16 - Korrupte Cops
September 2017
Seit vier Wochen plante ich, mich Schritt für Schritt aus Thorans dreckigen Klauen zu befreien.
Das Leben im Lager wurde härter. Das Essen wurde rationalisiert.. also aus der Gemüsebrühe wurde Wassersuppe.. und es wurden die Brotwürfel darin gestrichen. Es gab nur noch eine trockene Scheibe Toast am Morgen. Die Gelegenheiten, jemanden zu bestehlen, waren eher nicht da, denn ich stand ja kaum am Einkaufszentrum. Die Schlafsaal-Crew schob kollektiven Hunger und Durst und jeder war mittlerweile so geschwächt, dass es ein Wunder war, dass wir an unseren Stationen nicht zusammenbrachen.
Heute war aber mal wieder mein Glückstag.. Sollte es jedenfalls werden. Als ich meinen Sack vom Kopf ziehen durfte, sah ich das Einkaufszentrum und ich musste mich beherrschen, nicht vor Freude zu weinen. Nein, ich ließ mir nichts anmerken und stieg scheinbar lustlos und rebellisch aus dem Auto.
Ich konnte noch einmal die Fotobox nutzen und fotografierte meine Fußfesseln von zwei Seiten, machte ein Foto von den E-Pills, eins von einem Koksbag und ein Foto von mir. Außerdem packte ich mein altes Notizbuch, das mittlerweile voll mit Skizzen und Notizen war, dazu. Ich schrieb auf der Toilette kurze Notizen an Pablo, Cooper und Claudia und steckte sie auf die gleiche Weise in den Kasten wie die erste Nachricht.
Wenig später, in der Bäckerei am Eingang des Centers, nahm mich der Bäcker beiseite und zeigte auf ein Schild, das er ins Fenster gehängt hatte. Es zeigte Thorans Zopfsymbol in einem roten Kreis, der durchgestrichen war. "Tut mir leid, Kleiner. Man hat uns gedroht, den Laden abzufackeln, wenn wir euch bedienen. Ihr scheint unter Beobachtung zu stehen.. und das sicher nicht von den Cops."
Oh, Mann.. Ich hoffte nur, es hatte mich niemand gesehen, als ich den Brief eingeworfen hatte. Gleichzeitig bedauerte ich, dieses Schild nicht abgemalt und fotografiert zu haben. Wer weiß, wann ich das nächste Mal hier wäre. Als ich aus der Bäckerei kam, sah ich vorne am Eingang Cops stehen. Sie standen mit dem Rücken zu mir und ich riskierte nun Kopf und Kragen. In Windeseile zog ich mir auf der Toilette das Shirt aus und zog es mit der Innenseite nach außen wieder an. Dann lief ich gemächlich und mit gesenktem Kopf auf die Cops zu.
"Hallo Officer? Ich möchte etwas melden. In diesem Geschäft werden Menschen mit Zöpfen nicht bedient. Ich brauche Brot für meine Grandma", dabei strich ich mit einer Hand über die halb ausgewachsenen Zöpfe auf meinem Kopf.
Einer der Cops sah mich mit scharfem Blick an. "Wenn du weißt, was gut für dich ist, ziehst du dein Shirt richtig an und machst deinen Job. Oder soll ich es selbst Thoran Malone sagen?"
Schockiert schaute ich den Cop an und speicherte sofort sein Gesicht in meinem Gedächtnis. Der andere stellte sich nun daneben und zischte: "Zieh Leine, du kleiner Pisser." KLICK.. Auch gespeichert.
Draußen fuhr gerade Cedric vorbei. Als er uns sah, parkte er ein und kam zu uns. Er schaute mich an und ich schüttelte wortlos den Kopf. Das war das Zeichen für ihn, dass ich noch nicht alles verkauft hatte. Aggressiv schubste er mich in Richtung Walmart und blieb bei den Cops stehen.
Eine Stunde später hatte ich alles verkauft. Cedric würde erst in drei Stunden wiederkommen. Ich schlenderte also im Center herum, soweit mich meine Füße trugen. Die Cops standen noch immer im Eingang und jetzt ritt mich der Teufel. Ich hatte Hunger - ich hatte Durst. Und ich war verdammt noch mal kein Leibeigener.
Ich nahm meine Füße in die Hand und lief so schnell und so weit ich konnte ins Walmart. Es gab keinen lauten Alarm von der Fußfessel, aber ich war mir ziemlich sicher, dass ich schon aufgeflogen war. Wahrscheinlich hatten die Dinger GPS und auf Thorans PC schon eine Spur hinterlassen.
Jetzt schaute ich mich zu den Menschen um. Da war ein großer Kerl, der mir schon im Eingang aufgefallen war. Er schaute mich an, als wolle er mir etwas sagen. Ich zeigte auf das Zopflogo und schüttelte den Kopf. Wenn der Kerl Lustigmacher brauchte, kam er zu spät. Ich war leer.
Im nächsten Moment ergriffen mich die Cops und zogen mich Richtung Eingang. Dort wurde ich wie ein Schwerverbrecher in den Streifenwagen geschubst und los ging die wilde Fahrt. Niemand hatte mir einen Sack übergezogen und so schaute ich nun ganz genau hin, als wir durch die Straßen von New York fuhren. Der Wagen hielt vor einem heruntergekommenen Gebäude an dem die Hausno. 1276 angebracht war. Die Cops zogen mich aus dem Wagen und schleppten mich die Stufen hoch.
Acht Stufen.. Acht Schritte geradeaus und zwölf rechts. PING.. Der Aufzug zur 13. Etage. Zehn Schritte rechts, fünfzehn links.. Halt. Ich war also sehenden Auges in Thorans Lager angekommen. Ich hatte die Schritte täglich gezählt, als man mich von meiner Station abgeholt hatte. Jetzt hatte ich zwar eine Hausnummer dazu, aber keine Adresse. Ich wusste nicht, in welcher Straße und welchem Bezirk ich mich befand. Alles, was ich bis jetzt wusste, hatte ich in mein Notizbuch geschrieben, das bis heute im Boden meines Rucksacks verborgen war und das sich jetzt auf den Weg zu Claudia gemacht hatte. Nicht auszudenken, wenn das einer von Thorans Leuten gefunden hätte. Aber wie heißt es immer so schön.. Wenn du etwas verstecken willst, dann leg es den Leuten vor die Nase. Da suchen sie nicht! Jetzt war ich froh, dass ich es abgeschickt hatte. Ein Grund weniger, mich umzubringen.
Cedric kam uns entgegen und schlug mir hart ins Gesicht. Ich spürte, wie mir die Lippe aufplatzte. Das Blut lief mir aus dem Mundwinkel. Der zweite Schlag traf meine Augenbraue und wieder spürte ich Blut.. und sah nichts mehr.
"Ich werde es dir zeigen. Wolltest du deine Grenzen ausreizen, du Popel fressender Wichser? Du hast sie erreicht. Der Boss erwartet dich." Große Ruhe überkam mich. Prügel war ich gewohnt, also was könnte noch passieren? Wenn er mich tot schlagen würde, müsste er jemand anderen kidnappen und anlernen.. Aber mir ging es dann besser. Es kam schlimmer..
Cedric öffnete die Tür und stellte mich vor Thorans Schreibtisch. Die Lampe darauf war Tag und Nacht an. Jetzt flackerte sie. Hatte mein Auge Schaden erlitten? Malone stand auf und kam um den Tisch herum. Er zog seine Sonnenbrille ab und beugte sich zu mir herunter, bis seine Nasenspitze meine fast berührte.
"Cedric.. Warum hast du so fest geschlagen? So kann ich ihn heute Abend nicht vorführen. Das kostet mich mindestens vierzehn Tage, in denen er nirgendwo stationiert werden kann, ohne Aufmerksamkeit zu erregen, und der neue Job für ihn muss auch warten, bis alles verheilt ist."
Das alles sprach er in mein Gesicht, ohne die Augen von mir zu nehmen. "Wie schade, dass ich jetzt nicht auch noch zuschlagen kann. Ich hätte eine Menge Spaß gehabt." Er erhob sich und drehte sich zu Cedric. "Hast du ihn schon gefilzt?"
"Nein. Das mach ich jetzt. Ausziehen! Alles!" Ich gehorchte sofort und zog meine Klamotten und den Gürtel aus. Er zählte die Dollars und nickte. "Es stimmt alles, Boss." Thoran starrte mich an.. Von oben bis unten, bis sein Blick zwischen meinen Beinen hängen blieb. Mir wurde kalt, obwohl wir in New York momentan eine Hitzewelle größeren Ausmaßes hatten.
"Dreh dich mal um, mein Herzblatt", säuselte Thoran plötzlich und mir wurde noch kälter. Meine Nackenhaare stellten sich auf. Ich drehte mich um und Thoran legte mich in Sekundenschnelle über sein Knie. Seine Schläge kamen hart auf meine Pobacken, bis ich sie irgendwann nicht mehr spürte.
Meine Fußfesseln hatte mir Cedric bei der Gelegenheit abgenommen. "Bring die zum Treffpunkt", hatte er zu Jaleel gesagt. "Die müssen auf dem Revier neu programmiert werden. Der Kleine Wichser kriegt neue".
Thoran ließ von mir ab und setzte sich, scheinbar gelangweilt, wieder auf seinen Thron. "Was hast du dir bei der Aktion gedacht? Dachtest du, ich würde dich nicht finden? Das wird.."
Ich fuhr ihm vorlaut ins Wort. "Ja, was denn? Folgen haben? Weniger Dollars für den großen Boss? ICH HATTE HUNGER..", schrie ich jetzt und vor Anstrengung wurde mir schwarz vor Augen.. "ICH HATTE DURST.. Ich konnte niemanden abziehen, um was zu essen zu kaufen.. und das wäre mir ja sowieso nicht gelungen. Der Bäcker hat mich direkt rausge.."
Cedrics Schlag kam von hinten in meinen Rücken und ich brach zusammen. Das Letzte, was ich spürte, waren Cedrics Arme, die sich unter meine Knie schoben.. Dann wurde alles schwarz. Als ich wieder zu mir kam, lag ich in einem Raum, auf einem einzelnen Bett, das so weich war, wie ich es noch nie erlebt hatte. Ich drehte mich auf die Seite. Mein Rücken und mein Hinterteil waren total wund und wahrscheinlich schon total blau.
Ich ließ meinen Tränen freien Lauf und schlief schließlich ein. Mitten in der Nacht wurde ich wach. Mir wurde grob ein Knebel zwischen die Zähne geschoben und zwei Männer hielten mich fest. Eine Hand hob meinen Hintern und schmierte mir was Öliges auf den Hintern. "Hat er also doch ein schlechtes Gewissen?", fragte ich mich und wurde sofort eines Besseren belehrt. Die Hand strich eine gelartige Substanz auf meinen After und etwas hartes, nicht Menschliches wurde in mich geschoben. Ich schrie in meinen Knebel und versuchte, mich zu befreien, aber mein Gezappel machte alles noch schmerzhafter.
"Wir werden die Zeit nutzen, mein Herzblatt. Solange du mir nichts einbringst, bereite ich dich auf deinen neuen Job vor. Heute haben wir es langsam angehen lassen. Mich selbst hättest du heute nicht überlebt! Ich bin in mörderischer Stimmung wegen deines Verrats."
Ich ließ mich schlaff zur Seite fallen und mimte den Bewusstlosen. "Was denn jetzt..", schrie Thoran. Cedric schüttelte mich leicht und als ich keine Reaktion zeigte, kam seine gelangweilte Antwort. "Der ist völlig ausgenockt. Von dem sehen und hören wir heute nichts mehr. Er muss trinken und essen, Boss. Sonst schafft er diese Behandlung nicht!"
Thoran schickte Jaleel los und kurze Zeit später hörte ich die Geräusche von Glas und Porzellan neben meinem Bett. Ein paar Minuten später war ich allein. Ich war mir sicher, dass in diesem Raum eine Kamera war.. Hier war sie ja wohl auch von größerem Interesse als im Schlafsaal.
Ich griff zwischen meine Pobacken, zog dieses eklige Teil aus mir raus und pfefferte es in die nächste Zimmerecke. Die Kamera war nicht an.. Warum nicht? Normalerweise war mein Tun Grund genug, hereingestürzt zu kommen und mich wieder zu foltern.. Was war hier los? Oben, kurz vor der Zimmerdecke war ein Lichtschacht, so wie es ihn in Kellerräumen gab. Zu hoch, um ihn zu erreichen und sowieso zu schmal, um daraus zu kriechen. An der ganzen Hauswand waren Leuchten befestigt. Die im dreizehnten Stock sah man durch das Fenster.. sie flackerte. Ich zog mich in Windeseile an und schaute vorsichtig aus der Tür. Keine Wachen. Ich schlich in den Schlafsaal. Die anderen waren wohl beim Abendappell.. so spät war es also noch nicht. Ich zog meinen Umschlag aus der Matratze und schnappte meinen Rucksack. Als ich die dreizehn Etagen im Treppenhaus runter flitzte, flackerte auch hier das Licht. Was passierte hier? Ich musste hier raus. Heute noch!
Ich zog im Erdgeschoss die Eingangstüre auf und im selben Moment versank das Viertel völlig im Dunkel. Stromausfall. Wie viel Schwein musste ein kleiner Kerl wie ich noch haben?
Weg hier..
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