Als Ginny sich für ihre Hochzeit fertig machte
Sie traf ihren eigenen Blick in dem Spiegel, vor dem sie stand und sich selbst begutachtete. Ihre Haare waren halb nach hinten gesteckt, während die andere Hälfte in Wellen über ihren Rücken lief. Jeweils die vorderste Haarsträhne hing die Seiten ihres Gesichtes runter und sie wusste, dass hinten in ihren Haaren noch kleine Blümchen steckten. Ihr Gesicht sah fast so aus wie immer. Sie war kein großer Fan vom Make-Up, deswegen hatte sie sich heute nur auf das wesentlichste beschränkt. Sie wusste, dass es ihrem zukünftigen Ehemann so auch am besten gefallen würde.
Harry. Der Gedanke an ihn, ließ Schmetterlinge in ihrem Bauch frei. Es war immer noch surreal für sie, dass sie in wenigen Augenblicken die Liebe ihres Lebens heiraten würde und das kurz nachdem sie gerademal zwanzig geworden war.
Zufrieden drehte sie sich zu ihrer Mutter, sowie Hermine, Fleur und Luna um, die ihr beim Fertigmachen geholfen hatten. Luna hatte sich um ihre Haare gekümmert, während Fleur ihr Gesicht bearbeitet hatte. Ihr Kleid trug sie noch nicht, das würde erst gleich kommen.
„Magnifique!", stieß Fleur mit einem breiten Lächeln aus und schlug erfreut die Hände zusammen. „Jetzt fehlt nur noch das Kleid."
Ginny entledigte sich ihrem seidenen Bademantel und ging auf Hermine zu, die ihr Hochzeitskleid aus der Schutzhülle holte. Es war die Zeit über in ihrem alten Zimmer bei ihren Eltern zuhause gewesen, wo sie sich jetzt auch fertig machte, damit Harry es nicht vorher sehen würde. Das war eine der wenigen Traditionen, die sie für ihre Hochzeit aufrechterhalten hatten. Sie hatten nämlich schon in dem Sinne die traditionellen Regeln gebrochen, indem sie die Nacht vor ihrer Hochzeit zusammen bei sich zuhause verbracht und auch ein einem Bett geschlafen hatten und Ginny erst am Morgen zu ihren Eltern gefloht war.
Es war etwas merkwürdig nur in der Unterwäsche bekleidet im Raum zu stehen, die sie für die Hochzeitsnacht gekauft hatte, wenn ihre Mutter anwesend war, doch sie blendete den Gedanken aus. Ihre Mutter wusste, dass sie und Harry Sex hatten und zwar auch schon vor der Hochzeit, da Ginny keinen Wert auf irgendwelche veralteten Traditionen legte (das mit dem Brautkleid war auch eher ein Platzproblem bei ihnen in der Wohnung als eine wirkliche Tradition gewesen).
„Ich weiß, dass du keinen Wert auf Traditionen legst, Ginny, aber ich fände es schön, wenn du wenigstens dieser Tradition folgst", sagte Molly, bevor ihre Tochter ihr Kleid anziehen konnte. Sie holte ein kleines Säckchen hervor und zog daraus. „Erstmal etwas blaues." Es war ein hellblaues Strumpfband aus Spitze, welches sie ihrer Tochter reichte. „Das gehört an deinen-"
„Ich weiß, wo das hingehört, Mum", unterbrach Ginny sie und zog es bis zu ihrem Oberschenkel hoch. „Und auch wenn ich keinen Wert auf Traditionen lege, werde ich dieser einen Tradition folgen."
Molly lächelte ihre Tochter berührt an. Dann zog sie das nächste aus ihrem Säckchen. „Dann etwas Altes. Ich weiß, dass du das Diadem von Tante Muriel nicht tragen willst und ich muss zugeben, ich habe es damals selbst nicht getragen. Ich habe dies Klammer im Haar getragen, um den Schleier zu befestigen." Sie hielt Ginny eine längliche Haarklammer hin, die aus goldenen Blumen und kleinen Diamanten bestand. „Es war damals ein Geschenk von meinen Eltern an mich zur Hochzeit und ich weiß, es ist nichts super Altes, aber ich dachte mir, dass wir damit eine Tradition starten könnten. Du kannst sie später mal an deine Tochter oder Schwiegertochter weitergeben."
„Sie ist wunderschön, Mum", bewunderte Ginny die Klammer und reichte sie an Fleur weiter, sodass diese sie an dem Schleier befestigen konnte, der auch noch darauf wartete in ihre Haar gesteckt zu werden.
„Dann noch etwas Geliehenes", fuhr Molly fort und legte Ginny etwas Kleines in die Hand.
Ginnys Augen weiteten sich. „Das sind deine Lieblingsohrringe, die ich als Kind immer haben wollte!", bemerkte sie.
Ihre Mutter nickte. „Ja, das sind sie. Und du sollst sie für heute haben. Aber jetzt kommt noch das Letzte: etwas Neues. Ich habe lange überlegt, was ich dir Neues geben kann und habe schließlich das Perfekte für dich gefunden."
Sie ging zur Ecke des Raumes und zog einen Karton hervor, den sie öffnete. „Ich weiß, wie sehr du hohe Schuhe hasst und ich möchte, dass du dich an deinen Hochzeitstag wohl fühlst von Kopf bis Fuß." Molly trat zurück vor ihre Tochter und zeigte ihr den Inhalt des Kartons. Darin lagen schlichte weiße Sneaker an deren vorderste Schnürsenkel Schlaufe jeweils eine ähnliche Brosche, wie die Haarklammer, gesteckt waren. Langsam nahm Ginny die Schuhe aus dem Karton und erkannte, dass hinten auf einem Schuh ein H und ein G standen und auf dem anderen das heutige Datum 02.09.2001.
„Du hast mich extra hohe Schuhe kaufen lassen als Täuschung, um mir dann Sneaker zu schenken?", fragte sie ihre Mutter, die sie angrinste. Molly hatte beim Hochzeitskleid Kauf auch darauf bestanden, dass Ginny sich hohe Schuhe kauft, da sie „unmöglich in Sneakern heiraten" könne.
„Es war alles nur ein Masche, um dich hiermit zu überraschen", lachte Molly.
Auch ihre Tochter schmunzelte. „Du bist verrückt, Mum." Sie ging auf ihre Mutter zu und umarmte diese fest.
„Es ist Zeit dein Kleid anzuziehen, Ginny", warf Hermine aus dem Hintergrund ein und hielt ihr ihr Kleid hin.
Kurze Zeit später stand sie in ihrem Kleid vor dem Spiegel. Es war eine schlichte A-Linie deren oberer Teil aus Spitze und der untere Teil aus Tüll befand. Ein paar Zentimeter breite Träger aus Spitze hielten das Kleid über ihre Schultern und verliefen in den oberen Teil über, welcher erst unterhalb ihrer Brüste zusammenfand und somit einen (in Mollys Augen etwas gewagt) tiefen Ausschnitt kreierte. An ihrer Taille stoppte die Spitze und der Tüllstoff fiel leicht nach außen und rundete den Look des Kleides perfekt ab.
„Meine kleine Ginny! Du siehst wunderschön aus", sagte Molly schniefend, während sie das Kleid ihrer Tochter schloss. „Ich kann es nicht glauben, dass du heute heiratest."
Ginny lachte leise. „Ich auch nicht. Vor allem hätte ich niemals gedacht, dass mein Kindheitstraum wahr wird und ich den Harry Potter heirate."
„Nach heute bist du selbst eine Potter", sagte ihre Mutter grinsend.
„Ist es normal, dass ich so nervös bin?", fragte sie dann.
„Oh ja, das ist ganz normal", erwiderte Molly lächelnd und trat von ihr zurück als das Kleid geschlossen war.
„Wunderschön", kommentierte Hermine mit Tränen in den Augen als sie Ginny betrachtete.
Luna trat nun von hinten an ihre beste Freundin heran mit dem Schleier in der Hand und befestigte ihn an der Stelle, wo die Haare hinten zusammenliefen. „Jetzt fehlen nur noch die Schuhe und dann ist alles perfekt. Ich freue mich so sehr für dich Ginny."
Ginny drehte sich zu Luna um und umarmte diese fest. Als sie sich wieder von ihr löste drehte sie sich zu Fleur, die ihr die Schuhe hinhielt und ihr schließlich beim Anziehen half.
„Einfach nur magnifique. Du siehst sogar noch 'übscher aus als ich bei meiner 'ochzeit", bemerkte ihre Schwägerin.
Dann klopfte es an der Tür und Angelina steckte den Kopf rein. „Wow", sagte sie nur als sie Ginny sah und lächelte sie an. „Bist du soweit? Deine Brüder und dein Dad warten auf dich unten."
~
Langsam schritt Ginny die Treppen des Fuchsbaus runter, darauf bedacht, nicht auf ihr Kleid zu treten und zu stolpern. Ihr Mutter und Angelina gingen vor ihr, während Fleur, Hermine und Luna sich hinter ihr hielten. Auch wenn unten noch nicht Harry vor ihr stehen würde, schlug ihr das Herz trotzdem bis zum Hals.
Unten angekommen betrat sie hinter ihrer Mutter das Wohnzimmer, in dem Bill, Charlie, Percy, George, Ron und ihr Vater standen und auf sie warteten. Als sie eintrat richteten sich alle Blicke auf sie, was sie erröten ließ.
„Hey", sagte sie leise und strich über den Stoff ihres Kleides. Als sie wieder aufblickte, schaute sie in die breit lächelnden Gesichter ihrer Brüder.
„Du siehst wunderschön aus, Ginny", kommentierte Charlie und betrachtete sie von oben bis unten.
Auch Bill schaute sie eindringlich an, mit einem Lächeln, das sie fast losheulen ließ. „Ich kann es nicht glauben, dass meine kleine Schwester heute heiratet."
„Ja, es kommt mir vor als wäre es gestern gewesen, dass du noch in die Windeln gemacht hast", kommentierte George grinsend.
Ginny lachte leise. „Halt die Klappe, Georgie."
„Niemals, Gin-Gin."
Percy räusperte sich leise. „Ich bin stolz auf dich, Ginny."
„Und ich kann es nicht glauben, dass du gleich meinen besten Freund heiratest", entgegnete Ron und schenkte ihr ebenfalls ein Grinsen.
Sie schien zu überlegen. „Wenn du hier bist, wer ist dann bei Harry?"
„Keine Panik Schwesterchen. Neville ist bei ihm und passt darauf auf, dass er nicht komplett durchdreht, bis ich wieder da bin", versicherte ihr jüngster Bruder ihr.
Ohne lange zu überlegen, ging sie auf ihre Brüder zu und umarmte sie der Reihe nach. Bei George angekommen flüsterte dieser ihr ins Ohr: „Fred würde sich so sehr für Harry und dich freuen."
„Ich vermisse ihn immer noch so sehr", erwiderte Ginny mit einem Kloß im Hals.
„Ich weiß, ich auch. Aber glaub mir, er ist heute dabei. Er ist immer bei uns."
Heute wurde ihr abermals bewusst, wie glücklich sie sich schätzen konnte so ein tolle Familie zu haben, die sie in allen Sachen unterstützte und immer zu ihr hielt. Umso trauriger war es, dass ihr auffiel, dass Harry das nie gehabt hatte und immer von Menschen gerissen wurde, denen er etwas bedeutete; erste seine Eltern, dann Sirius und dann auch noch Remus. Nur die Weasleys waren die eine Konstante in seinem Leben, seitdem er elf war. Und sie würde sichergehen, dass das auch immer so bleiben würde und er nie wieder alleine war.
Und plötzlich konnte sie sich ein gemeinsame Zukunft mit ihm noch besser vorstellen, als ohnehin schon. Eine Zukunft mit einem eigenen Haus, Kindern und unzähligen Abendteuer, denen sie nachgehen konnten. Nicht die Art von Abendteuer, die sie früher erlebt hatten, sondern freiwillige Abendteuer, an die sie sich gerne zurückerinnerten. Sie konnte es kaum erwarten diese Zukunft mit ihm zusammen zu erleben.
Zuletzt wandte sie sich an ihre Mutter. „Mum?", fragte sie leise.
„Ja, Ginny?"
„Kannst du während dem Vater-Tochter-Tanz mit Harry tanzen? Einen Mutter-Sohn-Tanz?"
Molly lächelte sie breit an und legte sanft einen Hand an ihre Wange. „Natürlich, Schätzchen. Harry war schon seitdem er elf war mein Sohn. Heute wird es nur noch offiziell gemacht."
Und in dem Moment, wo diese Worte ausgesprochen waren, hätte Ginny losheulen können.
Und das tat sie auch.
Und sie war froh, dass sie nicht so viel Make-Up trug, das jetzt komplett verschmiert wäre.
------------------------
I'm not crying, you are!
Um ehrlich zu sein hätte ich am Ende dieses Kapitels beim Schreiben fast losgeheult. Es hat so Spaß gemacht diesen One-Shot zu schreiben, dass ich jetzt wieder Lust habe regelmäßiger auch hier was zu veröffentlichen, wenn ich die Zeit dafür finde.
Ich hoffe, es hat euch gefallen :)
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro