Epilog
Harlem/New York, 2016
„NEEIIINN.. Lasst mich!" Laut schreiend und wild um mich tretend, schrak ich aus einem Albtraum auf. Dem Zweiten in dieser Woche.. und heute war erst Mittwoch. Die Tür wurde aufgerissen und Damiano kam hereingestürzt. Seine Alkoholfahne hätte ich sogar bei geschlossener Tür schon gerochen. Aber wann lag nicht in der Wohnung der Gestank von Alkohol? Ich kannte es nicht anders.
„Wirst du wohl deine gottverdammte Fresse halten?" Damit schlug Damiano mir mit der flachen Hand ins Gesicht, kaum dass ich richtig wach war. Meine Mutter stürzte hinter meinem Stiefvater in den Raum und streckte die Hand nach mir aus, aber Damiano riss sie brutal zurück. „Wage dich nicht, du Schlampe. Dein Bastard wird hier nicht verzärtelt. Er wollte mich wiedermal nur wach machen. Ich brauche meinen Schlaf, sonst funktioniere ich im Job nicht und dann kann ich euch nicht mit durchfüttern."
Damiano drehte sich um und verließ fluchend mein Zimmer, das eher eine Abstellkammer war. Ein Motorblock vom alten Pickup meines Stiefvaters lag in einer Ecke, sein Fahrrad, das schon seit Jahren auf eine Reparatur wartete, lag in der anderen. Irgendwo dazwischen meine Matratze und an der Wand ein paar Pappkartons, in denen sich meine übersichtliche Habe befand. Ich bemerkte, dass meine Nase blutete und mein Nasenbein kolossal schmerzte. Meine Mutter stand noch immer in der Tür, sprachlos und mit vor das Gesicht geschlagenen Händen. Momentan schien sie drogenfrei zu sein, aber der nächste Schuss ließ sicher nicht lange auf sich warten. Die klaren Phasen zwischen ihren Spritzen wurden immer kürzer.
Ich stand auf und ging ins Bad. Mit etwas von dem harten Klopapier machte ich mir am Waschbecken die Nase sauber und beschloss, morgen ins „Haus der Schwestern" zu gehen, um mir helfen zu lassen. Aus dem Eisschrank nahm ich mir das letzte Pack Crash-Eis, um meine Nase zu kühlen. Wahrscheinlich würde Damiano sie mir morgen wirklich brechen, wenn er bemerkte, dass ich das letzte Pack genommen hatte. Also musste ich akribisch darauf achten, die Tüte morgen verschwinden zu lassen.
Der einzige Gedanke, der mich von dieser Idee abbrachte, war die Tatsache, dass es dann meine Mutter treffen würde. Aber ich war einfach noch nicht groß und stark genug, um sie zu beschützen. Einer von uns beiden war immer dran.
Und wenn sie nicht wegen des Eis-Packs dran war, dann, weil ich wieder abgehauen war. Ich stahl mich jeden Morgen gegen sechs aus dem Haus.. über die Feuertreppe, die ich über mein Zimmerfenster erreichte. Ich ging zur Schule.. gegen Damianos Willen. Er hielt mich scheinbar zu dumm dazu, deshalb hatte er mich dort noch nicht gefunden.
Als ich vorsichtig aus der Tür schaute, war meine Mom nicht mehr zu sehen und es war ruhig in der Wohnung. Ich strich mir meine feuchten Haare aus dem Gesicht und kroch wieder auf meine Matratze.
Tränen brannten heiß in meinen Augen, doch ich hielt sie mit Macht zurück. Niemand sollte meine Schwäche sehen. Dadurch würde alles noch schlimmer werden. Mein Albtraum hatte immer die gleiche Handlung. Damiano und seine Kumpel. Ich wurde geschlagen und getreten und als mir einer der Männer in den Schritt fasste, rastete ich aus und das war dann der Punkt, an dem ich aufwachte.
Hallo. Mein Name ist Mason Jericho, ich bin acht Jahre alt und lebe in East-Harlem, New York.
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