Oscar Piastri x Jüri Vips
Wunsch von: Gifthexe
Emojis: 🪄🎲🎯
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Oscar
Las Vegas
Samstag
Nach der Quali
Es war spät.
Viel zu spät.
Der Tag hatte sich wie Kaugummi gezogen, und ich fühlte mich wie ein ausgelaugter Akku, der dringend an die Steckdose musste.
Das Qualifying war anstrengend gewesen, und obwohl ich mit meiner Leistung halbwegs zufrieden war, nagte in mir dieses leise Unbehagen, nicht alles perfekt hinbekommen zu haben.
Und dann auch noch dieser kurze Sponsoren-Termin.
Ein Casino.
Ernsthaft? Als ob es nicht reichen würde, den ganzen Tag mental und körperlich am Limit zu sein, jetzt noch glänzen, Smalltalk halten und lächeln, während ich innerlich nur ans Bett dachte.
Aber jetzt war ich endlich fertig.
Während ich durch die blitzende, schillernde Eingangshalle lief, fragte ich mich erneut, warum Zak solche Termine ausgerechnet nach dem Qualifying plante. Konnte er nicht verstehen, dass ein Rennfahrer nach einem solchen Tag Ruhe braucht?
Mein Kopf dröhnte, meine Beine fühlten sich schwer an, und die unaufhörlichen Geräusche der Spielautomaten brannten sich wie kleine Nadelstiche in meinen Schädel.
Alles in mir schrie danach, diese Hölle aus Neonlichtern und falschem Glamour so schnell wie möglich hinter mir zu lassen.
Doch plötzlich stockte ich. Meine Schritte blieben abrupt stehen, und für einen Moment glaubte ich, den Verstand zu verlieren.
Da, an einem der klassischen Spielautomaten, saß jemand. Jemand, den ich sofort erkannte – oder zumindest glaubte zu erkennen.
War das wirklich ... Jüri Vips?
Mein Verstand rebellierte. Vielleicht war es die Müdigkeit, die mir einen Streich spielte. Ich schüttelte leicht den Kopf, blinzelte, wischte mir einmal mit der Hand über die Augen.
Doch das Bild blieb.
Es war Jüri.
Die Mütze, tief ins Gesicht gezogen, konnte seine Identität nicht verbergen. Nicht für mich. Sein Profil, die markante Nase, der leicht scharfe Kiefer, das alles hätte ich selbst im Halbschlaf erkannt.
Die blonden Haare, die ich so gut von früher kannte, lugten unter der Mütze hervor. Da saß er, völlig in das Spiel vertieft, und drückte wie ein Profi die Knöpfe des Automaten.
Ein seltsames Gefühl durchströmte mich. Überraschung, Freude ... und ein Hauch von Wehmut.
Wie lange war es her, seit ich ihn gesehen hatte? Das musste 2022 gewesen sein, er in der Formel 2. Damals 2021 waren wir Rivalen, haben uns auf der Strecke nichts geschenkt. Aber abseits davon? Ich mochte ihn. Jüri war immer jemand gewesen, mit dem ich lachen konnte, jemand, der ehrlich war. Klar, nie einer meiner engsten Freunde, aber jemand, den ich respektiert und geschätzt hatte.
Und dann ... dieser Skandal.
Ich erinnerte mich an das Chaos, die Schlagzeilen, wie schnell alles für ihn bergab ging. Wie kann das Leben so unfair sein? Wie kann alles, wofür jemand gearbeitet hat, so plötzlich in sich zusammenbrechen?
Es tat mir damals leid für ihn und tut es heute noch.
Aber was konnte ich daran ändern? Ich hatte keine Macht, die Vergangenheit zu korrigieren.
Und trotzdem zog mich der Anblick meines alten Konkurrenten an wie ein Magnet.
Ohne nachzudenken ging ich auf ihn zu, legte ihm die Hand auf die Schulter und sprach ihn an. „Jüri?"
Er drehte sich um, und in seinen blauen Augen blitzte für einen Moment Überraschung auf. Doch dann breitete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus, das mir irgendwie vertraut vorkam, auch wenn es mir gleichzeitig neu erschien.
Ein echtes Lächeln, das mehr sagte, als Worte es je könnten.
„Oscar!" Seine Stimme klang warm und aufrichtig erfreut. „Was machst du denn hier?"
Bevor ich antworten konnte, zog er mich in eine kurze, freundschaftliche Umarmung. Dieser Moment, so einfach er war, löste etwas in mir aus. Es fühlte sich gut an. Wie ein Stück Vergangenheit, das plötzlich greifbar wurde.
„Ich? Ich versuche, aus diesem Irrenhaus zu entkommen", sagte ich und deutete auf die blinkenden Automaten um uns herum. Dann hob ich eine Augenbraue und ließ mir einen Seitenhieb nicht nehmen. „Sag mal, bist du dem Glücksspiel verfallen, oder warum sitzt du hier so konzentriert vor der Maschine?"
Er lachte, und ich spürte eine Welle von Nostalgie. Dieses Lachen war dasselbe wie früher, offen und ansteckend.
„Ach was", erwiderte er schließlich, und seine Stimme nahm einen ernsteren Ton an, ohne traurig zu klingen. „Marcus und Pato sind bei irgendeiner Show hier im Casino. Ich hatte keine Lust darauf, also dachte ich mir: Wenn ich schon kein Glück in Job und Liebe habe, probiere ich es halt mal beim Spiel."
Ich runzelte die Stirn. Seine Worte klangen beiläufig, fast scherzhaft, aber ich konnte nicht anders, als in seinen Augen nach etwas zu suchen, nach Spuren von Verletzung, Bitterkeit oder Resignation.
Doch da war nichts.
Nur Ruhe.
Eine Gelassenheit, die ich nicht erwartet hatte.
Eine seltsame Erleichterung erfüllte mich. Durch Pato und manchmal durch Liam hatte ich mitbekommen, dass Jüri lange gebraucht hatte, um mit sich selbst ins Reine zu kommen. Sich nicht mehr selbst zu hassen, wie ich gehört hatte.
Aber jetzt? Jetzt sah er aus wie jemand, der seinen Frieden gefunden hatte. Das machte mich glücklicher, als ich zugeben wollte.
Wir verloren uns in einem Gespräch, wie früher, als wir noch gemeinsam in der Formel 2 fuhren. Er fragte mich, wie das Leben in Amerika war, und ich erzählte ihm von meinem Wechsel von Alpine zu McLaren. „Die beste Entscheidung meines Lebens", sagte ich schließlich. „Auch wenn es damals wie ein Chaos aussah. Sich nicht von Alpine ausnutzen zu lassen, war genau das Richtige."
Jüri grinste und schüttelte den Kopf. „Du bist echt mein Zeichen dafür, dass ich aufhören sollte, zu zocken. Immerhin setzt du auf die richtigen Karten."
Ich lachte, fühlte mich plötzlich leichter. Doch er musterte mich, und seine Stimme wurde sanfter. „Aber sag mal, du siehst echt müde aus. Zu welchem Hotel musst du eigentlich?"
„Hilton", murmelte ich.
„Kein Witz, ich bin direkt nebenan, im Crown Plaza." Er deutete mit dem Kopf in Richtung Ausgang. „Komm, wir gehen zusammen. Du siehst aus, als würdest du gleich umkippen."
Wir schritten gemeinsam durch die kühle Nacht. Unsere Unterhaltung floss weiter, leicht und ungezwungen.
Es war, als hätten die letzten Jahre und alles, was passiert war, keinen Graben zwischen uns gezogen.
Wir waren so in unser Gespräch vertieft, dass wir die Welt um uns herum vollkommen vergessen hatten. Jüri erzählte gerade, wie er sich an das Leben in den USA gewöhnt hatte, als ich plötzlich einen leichten Druck auf meiner Schulter spürte.
Ich zuckte erschrocken zusammen und merkte, dass Jüri ebenso überrascht innehielt. Erst jetzt registrierten wir, dass wir mitten durch eine kleine Straßen-Show gelaufen waren. Um uns herum hatte sich eine kleine Menge versammelt, die uns jetzt neugierig ansah.
„Entschuldigung!", sagten Jüri und ich wie aus einem Mund und sahen uns daraufhin kurz an, was uns ein kleines Lachen entlockte.
Der Straßenkünstler, ein Mann in einem auffälligen schwarzen Umhang und mit einem spitz zulaufenden Hut, schien jedoch keineswegs verärgert. Stattdessen funkelten seine Augen vor Begeisterung, als hätte unser unbeabsichtigter Auftritt ihm genau den Schwung gegeben, den er brauchte.
„Perfekt! Ihr seid genau die richtigen Assistenten für meine nächste Übung!", rief er und verneigte sich galant. „Ich bin Leon, der Zauberer, und ihr beide, ja, ihr beiden, werdet mir helfen, das Wetter zu beeinflussen."
Jüri warf mir einen skeptischen Blick zu, und ich erwiderte ihn mit einem Schulterzucken. Wir waren müde, und das Letzte, was wir brauchten, war eine Zaubershow. Aber wir wollten auch nicht unhöflich sein, vor allem nicht vor all diesen Leuten.
Also nickten wir schließlich, und ich konnte spüren, wie sich ein kleines, unfreiwilliges Lächeln auf meine Lippen schlich.
Leon überreichte mir einen Zauberstab, einen dieser klassischen, schwarzen Stäbe mit weißen Enden. Er sah nicht unbedingt beeindruckend aus, aber Leon hielt ihn mit einer solchen Ehrfurcht, dass ich ihn vorsichtig entgegennahm, als wäre er ein wertvolles Relikt. „Schwinge ihn wie ein echter Zauberer", sagte er mit verschwörerischer Stimme.
Einen Moment zögerte ich, dann hob ich den Stab und führte eine Bewegung aus, die ich nur aus Harry Potter-Filmen kannte. Die Menge lachte und klatschte, und ich spürte, wie sich ein Hauch von kindlicher Freude in mir regte.
Es war albern, ja, aber irgendwie auch ... magisch.
„Und jetzt bist du dran", sagte Leon und übergab den Stab an Jüri. Dieser grinste und machte eine übertrieben dramatische Bewegung, als wolle er einen Sturm heraufbeschwören. Die Menge jubelte, und ich konnte nicht anders, als mitzulachen.
„Gut gemacht, meine Freunde! Aber jetzt kommt der wichtigste Teil", sagte Leon und nahm den Zauberstab wieder in die Hand. „Dieser Zauber ist so mächtig, dass er nur mit der vereinten Energie von zwei Menschen funktionieren kann. Also, haltet ihn gemeinsam, lasst eure Energy zusammen fließen."
Jüri trat einen Schritt näher an mich heran, sein Lächeln warm und entspannt. Ich konnte spüren, wie meine Schultern sich unwillkürlich lockerten, obwohl mir das alles noch immer ein wenig absurd vorkam.
Er hielt den Stab so, dass ich meine Hand darauf legen konnte, und unsere Finger berührten sich automatisch.
Es war, als würde ein Stromschlag durch mich fahren, nicht unangenehm, sondern warm, vertraut, wie eine Erinnerung an etwas, das ich nie wirklich erlebt hatte.
Für einen Moment schien die Welt um uns herum stillzustehen. Die Lichter, die Geräusche, die Menge, alles verblasste, während ich spürte, wie sich mein Atem beschleunigte. Meine Augen fanden wie von selbst Jüris, und sein Blick hielt den meinen fest.
Er lächelte, und etwas in diesem Lächeln ließ mein Herz schneller schlagen. Es war nicht nur Freude, nicht nur Spaß. Da war etwas Tieferes, etwas, das ich nicht benennen konnte oder vielleicht nicht wollte.
„Und jetzt, zusammen!", rief Leon, doch seine Stimme drang nur gedämpft in mein Bewusstsein. Gemeinsam bewegten wir den Zauberstab in einer fließenden Bewegung, als würden wir tatsächlich einen Zauber wirken.
Unsere Finger blieben ineinander verschlungen, und ich fühlte, wie ein Kribbeln meine Haut entlanglief, ein Gefühl, das mich gleichzeitig verunsicherte und beruhigte.
Plötzlich riss ein Geräusch uns beide aus diesem Moment heraus. Ein tiefes Grollen, gefolgt von einem plötzlichen Platzregen. Die Menge tobte, jubelte, und ich blinzelte verwirrt in den Himmel.
Dicke Tropfen fielen auf uns herab, und das Geräusch des Regens mischte sich mit den lachenden Rufen der Zuschauer.
Jüri und ich standen wie erstarrt da, unsere Finger immer noch aneinander. Schließlich löste er sich langsam, beinahe zögernd, und ließ den Zauberstab los. Ich gab ihn an Leon zurück, der uns mit einem triumphierenden Lächeln ansah und einen Applaus für seine „Assistenten" forderte. Die Menge jubelte, tanzte im Regen, und ich konnte nicht anders, als mit einem breiten Lächeln den Kopf zu schütteln.
Der Regen ließ so schnell nach, wie er begonnen hatte, und als wir uns endlich wieder auf den Weg machten, legte sich eine seltsame Stille über uns. Keine unangenehme, sondern eine, die Raum für Gedanken ließ.
Ich konnte immer noch spüren, wie sich Jüris Finger auf meiner Haut angefühlt hatten, wie sein Blick mich durchdrungen hatte.
Nach einer Weile war es Jüri, der die Stille brach. „Glaubst du, das war wirklich ein Zauber?" Seine Stimme klang halb amüsiert, halb nachdenklich.
Ich sah ihn an und bemerkte, dass ein schelmisches Schmunzeln seine Lippen umspielte. Es war ansteckend, und ich musste lachen. „Keine Ahnung. Aber ich wünschte, ich würde verstehen, wie solche Tricks funktionieren."
„Wahrscheinlich hat er den Regen im Wetterdienst nachgeschaut", sagte Jüri mit einem Grinsen. „Das hier ist Vegas. Mit der Technik von heute können die das bestimmt bis auf die Minute genau vorhersagen."
„Möglich", stimmte ich zu, obwohl ein Teil von mir das Gefühl nicht loswurde, dass es doch mehr war als nur ein Trick.
Bevor ich weiter darüber nachdenken konnte, standen wir vor meinem Hotel. Für einen Moment herrschte wieder diese seltsame Stille, bevor Jüri mich in eine kurze, feste Umarmung zog. „Vielleicht sehen wir uns morgen nochmal an der Strecke", sagte er leise.
„Oder wir schreiben uns einfach so mal.. ihm hast du meine Nummer noch?", erwiderte ich, und er nickte, bevor er sich langsam abwandte.
Als ich ihm nachsah, spürte ich, wie sich etwas in mir regte, eine Wärme, die nicht allein vom Regen herrührte.
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Sonntag
Nach dem Rennen
Das Rennen war vorbei, und ehrlich gesagt, es gab nicht viel darüber zu sagen. Es war eines dieser unspektakulären Sonntage, an denen alles einfach lief, aber nichts besonders aufregend war.
Ich hatte mein Bestes gegeben, das Team hatte solide gearbeitet, trotzdem schien das Wochenende irgendwie zu verblassen.
Zumindest, was das Rennen anging.
Ich schlenderte langsam durch das Paddock, hielt mich absichtlich länger auf, als nötig. Mein Ziel war eigentlich klar: zurück zum McLaren-Motorhome, wo wir noch unser Debriefing hatten.
Aber ich ließ mir Zeit.
Viel Zeit.
Jüri.
Sein Name schwirrte mir unaufhörlich durch den Kopf.
Es war lächerlich, wirklich.
Ich hatte ihn zwei Jahre lang nicht gesehen, und plötzlich kam es mir vor, als wäre seine Präsenz in meinem Leben unverzichtbar.
Ich versuchte, mich mit Logik zu beruhigen. Es war einfach ein altes Gefühl, ein Echo von damals, als wir uns regelmäßig auf und neben der Strecke begegnet waren. Aber das erklärte nicht den leichten Stich der Enttäuschung, den ich verspürte, wenn ich von Weitem ein blondes Profil erhaschte, das sich dann als jemand völlig Fremdes entpuppte.
„Verdammt", murmelte ich leise, meine Gedanken laut werdend.
Warum war ich so? Warum fühlte sich das plötzlich an, als würde ich Jüri vermissen? Ich hatte ihn doch gerade erst wiedergetroffen, nach all dieser Zeit.
Trotzdem, oder vielleicht genau deshalb, spürte ich eine seltsame Leere, eine Unruhe, die ich mir nicht erklären konnte.
„Ich schreib ihm einfach", dachte ich schließlich.
Ja, das war der Plan.
Nach dem Debrief würde ich ihm eine Nachricht schicken.
Vielleicht könnten wir uns später nochmal sehen.
Oder überhaupt irgendwann.
Ich wusste, dass es albern war, aber ein Teil von mir hatte Angst, ihn nicht mehr zu finden, bevor ich das Land verließ.
Es war, als wäre er gestern mit einem Blick in mein Herz eingedrungen und hätte etwas freigelegt, das ich nicht mehr zurück in seinen Käfig stecken konnte.
War das ...? Ich unterbrach den Gedanken, bevor er zu weit ging. Aber selbst, wenn ich den Satz nicht vollendete, wusste ich, was er bedeutete.
Es sollte mir vielleicht Angst machen, doch es tat es nicht. Vielleicht war es Jüris Blick, diese Wärme, die mir versicherte, dass ich nicht allein in diesem Gefühl war.
„Oscar!" Lando riss mich abrupt aus meinen Gedanken. Ehe ich etwas sagen konnte, hatte er mich schon am Arm gepackt und zog mich mit sich. „Was machst du hier so alleine rum? Los, komm!"
„Warte, Lando", protestierte ich, „ich komme gleich. Ich wollte nur noch..."
„Noch was im Paddock suchen?", unterbrach er mich mit einem Grinsen, das ich nicht deuten konnte. Er hielt mich fest, stärker als nötig, und zog mich weiter in Richtung unseres Motorhomes.
„Lando, hörst du mir überhaupt zu?" Ich versuchte, meinen Arm aus seinem Griff zu lösen, aber er lachte nur und ließ nicht locker.
„Ich höre dich, ja", sagte er schließlich. „Aber ehrlich gesagt, glaube ich, dass du das, was du suchst, sowieso nicht hier findest."
„Was soll das denn heißen?" Ich runzelte die Stirn und blickte ihn irritiert an.
„Das heißt", begann er mit einem vielsagenden Tonfall, „dass das, was du suchst, gerade in deinem Fahrerzimmer auf dich wartet."
Ich blieb abrupt stehen, zog meinen Arm zurück und starrte ihn an. „Was meinst du damit? Lando, wenn Zak wieder irgendeinen Termin für mich organisiert hat, sag ihm, ich bin.."
„Keine Sorge, das ist kein Termin", unterbrach er mich mit einem breiten Grinsen. „Vertrau mir einfach, okay?"
Ich wollte protestieren, doch etwas in seinem Blick ließ mich verstummen. Es war dieses wissende Funkeln, das mich gleichzeitig nervte und neugierig machte.
„Also gut", murmelte ich und folgte ihm widerwillig.
„Du wirst es schon sehen", sagte Lando, als wir vor der Tür meines Fahrerzimmers anhielten. Er klopfte mir einmal auf die Schulter und grinste, bevor er sich umdrehte und davonging.
Ich stand vor der Tür, die Hand auf der Klinke, doch ich konnte mich nicht überwinden, sie zu drücken. Ein Teil von mir wollte es hinauszögern, wollte nicht wissen, was oder wer mich dahinter erwartete.
Doch tief in mir wusste ich es bereits.
Lando hatte es nicht gesagt, aber es war in seinem Grinsen gewesen, in seinem Tonfall. Und jetzt raste mein Herz, als hätte ich es mit einer letzten Qualifying-Runde auf nassem Asphalt zu tun.
Jüri.
Der Name hallte wie ein Echo in meinem Kopf wider, begleitet von Bildern. Sein Lächeln, der Moment gestern, als wir beide mit diesem lächerlichen Zauberstab da standen und die Welt für einen Augenblick nur aus ihm und mir bestand.
Der Gedanke, dass er jetzt tatsächlich hier sein könnte, ließ eine Mischung aus Vorfreude, Aufregung und Nervosität durch meinen Körper rauschen. Was, wenn ich es falsch interpretiert hatte? Was, wenn ich mir die Vertrautheit von gestern nur eingebildet hatte?
Ich zwang mich, tief durchzuatmen, bevor ich die Tür schließlich öffnete.
Und da war er.
Jüri stand mitten im Raum, die Schultern ein wenig hochgezogen, als wäre er sich seiner selbst nicht sicher. Eine Mütze hielt seine blonden Haare halb verborgen, doch seine Augen, diese tiefblauen Augen, schienen den ganzen Raum zu füllen.
Und als sich unsere Blicke trafen, fiel ein Teil der Anspannung von mir ab, auch wenn ich fühlte, wie mein Herzschlag sich beschleunigte.
„Hey", sagte er leise, ein leicht nervöses Lächeln auf den Lippen.
„Hey", erwiderte ich, meine Stimme nicht weniger zögerlich.
Es folgte ein Moment des Schweigens, in dem wir beide einfach nur dastanden, wie zwei Teenager, die nicht wussten, was sie sagen sollten.
Doch dann, fast wie ein Dammbruch, begann Jüri zu reden.
„Ich... ich hoffe, ich bilde mir das alles nicht ein", begann er, die Worte stolpernd, fast atemlos, als würde er befürchten, dass ihm die Zeit davonlief. „Aber gestern... gestern war wie ein Wachrütteln für mich. Es war, als hätte ich etwas wiedergefunden, von dem ich nicht einmal wusste, dass ich es verloren hatte."
Er machte einen Schritt auf mich zu, seine Hände leicht zitternd an den Seiten. „Oscar, ich... ich habe mich bei dir gestern so wohl gefühlt. Genau wie früher. Und ich weiß nicht, ob du das auch so gespürt hast, aber ich... ich fühle etwas. Mein Herz schlägt schneller, jedes Mal, wenn ich an dich denke. Und ich weiß, das klingt alles verrückt, und vielleicht.."
„Jüri", unterbrach ich ihn sanft und trat auf ihn zu. Seine Stimme verstummte, seine Augen suchten nervös meinen Blick. Ich griff nach seinen Händen, fühlte, wie warm sie waren, und sah, wie er bei der Berührung den Atem anhielt.
„Du musst dir keine Sorgen machen", sagte ich, meine Stimme leise, aber fest. „Du bist nicht der Einzige, der das so fühlt. Ich... ich habe es auch gespürt. Gestern. Und ehrlich gesagt... keine Ahnung ob schonmal davor. Ich weiß nicht, was das alles genau ist, aber ich weiß, dass es echt ist."
Sein Gesicht entspannte sich, ein Lächeln, das irgendwo zwischen Erleichterung und purer Freude lag, breitete sich aus. „Ich dachte schon, ich bilde mir das alles ein", murmelte er, fast ungläubig. „Ich kann kaum glauben, dass ich wirklich Glück in der Liebe haben könnte."
Ich konnte nicht anders, als zu lächeln. „Vielleicht liegt es daran, dass du endlich mal mit jemandem zusammen bist, der selbst Glück hat. Mit dir."
Seine Augen leuchteten, und ich fühlte mich, als würde mein Herz jeden Moment explodieren. Der Raum schien still zu stehen, alles um uns herum verblasste, bis nur noch er und ich übrig waren.
„Ich kann es immer noch nicht glauben", sagte er leise, fast wie zu sich selbst.
„Ich kann es dir beweisen", antwortete ich, und ohne weiter nachzudenken, zog ich ihn näher zu mir.
Unsere Blicke trafen sich, und es war, als ob wir beide die Antwort in den Augen des anderen fanden.
Der Abstand zwischen uns verschwand, und dann, sanft und doch voller Gefühl, küssten wir uns.
Es war kein stürmischer Kuss, kein überstürztes Durcheinander, sondern ein langsames, liebevolles Versinken in einem Moment, der sich so natürlich anfühlte, als hätte er schon immer passieren sollen. Jüri schmeckte nach etwas Süßem und Vertrautem, und als wir uns schließlich voneinander lösten, blieb er dicht bei mir, seine Stirn an meine gelehnt.
„Und?", fragte ich leise, ein kleines Lächeln auf meinen Lippen.
„Ich glaube dir", murmelte er und lachte dann leise. „Ich... ich glaube dir wirklich. Aber... hast du heute Abend Zeit? Ich will... ich möchte Zeit mit dir verbringen. Einfach nur wir beide."
„Oh, willst du mich etwa wieder in eine Zaubershow schleppen?" Ich grinste, und er lachte laut, ein tiefes, glückliches Lachen, das mein Herz wie eine Melodie erfüllte.
„Nein", sagte er, immer noch lachend. „Ich hoffe, ich habe dich schon verzaubert."
Ich zog ihn noch einmal in einen Kuss, diesmal ein wenig intensiver, bevor ich antwortete. „Du hast mich definitiv verzaubert."
Wir sahen uns an, beide ein wenig verklärt, ein wenig verloren, und doch fühlte sich alles so richtig an, wie ich es nie für möglich gehalten hätte.
ENDE
Hey Ihr Lieben, ich hoffe sehr das die beiden euch gefallen haben, lasst mir doch gerne eure Gedanken hier 🥰
Im Moment läuft es mit den Wünschen wirklich gut, wenn es so weitergeht kommt im Februar bald noch ein Wunschkapitel, sobald die restlichen online gegangen sind❤️
Ich wünsche euch einen entspannten Dienstag ♡
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