Kapitel |23|
Es würde nicht mehr lange dauern, bis mein Bruder und meine Schwester gemeinsam mit unserem Vater die Reise nach Ishikawa antreten würden. Zuvor jedoch hielten wir uns noch in Taijus Zimmer auf, wo wir ihm ausführlich von Chichis Besuch bei Fujiko berichteten und die Pläne, die er verfolgte sowie, was ihr dort widerfahren war, besprachen.
"Verstehe.... Das macht die jetzige Lage, noch gefährlicher.."
Mein Bruder saß auf seinem Sessel, breitbeinig und stützte, nachdenklich sein Kinn auf seiner Faust.
"Ihr solltet, solange Yuzuha und ich weg sind, immer zusammenbleiben, am besten mit Inui und Koko noch an eurer Seite."
Chichi, die auf seinem Bett saß, verdrehte nur die Augen, während Yuzuha ihr eine Wundsalbe auf die aufgeplatzte Lippe schmierte.
"Als ob die zwei Tunten, mich beschützen können... AUAAA!"
Auf Chichis Worte hin zwickte meine Schwester ihr kurz in die Wange und sah dabei eindringlich und ein wenig wütend zu ihr hinab. Anschließend verschloss sie die Tube und legte sie auf den Tisch.
"Chichi, das ist wirklich ernst! Diese Kriminellen wollen dich entführen, um dadurch an Taiju zu gelangen. Und jetzt, wo du vor ihnen fliehen konntest, haben sie es mit Sicherheit noch mehr auf dich abgesehen!"
Yuzuha Stimme war besorgt, fast schon kläglich.
"Ich muss meiner Schwester Recht geben Chichi...".
Ich stemmte mich von der Wand ab, an der ich bis gerade eben noch angelehnt war, und ging auf Chichi zu.
"Außerdem hast du mir erzählt, dass sie von jedem einzelnen von uns Bescheid wissen, selbst von Taka-chan... Wahrscheinlich dauert es auch nicht mehr lange, bis sie wieder anfangen uns zu beschatten."
Ich kniete mich vor die Bettkante zu ihr, legte meine Hand auf ihr Bein und sah sie besorgt an, während ich auf ihre geschwollene Lippe starrte. Doch dann bemerkte ich etwas anderes in ihrem Gesicht, das mir zuvor nicht aufgefallen war. Leichte Kratzer, blass und von ihrer Stirn bis zum Kinn ziehend,
als ob sie sich selbst......
"Könnt ihr gleich übereinander herfallen?! Herr Gott nochmal, wir reden hier über etwas ernstes!"
Rief Taiju empört und schlug sich aufs Bein, brachte mich aus meinen starren.
Meine Augen verfangen sich aber in ihren wunderschönen grauen Augen, die mich ebenso ansahen und anscheinend etwas suchten. Hatte sie bemerkt, worauf ich achtete? Sofort herob ich mich und räusperte mich kurz, als ich dann fortfuhr.
"Ähem... Also... Ich bin auf jeden Fall der gleichen Meinung wie meine Geschwister, dass wir bis sie wieder da sind und wir einen Plan haben, so gut es geht immer zusammen bleiben sollten."
Chichis Begeisterung hielt sich in Grenzen, weshalb sie sich genervt aufs Kissen fallen ließ und ihre Füße, übereinander aufs Bett hob.
"Tzz.. ihr lässt sowieso nicht locker, also von mir aus..."
Sie schloss kurz die Augen, verschränkte dabei die Arme hinter dem Kopf und atmete ihren Widerwillen schwer wieder hinaus.
"Die Trullas bleiben aber Zuhause! Ich brauche keine Babysitter..."
Meinte sie angepisst und öffnete dabei ein Auge, schielte zu Taiju rüber.
"Wenn Hakkai mal nicht kann, werden die beiden sofort zu dir kommen, ob du willst oder nicht! UND JETZT NIMM DEINE QUADRATLATSCHEN AUS MEINEM BETT, WEIB!"
Schrie Taiju der schwarzhaarigen entgegen, bekam aber als Antwort nur ein Kissen ins Gesicht geworfen.
Und wieder fingen die beiden an, sich Tausende Beleidigungen an den Kopf zu werfen, wobei kleine Kinder sich wahrscheinlich die Ohren zuhalten müssten, da die Schimpfwörter jegliche Altersgrenze überschritten. Yuzuha hielt sich die Hand vors Gesicht, schüttelte dabei den Kopf, und auch ich konnte bei der wiederholten Auseinandersetzung der beiden nur schmunzeln.
Aus dem Schrank von Taiju drang ein merkwürdiges Geräusch, ein gedämpftes Rütteln begleitet von quietschenden Lauten, die nahezu erstickt klangen. Natürlich war ich mir bewusst, was dahinter steckte.
Ich näherte mich dem Schrank und öffnete ihn.
"Sag mal Aniki.... Warum hast du Momo und Hataro zusammen geknebelt, Socken in dem Mund gestopft und im Schrank eingeschlossen?"
Ich zeigte auf sie, während sie mich völlig ängstlich ansahen und wahrscheinlich auf meine Hilfe hofften.
Sofort hörte mein Bruder mit seinen schmutzigen Worten, die er Chichi an den Kopf warf, auf und ließ auch den Sessel wieder runter, den er, glaube ich, auf sie werfen wollte.
"Damit sie nicht auf dumme Gedanken kommen und um Hilfe rufen. Vater könnte sie nachher noch hören!"
Ich nickte, da es einleuchtend war.
"Ein wenig Geduld Jungs. Ich hole euch gleich wieder raus."
Und schloss den Schrank wieder. Es tat mir schon ein wenig leid, immerhin waren die Kerle, bis auf dass sie Chichi überfallen hatten, recht in Ordnung. Da es sowieso nicht ihre Idee war, sondern sie gezwungen wurden, bei der Sache mitzumachen, erübrigte sich der Rest. Außerdem waren die beiden echte Spitzenköche, das konnte man sich doch nicht entgehen lassen.
Von draußen erklang ein aufdringliches Hupen, das mehrere Male betätigt wurde. Mein Vater war wohl bereit, loszufahren. Wir sahen uns alle einige Sekunden an, als wir drei Geschwister, mit Chichi im Schlepptau, hinunter zum Wagen unseres Vaters liefen. Unten angekommen, stand er bereits mit verschränkten Armen vor seinem Wagen und musterte mich und die schwarzhaarige kurz.
"Hakkai"
"Ja Vater?"
"Ich möchte das du keinen Mist, die zwei Wochen anstellst, ich vertrau dir und Kamamoto? War mir wirklich eine Freude dich kennenzulernen."
Er streckte ihr die Hand entgegen, und sie legte ihre Hand in die seine. Mein Abschied von meinem Vater war wie gewohnt distanziert, was in unserer Beziehung nicht ungewöhnlich war, da wir stets einen Mangel an Wärme spürten. Ein einfaches Nicken genügte in diesem Moment. Yuzuha hingegen umarmte uns beide herzlich, und auch Chichi erwiderte diese Geste, indem sie meine Schwester fest in ihre Arme schloss, während ich überrascht auf die beiden blickte.
"Hakkai?"
Mein Bruder näherte sich mir, legte einen Arm um meine Schultern und neigte sich zu mir, um mir zu signalisieren, dass er mir etwas zu flüstern wollte.
"Wenn es wieder zu Schwierigkeiten kommt und die Gefahr diesmal hoch steht. Dann schalte diesmal die Toman mit ein ok? ..... Ich habe ein ungutes Gefühl, wenn wir weg sind."
Einen Tag später.
Der Motor brummte zischend und heftig, als wir die Autobahn entlang fuhren, während die Reifen rhythmisch über den Asphalt rollten. Der Wind blies uns kräftig ins Gesicht und sorgte dafür, dass Die Haare, meines Hintermannes oder besser gesagt Frau, wild in alle Himmelsrichtungen flatterten. Ich zischte kurz auf, als ich schmerzlich feststellte, wie sich Chichis Fingernägel in mein Hüftfleisch bohrten, und hinter mir ein genervtes Brummen vernahm.
"Stimmt was nicht?"
Fragte ich laut an sie gerichtet und sah kurz in den Rückspiegel.
"Meine Haare fliegen mir die ganze Zeit, in die Fresse! Hättest du kein Helm mitnehmen können?!" Fragte sie mit leichter Aggression in der Stimme.
Ich lachte laut auf, bewegte meinen Arm nach hinten und klopfte ihr auf das Bein, was sie nur diesmal zuließ, weil sie mir bei dem Tempo keine Überbraten konnte. Zu meinem Glück.
"Ich hab's halt vergessen Sorry, aber wir sind eh gleich da!"
Wobei von hinten nur ein tiefes Knurren kam, als Antwort.
Ich warf weiterhin Blicke in den Rückspiegel, konnte mich nicht davon abhalten, sie erneut anzuschauen, wie sie mit geschlossenen Augen und aufgeplusterten Wangen sich an meinen Rücken schmiegte und innerlich bereits mein Todesurteil bestimmte. Es war frustrierend, dass ich mich einfach nicht sattsehen konnte an ihr, unabhängig davon, wie sie gerade drauf war. Mein Herz hüpfte vor Freude, und ich verspürte den unwiderstehlichen Drang, meinen Körper dazu zu bewegen, mit dem Bike und ihr nach Hause zu fahren, um endlich das zu erlangen, was ich mir ersehnte. Chichi...
Endlich angekommen, stiegen wir abwechselnd vom Bike und betrachteten das imposante Neon-Schild des Bowlingcenters. Zugegeben, nur ich konzentrierte mich darauf, während Chichi mit ihren Haaren zu kämpfen hatte, die ihr quer übers Gesicht fielen und ihr die Sicht versperrten. Als sie es schließlich schaffte, ihr Gesicht davon zu befreien, erhielt ich im Gegenzug einen harten Fausthieb auf den Hinterkopf, den ich lachend hinnahm, um mir anschließend schmerzerfüllt den Kopf zu reiben.
Durch die Geräumigkeiten kamen wir immer näher zu einer breiten Sitzecke, wo bereits meine, ich meinte unsere, Freunde saßen. Takemichi, der bereits vor der Bahn stand und die Kugel rollen ließ, zeigte schon von weitem seine Choreographie und wie die Bowlingkugel die Bahn hindurch raste.
*Na warte ab, wenn ich gleich dran bin.*
Dachte ich mir nur.
"Chichi! Hakkai! Endlich seid ihr da!"
Ema erhob sich und winkte enthusiastisch in unsere Richtung, wobei sie ihr strahlendstes Lächeln zeigte.
Hingegen Draken der neben ihr saß, mit einer lässigen Geste uns begrüßte.
Vor der Couch begrüßte ich ebenfalls die Runde, wobei Chichi wie gewohnt sehr zurückhaltend erschien. Ema hingegen ließ sich davon nicht beeindrucken und umarmte sie, sodass man fast den Eindruck hatte, sie würde sie zerquetschen.
"Ema... Lass mich los! I..ich kriege k..keine Luf..t m..mehr."
Die blondhaarige löste sich von ihr, zog sie jedoch mit einem Ruck auf die Couch und rückte näher an sie heran.
"Ich bin ja so froh, dass du auch gekommen bist! Ein wenig mehr Frauen Power schadet nie!"
Meinte Ema und schaute dabei grimmig, auf die Männergruppe
"Hakkai worauf wartest du? Takemichi kann es kaum erwarten, dass du ihm wieder ne Lektion übers Bowlen erteilst."
Rief Chifuyu zu mir hinüber, während er mit Takemichi an der Bahn stand und sich das Lachen nicht verkneifen konnte. Der blonde hingegen begann bereits zu schmollen, als er die Worte seines Kollegen hörte und sich die Handschuhe richtete.
"Jaja... Macht ihr nur eure Witze. Diesmal bin ich gut vorbereitet, ihr werdet sehen!"
Ich lachte.
"Keine sorge, dass lasse ich mir bestimmt nicht entgehen. Einen Moment noch!"
Ich drehte mich erneut zu den anderen der Gruppe um und machte einen Schritt zurück, als ich plötzlich die negative Energie wahrnahm, die den Raum durchzog. Diese unangenehme Stimmung kam eindeutig von Chichi, aber nicht nur von ihr allein. Direkt gegenüber von ihr saß Mikey, der ebenfalls einen düsteren Gesichtsausdruck aufgesetzt hatte.
"Hexe...."
"Giftzwerg..."
Scheiße... So wie die beiden sich gerade ansahen, könnte man meinen sie gehen sich jede Sekunde an die Gurgel. Wahrscheinlich würden sie sich auch am liebsten genau jetzt zerfetzen, hielten ihr Temperament aber für uns zurück.
"Jetzt komm mal wieder runter Mikey. Du erschreckst noch Hakkais Freundin."
Draken grätschte sich ein und tätschelte einige male, dem kleineren auf dem Kopf.
"Tzz... Als ob der mir Angst einjagen könnte. Hätte er als Kind seine Fruchtzwerge aufgegessen, könnte er mir im stehen wenigstens in die Augen schauen und bräuchte keine Leiter."
meinte sie zu ihrem Gegenüber und hatte ein schelmisches Grinsen aufgesetzt.
"Ach ist das so? Wir werden gleich beim Spiel sehen, wer zuletzt lacht."
Sagte Mikey mit einem selbstsicheren Ton und trank aus seiner Cola, die er vom Tisch nahm und ein durchzogenes schlürfen erzeugte.
Ich lachte nervös auf und war mir langsam nicht mehr so sicher, ob der Nachmittag wirklich so entspannt und lustig werden würde, wie er eigentlich sollte. Und so wie die beiden sich angriffslustig ansahen, verstärkte sich mein Gefühl, doch lieber mit ihr nach Hause zu fahren, immer mehr.
"Kein Problem ich bin bereit Giftzwerg!"
Chichi's Stimmlage wurde, auf gruselige Art und Weise, tief sowie herausfordernd.
Ein Glück mischte sich Ema aber ein und stand von der Polsterung wieder auf, zog ein weiteres Mal die schwarzhaarige hinter sich her.
"Wisst ihr was, ich hole mit Chichi die Schuhe fürs Bowlen schonmal. Ihr könnt ja schon die Gruppen festlegen, wenn ihr möchtet. Hakkai, deine Schuhe haben bereits Take und Fuyu besorgt, die stehen da drüben irgendwo."
Und schon verschwand sie darauf mit ihr.
Erleichtert seufzte ich auf. Es konnte ja nur noch besser werden, natürlich sarkastisch gemeint. Als Mikey und Draken dann auch aufstanden, gingen wir gemeinsam zu unseren anderen beiden Freunden zur Bahn. Chifuyu zierte schon die ganze Zeit über ein freches Grinsen. Ich konnte ihm die Freude aus dem Gesicht ablesen, als er mir dann spielerisch gegen die Schulter boxte.
"Hey.... Wie es aussieht, versteht ihr euch beide wieder hmm? Freut mich für dich Bro."
Im Gegenzug schlug ich ihn leicht zurück und musste dabei schmunzeln.
"Ja sieht ganz danach aus."
Ich sagte einen Moment nichts und überlegte kurz, bis ich dann die runde etwas fragte.
"Kommt eigentlich noch jemand?"
Mikey sah zu mir rüber und ein wenig hoch.
"Jap tatsächlich kommen noch....."
__________________
Chichi's Sichtweise
An der Information fragten wir nach den passenden Schuhen. Ema staunte dabei nicht schlecht, als ich erwähnte, dass ich Schuhgröße 39 bräuchte, da ihre mit 35 recht winzig neben meinen ausschauten. Generell sah ich neben anderen Frauen ziemlich groß aus, was bei meiner Körpergröße von 1,73 nicht ungewöhnlich war, obwohl wir Japaner als recht klein galten. Da war ich wohl die Ausnahme.
"Ich würde noch eben schnell für kleine Mädchen gehen. Du kannst sie dir ja schonmal hier anziehen, bin sofort wieder zurück."
Sagte Ema zu mir, worauf ich ihr zu nickte. Währenddessen die Blonde aufs Klo ging, zog ich meine Sneakers aus, legte sie zur Seite und stülpte mir die anderen Schuhe über. Alles ging recht fix, und als ich sie an hatte, hockte ich mich hinunter, um mir eine Schleife zu binden. Ein Schuh war geschafft, es fehlte nur noch der andere, was auch im Nu gelang.
Ich richtete mich erneut auf und stieß dabei mit meinem Rücken gegen etwas Hartes, was mich kurz aufschrecken ließ, als ich dann auch spürte, dass sich zwei große Hände auf meinen Schultern niederlegten.
Mein Körper drehte sich um, schlug die Hände von mir weg und sah nach oben, wo ich zwei goldfarbene Augen begegnete.
"Oi.. oi..oi... Mein Wunsch ist wohl in Erfüllung gegangen, dich nochmal wieder zu sehen."
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro