Kapitel 36: Zurück in Doppelter Weise
Kaum hatte ich einen Fuß aus dem Passagierbereich gesetzt, schlossen sich zwei kräftige Arme um meinen Bauch und hoben mich hoch.
Nur um mich dann durch die Luft zu wirbeln.
„Schwesterherz....Oh Schwesterherz."
Jaulte mir Kay die Ohren voll und drückte mich gleichzeitig an sich.
Sein Katzengejammer klang schlimmer als erwartet und auch wenn ich ihn sehr vermisst hatte, konnte ich das nicht mehr lange ertragen!
„Kay bitte setz mich ab!" sagte ich im gespielt ersten Ton. Kay tat sofort was ich verlangt und hörte zum Glück auch auf zu singen!
Meine Eltern standen direkt neben ihm und begrüßten mich natürlich auch aber nur halb so überschwänglich wie Kay.
Zusammen fuhren wir nach Hause und Kay brachte mich auf den neusten Stand. Lenny und auch Meg hatten ihn die vier Wochen gut unterhalten und dafür war ich ihnen schon jetzt sehr dankbar.
Denn Kay hatte nicht viele Freunde und mir war es wichtig das nicht alle in ihm den Sohn des Verbrechers sahen, sondern einen hilfsbereiten, liebevollen Menschen mit Herz, der Fehler hatte wie alle anderen.
Kurz nachdem wir zuhause angekommen waren klingelte auch schon mein Telefon. Ein Name erschien auf dem Display den ich schon ewig nicht mehr gelesen hatte.
-Blake!
Etwas ungläubig starrte ich auf mein Handy und konnte erst beim zweiten Anruf das Telefonat annehmen.
„Hallo" sagte ich vorsichtig.
Doch Blake ignorierte die Begrüßungsfloskel komplett und sagte mir direkt weswegen er angerufen hatte.
„Eric ist aufgewacht! Er ist noch etwas durcheinander, aber er will dich sehen!"
Er atmete etwas zu schwer.
„Danke, ich komme sofort!" antwortete ich aufgeregt.
Mit einem knappen „Okay" legte er auf und ich scheuchte Kay dazu mich direkt zum Krankenhaus zu fahren. Keiner hielt mich auf und sagte etwas dagegen. Sie alle wussten das Eric immer noch ein wichtiger Teil meines Lebens war.
Die Fahrt war kurz, fühlte sich aber an wie eine halbe Ewigkeit.
Kay folgte mir ins Krankenhaus. Er hatte die ganze Autofahrt kaum etwas gesagt. Er wusste das ich angespannt war und wollte es nicht schlimmer machen.
Ich war ihm dankbar für seine Rücksicht. Ich musste zugegeben, er kannte mich mittlerweile sehr gut.
Vorsichtig Klopfte ich an die besagte Zimmertüre und öffnete sie erst als ein heiseres „Herein" mir den Einlass gewährte.
Kay blieb draußen.
Als ich im Zimmer ankam hatte ich nicht erwartet so viele Menschen zu sehen. Vor mir standen Erics Mum die komplett aufgelöst war und Blake mit Everil an dem Fußende von Erics Bett.
Ich konnte kaum etwas von ihm erkenne, da sie mir die Sicht versperrten.
Ich wusste nicht ob ich wirklich schon bereit war für all das hier und auf so engem Raum mit den drei Personen zu sein, die einen Teil des Chaoses in meinem Leben bestimmten, aber das spielte jetzt keine Rolle.
Das wichtigste war Eric der mich anlächelte als er mich sah.
Das er die Augen geöffnete hatte und sich über meinen Besuch freute.
Das er mich noch immer gern hatte und mich nicht hasste!
Meine ganze Aufmerksamkeit galt nur ihm.
Als ich ihn so sah, übermannten mich wieder meine Gefühle und mir rollten leise ein paar Tränen über die Wangen.
Auch seine Mutter sah mich wohlwollend an, was mir direkt Erleichterung verschaffte.
„Wie geben euch etwas Zeit. Na kommt Jungs ich lade euch auf ein Eis ein!" sagte Erics Mutter direkt und alle verließen sofort das Zimmer.
Doch die bohrende Blicke der beiden in meinem Rücken entging mir natürlich nicht.
Ich stand vor Erics Bett und nachdem die Tür ins Schloss gefallen war, breitete er direkt seine Arme aus und ich zögerte keinen Moment und lief auf ihn zu, um mich in seine Umarmung fallen zu lassen.
Er küsste meinen Haarsatz und mein Gesicht als er es in die Hände nahm. Es war alles egal was passiert war! Das einstige was zählte war das er lebte und es ihm wieder gut ging.
Vorsichtig nahm er mein Gesicht in seine Hände und wischte meine Tränen mit seinen Daumen weg.
„Ich dachte du würdest mich für immer hassen!"
Flüsterte er.
Ich schluchzte erst nur.
„Ich könnte dich nie für immer hassen! Vor allem nicht nach allem was du für mich und meine Familie getan hast." wisperte ich.
Er gab mir einen kleinen Kuss auf die Lippen und für diesen einen Moment, ließ ich es zu, denn er war am Leben und ich konnte an nichts anderes mehr denken.
Er lebte!
„Ich liebe dich TJ!" sagte er gerade heraus.
Ich schluckte schwer. Meine Hoffnung war gewesen das dieses schwere Thema erst zu einem späteren Zeitpunkt eintreffen würde, aber da hatte ich mich wohl geirrt.
Ich wusste mal wieder nicht was ich sagen sollte und deswegen schwieg ich aber Ric redete weiter.
„Du musst jetzt nichts sagen! Das wollte ich nur nochmal los werden. Ich weiß das dein Herz nicht nur mir gehört und das ist in Ordnung. Ich will das du das weißt!"
Ich nickte nur und er fuhr fort.
„Unter was für einen Druck ich, Blake und Everil dich gesetzt haben war absolut daneben. Außerdem haben wir dir einiges an Schmerzen zugefügt und ich will nur das du weißt, egal für wen du dich entscheidest, du sollst wissen mir ist es nur wichtig ein Teil deines Lebens zu bleiben! Denn du bist meine beste Freundin!"
Ich musste lachen und weinen. Zum einen weil das total kitschig war und zum anderen weil ich erleichtert war wie entspannt er dieses Thema anging.
Wie sehr hatte ich diesen Menschen vermisst.
Diesen Eric!
Ich kuschelte mich in seine Halsbeuge und atmete den nur all zu bekannten Geruch ein, der mich beruhigte. Eric strich mir sanft über die den Kopf und ich erzählte ihm von allem was passiert war, was im letzten Monat passiert war und er hörte einfach nur zu.
Ab und zu fragte er nach oder erzählte einen Witz. Es war schön meinen besten Freund wieder zu haben.
Auch wenn ich ewig so in seinen Armen hätte liegen können, wusste ich das es nicht ging und das Klopfen an der Türe erinnerte mich erneut daran.
Ich setzte mich auf den Stuhl neben Erics Bett und sah den anderen dabei zu wie sie nach und nach ins Zimmer kamen.
Diesmal war auch Kay dabei.
Als sich alle versammelten hatten gab es eine kurze entspannte Fragerunde und ich fixierte jeden einzelnen kurz von ihnen.
Bei Ever blieb ich etwas länger hängen als ich sollte aber er sah heute besonders gut aus!
Als er mein Starren bemerkte sah ich sofort weg und konzentrierte mich wieder auf Kay, der mich angrinste.
„Ich denke wir gehen besser, dann bekommst du noch was Ruhe!" und wandte mich dabei zu Kay und Eric.
Ich verabschiedete mich etwas hastig von Eric und den andern und verließ mit Kay zusammen sein Zimmer.
Draußen angekommen ließ ich erstmal die angestaute Luft aus meiner Lunge entweichen, was Kay ein kesses Lachen entlockte.
Er legte den Arm um meine Schuler.
„Oh Schwesterchen, du steckst in großen Schwierigkeiten" lachte er und wurde von einer Krankenschwester ermahnt.
„Wie dich die drei angesehen haben, als wärst du das einzige Mädchen auf der Welt! Ich meine ich als großer Bruder sollte da wohl für Ordnung sorgen, aber ich glaube der Zug ist längst abgefahren..." scherzte er weiter.
Mir wurde heiß und kalt denn er hatte mehr als recht!
„Kay was soll ich machen?" fragte ich verzweifelt.
Wir waren mittlerweile bei unserem Auto angekommen.
„Hör auf dein Herz! Auch wenn das so klischeehaft klingt aber du wirst wissen wenn du wirklich liebst, wenn der Zeitpunkt gekommen ist."
„Lee!!!" rief jemand laut.
**
Es war Blake gewesen, der mir nachgelaufen war. Ich stand auf der Erhöhung, auf der wir uns vor Monaten das erste Mal unterhalten hatten und in gewisser Weise auch Freundschaft geschlossen haben.
Er wollte reden und hier stand ich nun und wartete auf ihn, ein Blick auf die Uhr zeigte mir das es jetzt Punkt 20:00 Uhr war, die verabredete Zeit.
„Lee" sagte jemand es leise hinter mir.
Ich drehte mich um, wusste nicht wie ich reagieren sollte und blieb einfach stehen.
Langsam trat er auf mich zu und dann nahm er mich in den Arm und zog scharf die Luft neben meinem Ohr ein. Damit hatte ich nicht gerechnet und stand wie angewurzelt zwischen seinen kräftigen Armen.
Als er etwas locker ließ, sah er mich mit seinen glaßigen Augen an.
„Bitte verzeih mir!" brach seine Stimme als sich zwei Tränen aus den Augenwinkeln lösten.
„Ich verzeihe dir alles, wenn du mir alles verzeihst!"
Antworte ich heiser und jetzt liefen auch mit Tränen über die Wangen.
Danach setzten wir uns an die Selbe stelle wie vor ein paar Monaten, auf seine Jacke und ich legte meine Kopf müde auf seine Schulter.
Dann genossen wir für einige Minuten den Sonnenuntergang. Keiner sagte etwas aber es musste auch nichts gesagt werden.
So langsam hatte ich das Gefühl das sich alles an seine Stelle fügte, wie ein großes Puzzle.
Doch dann störte unsere Ruhe mein Handy. Das erste und zweite Mal ignorierte ich es gekonnt. Doch beim dritten Mal wurde es nervig und das vierte mal unerträglich.
Wer wollte mich denn jetzt so dringend sprechen?
Ich sah vier verpasste Anrufe von Megan. Es musste etwas ernstes sein. Sie wusste das ich mich mit Blake treffen wollte und sie hätte das Treffen nie gestört außer es ist etwas wirklich schlimmes passiert.
Ich entschuldigte mich schnell bei Blake und rief sie zurück und was ich am anderen Ende hörte zerbrach mein Herz endgültig.
Das völlige, verzweifelte und hilflose Schluchzen meiner liebsten und einzigen Freundin ging mit durch Mark und Knochen.
Unfähig groß oder etwas zu sagen oder zu antworten, versicherte ich ihr so schnell wie möglich zu kommen. Das Gespräch endete Abrupt und mein Handy fiel zu Boden.
Der Aufprall erweckte Blakes Aufmerksamkeit und ihm war klar das etwas nicht stimmte.
Er kam auf mich zu.
Mir war heiß und kalt und bevor ich zusammen klappte, weil mich meine Gefühle überhäuften, fing er mich auf.
Das einzige was ich mich sagen konnte war: „Er ist Tod!"
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