[1 - neue Umstände]
Mit Felsdoppelgängern sorge ich für Verwirrung und verlasse das Gebiet des Senju-Clans.
Damit renne ich wohl geradewegs auf ein neues Problem zu – den Uchiha-Clan.
Sie werden mich wohl kaum mit offenen Armen empfangen...
Sobald ich mich weit genug vom Senju-Clan entfernt habe, verlangsame ich mein Tempo und bleibe schließlich stehen.
Ich aktiviere meine Kanchi-Fähigkeiten. Genau wie Tobirama habe ich diese Fähigkeit von unserer Mutter geerbt, doch ich bin längst nicht so geschickt darin wie er, weshalb ich sie nur selten einsetze.
Als ich mir sicher bin, dass sich niemand in der Nähe aufhält, setze ich mich auf einen Felsen und lehne mich zurück. Ein ruhiger Anfang für meinen Geburtstag.
Ich hatte zwar keine Feier erwartet, aber fliehen zu müssen, stand auch nicht gerade auf meiner Liste.
Sie haben mich behandelt, als würden sie mich nicht kennen. Als wäre ich ihnen fremd. Doch wie kann so etwas über Nacht geschehen? Weder Hashirama noch Tobirama sind besonders anfällig für Genjutsu, und dass beide gleichzeitig einen Gedächtnisverlust erlitten haben, ist ebenso unwahrscheinlich. Vielleicht hätte ich länger bleiben sollen, um herauszufinden, ob mich sonst noch jemand im Clan erkennt. Aber wer Tobirama entkommen will, darf keine Zeit verlieren.
Sein Hiraishin ist zwar noch nicht perfekt ausgereift, aber er ist dennoch schneller als die meisten anderen Shinobi. Dass ich entkommen konnte, war mehr Glück als Verstand.
Meine Gedanken kreisen um die verschiedenen Optionen, die mir nun bleiben. An erster Stelle steht die Möglichkeit, bei den Uchiha Unterschlupf zu suchen. Entscheidend wäre dabei, ob sie mich als Hashiramas Schwester erkennen oder nicht. Wenn ja, würden sie mich wahrscheinlich nicht aufnehmen. Warum sollten sie? Man könnte ihnen leicht glauben machen, dass ich mir eine solche Geschichte nur ausgedacht habe, um sie auszuspionieren – das wäre vermutlich sogar realistischer als die Wahrheit.
Aber was ist die Alternative? Auf neutralem Boden bleiben? Neutraler Boden sind so ziemlich alle Orte, an denen niemand mehr leben kann, weil die Schlachten der Clans das Ökosystem dort völlig zerstört haben.
Eine weitere Option wäre, tatsächlich bei einem anderen Clan Zuflucht zu suchen. Doch im Reich des Feuers steht man entweder auf der Seite der Senju oder der Uchiha. Die Hyuga wären vielleicht noch eine Ausnahme, aber die lassen wir hier mal außen vor. Clans, die mit den Senju verbündet sind, werden mich ebenfalls nicht aufnehmen, falls sie mich auch nicht erkennen. Und die Verbündeten der Uchiha würden garantiert keine Senju bei sich aufnehmen, falls sie wissen, wer ich bin.
Alles hängt also davon ab, ob nur meine Brüder betroffen sind oder ob niemand mich mehr identifizieren kann. Um das herauszufinden, müsste ich entweder jeden einzelnen befragen, den ich jemals gekannt habe, oder herausfinden, warum selbst meine eigenen Brüder mich vergessen haben.
Und das dürfte alles andere als einfach sein. Wer oder was auch immer Hashirama und Tobirama dazu bringt, jemanden zu vergessen, den sie seit jeher kennen, muss mächtiger sein, als ich mir vorstellen kann. Ich weiß, dass keiner von ihnen leicht Dinge vergisst, geschweige denn die eigene Familie.
Ich starre in den Himmel.
Abwarten und sehen, ob sich etwas ändert? Ein neues Leben anfangen? Oder sie direkt damit konfrontieren und irgendwie ihre Erinnerungen zurückholen?
Letzteres würde ich am liebsten tun, aber ich bezweifle, dass es helfen würde. Ich kann nur hoffen, dass einer von ihnen zu Hause etwas findet, das sie daran erinnert, dass es mich gibt. So etwas wie mein Zimmer oder Notizen, die Tobirama und ich zusammen verfasst haben. Hashirama bewahrt sogar noch Geschenke aus unserer Kindheit auf. Es gibt so vieles, das sie an mich erinnern könnte. Sie sind schlau – zumindest Tobirama – also werden sie früher oder später merken, dass etwas nicht stimmt.
Aber will ich bis dahin wirklich alleine draußen leben? Noch ist es zwar nicht allzu kalt, aber in den nächsten Tagen wird es deutlich kühler werden. Es ist Spätherbst. Ich erkälte mich zwar nicht so leicht, aber die ganze Nacht draußen zu schlafen, ohne geeignete Kleidung... Ich trage zwar ein langärmliges Oberteil, aber warm ist es nicht. Kein Wunder – ich bin heute Morgen aufgestanden und wurde beinahe getötet.
Die nächsten Stunden laufe ich gelangweilt hin und her, wäge wieder und wieder die Vor- und Nachteile meiner Optionen ab, nur um am Ende festzustellen, dass alle mehr Nachteile als Vorteile haben.
„Diese ganze Situation ist doch absurd", murmele ich zu mir selbst. „Ich bin nicht einmal bewaffnet. Sollte mir nachts jemand zu nahe kommen, bin ich völlig schutzlos. Dieses Gebiet besteht wortwörtlich aus nichts außer ein paar Felsen und abgestorbenen Pflanzen." Dass ich meine Lage inzwischen laut beklage, sagt einiges aus.
Hätte ich doch nur einen vertrauten Geist, der mich nach Juunichi no Kuni bringen könnte. Stattdessen sitze ich an meinem zwanzigsten Geburtstag mitten im Nirgendwo und rede mit mir selbst.
Ich werde hier ohnehin nicht schlafen können. Für Wasser und Nahrung müsste ich das Territorium fremder Clans betreten, die mich im besten Fall nur verjagen. Und ich weiß nicht, ob sich überhaupt noch jemand an mich erinnert, wenn ich mich als Kanna Senju vorstelle.
Mein zielloses Umherwandern endet abrupt, als ich das Chakra mehrerer Personen in der Nähe spüre. Da ich bei weitem nicht so talentiert bin wie Tobirama, kann ich nicht einmal sagen, wie viele es genau sind. Es scheint jedoch eine kleine Gruppe zu sein – drei oder vier Personen. Oder doch fünf? Und welchem Clan sie angehören, kann ich auch nicht erkennen.
Ich setze mich wieder auf meinen Felsen. Wenn ich stehe, wirke ich wie ein aufgescheuchtes Huhn. Sollte sich hier jemand verirrt haben, versuche ich es zumindest mit Freundlichkeit.
Als die vier Männer näher kommen – es sind also doch vier – ziehen sie kampfbereit ihre Waffen. Das Wappen auf ihren Rüstungen verrät sofort ihren Clan. Shimura. Mit denen verstehe ich mich leider überhaupt nicht. Wenn sie die Uchiha nicht hassen würden, hätte ich jederzeit angenommen, dass sie zu ihnen überlaufen könnten. Sie sind nur Verbündete der Senju, weil die Sarutobi sich gut mit ihnen verstehen. Ich habe nur ein paar von ihnen bei Clantreffen getroffen, und warm geworden sind wir nie miteinander.
„Wer bist du?", fragt einer der fremden Shimura, der noch immer auf Abstand bleibt. „Kanna Senju."
Vielleicht haben sie wenigstens von mir gehört. Und wenn nicht, sind sie entweder schlecht informiert – oder ich weiß endlich, dass wirklich niemand sich an mich erinnert. In jedem Fall hilft mir all das bei meiner Entscheidung weiter.
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