Kapitel 38: Ein neues Kapitel
Ever sah wie immer unverschämt gut aus. Er begrüßte mich kurz und schon startete er den Motor seinen MBMW's.
Er hatte Geschmack das musste ich ihm lassen. Ich wusste noch nicht mal das er ein Auto besaß, und da kam wieder das beklemmende Gefühl, ihn kaum zu kennen.
Es war ruhig im Auto. Keiner schien so wirklich zu wissen was er sagen sollte. Im Hintergrund lief leise ein neues Lied von NF während Everil über die Landstraßen fegte.
Irgendwann kamen wir an dem allzu bekannten Wäldchen vorbei, mit dem Haus am See wo so einige düstere aber glückliche Erinnerungen dran hingen.
Warum hatte er mich gerade hier hergebracht?
Ich seufzte leise, ich doch Everil hatte es natürlich gehört.
„Hey, ist es in Ordnung für dich hier zu sein?"
Ich nickte bestätigend, doch war mir eigentlich nicht sicher ob das so stimmte. Wir stiegen aus und Everil nahm direkt meine Hand in seine und lief mit mir durch den Wald zum See.
Erst dachte ich er schweigt weiter und ich ertrug diese Stille ehrlich gesagt auch nicht mehr.
Gerade als ich ansetzten wollte irgendetwas unwichtiges zu faseln, überraschte er mich damit das er was sagte.
„Frosty ich habe lange darüber nachgedacht, was ich will und eins weiß ich! Ich will dich!" sagte er mit seiner tiefen Stimme.
Mir stockte kurz der Atem und mein Herz beschleunigt sofort wieder seinen Herzschlag.
„Und wenn es dafür nötig ist dir von meiner Vergangenheit zu erzählen, dann will ich das machen! Aber bitte seh mich wie jetzt und nicht wie jemand anders, wenn du alles kennst." fügte er hinzu und stoppte kurz um mir in die Augen sehen zu können.
„Nichts könnte meine Meinung oder meine Empfindungen für dich verändern." antworte ich knapp und ehrlich.
Nachdem er tief Luft geholt hatte begann er sich mit endlich zu öffnen.
Seine Mutter wurde früh Schwanger. Sie war keine sechzehn Jahre halt. Der Vater von Everil drückte sich lange vor der Verantwortung, doch suchte seine Mutter immer wieder auf, die sollte abtreiben.
Doch seine Mutter entschied sich dagegen und bekam ihn und das trotz Schule und sder Gegnerschaft seines Vaters. Seine Großeltern waren auch nicht wirklich begeistert über die Entscheidung seiner Mutter aber sie unterstützen sie wo es ging.
Die ersten drei Jahre lebte er mit seiner Mutter bei seinen Großeltern und seiner Tante. Doch seiner Tante war drei Jahre älter als seine Mutter und deswegen selten zu Hause. Sie war hauptsächlich in der Uni und selten zu Hause.
Doch dann wendete sich das Blatt. Sein Vater trat wieder auf die Bildfläche und überzeugte seine Mutter von der tiefen Liebe, die er immer zu ihr gehabt haben soll. Er würde finanziell super dastehen und könne für sie beide sorgen.
Everils Großeltern wollte seine Mutter abhalten mit ihm zu gehen, doch sie war blind. Geblendet von eine toxischen Heuchelei, die Everils Vater „Liebe" nannte.
Danach ging alles Berg ab. Everils Vater entpuppte sich als Drogendealer, der seine Frau und seinen Sohn prügelte, trank und ständig seine Mutter betrügte.
Er ließ nicht zu, das sie zurück zu ihrer Familie konnte, er drohte ihr damit jedes Familienmitglied umzubringen, würde sie sich nicht allem was er verlangte fügen.
Everil war sechs Jahre alt als er verstand was eigentlich vor sich ging. Um besser damit klar zu kommen begann auch seine Mutter damit Alkohol zu trinken und Drogen zu nehmen.
Als er acht war starb sie an einer Überdoses. Sein Vater war seid Tagen verschollen und Everil war ganz alleine. Er fand sie morgens Tod in ihrem Bett. Zum Glück gab er seiner Nachbarin bescheid, die war zwar auch ein Junkie aber wenigstens besaß sie so viel Einsicht, direkt die Polizei zu rufen.
Ever war dann ein paar Wochen in einem Jugendheim, bis man seine Familie fand. Er kam zu seiner Tante, da seine Großeltern nicht die Kraft hatten ihn zu erziehen. Aber sie besuchten ihn ab und zu und brachten Geschenke. Jedoch bauten sie nie eine richtige Bindung zu ihm auf. Er meinte es sei weil sie ihm die Schuld an dem Tod seiner Mutter gaben.
Ich stoppte ihn entsetzt.
"Du warst doch erst acht Jahre alt! Was hättest du denn tun sollen?" Ich schüttelte nur den Kopf und Everil fuhr mit seiner Geschichte fort.
Irgendwann lernte seine Tante einen Anwalt kennen. Everil natürlich geprägt von seiner Vergangenheit, traute ihm überhaupt nicht. Er war mittlerweile elf und in seiner rebellischen Phase. Für seine Tante war es durch die alleinige Erziehung immer schwer gewesen überhaupt auf Dates zu gehen. Auch sie sehnte sich nach jemanden, doch das verstand Everil erst später. Er war der Meinung, er wäre genug für sie und zu zweit waren sie doch glücklich.
Er versuchte alles um ihre Beziehung zu sabotieren, doch nichts funktionierte. Der Höhepunkt war erreicht als seine Tante diesen Mann heiratete. Ein Jahr später wurde Jancy geboren und Everil liebte ihn sogleich sehr. Er hatte sich mittlerweile an seinen Onkel gewöhnt aber mögen tat er ihn trotzdem nicht.
Da seine Tante viel mit dem Baby und ihm beschäftigt war, fühlte er sich aus der Familie gedrängt und nicht mehr zugehörig. Verzweifelt suchte er nach Aufmerksamkeit, indem er mit den falschen Freunden umherzog.
Sie klauten in kleineren Geschäften, bemalten Wände mit Farbdosen und waren oft bei illegalen Autorennen dabei und das mit dreizehn. Von Alkohol und Drogen hielt er sich zum Glück stets entfernt. Natürlich wurde er ab und zu bei Ladendiebstahl oder beim sprayen festgenommen. Seine Tante musste ihn jedes Mal abholen und begann langsam zu verzweifeln. In dieser Zeit sah er gar nicht was er ihr da eigentlich antat.
Everil holte erneut Luft. Wir waren am kleinen See angekommen und setzten uns auf den Steeg. Ich war ewig nicht mehr hier gewesen. Das kühle blau wirkte so oft beruhigend auf mich aber diesmal nicht. Zu viele negative Erinnerungen hingen in meinen Gedanken fest.
Von Selbst begann er weiter zu erzählen.
Seine Tante und seine Onkel streiten oft darum, was mit ihm geschehen sollte. Sein Onkel wollte ihn los werden und in ein Internat schicken, mit Leuten die ungezogene Jugendliche wieder "hinbiegen" sollten. Doch seine Tante weigerte sich wehement und ließ es nicht zu.
Everil erkannte, das er aus Liebe zu seiner Tante, die für ihn immer wie eine Mutter war aufhören musste krumme Dinger zu drehen. Er wurde ruhiger und konzentrierte sich auf die Schule und seine Noten, bis zu einem Tag. Er kam früher nach Hause und erwischte seinen Onkel mit einer anderen Frau.
Wutentbrannte schmiss er ihn aus deren Haus. Er erzählte alles seiner Tante und auch die Frau mit der sein Onkel seine Tante betrogen hatte, half der Familie und beichtete alles. Seine Tante war am Boden zerstört. Sie weinte einige Tage heimlich, doch Everil bekam alles mit. Wieder machte er sich Vorwürfe, er hätte das Unglück von ihr zu verantworten.
Doch die dicke Luft klärte sich als die besagte Dame mit der sein Onkel fremd ging eine renommierte Anwältin, sich für seine Tante einsetzte und sie bei der Scheidung vertrat. Sie schaute es ein beachtlichen Anteil des Gesamtvermögens einzuklagen und das Haus ihr zusprechen zu lassen.
Das war eine echte Erleichterung für sie.
Aber ein einfaches Leben hatten sie danach trotzdem nicht. Seine Tante musste weiter hart arbeiten um Geld für sie beide zu verdienen. Außerdem traute sie keinem Mann mehr. Everil versuchte sie zu unterstützen wo es ging, er war ihr so viel schuldig. Er kümmerte sich so oft es ging um Jancy und führte den Großteil des Haushaltes. Aber mit alldem konnte er sein Gewissen nicht beruhigen.
Die Albträume hatte er natürlich durch die Misshandlungen seines Vaters und den Umgang von ihm mit seiner Mutter. Immer wieder war er deswegen bei Psychologen gewesen aber keiner konnte ihm helfen. Die Ängste sich an Personen zu binden, die ihn verletzten könnten blieben.
Everils Füße baumelten knapp über der Wasseroberfläche als er geendete hatte. Ich wusste das dieser schöne Mann stark verletzt worden war, aber nicht wie sehr.
Ich nahm seine kalte Hand in meine beiden kleine Hände und versuchte sie etwas zu wärmen. Dabei fiel mir wieder das Tattoo auf seinen Fingerknöcheln auf und ich begann sanft darüber zu streicheln. Eine Gänsehaut bildete sich auf diesem Arm.
"Was ich nicht verstehe, warum dachtest du ich würde dich anders sehen als vorher, wenn du mir all das sagst?" brach ich die Stille.
Er seufzte erneut bevor er antwortete.
"Weil alle in mir den Starken sehen, den coolen, den steinharten Typen mit dem Motorrad. Ich wollte nicht als Weichei dastehen. Außerdem wollte ich nicht das du schlecht von mir denkst weil ich meiner Tante so viel Ärger und Kummer gebracht habe, weil ich nur Scheiße gebaut habe. Zu letzt auch, weil ich nicht will das du in mir nur die gebrochene Seele siehst." antwortete er leise ohne mich anzusehen.
"Alles was du mir gesagt hast lässt mich nur sehen was für ein wunderbarer und liebenswerter Mensch bist. Das du treu bist und zuverlässig. Alles was du mir gesagt hast steigert dein Ansehen mehr als es vorher tat." murmelte ich und sah auf unsere Hände.
"Meinst du das ernst?" fragte er nach.
Ich sah hoch und sein helles grau traf mein grün und ein paar Stromschläge durchzogen meinen Körper als ich nickte.
"Natürlich!"
Er zog mich an seine Brust und küsste mich auf den Scheitel.
"Danke Frosty, du bist seid langem die Erste, der ich richtig vertraue."
Wir verfielen wieder in ein angenehmes Schweigen, doch bald darauf konnte ich mich nicht mehr halten und fragte ihn Löcher in den Bauch. Ever schien es überhaupt nicht zu stören und erwiderte das Gespräch und Fragen.
Endlich konnte ich ihn richtig kennenlernen. Keine Geheimnisse mehr.
Nach einiger Zeit griff ich wieder seine Hand und sah erneut auf das Tattoo.
"Was hat es zu bedeuten?" fragte ich gerade heraus.
Er lachte rau auf als er antwortete: "Jancy, Amira, Luciana und Pete, die Inzialien der Menschen die ich zu meine Familie zähle oder gezählt habe.
"Bevor du fragst Luciana war der Name meiner Mutter und Pete der meines Großvaters." ergänzte er seine Antwort.
Ich nickte aber es brannte mir noch eine Frage die ich mich traute auszusprechen.
"Was willst du noch wissen, frag schon!" grinste er und verflocht dabei unsere Finger.
"Warum dein Großvater, ich dachte er konnte dich nicht sehen, wegen der Vorwürfe du seist Schuld am Tod deiner Mutter?"
"Naja, er war der jenige der darauf drängte mich ab und zu zu sehen. Ich glaube wäre es nach ihm gegangen hätte er uns gerne öfter besucht, aber meine Großmutter hielt ihn zurück. Außerdem war er das einzige männliche Vorbild was ich je hatte. Er führte die Ehe meiner Großmutter über fünfzig Jahre und liebte sie aufrichtig bis zum Schluss. Genau so etwas wünsche ich mir auch!" antwortete er.
Mein Herz schmolz leicht bei seinen zarten Worten.
"Was hat deine Tante eigentlich zu deinen ganzen Tattoo gesagt?" hackte ich nach.
Ein weiteres kehliges Lachen durchzog die frische Luft am See.
"So toll fand sie es erst nicht, aber sie sagte irgendwann einfach nichts mehr dazu."
Ich schmunzelte.
"Wie gefallen sie dir?" vibriere seine Stimme dicht an meinem Ohr.
"Ich liebe sie, weil sie ein Teil von dir sind und dich ausmachen!" antwortete ich schüchtern und malte dabei kreise auf seinem Handrücken.
"Darf ich sie noch mal sehen? Ich meine die an deinen Armen und deinem Rücken!" fragte ich vorsichtig nach.
Er nickte nur etwas benommen und drehte seinen Rücken zu mir. Danach zog er sich sein schwarzes T-Shirt über den Rücken und beugte sich leicht nach vorne. Seine Rückenmuskeln spannten sich an und das Tattoo mit den vier Himmelsrichtungen zeigte sich deutlich über seinen durchtrainierten Rücken. Zu gerne hätte ich auch diese Bedeutung erfragt, aber ich wusste, das er es mir früher oder später sagen würde.
Jetzt wollte ich mir die Zeit nehmen ihn zu genießen.
Vorsichtig zeichnete ich mit meinem Zeigefinger die Linien nach. Er keuchte auf und ich merkte ihm an das er sich beherrschen musste. Doch ich konnte nicht aufhören, sie zogen mich in einen art Bann.
"Frosty, Frosty....wenn du damit nicht aufhörst weiß ich nicht wie lange ich mich noch beherrschen kann. gurrte er tief.
Ich dachte gar nicht daran aufzuhören, denn ich wollte wissen was passierte. Doch so schnell wie er reagierte, konnte ich gar nichts entgegensetzten. Er drehte sich schwungvoll um, griff mich bei meiner Hüfte und stützte sich auf mich. Er fing mich noch gerade so ab, bevor ich den kalten und harten Holzboden berührte.
Er griff mein Kinn und küsste es bis hoch zu meinem rechten Ohr. Danach strich er mit seinen leicht geschwollen Lippen über meine Stirn bis zu meiner linken Wange. Sein heißer Atem strich unentwegt mein Gesicht.
"Ever..."keuchte ich atemlos.
Das Grinsen seiner Lippen verriet mir, das er jetzt an der Reihe war mich zu quälen.
"Lass uns hier und jetzt endlich ein neues Kapitel starten" hauchte er in meine Halsbeuge
Endlich erlöste er mich als er mich an sich zog und seine warme Lippen auf meine presste. In diesem Moment wusste ich das ich nirgendwo anders sein wollte, als hier bei ihm, in seinen Armen. Das war der Moment als ich wusste.....
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