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Meine beste Freundin entschied sich, mit Hope auf einen kleinen Spielplatz zu gehen, damit ich etwas Zeit für mich hatte. Immerhin, wenn ich schon mal hier war, sollte ich mich um das Café kümmern und ich musste ausnutzen, dass Lill sich um Hope kümmerte. Ich nahm den Lappen in die Hand und begann die Flächen von dem Staub zu befreien.
Fünf vor sechs Uhr ließ ich mich kraftlos auf einem der Barhocker nieder. Stolz blickte ich über das saubere Café. Meine Zuversicht, dass hier raus etwas werden konnte war groß, aber ob es ankommen würde, war eine andere Sache. Immerhin waren wir hier in LaPush und nicht in Seattle.
Als ich auf diesem kleinen beschissenen Hocker saß, schlugen alte Erinnerungen wieder auf mich ein und selbst nach all der Zeit waren meine Erinnerungen mit Paul noch viel zu klar. Unser erster Kuss, unser erster Streit, unsere erste Versöhnung und dann der Streit nach dem alles vorbei war. Ich war so wütend auf ihn, wegen all dem was passiert ist. So sehr wollte ich ihn verurteilen wegen damals, aber ich konnte es nicht. Mir selber war doch auch bewusste gewesen, dass unsere Liebe keine Zukunft hatte, haben können. Immer hin waren wie Salz und Pfeffer, wie Plus und Minus.
Doch er war meine erste große Liebe gewesen und über die kam man nicht so leicht hinweg. Er hatte mir so viele schöne Momente geschenkt, doch er hatte auch eine riesige Narbe hinterlassen. Paul nun wieder häufiger zu sehen, würde schwer werden. Frustriert, rieb ich meine Schläfen.
Das Klingeln der Tür riss mich aus meinen Gedanken. Zuerst dachte ich, dass es Seth war, der gekommen war. Leah stand im Türrahmen und ich war viel zu überrascht, um irgendwas zu tun oder sagen. Was führte sie her?
"Hey", meinte Leah kurz und angebunden.
"Leah, was führt dich her?", fragte ich sie leicht verwirrt. Leah und ich waren nie befreundet gewesen oder haben viel miteinander geredet. Immerhin war sie zwei Jahre älter als ich.
"Ich soll dir von meinem Bruder ausrichten, dass er es nicht mehr schafft zukommen. Ihm ist etwas Wichtiges dazwischen gekommen", meinte sie und bewegte sich schon wieder zum Gehen.
Das war nicht schlimm, ich hatte es eigentlich auch gut alleine hinbekommen. "Ok gut. Ich bin sowieso schon fertig", erweiterte ich und erhob mich von meinem Sessel.
Das ältere Mädchen musterte mich kurz und ich tat es ebenfalls bei ihr. Sie hatte ihre Haare kurz geschnitten, was mir vorhin noch gar nicht aufgefallen war. Der neue Haarschnitt ließ sie älter wirken und auch reifer. Jedoch schien Leah nicht mehr so glücklich zu wirken wie früher, irgendwie sah sie gebrochen aus. Es war als würde man in ein Spiegelbild schauen. Was sie wohl gebrochen hatte?
"Ist bei dir alles ok?", kam es von Leah gerade als sie nach der Türklinke gegriffen hatte. Kurz verlor ich den Faden, fand ihn jedoch schnell wieder.
Ich verschränkte meine Arme vor der Brust. "Ja klar."
"Hm", murmelte sie. "Du siehst irgendwie nicht danach aus."
Etwas vor den Kopf gestoßen blinzelte ich mehrmals. "Wieder in LaPush zu sein ist etwas überfordernd."
Leah nickte. "Ich hab dich beneidet, dass du es aus LaPush rausgeschafft hast. Nachdem Sam mit mir Schluss gemacht hatte, wollte ich dasselbe wie du es tatest und einfach abhauen."
Sam und Leah waren nicht mehr zusammen? Perplex blinzelte ich mehrmals. Das war eine Überraschung, die beiden waren ein Herz und Seele gewesen, bevor ich gegangen war. Natürlich hatten sich einige Probleme gezeigt, wie als Sam für zwei Wochen einfach verschwunden war. Danach war die Beziehung der beiden nicht mehr dieselbe, doch irgendwie hatten sie es hinbekommen. Vielleicht hat es später für Probleme gesorgt, immerhin hatte ich kurz darauf LaPush verlassen. "Warum bist du dann nicht für das Studium weit weg gegangen?"
"Nach dem Tod meines Vaters konnte ich LaPush nicht mehr verlassen. Meine Situation war eine andere."
"Mein Beileid, ich hab davon gehört, aber ich konnte leider nicht kommen. Ja, unsere Situationen sind ganz andere."
"Danke, aber im Gegensatz zu mir und Sam haben Paul und du noch eine Chance zueinander zu finden. Für mich und Sam geht das nicht."
Warum war Leah so überzeugt davon, dass Paul und ich nochmal zusammen kommen würden? Paul sollte und musste in meiner Vergangenheit bleiben, ich hatte schon genügend Probleme, da konnte ich mich nicht auch noch um ihn kümmern. "Glaub mir Paul und ich, das ist Vergangenheit."
Die Tür klingelte erneut und dieses Mal war es Lillian und Hope, die vom Spielplatz zurückkehrten. "Wow, du hast echt gute Arbeit geleistet, Lucy", lobte mich meine beste Freundin.
"Mami", Hope löste ihre Hand Lillian und stolperte zu mir rüber. Wo ich sie hochhob, damit sie auf meiner Hüfte ruhte. "Ich habe ganz viele Tannenzapfen gesammelt."
Mein Herz pochte noch wild in meiner Brust von Hopes Worten. Es war nicht so als hätte ich es geheim halten wollen, doch ich hatte auf mehr Zeit gehofft, bis ganz LaPush erfuhr, dass ich in meinem Alter schon Mutter war. Das vorhin war eine Notlüge gewesen und nun war es raus.
"Siehst du eine andere Situation", ich schaute Leah mit einem traurigen Lächeln an.
Leah schien wirklich erschüttert zu sein. "Paul?"
Ich nickte, doch achtete darauf, dass Hope nicht aufpasste. Diese schien jedoch sowieso viel zu interessiert an ihren Tannenzapfen zu sein, welche sie gesammelt hatte.
Meine beste Freundin machte sich in der Ecke bemerkbar. "Behalte es bitte noch für ein bisschen für dich", bitte Lill das Mädchen.
"Ich werde es versuchen."
Leahs Augen waren immer noch auf Hope gerichtet. Sie suchte wahrscheinlich nach Ähnlichkeiten zwischen Hope und Paul, welche durchaus ersichtlich waren. Meine Kleine hatte seine Augen und seine Nase, zumindest schien es bis jetzt so als hätte Hope nicht Pauls Temperament geerbt.
In Denver hatte jeder Bescheid gewusst, immerhin hatte ich meinen Bauch irgendwann nicht mehr verstecken können. Doch in LaPush hatte ich es niemand erzählt außer Lillian und meiner Tante und beide hatten versprochen mein Geheimnis für sich zu behalten.
"Weiß er von ihr?", fragte Leah und ich wusste genau, was sie meinte.
Ich hatte ihm eine SMS geschickt, doch ich hatte nie eine Antwort bekommen. Er hatte sich nie gemeldet oder versucht mit mir Kontakt aufzunehmen, daher ging ich davon aus, dass er keinen Kontakt wollte. "Es ist kompliziert."
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