Als Molly nach James' Geburt das Krankenhauszimmer verließ
Oktober 2003
Ein Sohn.
Ihre Tochter hatte einen Sohn bekommen.
Und damit hätte Molly niemals gerechnet.
Sie wusste, dass sie und Harry immer gesagt hatten, sie würden, wenn sie dreißig sind über Kinder nachdenken. Doch intuitiv hatte Molly vermutet, dass Ginny und Harry nie Kinder bekommen würden. Sie liebten es zwar mit ihren Nichten, Victoire und Dominique, Zeit zu verbringen doch selbst Kinder haben... vermutlich eher nicht. Molly hatte das Gefühl, dass Ginny weiter mir ihrer Quidditch Karriere immer weiter nach oben steigen würde und somit keine Zeit für Kinder finden würde und, dass Harry die Angst hätte, kein guter Vater sein zu können und sie sich schließlich deswegen doch gegen Kinder entscheiden würden.
Dazu kam auch, dass niemand, auch Harry und Ginny nicht, wussten, ob sie in der Lage sind, überhaupt Kindern zu bekommen. Viel zu oft hatten sie in ihren jungen Jahren Bekanntschaft mit dunkler Magie gemacht, die oftmals gegen sie gerichtet war. Die Narben auf Ginnys Rücken waren der Beweis dafür, was sie in ihrem sechsten Jahr in Hogwarts alles durchmachen musste.
Doch sie waren in der Lage dazu gewesen.
Und sie hatten ein Kind bekommen.
Und das acht Jahre, bevor sie eigentlich geplant hatten darüber nachzudenken.
~
Molly setzte sich an einen der Tische in der Cafeteria des St Mungos und versuchte ihre Gedanken zu sortieren. Noch heute morgen hatte sie zu Hause die Wäsche zusammengelegt, für Harry und Ginny Essen für die nächsten Wochen vorgekocht und im Garten gearbeitet, als Harrys Patronus bei ihr ankam und ihr verkündete, dass Ginny Wehen hatte.
Danach ging alles so schnell, dass sie es gar nicht richtig fassen konnte.
„Geht es Ihnen gut?"
Sie schreckte aus ihren Gedanken hoch und richtete ihren Blick nach oben, wo sie eine Frau ungefähr in ihrem Alter sah, die sie freundlich anlächelte.
„Sie sehen geschockt aus", bemerkte sie dann.
Molly lächelte. „Mein Enkel ist vor ein paar Minuten auf die Welt gekommen."
„Erstes Enkelkind?"
„Nein." Sie schüttelte den Kopf. „Mein drittes. Aber mein erster Enkelsohn." Dann deutete sie auf den Platz vor sich. „Setzen Sie sich ruhig."
Die Frau nahm ihre Einladung an und setzte sich gegenüber von ihr hin. „Ich bin Petra. Petra Haver."
„Molly Weasley", stellte sich auch Molly vor. „Haben Sie bereits Enkelkinder?"
„Ja, mein Sohn und seine Frau haben vor einen Jahr eine kleine Tochter bekommen."
„Mein ältester hat mich schon vor fast dreieinhalb Jahren zur Oma gemacht. Ich habe mich zwar ein bisschen zu jung gefühlt, aber mein Mann und ich haben uns sehr gefreut."
Petra lachte leise. „Das glaube ich", sagte sie und schenkte ihr selbst und Molly Tee ein, der auf dem Tisch mit zwei Tassen erschienen war. „War es diesmal eine Tochter oder ein Sohn?"
„Tochter", antwortete Molly. „Aber ihr Mann ist so gut wie mein Sohn. Ich kenne ihn schon unheimlich lange und er ist ein wundervoller Mann." Sie lächelte glücklich als sie an die alten Zeiten zurückdachte und wie jung ihre Tochter und Harry damals gewesen waren. „Und jetzt haben die beiden mit Anfang zwanzig ein Kind."
„Sie können es anscheinend immer noch nicht glauben, dass das alles wahr ist", bemerkte ihr Gegenüber amüsiert.
„Nein, die beiden haben mir erst in frühstens acht Jahren einen Enkel versprochen. Aber Merlin hatte wohl andere Pläne. Es ist wie ein Wunder."
~
Sie unterhielten sich über eine Stunde, bis Molly sich entschuldigte und sich wieder auf den Weg zurück zu Harry, Ginny und dem Baby machte.
Petra Haver lächelte ihr hinterher als Molly davonging, unwissend, wie sehr sie Petra mit ihrem Gespräch aufgemuntert hatte. Und dann machte sich Petra wieder auf den Weg zu ihrem Mann und hoffte, dass bald ein Wunder geschehen würde und er endlich wieder aufwachte und zu ihr zurückkehrte.
~
Zu Mollys Überraschung war ihre Tochter wach als sie das Zimmer betrat. Sie wusste nur zu gut, wie ausgelaugt man sich nach einer Geburt fühlte und hätte sich deswegen nicht gewundert, wenn sie Ginny schlafend vorgefunden hätte, zumal es bereits fast Mitternacht war.
Stattdessen lagen Harry und sie nebeneinander im Bett, mit dem Baby nur in einer Windel auf Harrys nackter Brust liegend. Molly musste lächeln als sie die drei erblickte.
„Na ihr drei", begrüßte sie die neue kleine Familie.
Ginny blickte zu ihr und lächelte ihre Mutter an. „Hey Mum."
„Wie geht es dir, mein Schatz? Bist du nicht müde?", fragte sie, während sie auf Ginny zuging und bei ihr angekommen, ihrer Tochter über das Haar strich.
„Schon, aber ich kann nicht schlafen. Ich kann einfach nicht aufhören, ihn anzuschauen", sagte sie verzaubert.
Harry hob währenddessen seinen Sohn von seiner Brust und hielt ihn seiner Frau hin, die ihn in eine kleine Decke wickelte und direkt an Molly weiterreichte.
„Das ist James Sirius", sagte sie und beobachtete lächelnd, wie ihrer Mutter Tränen die Wangen runterliefen.
„Er ist wundervoll!", sagte Molly schniefend.
„Danke, dass du dabei warst, Mum", entgegnete Ginny, die erneut mit den Tränen kämpfte.
„Ich danke euch, dass ich dabei sein durfte." Sie schaute zurück auf ihren Enkel – James – in ihren Armen. „Wenn der Kleine seinen Namensgebern und den Familien, in die er reingeboren wurde alle Ehre macht, dann werdet ihr viel Spaß mit ihm haben."
Harry lachte, während er sich ein T-Shirt überzog. „Das ist uns bewusst."
„Ich bin um ehrlich zu sein froh, dass wir einen Jungen bekommen haben", gestand sie. Harrys Blick nach zu urteilen, hörte er das auch zum ersten Mal. Doch noch bevor Harry oder Molly etwas sagen konnten, fuhr Ginny fort: „Ich war, wie ihr wisst die letzten Monate total überfordert mit dem Gedanken, dass ich bald ein kleines unschuldiges Baby haben würde. Ich hatte keinen Plan vom Mutter sein und um ehrlich zu sein, habe ich den immer noch nicht. Aber ich hatte schon immer das Gefühl, dass ich eher mit einem Jungen umgehen könnte, weil ich mit sechs Brüdern aufgewachsen bin."
Molly nickte verstehend. „Ich weiß, wie du dich fühlst, Ginny. Ich bin selbst mit zwei Brüdern aufgewachsen und hatte sechs Söhne, bevor ich dich bekommen habe. Manchmal habe ich vergessen, dass du ein Mädchen bist."
Ginny und Harry lachten leise.
„Seid ihr Glücklich?", fragte Molly schließlich nach einem kurzen, angenehmen Schweigen.
Die beiden schauten sich gegenseitig an und lächelten. „Ja Mum, das sind wir", antwortete Ginny dann lächelnd.
~
Gegen Mitternacht betrat Molly den Fuchsbau. Das Licht war überall schon ausgeschaltet als sie die Treppe hochging, nur in ihrem und Arthurs Schlafzimmer vernahm sie noch Licht. Langsam öffnete sie die Tür und erblickte ihren Mann, der im Bett lag und ein Buch las.
Als sie eintrat blickte Arthur auf und schaute sie erwartungsvoll an. Ohne etwas zu sagen, zog sie sich ihre Schlafklamotten an und legte sich neben ihn ins Bett. Mittlerweile hatte er das Buch weggelegt und auch seine Brille abgelegt.
„Wir sind heute Abend um 22.23 Uhr Großeltern von einem kleinen gesunden Jungen geworden", sagte sie. Ihr kamen schon wieder die Tränen als sie an James dachte und seine kleinen Finger, die sich um ihren Daumen geschlossen hatten und wie friedlich in ihren Armen gelegen hatte.
Arthur strahlte vor Freude und umarmte seine Frau. „Und wie geht es Ginny?"
„Ihr geht es gut. Sie und Harry könnten nicht glücklicher sein." Molly lächelte ihren Mann an. „Wir können sie morgen Vormittag besuchen gehen. Ginny hat dich und ihre Brüder ausdrücklich dorthin gebeten."
„Und wie heißt er?", fragte Arthur mit Tränen in den Augen.
Sie zuckte mit den Schultern. „Das wirst du wohl erst morgen erfahren. Ich verschließe meine Lippen. Aber es ist ein sehr schöner Name."
Arthur tat die ganze Nacht kein Auge zu und würde wohl nie wieder den Moment vergessen als er den ersten Sohn seiner Tochter das erste Mal im Arm hielt. Den kleinen James Sirius Potter.
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