglaubt, dass Charles mir böse sein könnte, dass er vielleicht denken könnte, dass ich ihm Pierre klaue, dass ich schon die besten Freunde meines Bruders für mich beanspruche, weil ich keine Freunde habe."

„Arthur, das ist lächerlich. Du hast Freunde. Eine Menge. Und dass du dich in Pierre verliebt hast, konntest du doch nicht wissen. Das konnte keiner von euch wissen. Eure Herzen haben sich füreinander entschieden. Und nach den Freunden, die du bis jetzt hattest, hast du mit Pierre wirklich die beste Entscheidung getroffen. Ich kenne Pierre seit Jahren und weiß, dass er dir nicht wehtun würde. Was Angesichts der Tatsache, dass Lorenzo, Charles und ich dann auch ziemlich ungemütlich werden könnten, nicht ratsam wäre."

Pierre fühlte sich ein wenig ertappt, schlang die Arme fester um Arthur. Niemals würde er seinem Freund absichtlich wehtun, dafür liebte er diesen viel zu sehr.

„Wieso bist du eigentlich davon ausgegangen, dass Charles mit euch als Paar nicht zurechtkommen wird? Schätzchen, du weißt, dass ich dich liebe. Genauso wie deine Brüder. Charles und Pierre verbindet schon so lange diese feste, intensive Freundschaft. Ich kann mir nicht vorstellen, dass du dich hättest dazwischen drängen können. Du wärst weiterhin der kleine Bruder von Charles gewesen. Genauso wie Pierre sein bester Freund."

„Ich weiß es doch auch nicht, Mom. Vielleicht hatte ich Angst, nicht mehr mit Charles reden zu können, wenn es um Pierre ging. Er hat mir bei all meinen Beziehungen geholfen, wenn ich Probleme oder Ängste hatte. Aber Pierre ist sein bester Freund. Ich wollte einfach nicht, dass etwas zwischen die beiden kommt, sollte es bei Pierre und mir mal schlecht laufen."

„Ach Arthur. Ich denke schon, dass Charles dies sehr gut hätte trennen können. Natürlich bist du als sein Bruder sehr wichtig und er würde wohl alles für dich tun. Aber Pierre gehört auch schon sein halbes Leben zu ihm. Wenn ich das als Mutter beurteilen würde, hätte ich gesagt, dass die beiden trotzdem weiterhin beste Freunde geblieben wären, selbst wenn es bei euch beiden vielleicht irgendwann keine Beziehung mehr gegeben hätte. Du darfst eben nicht vergessen, dass Pierre und du die Beziehung führt, nicht Charles und Pierre. Aber so wie ich deinen Bruder kenne, hätte er Pierre die Freundschaft abgesprochen, wäre dieser schuld an deinem Herzschmerz gewesen, nur damit es dir besser geht."

Um nicht in Tränen auszubrechen, nahm sich Arthur einen Keks, schob sich diesen in den Mund. Schon die letzten Wochen hatte er sich Gedanken über seine eigenen wirren Vorstellungen gemacht und hatte einfach keine Lösung gefunden, warum er so darauf beharrt hatte, niemandem von der Beziehung zu erzählen. Seine chaotischen Freunde hatten es direkt selbst herausbekommen, ihm den Kopf geradegerückt und auch auf ihn eingeredet, es Charles und der Familie zu sagen. Aber verbohrt wie er gewesen war, wollte er nichts davon hören, war einfach fest davon überzeugt, dass Charles mit der Beziehung von Pierre und ihm nicht zurechtkommen würde. Wie falsch er doch gelegen hatte. Wie dumm und naiv er doch war.

„Wird mir Charles das jemals verzeihen?"

„Blut ist dicker als Wasser. Ich habe dir gesagt, dass unser Familienband sehr fest ist, was nicht bedeutet, dass dieses nicht auch Risse bekommen kann."

Ruckartig drehte Arthur seinen Kopf, sprang sofort auf, als er Charles erblickte.

„Du ... du bist hier ..."

„Dad liebte dieses Fest und es war uns allen immer wichtig. Ich habe die letzten Wochen viel Zeit zum Nachdenken gehabt, habe viele Gespräche mit Mom und Lorenzo geführt, aber auch mit Freunden und meinem Freund. Du warst immer mein kleiner Bruder, selbst wenn du Scheiße gebaut hast. Aber ehrlicherweise muss ich zugeben, dass mich dieser Verrat wirklich sehr verletzt hat. Pierre und du gehört zu den wichtigsten Menschen in meinem Leben und ausgerechnet ihr hintergeht mich so. Das war nicht so einfach zu verarbeiten. Und wahrscheinlich dauert es auch noch etwas, bis ich euch beiden wieder zu 100% vertrauen kann. Aber trotzdem liebe ich euch. Ihr seid Teil meines Lebens."

Vor wenigen Momenten hatte er es noch erfolgreich geschafft, die Tränen zu bannen, aber Charles vor sich zu sehen, ließ alle Dämme brechen. Heftig floss die salzige Flüssigkeit über sein Gesicht, bis er warme Finger spürte, die über sein Gesicht streiften.

„Nicht weinen, Kleiner. Du bist mein kleiner Bruder, ich werde dich immer lieben und beschützen."

Behutsam wurde er in eine warme Umarmung gezogen. Es war der Moment, in dem er das Gefühl hatte, endlich wieder zu Hause zu sein. Geborgenheit umgab ihn und er schlang schluchzend die Arme um Charles, kroch geradezu in den Pullover seines Bruders.

Minutenlang war mit Arthur nichts anzufangen. Bewegte Charles auch nur den Fuß oder Kopf, klammerte er sich noch verzweifelter fest. Es dauerte lange, bis sie es geschafft hatten, sich auf die Couch zu setzen. Pierre und ihre Mom hatten leise das Wohnzimmer verlassen, ließen die beiden Brüder erst mal für sich.

„Estutmirleidestutmirleid."

Immer wieder perlten diese Worte über seine Lippen, während er den Kopf an den weichen Pullover schmiegte. Für einen kurzen Moment überkam ihn das schlechte Gewissen, da er Charles' Pullover nun auch noch mit Tränen versaute.

Geduldig strich er Arthur weiterhin durch die Haare und über den Rücken, schaffte es sogar, dass sie sich etwas hinlegen konnten. Die Couch war so groß, dass es ein Leichtes war, Arthur neben sich zu navigieren. Wie einst als Kinder kuschelten sie sich aneinander, wobei es Arthur war, der mehr den Körperkontakt suchte.

Lange war er wirklich enttäuscht und sauer, wollte nichts mehr mit Arthur und Pierre zu tun haben. Und er hatte sich anfangs auch von niemandem etwas einreden lassen, wollte weder etwas von Lorenzo noch seiner Mom hören. Es war tatsächlich Max gewesen, der dafür gesorgt hatte, dass er sich alles noch mal durch den Kopf gehen ließ. Dieser stoische Niederländer hatte doch tatsächlich den Stein ins Rollen gebracht, so dass er doch noch die Gespräche mit anderen gesucht hatte.

„Ihr seid ein süßes Paar."

„Ja? Findest ... findest du wirklich?"

„Ja, finde ich. Arthur, du sollst keine Angst vor mir haben. Ich bin dein Bruder. Du kannst mit mir reden - über alles. Ich hätte Pierre oder dir doch nicht den Kopf abgerissen, weil ihr euch verliebt habt. Was wäre ich für ein Mensch? Für ein Bruder, wenn ich euch beiden untersagt hätte, zusammen zu sein? Ich kann doch die Liebe nicht einfach ignorieren. Ihr seid beide alt genug, um zu wissen, was ihr wollt."

Seufzend ließ Arthur die Augen geschlossen, genoss das beruhigende Streicheln. Aber auch was Charles sagte, machte ihm Mut, ließ ihn hoffnungsvoller werden. War dies vielleicht sein Weihnachtswunder? Gab es dies wirklich? Egal was es war, ob Gespräche, die Charles geführt hatte oder ein Weihnachtswunder - er würde alles dankbar entgegennehmen und behutsam pflegen und hüten.

„Dir ist bewusst, dass ich Pierre noch zur Seite nehmen werde, oder?"

„Hmmm ... ja ... das ist mir bewusst."

„Du bist mein kleiner Bruder. Und es gibt ein paar wichtige Dinge, die Pierre wissen sollte. Unter anderem sollte er dir niemals wehtun, dein kostbares Herz nicht verletzen. Wenn ich diese Ansage erledigt habe, ist er wieder mein bester Freund."

Leise lachend wuschelte er Arthur durch die Haare, als dieser ein leises Murren von sich gab. Da mussten beide jetzt durch. Lorenzo und er hatten schließlich die Pflicht, sich als große Brüder um ihren kleinen Bruder zu kümmern. Und ob nun bester Freund oder nicht, auch Pierre würde die Ansage bekommen, genauso wie die Partner vor ihm.

„Ich glaube, die beiden werden es wieder hinbekommen."

„Davon gehe ich aus. Die beiden waren schon als Kinder unzertrennlich und hatten eine unglaublich enge Bindung zueinander entwickelt."

Heimlich hatten sich Pierre und Pascale zurück ins Wohnzimmer geschlichen, in dem es verdächtig ruhig geworden war. Zwar war es nicht die direkte Angst, dass sich Arthur und Charles schweigend gegenübersaßen, aber ein wenig Sorge schwang schon mit, als sie durch die Tür traten.

Aber die Sorgen waren vollkommen unbegründet. Wie einst, als sie kleine Kinder waren, lagen Charles und Arthur auf der Couch und unterhielten sich leise.

„Geben wir ihnen noch ein paar Minuten?"

„Sollten wir machen. Kann ich dir vielleicht noch etwas in der Küche helfen?"

„Sehr gerne, mein Junge. Der Braten im Ofen müsste kontrolliert werden. Und ich muss noch das Gemüse abschmecken."

Während Pierre und Pascale wieder in die Küche gingen, redeten Charles und Arthur über Gott und die Welt, sprachen sich richtig aus und gaben sich das Versprechen, nie wieder so einen Stillstand zwischen ihr Bruderband zu bringen.

// Danke, Papa. //

Lächelnd blickte Charles in die Dunkelheit, blickte zum Himmel, während er mit einem halben Ohr seinem Bruder zuhörte.

Niemals würde ihr Papa zulassen, dass sie sich entzweiten, sich im Streit trennten. Ja, vielleicht hatte ihr Papa das kleine Weihnachtswunder geschickt.

🎅🥁🤶🎄ENDE🎄🤶🥁🎅

Für die liebreizenden Menschen, die ruhige, besinnliche Festtage verbringen und dabei seichte Musik vernehmen 😂

Und dann gibt es mich...👩‍🎤🧟‍♀️💃💀

...und meine Eltern, die jedes Jahr die Musik von Wolle Petry laufen haben 😋

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro