Kapitel |16|
Mittwoch
Einen Tag später ging ich nach der Schule zusammen mit Angry ins Mädchenheim, um Chichi nach unserem Abend, der in einen Kuss endete und dann zu ihrer Flucht führte, wieder zu sehen. Natürlich ging es auch darum, auf sie aufzupassen, solange diese Scharlatane hier draußen ihr Unwesen treiben und sie vor ihnen nicht sicher war. Es war auch die Anweisung meines Bruders, der darauf bestand, dass ich ihr Begleitschutz biete. Auch wenn sie lieber darauf verzichten würde, würde ich es dennoch tun.
Angekommen, seufzte ich schwer, bevor Angry mich an der Schulter anstieß und mich aufmunternd ansah. "Jetzt mach schon, außer dass sie dir eine runterhaut, kann nichts Schlimmes dabei rumkommen."
*Wo er Recht hat, hat er Recht.* Im schlimmsten Fall, wenn ich ihr zu sehr auf die Pelle rückte, würde sie mich nur windelweich prügeln und zur Sau machen. "Das sagst du so leicht. Seit Montag ignoriert sie mich völlig. Sie reagiert nicht auf Nachrichten, und meine Anrufe blockt sie, wahrscheinlich habe ich sie total abgeschreckt."
"Naja, den Vorschlag, dass Chifuyu dir das Küssen beibringt, hast du ja dankend abgelehnt." Angry lachte ein wenig, als er an gestern und an Chifuyus Vorschlag dachte, woraufhin ich nur angewidert das Gesicht verzog.
"Bäh, nein danke. Ich würde lieber den Rest meines Lebens ungeküsst bleiben, als mir von ihm das Rumlecken beibringen zu lassen."
Wir befanden uns auf der gegenüberliegenden Straßenseite des Mädchenheims und konnten von dort aus beobachten, wie jemand die Tür öffnete. Es war ihre Freundin Daisi, die mit einer großen Tasche den Weg entlang ging. Ich zögerte nicht lange und ging direkt auf sie zu, während ich die Straße überquerte.
Mit großen Schritten folgte ich der Kleineren und rief währenddessen immer wieder ihren Namen. Sie reagierte jedoch nicht wirklich darauf und summte weiterhin seelenruhig vor sich hin. "Daisi! Oi Daisi, warte doch!!"
Als ich sie dann einholte, fasste ich ihr an die Schulter, worauf sie sich panisch umdrehte, hysterisch aufschrie und ich vor Schreck gleich mitschrie.
"AHHHH!!"
"AHHHHH!!"
"Hakkai? Verdammt, warum erschreckst du mich so?" Sie holte einen ihrer Kopfhörer aus dem Ohr und da hatten wir das Problem, warum sie mich nicht hörte.
"Das könnte ich dich genauso fragen. Du musst ja nicht gleich so schreien..." Ich kratzte mir verlegen am Kopf und sah noch einmal auf ihre Tasche, die sie auf dem Boden ablegte. "Na, nun? Bist du auf dem Weg zu einer Übernachtung, oder warum hast du so eine große Tasche dabei?"
"Das könnte man so sagen, aber du bist sicherlich nicht hier, um danach zu fragen. Du bist doch auf der Suche nach dem Sturkopf, oder?" In dem Moment, als sie dies aussprach, wurde mir plötzlich mulmig und ich fand zunächst keine Worte.
"Hmm..naja...also.. könnte man so sagen"
Angry trat näher und legte sanft eine Hand auf meine Schultern. "Ja, das tut er, und es wäre wirklich nett von dir, wenn du sie vielleicht holen könntest, damit Hakkai endlich mit ihr sprechen kann."
Daisi presste ihre Lippen zusammen und überlegte zuerst, bevor sie etwas sagte. "Das würde ich gerne tun, aber Chichi ist gerade nicht da..."
Sofort schrillten bei mir die Alarmglocken. Wo sollte sie sein, wenn nicht mit ihrer besseren Hälfte?
"Wo ist sie denn?" fragte ich.
"Du weißt aber schon, dass wir beste Freundinnen sind? Ich werde dir ganz sicher nicht so leicht verraten, wo sie sich befindet", entgegnete sie, während sie ihre Tasche vom Boden aufhob und sie sich über die Schulter hängte.
"Bitte, Daisi, ich muss sie wirklich sehen. Ich werde immer unruhiger, je länger sie mich ignoriert." Ich klang verzweifelt, und vor anderen würde ich wahrscheinlich als verweichlicht rüberkommen, aber bei ihr hatte ich das Gefühl, dass sie mich verstand.
"Ich würde es dir wirklich gerne sagen, aber das würde bedeuten, dass ich ihr Vertrauen missbrauche, und das möchte ich nicht. Allerdings kann ich dir einen kleinen Hinweis geben." Sie legte eine Hand auf meine Schulter, und erst jetzt wurde mir bewusst, wie viel kleiner sie im Vergleich zu Chichi war. Sie war sicherlich ein ganzes Kopf kürzer.
"Aber erst einmal, tu mir den Gefallen und bedränge sie nicht. Wenn du sie findest, überrumple sie nicht direkt und lass ihr Zeit." Sie klopfte mir beherzt auf die Schulter und grinste mich dabei an. "Den einzigen Tipp, den ich für dich habe, ist....Such sie einfach an allen Orten, wo du sie vermutest, sind ja nicht viele", fügte sie noch hinzu.
"Soll das ein Hinweis sein?" Ich betrachtete sie fragend, doch sie erwiderte lediglich mit einem kurzen "Jup" und wandte sich dann von mir ab, um ihren Weg fortzusetzen.
Entsetzt beobachtete ich, wie sie sich entfernte, und war unsicher, was ich mit diesem, ach so großartigen Hinweis, anfangen sollte. Ich wollte ihr nachgehen und rief. "Hey, bleib stehen! Damit kann ich nichts anfangen. Ich brauche was genaueres!" In diesem Moment hielt mich Angry auf und nahm sanft meinen Arm, um mich zurückzuhalten.
Daisi drehte ihren Kopf noch einmal in meine Richtung und lief dabei weiter. "Nö, such sie einfach, irgendwann findest du sie schon," sagte sie und steckte sich wieder die Kopfhörer ins Ohr, während sie sich von mir abwandte.
Donnerstag.
"Wie? Sie ist nicht hier?!" Ich fuhr mir mit den Händen durch meine kurz geschorenen Haare und hätte, wenn sie länger wären, sie mir am liebsten herausgerissen. Ich stand vor Chichis Schule und wollte sie eigentlich dort abfangen, um endlich mit ihr reden zu können. Aber da kamen mir Pah und Peh entgegen und sagten, dass sie nicht einmal zur Schule gekommen sei.
"Ey, nur weil du deine Perle verloren hast, brauchst du immer noch nicht so zu schreien, Shiba!" Sagte Peh aufmüpfig zu mir und drehte seinen Kopf wieder um 180 Grad.
"Genau! Du bist ja ganz schön launisch geworden, seit du die rosa Brille trägst"
Meint Pah zu mir, während er genüsslich sein Sandwich verspeiste.
"So wie ich mitbekommen habe, soll sie sich für die ganze Woche krankgeschrieben haben. Mehr weiß ich aber auch nicht. Tut mir leid, Großer."
Ich seufzte schwer und senkte den Blick.
"Sorry, ihr könnt ja eigentlich nichts dafür... Dann gehe ich mal zu Taka-chan, der weiß vielleicht was." Und so wollte ich an den beiden vorbei und in Richtung Takashi's Kurs gehen, als Pech mich dann doch nochmal aufhielt.
"Da kannst du lange suchen, der ist nämlich auch schon seit Dienstag nicht mehr in der Schule. " Verwundert über Pehs Worte nickte ich schwerfällig. So etwas kannte ich von Takashi nicht, dass er nicht in der Schule auffindbar war. Hoffentlich hatte er nichts Akutes.
Freitag
Es war der Beginn des Wochenendes, und ich machte mich auf den Weg zu Taka-chan. Bevor ich jedoch mit meinem Bike losfuhr, hatte ich noch ein Gespräch mit meinem Bruder, der zunehmend die Geduld verlor. Von Eiiro Fujiko und seiner Gruppe war nach wie vor keine Spur. Selbst Koko und Inui waren nicht in der Lage, sie ausfindig zu machen, obwohl die beiden Handlanger von Fujiko, sämtliche Informationen preisgaben, die sie hatten. Doch alle Bemühungen führten ins Leere. Jedes Mal, wenn sie kurz davor waren, endlich eine Spur zu ihrem Aufenthaltsort zu finden oder ausreichend Informationen zu sammeln, stießen sie an eine Sackgasse.
Taiju zeigte sich zunehmend nervös und schlug vor, eine Krisensitzung mit allen Beteiligten abzuhalten. Dazu zählten mein Bruder, Koko, Inui, Chichi, die beiden Handlanger sowie ich. Noch ein Grund, wieso ich sie so schnell wie möglich finden musste.
Ich hielt vor Takashis Haus an und parkte mein Motorrad unmittelbar davor. Doch bevor ich absteigen konnte, fiel mein Blick auf ein mir vertrautes Fahrzeug, das direkt vor mir stand.
Chichis Auto, oder besser gesagt das ihres Chefs.
Ich hob meine Augenbrauen und sah fraglich darauf. Eigentlich hatte ich nur vor, kurz bei ihm anzuhalten, um einmal nachzufragen, ob es ihm gut gehen würde. Immerhin ging auch er nicht ans Telefon und antwortete nicht wirklich auf Nachrichten. Vielleicht wüsste er auch, wo Chichi steckte. Aber dass ich jetzt genau ihr Auto vor seinem Haus sah, bereitete mir ein ungutes Gefühl in der Magengrube. Und da fiel mir der Satz von Peh ins Gedächtnis.
*Da kannst du lange suchen, der ist nämlich auch schon seit Dienstag nicht mehr in der Schule.*
Das Gefühl in mir verstärkte sich zunehmend, und die Unruhe in meinem Körper gewann allmählich die Oberhand. Beschwingt schwang ich mein Bein über mein Bike und machte mich umgehend auf den Weg zum Mehrfamilienhaus. Als ich die Klingel betätigte, öffnete jedoch niemand. Hörbar schnaufend begann ich, an meiner Unterlippe zu kauen. Schließlich gewährte mir ein älterer Herr Einlass, als er die Haustür öffnete. Entschlossen steuerte ich die Treppen hinauf bis zur dritten Etage und erreichte schließlich die Tür seiner Wohnung. Ich klopfte energisch und klingelte mehrere male.
Zunächst gab es keine Reaktion, doch ich vernahm leises Geflüster und bemerkte, dass sich jemand kurz an der Tür befand, vermutlich um durch den Spion zu schauen. Ich klopfte erneut mit Nachdruck, daraufhin wurde die Tür geöffnet.
Ein halbnackter Takashi öffnete die Tür, sein Haar war völlig zerzaust, während er sich gerade seine Unterhose zurecht zog. "H...Hey Hakkai, was machst du denn hier?"
Es war ein Moment, in dem meine inneren Gefühle überkochten und ich die Kontrolle verlor. Die aufgestaute Wut war so intensiv, dass ich sie nicht länger zurückhalten konnte. In einem Augenblick, der von Adrenalin geprägt war, ballte ich meine Faust zu einer festen Kugel. Mit aller Kraft, die ich aufbringen konnte, traf ich sein Gesicht. Der Aufprall war so heftig, dass er förmlich zurückgeschleudert wurde und zu Boden fiel.
"Du elender ....Wo ist sie?!" rief ich frustriert und stürmte in die kleine Wohnung. "Chichi!?" Mein Blick durchstreifte jeden Winkel, doch zum Glück war die Wohnung nicht groß. Schnell gelangte ich ins Wohnzimmer und entdeckte dort auf dem Sofa ordentlich gefaltete Kleidung, die mir sofort vertraut erschien! "DAS SIND DOCH CHICHI'S KLAMOTTEN. WILLST DU MICH KOMPLETT VERARSCHEN, MITSUYA!" Ich nannte meinen besten Freund beim Nachnamen und steuerte wieder auf ihn zu. Ich packte ihn am Kragen und natürlich packte er mich genauso an meinen Handgelenken an.
"Du verstehst das falsch, Hakkai. Beruhige dich erstmal und lass mich dir erklären, was eigentlich los ist. "
"Was willst du mir noch erklären?! Ihr Wagen steht vor deiner Tür, du bist halbnackt und ihre Kleidung liegt hier! Wie lange läuft da schon etwas zwischen euch, hä!? Habt ihr etwa zusammen die Schule geschwänzt, um es miteinander zu treiben?! Wie kannst du nur?! Ich dachte, wir sind Freunde, verdammte Scheiße nochmal!" Mein Gesicht zog sich zunehmend zusammen, und mein Tonfall wurde immer bedrohlicher. Vor Wut bebten bereits meine Hände, während meine Augen sich eindringlich auf Takashi richteten.
Ich vernahm Schritte hinter mir... Ich ließ ihn los, wandte mich der Person zu, die den Raum betrat, und meine Augen weiteten sich erschrocken, als ich erkannte, wer vor mir stand.
"Hakkai... Ich glaube, ich muss dir etwas erklären."
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Hakkai, als Mitsuya halbnackt die Tür öffnet.
Mitsuya, als Hakkai vor der Tür stand.
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